MenschenGesichter Teil 48: Simón Bolívar, der Freiheitsheld von Südamerika
mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich
Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.
Bolivien. 8 Soles 1827, Potosí. Büste Simón Bolívars in Uniform mit Lorbeerkranz. Rs. Baum zwischen zwei Lamas, darüber sechs Sterne. © MoneyMuseum, Zürich.
In nicht einmal zwei Jahrzehnten erkämpften sich die Provinzen Spaniens in Südamerika die Freiheit. Held ihres Kampfes wurde Simón Bolívar, der von Anfang an in den Freiheitskriegen eine führende Rolle spielte.
Simón Bolívar, geboren 1783 in Caracas, entstammte einer der reichsten einheimischen Familien mit besten Verbindungen nach Europa. So besuchte Bolívar schon in jungen Jahren Frankreich, wo zur Zeit seines Besuches die Französische Revolution gerade in vollem Gange war. Die neuen Ideen beflügelten den jungen Mann, der später (seit 1810) stets dort zu finden war, wo man versuchte, die spanischen Truppen mit Waffengewalt aus Lateinamerika zu vertreiben.
Porträt Simón Bolívars von Ricardo Acevedo Bernal. Quelle: Wikicommons.
Ein Sozialreformer oder Demokrat war Simón Bolívar mit Sicherheit nicht, weder lag ihm die Befreiung der Sklaven noch die politische Gleichstellung von Arm und Reich am Herzen. Er war nicht mehr und nicht weniger als der bedeutendste Kriegsheld, mit dessen Hilfe eine spanische Provinz nach der anderen unabhängig wurde: Venezuela, Kolumbien, Panama, Ecuador, Peru und schließlich, im August 1825, Alto Perú, ein unzugängliches Hochland, wo spanische Truppen bis zuletzt ausgeharrt hatten, um die reichen Silbervorkommen von Potosí zu verteidigen.
Schon im Februar 1825 war Alto Perú den Anhängern Bolívars kampflos zugefallen. Denn die Spanier hatten eingesehen, dass ein weiterer Widerstand sinnlos war. Nun stellte sich die Frage, welchem Staat das eroberte Gebiet zugeschlagen werden sollte. Sowohl Peru als auch Argentinien erhoben Anspruch auf das Land und dessen Silbervorkommen. Diktator von Peru war in diesen Jahren Simón Bolívar, der sich im Interesse des Friedens dafür aussprach, Alto Perú die Unabhängigkeit zu gewähren. Argentinien war bereit, diese Lösung zu akzeptieren: Es benötigte die Hilfe Bolívars gerade dringend im Kampf gegen Brasilien.
So konnte sich also eine konstituierende Versammlung am 10. Juli 1825 in einer Stadt mit dem unaussprechlichen Namen Chuquisaca einfinden. Dort proklamierten 39 Abgeordnete die Unabhängigkeit. Aus Dankbarkeit gegenüber Simón Bolívar nannte sich die junge Republik Republica Bolívar, was später in „Bolivien“ geändert wurde, und setzte auf die ersten Münzen, die im Jahre 1827 herausgegeben wurden, das Porträt Bolívars, des Befreiers.
Wie viel Bolivien Bolívar verdankte, sahen seine Bewohner kurz nach dessen Tod, als der Friede zwischen den noch jungen Staaten zerbrach. Blutige Kämpfe überzogen Südamerika erneut, doch diesmal ging es nicht um die Freiheit, sondern „nur“ um die Macht.
In der nächsten Folge widmen wir uns einem der Wegbereiter des dritten Reiches: Paul von Hindenburg.
Alle Teile der Reihe finden Sie hier.
Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.