Eine Münzstätte für die Comstock Lode in Carson City / Nevada
Im Jahr 1859 fanden einige Goldsucher im Six Mile Canyon, damals noch in Utah gelegen, die bis dahin ergiebigste Silbermine der noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Eigentlich hatten sie ja Gold gesucht, von dem es in der Gegend reichlich gab. Gefunden hatten sie einen graublauen Schlamm, der sich erst mit Hilfe von chemischen Untersuchungen als äußerst lukratives Silbersulfid erwies.
Minenarbeit in der Comstock Lode. Philipp Deidesheimer, ein Absolvent der Freiberger Bergakademie, hatte eigens für die Comstock Lode eine Stützmethode entwickelt, mit der große Leerräume einsturzsicher gemacht werden konnten.
Doch um die Schätze der Comstock Lode abzubauen, brauchte es Kapital. Vorbei war die Zeit der einsamen Goldsucher; nun entstanden große Kapitalgesellschaften. Und diese Kapitalgesellschaften sorgten dafür, dass sich die Reichen und Mächtigen der neuen Welt für die westliche Hälfte des Staates Utah interessierten.
In Utahs Hauptstadt herrschten damals die Mormonen. Ihre rigiden Moralgesetze gefielen den Männern in den Boomtowns nicht, die über den großen Bergwerken entstanden. So versuchten sie, die Loslösung von Utah zu erreichen. Sie hatten dafür das beste Argument, das man sich vorstellen kann: den Silberreichtum ihrer Region. Schließlich stand der amerikanische Sezessionskrieg vor der Tür, und Abraham Lincoln machte sich Sorgen, wie er den finanzieren könne. So sorgte er dafür, dass Nevada am 31. Oktober 1864 als 36. Staat der Vereinigten Staaten in die Union aufgenommen wurde. Was machte es, dass die dafür eigentlich erforderliche Zahl an Bürgern noch nicht dort wohnte? Das würde schon kommen. Und die führenden Bürger von Nevada beteiligten sich an der Finanzierung des Kriegs, das war das Wichtigste.
Dafür konnte Lincoln ihnen schon Zugeständnisse machen. Dazu gehörte der Bau einer staatlichen Münzstätte in Nevada, um so die Versorgung des Landes mit Bargeld zu sichern. Auch für Washington bot eine Münzstätte nahe der Comstock Lode Vorteile. Bisher hatte man das ungeprägte Gold und Silber über die Rocky Mountains nach San Francisco transportieren müssen – und dabei manch wertvolle Ladung an Outlaws und die Unbilden des Wetters verloren.
Die Münzstätte von Carson City. Quelle: Library of Congress / Wikipedia.
Doch wo sollte die neue Münzstätte stehen? Abraham Curry, ein Unternehmer aus New York, der in den Westen gegangen war, um sein Glück zu machen, brachte seine eigene Gründung in Position. Carson City lag angenehme 5 Stunden Fußmarsch entfernt von Virginia City, der Stadt, die über der Comstock Lode entstanden war. Er wurde tatsächlich im Jahre 1865 vom Kongress beauftragt, die neue Münzstätte in Carson City zu bauen.
Und damit prallten die Vorstellungen des Ostens und des Westens aufeinander. Kein New Yorker konnte sich vorstellen, wie teuer im Westen die Arbeitskraft war und mit welchem Aufwand alle Baumaterialien herangeschafft werden mussten. 150.000 $ hatte der Kongress für den Bau der Münzstätte veranschlagt. Auf 426.788 $ addierten sich die tatsächlichen Kosten. Verbunden war diese Kostensteigerung mit einem endlosen, den Betrieb verzögernden Hin und Her zwischen Abraham Curry und der Regierung. Die Prägepressen wurden von New York mühsam mit dem Schiff um Südamerika herum transportiert, um in San Francisco auf Maultiere umgeladen über die Rocky Mountains nach Carson City gebracht zu werden. Als endlich alles in der Münzstätte bereit war, fehlten die Stempel. Sie wurden erst am 10. Januar 1870 mit der Postkutsche von Wells Fargo geliefert.
20 Dollars „Gold Double Eagle“ Carson City 1871 CC. Fr. 176. Nur 17.387 Stück geprägt. Aus Auktion Gadoury 3. Dezember 2016, Nr. 934. Geschätzt mit 2.000 Euro.
