Die Motive der Euro-Umlaufmünzen: Österreich – 1 Euro – Mozart

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Mozart ist eine Marke. Wie Coca Cola, Mercedes oder Apple. Unter seinem Namen kann man alles verkaufen: Die Getreidegasse in Salzburg, die echten Mozartkugeln und das Land Österreich, das auf seinen Münzen einen Komponisten abbildet, der eigentlich nicht wirklich österreichisch ist. Die Mozarts stammten nämlich ursprünglich aus Augsburg. Doch der Vater hatte als begabter Musiker eine Stelle im Orchester des Salzburger Erzbischofs angenommen. Salzburg war damals eine unabhängige Herrschaft im deutschen Reich. Und dort wurde Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Januar 1756 geboren.

Porträt von Wolfgang Amadeus Mozart, postum gemalt von Barbara Krafft, 1819. Quelle: Wikicommons.

Das gutbürgerliche Leben der Familie änderte sich grundlegend, als Vater Mozart entdeckte, dass sein Sohn eine unglaubliche musikalische Begabung besaß. Und dies gedachte Leopold auszunutzen. Die gelangweilten Fürstenhöfe des Rokoko liebten nämlich die sogenannten Wunderkinder, kleine Geschöpfe, die wie Erwachsene agierten, Musik machten, ihre Gegner im Schach schlugen oder Mathematikaufgaben lösten, bei denen ihren Bewunderern schon vom Durchlesen schlecht wurde. Wolfgang Amadeus war nicht das einzige Wunderkind, aber er war besser als viele andere. So beschloss der Vater, das Glück der Familie zu machen, indem er mit ihm und seiner Tochter auf eine Konzertreise durch ganz Europa ging.

Die Familie Mozart auf Konzertreise: Leopold, Wolfgang, und Nannerl. Aquarell von Louis Carrogis, gen. Carmontelle, um 1763. Quelle: Wikicommons.

So lernte der kleine Bube die Großen der Welt kennen. Es gibt unzählige Anekdoten, wie er auf dem höfischen Parkett agiert haben soll: Der Kaiserin Maria Theresia kletterte er auf den Schoß, und der Marie Antoinette machte er einen Heiratsantrag, als sie den Bengel, der auf dem glatten Boden des Schlosses ausgerutscht war, wieder aufklaubte. Der ersten Reise folgte eine zweite. Man fuhr nach Paris, wo das Wunderkind am Hof Ludwigs XV. auftrat. In London begeisterte er König Georg III. Danach reisten die Mozarts durch Deutschland, Holland, die Schweiz, Böhmen, Italien, kurz durch die ganze damals als zivilisiert empfundene Welt. Überall war der kleine Wolfgang der gefeierte Star. Er kannte nichts anderes, als verwöhnter Mittelpunkt zu sein und wird dabei nie über den Standesunterschied nachgedacht haben, der ihn von seinen Gastgebern trennte. Sein Talent – so mag er es wahrgenommen haben – machte ihn automatisch zu einem Teil der besseren Gesellschaft.

Doch wie schnell wurde Wolfgang Amadeus auf den Boden der Tatsachen geholt. Aus dem Kind wurde ein junger Mann, und junge Männer, die konnte man nicht als Wunderkind vermarkten. Wolfgang brauchte also eine feste Anstellung. Und seinem Vater gelang es tatsächlich, ihn im Orchester des Salzburger Erzbischofs Graf Hieronymus Colloredo unterzubringen. Der war etwas verwundert, als er mit den Ansprüchen des jungen Mannes konfrontiert wurde. Mozart war schließlich nichts anderes als ein Musicus, und das war im 18. Jh. ein Handwerker wie ein Koch oder ein Schneider. Die Welt des Wolfgang Amadeus brach zusammen. Was für ein Unterschied zwischen der liebevollen Verehrung seiner adligen Fans und der Gleichgültigkeit seines Brotherren! Ihm wurde Salzburg zu eng. Er wollte wieder auf Reisen gehen, um die Geldgeschenke in Massen einzusammeln.

Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 21 Jahren mit dem Orden vom Goldenen Sporn. Quelle: Wikicommons.

