Der Glanz aller Goldschätze dieser Welt macht mir keine Freude
mit freundlicher Genehmigung des Berliner Münzkabinetts
anläßlich seiner Ausstellung „Goldgiganten“
Münzen im Gewicht von 100 Dukaten sind die absolute Königsklasse der neuzeitlichen Numismatik. Nur wenige Münzkabinette können sich solcher Raritäten rühmen. Sie markieren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Obergrenze der Donative in Münzform. Erst im 21. Jahrhundert sind Münzen über diese magische Grenze hinausgegangen. Bei Medaillendonativen wurde sie bereits im 17. Jahrhundert überschritten.
Schaumünze zu 100 Dukaten, 1677. Michael I. Apafi (1661-1690), Fürst von Siebenbürgen. Gold, 346,74 g, 85 mm, 12 h. Münzkabinett Wien, Inv. Nr. 68 bß.
Der siebenbürgische Fürst Michael Apafi hat 1674, 1675, 1676, 1677 und 1683 100 Dukatenstücke ausgegeben. Während es sich bei den Stücken von 1674 –1676 und 1683 um runde Goldplatten handelt, in deren Zentrum der Talerstempel des jeweiligen Jahrgangs umgeben von einem Kreis von 10 Dukatenstempeln steht, ist für den Jahrgang 1677 ein besonderes überdimensionales Stempelpaar angefertigt worden. Für die Gestaltung wird dabei unter anderen die böhmische Prunkprägung Ferdinands III. aus dem Jahr 1629 Vorbild gewesen sein. Von diesem Stempelpaar sind zwei Abschläge zu 100 und ein Abschlag zu 50 Dukaten hergestellt worden bzw. heute bekannt. Dieses Stück des Wiener Kabinetts ist ein Geschenk Michael Apafis an Kaiser Leopold I., das andere ging seinerzeit an den General Apafis, den Grafen Andrassy, gelangte von dort in die Sammlung des Fürsten Montenuovo und befindet sich heute im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest.
Interessant ist, dass der Herr dieser Goldgiganten sich selbst auf den Münzen sehr skeptisch zum Wert des Goldes äußert und daraus Schaden für sein Seelenheil befürchtet. Auf der Vorderseite liest man in lateinischer Sprache „Der Glanz, aller Goldschätze dieser Welt machen mir keine Freude – Ich fürchte, dass dies alles für meinen Christus [mein Seelenheil] zum Schaden ist.“
Michael Apafi, Sohn des Hermannstädter Stadtrichters Georg Apafi aus einem alten siebenbürgischen Adelsgeschlecht, wurde 1661 anstelle des kaiserfreundlichen Johann Kemeny auf Druck der Türken von den Ständen zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt. Er war ein getreuer Gefolgsmann der Pforte, der erst nach der türkischen Niederlage vor Wien 1683 eine Annäherung an den Kaiser suchte. 1686 erkannte er die Oberhoheit Kaiser Leopolds I. an, der ihn im Gegenzug als Fürsten von Siebenbürgen bestätigte. Nach der erneuten Niederlage der Osmanen 1687 wurde auch ihrem Gefolgsmann Apafi eine Kontribution von 700.000 Goldgulden auferlegt. Die Wahl seines minderjährigen gleichnamigen Sohnes zum Nachfolger entfachte einen neuerlichen Konflikt mit dem Kaiser, der 1691 mit dem »Leopoldinischen Diplom« beigelegt wurde. 1697 verzichtete der unter der Vormundschaft Kaiser Leopolds stehende Michael II. Apafi gegen eine Entschädigung auf die Herrschaft in Siebenbürgen.
Dieser Goldgigant kann derzeit in der gleichnamigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts besichtigt werden. Mehr dazu hier.