Cent, Nickel, Dime – Was ist eigentlich auf den amerikanischen Kleinmünzen dargestellt und warum?
Eine kleine Lektion zur amerikanischen Geschichte liefern uns die drei kleinsten Nominale amerikanischer Münzen. Denn daß die ersten Siedler, die auf nordamerikanischem Grund und Boden ein neues Leben begannen, Glaubenseiferer waren, die wegen ihrer kompromißlosen Einstellung in der alten Welt keine Zukunft mehr sahen, erkennt man noch heute im Münzbild. IN GOD WE TRUST – auf Gott vertrauen wir, dieser Wahlspruch ist auf allen Geldzeichen der Vereinigten Staaten zu lesen. Welcher Gott, ist dabei eher nebensächlich, Hauptsache er läßt sich mit der amerikanischen Version von Freiheit in Einklang bringen. Das Wort LIBERTY ist ebenfalls auf den Münzvorderseiten groß zu lesen. Die Landesbezeichnung sowie ein weiterer Wahlspruch finden sich auf den Rückseiten. E PLURIBUS UNUM – aus den vielen wird eines – diese Aussage wirkt von außen eher wie ein Anspruch, nicht wie die Realität.
Der Cent. Quelle: Wikipedia.
Cent
Wer dagegen auf den Stücken abgebildet ist, das muß man als patriotischer Amerikaner auch ohne Umschrift sofort wissen. Abraham Lincoln (Präsident 1861-1865) auf dem 1-Cent-Stück werden die meisten kennen. Der 1809 in Kentucky geborene, 16. Präsident der USA gilt nicht nur als das Urbild eines „selfmade man“, sondern auch als Gewissen Amerikas. Er war der Politiker, der die Sklaverei abschaffte. Daß dies nicht nur ein Sieg der Moral war, sondern daß Lincoln damit auch die eher föderalistisch orientierten Südstaaten disziplinierte, wird dabei gern ein wenig unter den Tisch gekehrt.
Das neue Design unseres 1-Cent-Stückes wurde 1959 präsentiert anläßlich des 150. Geburtstags von Mr. President. Auf der Rückseite ist das Lincoln Memorial abgebildet, ein Denkmal im Stil eines griechischen Tempels, das 1922 eingeweiht wurde. 36 Säulen tragen den Bau. Sie stehen für die 36 Staaten, die zum Zeitpunkt des Todes von Lincoln Mitglied der Vereinigten Staaten waren. Die Einweihungsfeier hätte dem so Geehrten allerdings wohl weniger gefallen. Das Publikum stand streng nach Rassen getrennt; die schwarzen Sprecher mußten Absperrseile überwinden, um überhaupt zum Rednerpult zu kommen. Trotzdem ist das Lincoln Memorial zu einem Ort geworden, der mit der Gleichstellung der Rassen in Verbindung gebracht wird. So hielt Martin Luther King im Jahr 1963 seine berühmte Rede „I have a dream“ vor diesem Gebäude.
Sonderausgaben des 1-Cent von 2009. Quelle: Wikipedia.
Anläßlich des 200. Geburtstags von Lincoln war wieder eine Neugestaltung des Cents geplant. Weil man inzwischen entdeckt hatte, wie gerne die US-Bürger besondere Münzen horten, entschied man sich nicht für nur ein Porträt, sondern gleich für vier. 2009 kam alle drei Monate eine neue Münzen heraus, die folgenden Themen gewidmet sind: 1.) Lincolns Geburt in Kentucky (1809-1816), seine Jahre in Indiana (1816-1830), sein Berufsleben in Illinois (1830-1861) und seine Präsidentschaft in Washington (1861-1865).
Der Nickel. Quelle: Wikipedia.
Nickel
Das 5-Cent-Stück, im Volksmund kurz Nickel genannt, zeigt den hierzulande vielleicht etwas weniger bekannten 3. Präsidenten der Vereinigten Staaten, Thomas Jefferson (Präsident 1801-1809). Er war bereits vor der Unabhängigkeit der Staaten von England ein engagierter Politiker, der in Briefen und Artikeln die „Rechte Amerikas“ einforderte. Die Vereinigten Staaten verdanken Thomas Jefferson die Unabhängigkeitserklärung und das Zwei-Parteien-System: Jefferson gründete eine auf eine starke Mitbestimmung des Volkes ausgerichtete Partei, die heute in den Democrats weiterlebt. Nicht zu vergessen der Louisianakauf – für rund 15 Millionen Dollar kaufte Jefferson Napoleon nicht nur den heutigen Staat dieses Namens ab, sondern ein Territorium, das ein Viertel der modernen USA ausmacht.