Mozart ging auf Konzertreise. Ziel war Paris, das für seine adligen Mäzene bekannt war. Er hatte dabei nur eines vergessen: Er war inzwischen 21 Jahre alt. Gut, er war ein herausragender Pianist, ein wahrer Virtuose. Doch leider gab es nicht genug echte Musikkenner unter den Reichen und Schönen, die seine Fähigkeiten zu würdigen wussten. Einem Wunderkind flogen die Herzen zu, der erwachsene Mozart tat sich schwer, seine Kosten zu decken. Das Geld floss ihm schon auf dem Weg nach Paris in Strömen aus der Tasche, während die Einkünfte nur spärlich träufelten. Dazu ließ er sich auch noch über den Tisch ziehen: Die hübsche Aloysia Weber verdrehte ihm den Kopf und erhielt dafür umsonst Gesangstunden. Mozart führte sie als „die“ Sängerin in den Salons ein. Ja er zahlte ihr sogar das Reisegeld an diese Höfe, nur damit sie ihm von allen seinen Einnahmen die Hälfte abforderte. Paris selbst war ein Drama. Niemand interessierte sich für den 21jährigen. Und so blieb dem jungen Mozart nichts anderes übrig als mit 500 Gulden Jahresgehalt wieder ins verhasste Salzburg zurückzukehren.

863 Gulden hatte die Familie das Abenteuer gekostet. Nun sollte Wolfgang Amadeus den Alltag eines Musikers bewältigen. Er wurde nach Wien geschickt, kam aber mit den Lebensbedingungen nicht zurecht. Ihn empörte, dass er mit dem Gesinde speisen sollte und ohne Genehmigung keine weiteren Engagements annehmen durfte. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der Fußtritt eines Adligen, den der junge Musiker erhielt (wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund). Mozart war beleidigt. Da half es nichts, dass sein Vater ihn damit zu beruhigen versuchte, dass die Mozarts eben keine Adligen und damit nicht „satisfaktionsfähig“ seien, also gar keine Ehre besäßen, die verletzt werden könne. Mozart verließ den Dienst des Erzbischofs und machte sich in Wien selbstständig. Er verdiente nicht schlecht mit den verschiedenen Konzerten, Opern, Symphonien und Arien, die er schrieb. Allein, das bürgerliche Haushalten lag ihm einfach nicht. Seine Frau Konstanze, die er gegen den ausdrücklichen Willen seines Vaters geheiratet hatte, war auch nicht auf eine geordnete Haushaltsführung aus. Geld wurde verdient und sofort wieder ausgegeben.

Es gelang Mozart nicht, eine feste Stellung zu bekommen. Auf Maria Theresia war Joseph II. gefolgt und der hatte – wie vermutlich die meisten seiner Zeitgenossen – kein besonderes Interesse an der Musik. Er hielt sich ein paar Kompositeure und vertraute auf ihr Urteil. Warum hätten diese arrivierten Musiker dem Kaiser einen jungen Mann empfehlen sollen, der für sie nur Hohn und Spott übrig hatte? Mozart machte sich keine Freunde unter den Musikern. Und so wurde Mozarts Namen nur selten genannt, wenn es lukrative Aufträge zu verteilen gab.

Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel zu Mozarts Zauberflöte, 1815. Quelle: Wikicommons.

Mozart schrieb in seinen Wiener Jahren seine bedeutendsten Werke. Genannt seien hier neben der Entführung aus dem Serail nur Figaros Hochzeit, der Don Giovanni und die Zauberflöte. Und er wurde für diese Werke bezahlt. Ein anderer hätte mit dem Geld einen bescheidenen, aber gesicherten Haushalt geführt. Vielleicht mit ein paar Klavier-, Gesangs- oder Kompositionsstunden noch etwas dazuverdient. Das lag einem Wolfgang Amadeus Mozart nicht. Stunden geben, war unter seiner Würde. Und im Notfall waren noch immer Fans für seine Schulden aufgekommen.

Langsam, aber sicher ging es mit Mozart immer mehr bergab. Ja, er war immer noch ein Genie, komponierte in den letzten Jahren seine größten Werke, aber die drückenden Lebensumstände machten ihm zu schaffen. Sein Vater Leopold war gestorben, seine Frau Konstanze hatte er nach einer Krankheit auf Kur geschickt, allein lebte er seinem Ende entgegen. Mozart litt unter Depressionen. Dies mag eine Nebenerscheinung seiner Nierenkrankheit gewesen sein, die ihn das Leben kosten sollte. Und so wurde für ihn der Auftrag zu einem Requiem der Anfang von seinem Ende.

