Handelsmünzen Friedrichs II.
„Handelsmünzen“, so definiert Friedrich Freiherr von Schrötter im Jahre 1930, „Handelsmünzen sind zunächst Gepräge, die zwar von der Regierung hergestellt sein können, für deren Münzfuß sie garantiert, die aber kein Kurantgeld sind, das heißt, keine gesetzliche Zahlkraft haben.“ Handelsmünzen sind also Münzen, die von staatlicher Seite als Mini-Edelmetall-Barren für den Auslandshandel ausgegeben wurden. Sie passen normalerweise nicht in das Münzsystem des prägenden Staates, weil sie sich an die monetären Gegebenheiten des Zielgebiets anpassen. Häufig zeichnen sich diese speziellen Münzserien durch eine interessante Gestaltung von Vor- und Rückseite aus, was wir auch am Beispiel Preußen beobachten können.
Friedrich II. von Preußen. Piaster, Aurich / Kleve, o. J. (1751/52). Old. 368. Kluge 323. Aus Auktion Künker 250 (2. Juli 2014), 2752. Schätzung: 3.000 Euro.
Friedrich II. begann mit der Prägung von Handelsmünzen im Jahr 1751. Seine erste, ziemlich ambitionierte Ausgabe war für den Chinahandel bestimmt. Seit der Angliederung Ostfrieslands im Jahre 1744 verfügte Preußen mit Emden über einen Hafen in der Nordsee. Von dort aus sollten Schiffe unter preußischer Flagge nach China fahren, um Tee, Porzellan und Seide zu importieren. Zu diesem Zweck initiierte Friedrich II. die Gründung der „Königlich Preußischen Asiatischen Compagnie“. Da man in Europa wusste, dass die Chinesen ausschließlich gegen gutes Silber bereit waren, ihre Waren zu liefern, ließ der König zwischen Dezember 1751 und Februar 1752 preußische Piaster prägen. Diese Silbermünzen imitierten in Gewicht und Feingehalt die in China sehr beliebten spanischen Pesos. Die prachtvollen Stücke zeigen auf der Vorderseite das Porträt des Königs, auf der Rückseite eine Komposition, bei der ein wilder Mann und ein Chinese gemeinsam einen Schild halten, auf dem ein Dreimaster zu sehen ist. Darüber breitet der preußische Adler seine Schwingen. Darunter ist das Monogramm der Handelskompanie zu finden.
Tatsächlich sollen die Chinesen sofort bereit gewesen sein, diese Stücke anzunehmen, wie Kammerpräsident Lenz nach seiner Rückkehr dem König stolz meldete. Es wurden noch mehrere erfolgreiche Fahrten durchgeführt, bis der Siebenjährige Krieg dem Geschäft ein Ende machte.
Friedrich II. von Preußen. Speciestaler, Berlin, 1755. Old. 369. Kluge 318. Aus Auktion Künker 250 (2. Juli 2014), 2753. Schätzung: 30.000 Euro.
Kurz vor dem Siebenjährigen Krieg gab Friedrich die seltenste aller preußischen Handelsmünzen heraus, den Speciestaler von 1755. Dieses Stück ist deshalb so selten, weil es wegen des „missglückten“ Porträts nie in den Umlauf gelangte. Der König sah sich nicht mit Krone. So ein königliches Auftreten widersprach seiner Selbstdarstellung als Philosoph. Und dass das Ausland ihn in seinem Sinne wahrnahm, war für ihn wichtig. Schließlich war der Speciestaler dazu gedacht, den sächsisch-polnischen Talern Friedrich Augusts III. Konkurrenz zu machen und als Handelsmünze international zu kursieren. Bis auf drei zufällig erhaltene Stücke ließ Friedrich der Große die gesamte Emission einschmelzen, ein schönes Beispiel dafür, in welch hohem Maße Münzprägung Chefsache war und blieb.
Die Ausprägung von Speciestalern wurde nicht weiter verfolgt, weil 1756 der Siebenjährige Krieg dazwischen kam. Doch ein Jahr nach Friedrichs Tod ließ Minister von Heinitz für hochrangige Münzsammler 16 Exemplare aus den Originalstempeln prägen. Davon wird ein Exemplar bei Künker angeboten. Dass es sich dabei nicht um eine Münze der ersten Emission handelt, sieht man an einem winzigen Detail. Während die Originale von 1755 mit Laubrand versehen wurden, tragen die Nachprägungen einen Kerbrand.
Zwei Jahre nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges wurde die Levantinische Handels-Compagnie gegründet. Sie sollte in Nordafrika dem äußerst erfolgreichen österreichischen Handel Konkurrenz machen. Um eine passende Handelsmünze zu haben, wurde nach dem Vorbild des Maria-Theresien-Talers ein preußischer Levantetaler ausgegeben. Er übernahm den Rückseitentypus und unterschied sich nur durch das Porträt auf der Vorderseite. Dort trägt Friedrich nach dem Vorbild der römischen Caesaren einen Lorbeerkranz.
Friedrich II. von Preußen. Levantetaler 1766, Berlin oder Magdeburg. Old. 371. Kluge 320. Aus Auktion Künker 250 (2. Juli 2014), 2755. Schätzung: 2.000 Euro.
Während man Stücke mit der reich drapierten Büste aus dem Jahr 1766 noch relativ häufig zu sehen bekommt …
Friedrich II. von Preußen, Levantetaler 1767, Berlin oder Magdeburg. Old. 372. Kluge 321. Aus Auktion Künker 250 (2. Juli 2014), 2757. Schätzung: 10.000 Euro.
… wird der Typ mit der undrapierten Büste von 1767 wegen seiner Seltenheit als Probe bezeichnet.
Friedrich II. von Preußen, Albertustaler 1767, Berlin. Old. 373. Kluge 322.2. Aus Auktion Künker 250 (2. Juli 2014), 2758. Schätzung: 4.000 Euro.
Im Auftrag des Bankhauses Schweigger und für Salomon Meyer Levi wurden in den Jahren 1766 und 1767 preußische Albertustaler geprägt. Friedrich II. genehmigte dies erst nachträglich, am 3. März 1767. Albertustaler wurden vor allem für den Handel im östlichen Europa eingesetzt, wo das aus den spanischen Niederlanden stammende Vorbild gerne genommen wurde.
Der preußische Bankotaler wird häufig ebenfalls als Handelsmünze bezeichnet. Allerdings war sein Zweck eher das Gegenteil. Er diente dem Sparen! Der Bankotaler wurde als Haupteinlagemünze der 1765 gegründeten königlichen Giro- und Lehnsbank in Berlin konzipiert und ausgegeben. Deshalb wird er an dieser Stelle nicht behandelt, auch wenn ein prachtvolles Exemplar dieser Münzsorte natürlich in der Sammlung Masuren vorhanden gewesen wäre…
Einen Auktionsvorbericht zu Auktion 250 lesen Sie hier.
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