2-Euro-Raritäten Teil 5: Deutschland

Wussten Sie eigentlich, dass es auf dem Münzrand der deutschen 2-Euromünzen vieles zu entdecken gibt? Nehmen wir uns einfach die Zeit, um einmal nachzusehen. Zuerst sehen wir einen Riffelrand und darauf die Worte „EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT“, daneben den Bundesadler, der prägetechnisch nicht immer gut gelungen ist. In den fünf Worten befindet sich fünfmal der Buchstabe „E“. Und dieses „E“ hat hier auf dem Münzrand eine wichtige Bedeutung: Jedes „E“ steht für eine der fünf deutschen Münzstätten. Das Geheimnis versteckt sich im Mittelbalken vom „E“. Denn dort, wo der Balken länger ist, ist auch der Schlüssel zur Prägestätte versteckt. Ist zum Beispiel der Mittelbalken im ersten „E“ von „EINIGEIT“ deutlich länger, dann kommt das Stück aus der Prägestätte Berlin (A). Ist der Mittelbalken vom zweiten „E“ länger, ist das der Hinweis auf die Prägestätte München (D), usw.

Aber kehren wir zurück zur Betrachtung der verschiedenen Gedenkausgaben. Im ersten Teil dieser Serie haben wir bereits erfahren, was es mit den 2-Euro-Gedenkmünzen auf sich hat. Auch die europäischen Gemeinschaftsausgaben wurden schon vorgestellt. Den Einstieg in die deutschen Ausgaben und die Serie „Bundesländer“ finden sich in Teil 3 (Ausgaben 2006 bis 2008) und in Teil 4 (Ausgabe 2009 bis 2011). Heute geht es weiter mit den deutschen 2-Euro-Gedenkmünzen ab 2012.

Das Jahr 2012 begann mit der Ausgabe von gleich zwei Gedenkmünzen. Im Januar gab es die Gemeinschaftsausgabe „10. Jahrestag der Einführung von Euro-Banknoten und Münzen“. Ihr folgte bereits im Februar ein weiteres Stück aus der Serie „Bundesländer“.

Gemeinschaftsausgabe „10 Jahre Euro-Münzen und Banknoten“ 2012

Diese europäische Gemeinschaftsausgabe haben wir bereits in Teil 2 der Serie ausführlich besprochen.

Freistaat Bayern (Schloss Neuschwanstein) 2012

Die Münze zählt zur Gedenkmünzenserie „Bundesländer“ und wurde in allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Im Freistaat Bayern steht das gern als Märchenschloss bezeichnete und einst vom legendären König Ludwig II. bewohnte Schloss Neuschwanstein. Es zählt mit seiner mittelalterlichen Architektur zu den beliebtesten Schlössern in Deutschland. Hier finden Sie die Prägung in der MünzenWoche.

Besonderheiten

Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren. Stücke auf denen das Motiv einseitig oder auf beiden Seiten zum Ring übergeht sind Prägezufälligkeiten. Sie zählen nicht zu den Fehlprägung. Eine weitere Prägezufälligkeit ist eine nach oben oder unten verlagerte Randinschrift.

Fehlprägungen

Kleinere Stempelausbrüche wurden auf Stücken der Prägestätte München (D) gefunden. Befindet sich dann noch der Stempelausbruch an einer Turmspitze, sieht es so aus, als würde dort eine kleine Fahne wehen. Ein weiterer Stempelausbruch wurde aus Berlin (A) gemeldet. Hier befindet sich der Ausbruch direkt am rechten Horizont. Unter Spezialsammlern wird der Ausbruch als „Turmfalke“ bezeichnet.

Bewertung

Stücke im Umlauf sind zwar seltener geworden, aber sie sind noch zu finden. Auf dem Zweitmarkt werden prägefrische Stücke schon ab 3 Euro angeboten. Die beiden gemeldeten Stempelausbrüche kommen nicht so oft vor und sind daher etwas teuer. Der Stempelausbruch an einer Turmspitze kann bis zu 20 Euro kosten. Der „Turmfalke“ am Horizont kostet, je nach Größe, zwischen 60 und 70 Euro.

Baden-Württemberg (Kloster Maulbronn) 2013

Die Münze zählt zur Gedenkmünzenserie „Bundesländer“ und wurde in allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

In der Nähe von Pforzheim liegt die ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Maulbronn. Sie gilt heute als eine der besterhaltenen Klosteranlagen nördlich der Alpen. Die Klosteranlage ist zudem seit Dezember 1993 Weltkulturerbe der UNESCO. Auch diese Prägung wurde bereits in der MünzenWoche vorgestellt.

