Anlagemünzen Teil 2: Der Maple Leaf

Der Maple Leaf wurde im Jahr 1979 von der Royal Canadian Mint erstmals geprägt. Er ist damit die zweitälteste Goldanlagemünze. Im Gegensatz zum Krügerrand mit seinen 22 Karat war er von Anfang an auf 24 Karat, also mit der damals höchstmöglichen Feinheit konzipiert. Im Jahr 1988 machte sich die kanadische Münzstätte ihren technologischen Vorsprung zunutze, erhöhte auf 99,99 % Feinheit und nutzte diese technische Pioniertat für eine umfassende Marketingaktion. 2007 steigerte sie die Feinheit noch einmal und zwar auf 99,999 %. Damit hat der Kunde die höchstmögliche Reinheit, allerdings bringt die physische Beschaffenheit des Goldes – reines Gold ist sehr weich – das Problem mit sich, dass der Maple Leaf besonders anfällig ist für Kratzer und Randschäden. Die fallen allerdings bei Anlagemünzen nicht als wertmindernd ins Gewicht.

Der kanadische Maple Leaf in Gold. Es gibt ihn seit 1979. Foto: Royal Canadian Mint.

Aufstieg des Krügerrands

Auf jeden Fall entwickelten sich die Ausgabezahlen des Maple Leafs schnell, vor allem durch das Importverbot des Krügerrand in der EU und den USA. Er wurde zur damals beliebtesten Anlagemünze weltweit, was auch daran lag, dass die Royal Canadian Mint zu den ersten Münzstätten gehörten, die ein systematisches Marketing und einen weltweiten Vertrieb einrichteten. Seitdem überschreiten die jährlichen Auflagen häufig die Millionengrenze. Die Royal Canadian Mint ist stolz darauf, dass sie seit 1979 mehr als 25 Millionen Unzen verkauft hat.

Seit 1982 gibt es den Maple Leaf zusätzlich in den Stückelungen 1/4 und 1/10 Unze, seit 1986 als 1/2 Unze und seit 1993 als 1/20 Unze. In den Jahren zwischen 1994 und 1996 gab es ihn kurzzeitig als 1/15 Unze, was sich nicht zu einem Erfolg entwickelte und daher wieder eingestellt wurde.

Mittels eines Geräts kann die Echtheit eines Maple Leafs heute blitzschnell überprüft werden. Foto: Royal Canadian Mint.

Die Bullion-DNA

Um ihre Kunden gegen Fälschungen zu schützen, hat die Royal Canadian Mint ein Sicherheits-Feature entwickelt, das sie Bullion-DNA nennt. Es beruht auf einer für Auge und Lupe unsichtbaren Mikrogravur, die schnell gewechselt und im Computer der Münzstätte archiviert ist. Wer eine Goldmünze prüfen will, braucht dafür ein von der Münzstätte entwickeltes Gerät und eine Verbindung zum Internet. Das Gerät macht ein hochauflösendes Foto der Mikrogravur, übermittelt diese an ein Computerprogramm, das mit dem DNA-Server der Münzstätte verbunden ist. In Sekundenbruchteilen gleicht das Programm das Sicherheitsmerkmal der geprüften Münze mit den gespeicherten Stücken ab und kommt so schnell zu einem Ergebnis.

Die kanadische Flagge. Foto: Jared Grove / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Die Darstellung: Im Zeichen des Ahornblatts

Seinen Namen hat der Maple Leaf vom Ahornblatt, das auf seiner Vorderseite abgebildet ist. Das Ahornblatt ist „das“ nationale Motiv Kanadas, das uns auch auf der kanadischen Fahne begegnet.
Dies ist allerdings gar nicht so selbstverständlich, wie es uns heute scheinen mag. Als der Maple Leaf zum ersten Mal geprägt wurde, war die kanadische Fahne noch nicht einmal 15 Jahre alt. Und sie war bei ihrer Einführung äußerst umstritten gewesen.

Vorgänger der kanadischen Fahne bis zum Jahr 1965, zu sehen ist nicht nur das rote Ahornblatt, sondern auch die französische Lilie. Quelle: Iman0613 / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de

Es hatte erbitterte Redeschlachten, ja handgreifliche Auseinandersetzungen um die Motivwahl gegeben. Die Frankokanadier hätten zu gerne die französische Lilie, die jahrhundertelang auf der Fahne zu sehen gewesen war, beibehalten. Doch die Anglokanadier besaßen die Mehrheit im Unterhaus. So nahmen die Abgeordneten 1964 die neue Fahne mit 163 zu 78 Stimmen an.

Das Blatt des Zuckerahornbaums verfärbt sich im Herbst in den verschiedensten Tönungen. Foto: Chris Glass, bearbeitet von Jeff G / Wikipedia.

Das Rot des Ahornblatts auf der Nationalflagge ist übrigens gar nicht so unrealistisch, wie man vielleicht glauben möchte. Der in Nordamerika weit verbreitete Zuckerahornbaum (Acer saccharum) ist bekannt durch die prachtvollen Schattierungen seiner Färbung, die von gelb über braun bis hin zu einem tiefen Scharlachrot reichen.

