Ein Lebenswerk an königlichem Ruhm, verewigt in Metall und auf Papier
„Meine Wertschätzung für Sie, meine Herren, können sie daran ermessen, dass ich Ihnen das anvertraue, was mir am kostbarsten ist auf der Welt: meinen Ruhm.“ Das soll der Sonnenkönig Ludwig XIV. einmal zu den Mitgliedern seiner Petite Académie gesagt haben. Die hatte Ludwig 1663 eigens dafür eingerichtet, seine Medaillen zu produzieren – und zwar genau so, wie er und seine Minister sie sich vorstellten. Bei keinem Monarchen davor oder danach war die Medaille ein so zentrales Element der Selbstdarstellung: Der Sonnenkönig hatte erkannt, welche Möglichkeiten sie bot.
Gerade, um das sorgsam erdachte „Image“ gezielt in ganz Europa zu verbreiten, waren Medaillen ideal. Sie wurden als diplomatisches Geschenk an Gesandte vergeben oder an andere Herrscher übersandt – je nach Rang und Bedeutung in Bronze, Silber oder Gold. Und das oft nicht nur einzeln, sondern in ganzen Suiten von teilweise über hundert Medaillen. Denn die Academie erdachte und prägte Medaillen auf alle erdenklichen „rühmlichen“ Ereignisse, seien es Erfolge in den unzähligen Kriegen des Sonnenkönigs, Episoden aus dem persönlichen Leben Ludwigs, technische Fortschritte oder neu errichtete Bauten.

Los 5023: Médailles sur les principaux evenements du regne entier de Louis le Grand, avec des explications historiques. Paris 1723 [2. Auflage].
Gut, es handelt sich eher um die Geschichte, wie sie der König gerne von anderen gesehen haben wollte. Vor allem, wenn das Kriegsglück Frankreichs Gegner bevorzugte, fällt das auf: Große Niederlagen werden ausgespart, die unbedeutendsten Siege auf Medaillen gefeiert. Bei einigen verlorenen Schlachten korrigieren die Medaillen gar den Schlachtausgang zu Gunsten Frankreichs!
Um die stetig wachsende Zahl an Medaillen effektiv in Europa publik zu machen, wurde 1702 von der Akademie das Werk „Médailles sur les principaux événements du règne entier de Louis le Grand, avec des éxplications historiques” (= Medaillen auf die wichtigsten Ereignisse der gesamten Regierungszeit von Ludwig dem Großen mit historischen Erklärungen) veröffentlicht, das alle offiziellen Medaillen des Königs abbildete und erläuterte. Es war eine epochemachende Idee mit weitreichenden Folgen. So konnten auch jene, die nicht wichtig genug waren, um eine hunderte Medaillen umfassende Suite zu erhalten, die Meisterwerke der Ruhmespropaganda bestaunen. Und das taten Sie gerne! Schon die Ausgabe von 1702 wurde europaweit nachgedruckt und übersetzt. Die französischen Medaillen wurden – wenn auch nicht in geprägter Form – auf diese Art weiter verbreitet und dann nachgeahmt. Auch Ludwigs Gegner kamen in Fragen der Herrschaftsinszenierung nicht darum herum, ihn zu imitieren. So groß war die Vorbildfunktion des Versailler Hofs in ganz Europa!

Los 5023 und 5024: Médailles sur les principaux événements du règne entier de Louis le Grand, avec des éxplications historiques. Paris 1723 [2. Auflage].
Wer so einen Band vor sich hat, begreift die ganze Tragweite dieser Politik und die Rolle, die die Medaille dabei einnimmt. Die französischen Medaillen waren im Gegensatz zu den Renaissancemedaillen nicht das Ergebnis des künstlerischen Schaffens eines Individuums. Sie waren ein vereinheitlichtes, staatlich gelenktes Werkzeug von höchster künstlerischer Qualität, bei dem nichts dem Zufall überlassen wurde.
Die Vermittlung ihrer meisterlich erdachten Botschaften und des neuen Stils stand so deutlich im Vordergrund, dass die reale Medaille geradezu nebensächlich wurde und sich durch solche beeindruckenden Kataloge ersetzten ließ.
Der britische Numismatiker Sir Mark Jones bezeichnete die vollständige Medaillengeschichte von 1723 als „ein außergewöhnliches Werk, dem keines an Großartigkeit und technischer Leistung gleich kommt, weder im zeitgenössischen Europa noch in der Geschichte der Medaille.“ Dem können wir nur zustimmen!
Die e-LiveAuktion am 11. und 12. Dezember 2019 statt. Eine Übersicht über die angebotene numismatische Literatur finden Sie auf der Internetseite von Künker.