Die ersten fünf Takte des Lacrimosa in der „Arbeitspartitur“ des unvollendeten Requiems von W. A. Mozart, 1791. Quelle: Wikicommons.

Im Jahre 1791 bestellte ein finster blickender, hagerer Mensch in Trauerkleidern ein Requiem bei Wolfgang Amadeus Mozart. Nein, es war nicht Salieri, eifersüchtiger Gegenspieler des bedrängten Genies. Es war der Bedienstete des Grafen Walsegg. Dieser Fürst pflegte bei den verschiedensten Komponisten Musikstücke zu bestellen, selbst zu kopieren und dann an seinem Hof aufführen zu lassen, ohne den Namen des Komponisten zu nennen. Nun war die Frau des Grafen gestorben und der wollte seine gewohnte Masche mit einem Requiem abziehen. Deswegen hatte er seinen Diener in schwarzer Trauerlivrée zu Mozart geschickt. Mozart akzeptierte, nahm die 100, nach anderen 50 Dukaten, aber ohne sich auf einen festen Abgabetermin einzulassen.

Zunächst verdrängten andere Aufgaben das Requiem. Mozart beendete die Zauberflöte, erledigte diesen und jenen Auftrag, doch immer wieder kam der düstere Bote des Grafen, um an das versprochene Requiem zu erinnern. Während es Mozart immer schlechter ging, wurde der Bedienstete in Trauerlivree für ihn zu einem Boten des Todes. In seiner Phantasie war der Tod selbst Auftraggeber des Requiems. Mozart schrieb seine eigene Totenmesse. Und dieses Requiem beherrschte seine letzten Tage. Noch an seinem Todestag versammelte er die Freunde, um mit ihnen zusammen die gerade fertig gewordenen Sätze seines Requiems aufzuführen. Er selbst übernahm die Altpartie, konnte aber nach wenigen Takten vor lauter Schluchzen nicht mehr weiter singen. Seinem Lieblingsschüler gab er am späten Nachmittag Anweisungen, wie der Schluss des Requiems auszuführen sei und dirigierte einen imaginären Chor. „Das letzte war noch, wie er mit dem Munde die Pauken in seinem Requiem ausdrücken wollte. Das höre ich jetzt noch“, so schreibt seine Schwägerin, die zusammen mit ihrer Schwester am Totenbett saß.

„Ein Moment aus den letzten Tagen Mozarts“, Lithografie von Friedrich Leybold 1857 nach Schilderungen von Franz Schramms. Quelle: Wikicommons.

Geld war nach dem Tod von Mozart nicht viel übrig. 60 Gulden, mit denen die Witwe und ihre zwei Kinder ihr neues Leben aufbauen mussten. So geizte Constanze beim Begräbnis. Ein Leichenbegängnis III. Klasse für 8 Gulden 36 Kreuzer genügten für das Genie, das einst vor Königen und Fürsten aufgetreten war. 3 Gulden kostete der Totenwagen. Mit den Kerzen sparte man am 6. Dezember 1791, als die Einsegnung in der Kreuzkapelle bei St. Stephan stattfand. Ein paar langjährige Freunde waren gekommen, aber nur wenige Musiker. Anwesend war Salieri, dem Mozart selbst in einem Anfall von Wahnsinn unterstellte, ihn vergiftet zu haben. Als die kleine Trauergemeinde an das Tor des Friedhofs kam, ging ein starkes Unwetter nieder, von dem sich alle abhalten ließen, dem Sarg bis ans Grab zu folgen. Nur die Totengräber selbst begleiteten Wolfgang Amadeus Mozart auf seinem letzten Weg. Niemand legte ihm eine Blume aufs Grab oder setzte ihm ein Kreuz. Der Ort, wo einer der größten Musiker aller Zeiten begraben liegt, ist bis heute unbekannt.

Auf seinen 2 Euro Umlaufmünzen würdigt Österreich Bertha von Suttner. Mehr dazu in diesem Bericht der MünzenWoche.

Eine Aufführung der „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen 2006 können Sie sich hier anschauen.