Und damit begann die Münzprägung. 8 verschiedene Nominale wurden in Carson City hergestellt, darunter vor allem Silber – schließlich produzierte die Comstock Lode zwischen 1860 und 1880 fast 7 Millionen Tonnen Silber! Doch neben Dimes, Quarters, Halves, Trade Dollars und Morgan Dollars, wurden auch seltene Goldmünzen produziert, insgesamt 57 Typen.
Es entstanden:
Anzahl | Nominal | im Nominalwert von |
864.128 | 20$ | 17.282.560$ |
299.778 | 10$ | 2.997.780$ |
709.617 | 5$ | 3.548.085 |
20 Dollars „Gold Double Eagle“ Carson City 1878 CC. Fr. 179. Nur 13.180 Stück geprägt. Aus Auktion Gadoury 3. Dezember 2016, Nr. 958. Geschätzt mit 1.800 Euro.
An Gold Double Eagles wurden in den Jahren zwischen 1870 und 1893 mit dem Münzstättenzeichen CC folgende Stücke geprägt:
Jahrgang | Anzahl |
1870 | 3.789 |
1871 | 17.387 |
1872 | 26.900 |
1973 | 22.410 |
1874 | 115.085 |
1875 | 111.151 |
1876 | 138.441 |
1877 | 42.565 |
1878 | 13.180 |
1879 | 10.708 |
1882 | 39.140 |
1883 | 59.962 |
1884 | 81.139 |
1885 | 9.450 |
1889 | 30.945 |
1890 | 91.209 |
1891 | 5.009 |
1892 | 27.265 |
1893 | 18.402 |
Aus politischen Gründen wurde die Münzstätte nach dem Tod von James Crawford, der als Superintendent der Prägung in Carson City vorgestanden hatte, geschlossen. Schließlich wurde gerade heiß diskutiert, ob das Münzwesen der Vereinigten Staaten vom Silber- auf den Goldstandard umgestellt werden sollte. Und in Carson City wurden natürlich in erster Linie – man denke an die nahe gelegene Comstock Lode – Silbermünzen geprägt, 1879 zum Beispiel 756.000 Morgan Dollars.
Grover Clevelands Eintreten für den Goldstandard – und damit auch für das Ende der Münzstätte von Carson City – bescherte ihm einen Ehrenplatz auf einem frühen Goldzertifikat der USA im Wert von 1.000 $, das 1934 ausgegeben wurde. Quelle: National Numismatic Collection at the Smithonian Institution / Wikipedia.
Erst im Oktober 1889, als das Präsidentenamt auf den Republikaner Benjamin Harrison übergegangen war, wurde die Münzstätte wieder eröffnet. Harrison präferierte den Silberstandard und kam den Minenbesitzern in Nevada mit seiner Politik sehr entgegen. Doch am 4. März 1893 nahm Grover Cleveland ihm das Präsidentenamt wieder ab – und ließ die Münzstätte von Carson City sofort schließen.
Endgültig verlor Carson City seinen Status als Münzstätte im Jahr 1899. Zu diesem Zeitpunkt war die Silberproduktion der Comstock Lode drastisch zurückgegangen. Im Gebäude wurde eine staatliche Metallankaufstelle eingerichtet, die erst 1933 schloss. Man verkaufte das Gebäude für 10.000 $ an den Staat Nevada, der dort sein staatliches Museum eingerichtet hat.
Die Gold Double Eagles aus Carson City gelten heute unter amerikanischen Sammlern als große und begehrenswerte Raritäten. In der Auktion Gadoury werden 15 Stück davon angeboten. Die Jahrgänge zwischen 1871 und 1884 sind komplett vertreten, dazu enthält die Sammlung ein Stück von 1890 und eines von 1891 sowie einen Half Eagle (= 5 $) von 1890. Reichlich Gelegenheit also, eine dieser großen Raritäten zu erwerben. Sie zeugen von der Pionierzeit des Wilden Westens, von Goldgräberstädten und Unternehmertum. Sie sind Teil des großen amerikanischen Traums.
Hier geht es zu den Prägungen aus Carson City in der Auktion Gadoury.
Den Vorbericht zur Auktion lesen Sie in der MünzenWoche.