Auch wenn das Gebäude auf der Rückseite des 5-Cent-Stücks, das 1938 zum ersten Mal ausgegeben wurde, stark an das Jefferson Memorial in Washington erinnert, teilt uns die Unterschrift MONTICELLO doch mit, daß es sich nicht um das Denkmal, sondern um die Villa Jeffersons in Charlottesville, Virginia handelt, in die sich Jefferson nach seinen beiden Amtsperioden zurückzog.
Übrigens, daß auf den neuesten Nickels immer noch Monticello abgebildet ist, geht auf eine Gesetzesinitiative zurück, die Eric Cantor, Kongreßabgeordneter von Virginia, wo Monticello liegt, durchgeboxt hat. Eigentlich sollte der Nickel rundum erneuert werden. Statt eines langweiligen Gebäudes waren von der US Mint ein Porträt des Malers Gilbert Stuart, ein Indianer und ein Weißkopfseeadler geplant. Die Verantwortlichen hatten es allerdings versäumt, dafür die Zustimmung des Kongresses einzuholen. Cantors Protest bewirkte ein Gesetz zur Beibehaltung der amerikanischen 5-Cent-Münze (American 5-cent Coin Design Continuity Act, Public Law 108-15). Darin wird festgelegt, daß Monticello auf der Münze zu sehen sein wird, bis der Kongreß anders entschließt. Für 2004 und 2005 hat man ein anderes Motiv akzeptiert, seit 2006 ist wieder die Villa zu sehen, das altbekannte Profil der Vorderseite ist inzwischen einer Frontalansicht Jeffersons gewichen.
Der Dime. Quelle: Wikipedia.
Dime
Als Dime bezeichnet man in den Vereinigten Staaten das 10-Cent-Stück. Das Wort kommt vom lateinischen Decimus, das die Franzosen zu disme für den zehnten Teil verkürzten, und die Amerikaner als Dime übernahmen.
Seit 1946, dem ersten Todestag Franklin D. Roosevelts (Präsident 1933-1945) ist der Kopf eben dieses Mannes auf dem Dime zu sehen. Roosevelt stammte aus der politischen Oberschicht des Landes. Ihn verbanden verwandtschaftliche Beziehungen mit insgesamt zehn Präsidenten, darunter natürlich auch sein Cousin Theodore Roosevelt, der unserem Stoffbären den Spitznamen Teddy gab. Franklin D. Roosevelt wurde 1928 zum Gouverneur von New York gewählt – politisch gesehen ein übler Zeitpunkt, denn seine Amtszeit fiel zusammen mit der „Great Depression“, der großen Arbeitslosigkeit, die besonders den Staat New York hart traf. Roosevelt wurde im ganzen Land berühmt, weil er sich über das Radio an seine Bürger wandte. In den sogenannten „fireside chats“ (= Kamingespräche) informierte er über seine politischen Bemühungen und versuchte, den Betroffenen Mut zuzusprechen. Das war damals neu und machte Roosevelt im ganzen Land bekannt. Die Demokraten stellten ihn 1932 als ihren Präsidentschaftskandidaten auf, und tatsächlich gewann Roosevelt die Wahl. Er sollte noch drei weitere gewinnen und damit der einzige Präsident sein, der mehr als zwei Legislaturperioden das Weiße Haus bewohnte. Franklin D. Roosevelt führte mit seiner Politik des „New Deal“ die Vereinigten Staaten langsam aus der Krise und in den zweiten Weltkrieg. Den Sieg der Alliierten erlebte Roosevelt nicht mehr. Er starb am 12. April 1945. Ihm blieb es erspart, den Abwurf der Atombomben befehlen zu müssen.
Die Rückseite des Dime zeigt kein Denkmal, sondern eine Fackel als Zeichen für Liberty zwischen einem Lorbeerzweig, Symbol des Sieges, und einem Eichenzweig, Symbol für die Volksnähe Roosevelts.
Wenn Sie mehr über amerikanische Münzen wissen wollen, dann besuchen Sie doch die Seite der United States Mint. Dort gibt es speziell für Schulkinder und Lehrer zusammengestelltes Material. Um direkt dahin zu kommen, klicken Sie hier.