Deutsche Spitzentechnologie im chinesischen Reich
Als der Muldenhüttener Münz- und Hüttenmeister Theodor Choulant im April 1905 die Maschinenfabrik Louis Schuler in Göppingen besuchte, konnte er die neuesten Prägemaschinen bewundern, die man dort gerade für den Export nach China zusammengebaut hatte. Er schreibt über den Besuch in seinem offiziellen Bericht: „Auf Wunsch wurde eine Prägemaschine, welche neben 29 anderen für China bestimmt war, in Betrieb gesetzt. Dieselbe funktionierte tadellos und zeichnete sich dadurch vor den Uhlhornschen aus, dass das Stempeleinsetzen einfacher und rascher erfolgte als bei jenen. Ferner besitzen dieselben, ähnlich wie die Berliner Prägemaschinen von Naumann, eine selbsttätige Ausrückvorrichtung im Falle, dass 2 oder keine Platte (= Ronde, Schrötling, Anm. d. Verf.) unter die Stempel kommen. Der Preis einer solchen Maschine beträgt ca. 6.000 Mark.“
Schuler in Göppingen war damals Marktführer mit internationalen Verbindungen – und ist dies bis heute geblieben. Dies wurde teilweise dadurch erreicht, dass Schuler mit anderen Firmen der Region zusammenarbeitete, um Komplettpakete zusammenzustellen. Otto Beh, der seit dem 17. Oktober 1884 in Esslingen einen Betrieb für anspruchsvolle Gravuren unterhielt, wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Prägepressenlieferung für China damit beauftragt, Stempel für Probeprägungen herzustellen.
Chinesische Prägewerkzeuge der Firma Otto Beh, Esslingen. (Künker Auktion 211, Los 2528).
Durch einen Zufall sind diese Stempel erhalten geblieben. Es handelt sich um 42 Münzstempel für die Provinzen Anhwei, Chekiang, Fengtien (Fungtien), Heilungkiang und Sin Kiang (Sungarai). Dazu kommen 36 Punzen, mit denen man chinesische Buchstaben in Stempel einschlagen konnte.
Probe in versilbertem Messing aus Stempeln der Firma Otto Beh (Esslingen) für die chinesische Provinz Anhwei. Aus Auktion Künker 211 (2012), 2529. – Das mit 5.000 Euro geschätzte Stück wurde mit 145.000 Euro zugeschlagen.
Ursprünglich sollte dieses Konvolut am 18. Juni 2011 in der Künker Auktion 211 versteigert werden. Doch Künker zog die Stempel, von denen bisher nur einzelne Probeabschläge existierten, aus Verantwortungsbewusstsein zurück. Man wollte vermeiden, dass sie kriminelle Energien weckten. Probeabschläge aus den Stempeln der Firma Beh gehören nämlich zu den großen Raritäten der chinesischen Numismatik und erzielen bei Auktionen regelmäßig Zuschläge im fünfstelligen Euro-Bereich. Künker überzeugte, gemeinsam mit Michael Hans Chou, Inhaber des Auktionshauses Champion in Hong Kong, den Einlieferer davon, die Stempel nicht zu verkaufen. Um einen zukünftigen Missbrauch auszuschließen, wurden die Werkzeuge von der Firma Foba in Lüdenscheid mittels Lasergravur markiert, und so für die Herstellung von Fälschungen unbrauchbar gemacht.
Probe in Messing aus Stempeln der Firma Otto Beh (Esslingen) für die chinesische Provinz Heilungkiang zu 20 Cents. Aus Auktion Künker 249 (2014), 460. – Das mit 5.000 Euro geschätzte Stück wurde mit 75.000 Euro zugeschlagen.
Nun sollen die Werkzeuge aufgrund ihrer großen historischen Bedeutung einem Museum anvertraut werden. Zusammen mit Michael Hans Chou, entschied sich das Haus Künker, Stempel und Punzen dem Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale) zu übergeben. Es besitzt eine außergewöhnliche Sammlung chinesischer Münzen, derzeit die zweitgrößte in Deutschland, und es verfolgt ein interessantes Konzept zur Vermittlung der Geldgeschichte. Außerdem betreut es ein einzigartiges Museum der Münztechnik in Stolberg (Harz). Das Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt im Kunstmuseum Moritzburg Halle erhält die Stempel als Schenkung mit der Auflage, sie zukünftig in einer ständigen Ausstellung zu zeigen. Zunächst sind sie Teil einer ab 17. September 2016 laufenden Sonderausstellung zur chinesischen Münz- und Geldgeschichte in der Moritzburg.
In einem feierlichen Rahmen werden am Samstag, dem 6. Februar 2016, während der World Money Fair die außergewöhnlichen Stücke von Michael Chou und Ulrich Künker dem Generaldirektor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Christian Philippsen, und dem Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, Herrn Ulf Dräger, übergeben.
Die Ausstellung der Stempel war in Macau ausgesprochen gut besucht.
Zuvor wurden Stempel und Punzen bereits in China gezeigt. Im Rahmen der Macau International Coins and Precious Metals Expo waren sie Anfang Dezember für wenige Tage zu sehen. Die vielen Besucher der Sonderschau zeugten für das ungewöhnlich große öffentliche Interesse.
Diese Medaille können Sie für nur 69 Euro am Stand C6 von Künker auf der World Money Fair erwerben.
Zu diesem Anlass hat die Shanghai Mint zwei Panda-Medaillen herausgebracht. Die erste Panda-Medaille erinnert an die Ausstellung der Stempel in Macau. Sie wurde auf der Messe in Macau vorgestellt. Aufgrund der hohen Nachfrage war die Medaille schnell vergriffen. Das zweite Stück wird nun auf der World Money Fair präsentiert. Es zeigt auf der Vorderseite den Berliner Dom, im Feld oben erscheint das Logo der World Money Fair. Auf der Rückseite sind der chinesische Panda und der Berliner Bär vereint. Zwischen ihnen sieht man eine Münze aus Anhalt, die ebenfalls einen Bären zeigt, sowie zwei der Münzstempel, die übergeben werden. Damit setzt diese Medaille der Zeremonie in Berlin ein bleibendes Denkmal. Die prägefrische Medaille „Berlin-Panda“ ist zu einem Preis von 69 Euro auf der World Money Fair am Messestand C6 von Künker erhältlich.