Drei Porträtvarianten auf der Rückseite

Auf der Rückseite des Maple Leaf ist Königin Elizabeth II. abgebildet und weist damit Kanada als Monarchie aus. Drei Porträtvarianten sind seit der ersten Ausgabe im Jahr 1979 für den kanadischen Maple Leaf geschaffen worden.
Das jugendliches Porträt von Arnold Machin war von 1979 bis 1989 zu sehen.
Leicht angepasst an das reale Alter erschien Königin Elisabeth mit Krone zwischen 1989 und 2003. Verantwortlich zeichnete für dieses Porträt Dora de Pédery-Hunt.
Das Altersporträt ohne jegliche königliche Insignie von Susanna Blunt ist seit 2004 auf den Maple Leafs zu finden.

Königin Elizabeth II. bei einem Besuch in Toronto. Quelle: Ibagli / 6. Juli 2010 / Wikipedia.

Die kanadische Monarchie

Aus historischen Gründen – schließlich gehörte das Land lange zum Britischen Weltreich – ist der englische König bzw. die englische Königin gleichzeitig Monarch von Kanada. Obwohl die meisten Hoheitsrechte in Kanada durch den Generalgouverneur wahrgenommen werden, hat der kanadische Monarch eine ganze Reihe von Rechten und Verantwortungen.
Theoretisch besitzt Elizabeth II. das Privileg, völkerrechtliche Verträge im Namen Kanadas abzuschließen und Botschafter zu entsenden. Sie ernennt den Premierminister, der sie und den Generalgouverneur beraten soll, wie die Exekutive in Kanada zu handhaben sei. Es ist nur ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Vorsitzende der von der kanadischen Mehrheit gewählten Partei zum Premierminister ernannt wird. Elizabeth ist de jure Herrin über Krieg und Frieden sowie Oberkommandierende der kanadischen Streitkräfte.
Ihre starke Stellung wird hauptsächlich dadurch gemildert, dass die Königin von ihren vielen Rechten kaum Gebrauch macht. Sie ratifiziert die Gesetze und Verträge, die das Unterhaus und der Senat ausgehandelt haben, ernennt die Beamten, die von den Politikern empfohlen wurden, und mischt sich nur selten in die politischen Tagesgeschäfte ein.
Queen Elizabeth wird übrigens für den kanadischen Steuerzahler nur dann zu einem Kostenfaktor, wenn sie in Kanada unterwegs ist oder im Ausland als Vertreter Kanadas auftritt. Dann bezahlt das Land die Reisespesen, die Kosten für die Sicherheitskräfte, Büros und Zeremonien – eine persönliche Vergütung wie eine Art Gehalt ist im Staatsbudget nicht vorgesehen.
Wie wenig die Kanadier merken, dass sie überhaupt eine Königin besitzen, zeigte eine Umfrage im Jahre 2002. Damals nannten nur 5 % der Befragten Queen Elizabeth als kanadisches Staatsoberhaupt. Die Mehrheit war der festen Überzeugung, der Premierminister stünde an der Spitze ihres Staates – und das obwohl alle Kanadier mit Münzen zahlen, auf deren Vorderseite Queen Elizabeth abgebildet ist. Kein Wunder, dass es in Kanada keine anti-monarchistische Strömung gibt. Die Königin mischt sich so selten in die Belange des Landes ein, dass man sie nicht wahrnimmt.

Im Februar 2011 wurde die damals noch größte Goldmünze der Welt im Rahmen der Berliner Ausstellung Goldgiganten präsentiert. Hier sehen wir die Münze zusammen mit Bernd Kluge, damaliger Direktor des Berliner Münzkabinetts, Beverley Lepine, Chief Operating Officer der RCM, und Ian E. Bennett, Präsident und CEO der RCM. Foto: UK.

Größte Goldmünze der Welt

Vom 3. Mai 2007 bis zum 27. Oktober 2011 hielt die Royal Canadian Mint den offizielle Rekord als Produzent der größten Münze der Welt. Mit ihrem Gewicht von 100 kg, ihrem Nennwert von 1.000.000 Can $, ihrem Durchmesser von 53 cm und ihrer Dicke von 3 cm ist diese „Münze“ wirklich beeindruckend. Sie wurde in einer Feinheit von 999,99 Promille geprägt.

Der kanadische Maple Leaf in Silber. Foto: Royal Canadian Mint.

Metallvarianten des Maple Leaf

Seit 1988 gibt es eine silberne Variante des Maple Leaf, die motivgleiche Unze in Silber zu 5 Kanadischen Dollars, ebenfalls in der Feinheit 99,99. Zwischen 1988 und 1999 gab die Royal Canadian Mint den Maple Leaf auch in Platin heraus in einer Stückelung von 1, 1/2, 1/4 und 1/10 Unze. In einer eher geringen Auflage legte Kanada zwischen 2005 und 2009 eine Variante in Palladium auf.

Numismatische Daten

Münzbeschreibung:
Vorderseite: CANADA / 9999 – 9999 / FINE GOLD – OR PUR
Ahornblatt, rechts vom Stiel Gewichtsangabe.
Rückseite: ELIZABETH II
Büste der englischen Königin Elizabeth II. mit Krone n. r., darunter Angabe des Nominalwerts und Jahreszahl.

50 Can $ / 1 Unze / 999,9 / 31,103 g / 30 mm / 2,87 mm
20 Can $ / 1/2 Unze / 999,9 / 15,552 g / 25 mm / 2,23 mm
10 Can $ / 1/4 Unze / 999,9 / 7,776 g / 20 mm / 1,78 mm
5 Can $ / 1/10 Unze / 999,9 / 3,110 g / 16 mm / 1,13 mm
1 Can $ / 1/20 Unze / 999,9 / 1,555 g / 14 mm / 0,92 mm

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Alle Folgen der Serie „Anlagemünzen“ finden Sie hier.