Besonderheiten

Etwas verwirrend ist, dass sowohl der Buchstabe als Hinweis zur Prägestätte und auch das Länderkürzel (D) gleichzeitig im Motiv untergebracht wurden. Ich möchte daher darauf hinweisen, dass sich der jeweilige Prägestättenbuchstabe am rechten Motivrand befindet. Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Fehlprägungen

Es wurden kleinere Stempelausbrüche bei allen Prägestätten gemeldet. Ebenfalls sind mir Stempeldrehungen der Prägestätte Hamburg (J) gemeldet worden. Bei verlockenden Angeboten wie „Angeschnittene Europasterne“ oder „kleine Dezentrierung“, handelt es sich überwiegend um prägebedingte Zufälligkeiten. Stempelausbrüche hinterlassen auf der Münze immer eine reliefartige Materialansammlung, sie sind damit als Erhebung fühlbar. Ein zufälliger Kratzer hinterlässt dagegen stets eine Vertiefung. Bitte nicht verwechseln! Solche Kratzer können zum Beispiel schon durch die interne Prüfeinheit eines Fahrkartenautomaten entstehen. Es handelt sich also keinesfalls um seltene Fehlprägungen. Begegnen Sie den rätselhaften Phänomenen mit Ruhe und einer Portion gesunder Logik, dann werden Sie sicher schon nach kurzer Zeit das bisher Rätselhafte lösen oder gar enttarnen.

Bewertung

Einzelne Stücke sind noch im Umlauf vertreten. Auf dem Zweitmarkt werden prägefrische Münzen ab 3 Euro gehandelt. Ein gefundener Stempelausbruch kann bis zu 15 Euro wert sein. Bitte achten Sie bei dieser Ausgabe auch auf eventuelle Stempeldrehungen.

50 Jahre Élysée-Vertrag 2013

Die Münze wurde von allen fünf deutschen Prägestätten (A, D, F, G, J) hergestellt. Sie wurde ebenfalls motivgleich in der französischen Prägestätte für Frankreich geprägt. Die technischen Daten entsprechen denen einer 2-Euro-Umlaufmünze.

Der Vertrag der Deutsch-Französischen Freundschaft, wurde am 22. Januar 1963, durch den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Élysée-Palast unterzeichnet. Dieser Vertrag gilt als Grundstein der Deutsch-Französischen Freundschaft. Am 22. Januar 2019 gab es dazu noch einen Folgevertrag. Hier finden Sie die Prägung in der MünzenWoche.

Besonderheiten

Es handelt sich hierbei um eine motivgleiche Gemeinschaftsausgabe mit Frankreich, die im Februar 2013 ebenfalls in der Republik Frankreich ausgegeben wurde. Colorierte oder auch vergoldete Stücke sind keine offiziellen Ausgaben. Sie wurden manipuliert und haben dadurch ihren einstigen Wert als Zahlungsmittel verloren.

Zur Unterscheidung der Ausgaben: Münzen aus Deutschland tragen den Prägebuchstaben der jeweiligen Münzstätte auf der rechten Seite, unterhalb des Portraits von K. Adenauer. Das Länderkürzel für Deutschland (D) befindet sich unterhalb der Unterschrift von K. Adenauer. Auf französischen Ausgaben befindet sich das Länderkürzel „RF“ unterhalb der Unterschrift von K. Adenauer auf der rechten Seite. Zudem befindet sich auch das französische Prägestättenzeichen (Füllhorn) neben dem Zeichen des Hauptgraveurs im Motiv.

Fehlprägungen

Klassische Fehlprägungen wurden bisher nicht bekannt.

Bewertung

Recht selten werden Stücke beider Staaten im Umlaufgeld gefunden. Auf dem Zweitmarkt werden prägefrische Exemplare schon ab 4 Euro angeboten.

 

Die Fortsetzung zu den 2-Euro-Gedenkmünzausgaben aus Deutschland ab 2014 lesen Sie in Teil 6 dieser Serie.

In Teil 1 erfahren Sie alles über den Hintergrund der 2-Euro-Gedenkmünzen sowie die erste Gemeinschaftsausgabe. In Teil 2 haben wir die europäischen Gemeinschaftsausgaben 2 bis 4 unter die Lupe genommen. Die deutschen Ausgaben 2006 bis 2008 finden Sie in Teil 3 der Serie und die Ausgaben 2009 bis 2011 in Teil 4.

Mehr über unseren Autor numiscontrol, alias Reiner Graff, erfahren Sie in unserem Who’s Who.

Einen ersten Überblick zu 2-Euro-Raritäten gab er bereits in diesem Artikel. Besonders beliebt sind zudem seine Beiträge „1871-1909: Zeit der Fälschungen“, „Die Wertentwicklung der ersten Euromünzen des Vatikans“ und „Unentdeckte Schätze bei Umlaufmünzen“.

Der Sammelexperte hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade Anfänger an die Welt der Münzsammlungen heranzuführen – hier finden Sie seine „Grundlagen für Sammler“ sowie seine Serie „Münzpflege leicht erklärt“.