2-Euro-Raritäten: die wahren Schätze im Geldbeutel
von numiscontrol
20. Dezember 2018 – Wer die MünzenWoche regelmäßig liest, dem werden sicherlich die beiden Artikel über die unentdeckten Schätze im Geldbeutel, im Januar und Februar 2018, nicht entgangen sein. In beiden Teilen hatte ich Ihnen schon einige grundlegende Tipps und Anregungen in Wort und Bild gegeben. Somit sollten Sie wissen, was Sie so alles in Ihrer Geldbörse finden könnten, wie man diese Besonderheiten erkennt, wie man sie benennt, warum so etwas entstehen kann und was man als Sammler eventuell bereit ist dafür auszugeben. Sie haben also schon das nötige Rüstzeug erhalten, um Ihr Auge zu schulen. Da man aber nicht gleich alle Raritäten aus dem Geldbeutel im Auge behalten kann, sollte man sich vorerst auf ein Nominal konzentrieren und spezialisieren. Gerade das 2-Euro-Stück ist dafür besonders gut geeignet.
Nicht nur Fehlprägungen sind Schätze
Es gibt genug Material an Fehlprägungen, Besonderheiten und, wie schon erwähnt, man kann dabei richtige Schätze finden! Doch müssen es nicht immer die Fehlprägungen sein, denn einige der ganz normal ausgegebenen 2-Euro-Münzen sind sehr selten im Umlauf. Ab und an verirrt sich doch einmal solch eine rare Münze und wartet dann geduldig auf ihren Finder. Zu diesen Münzen zählen auch die in eher kleiner Stückzahl herausgegebenen Stücke einiger Euroländer wie Andorra, Monaco, San Marino oder Vatikanstadt. Auch die Gemeinschaftsausgaben der Euroländer bekommt man nicht oft im Umlauf zu sehen.
Bezugsquellen im Alltag für Schätze im Umlaufgeld
Ein 2-Euro-Stück lässt sich auf der Suche nach Raritäten angenehm in die Hand nehmen und offenbart vieles ohne umständliche Vergrößerungshilfen. Trotzdem sollte die gute Lupe nicht weit weg sein, damit Sie gleich Ihre Vermutung bestätigen können. Wer dann nicht nur die Geldbörsen der Familie durchforsten möchte, der sollte sich eine gute Quelle sichern, welche auch ergiebig Material liefert. Der Handel ist dafür stets gut geeignet, dort gilt es zuerst Vertrauen zu schaffen, denn nicht jeder Kassierer oder Verkäufer wird Ihnen seine 2-Euro-Münzen aus dem Wechselgeld gleich willig in die Hand drücken. In meinem Stamm-Supermarkt bin ich schon lange bekannt und das geht inzwischen schon so weit, dass mir die Kassierer vermeintlich besondere Stücke „reservieren“. Weitere gute Quellen sind Bierkneipen mit Spielautomatenbetrieb, aber nur dann wenn der Wirt die Automaten auch selbst betreibt. Große Bahnhofsbuchhandlungen oder Zeitungsgeschäfte mit internationalen Gazetten haben ebenfalls viele 2-Euro-Stücke in den Kassen und vor allem meist internationale Kunden mit ausländischen Euros.
Welche Stücke sind nun aber interessant und schon kleine Raritäten? Grundsätzlich sollten Sie nach den 2-Euro-Gedenkmünzen der einzelnen Länder Ausschau halten. Solche Stücke fallen durch für unser Auge ungewohnte Bildseite auf. Besonders die seit 2006 in Deutschland ausgegebenen Stücke der Länderserie zur Präsidentschaft im Bundesrat haben ihre Liebhaber gefunden. Dabei sind die ersten Ausgaben wie das „Holstentor“ in Lübeck, „Schloss Schwerin“ oder der „Hamburger Michel“, sehr begehrt.
Fuchsbau am Holstentor 2006. Schätzung 10 Euro. Foto: © Angela Graff.
Fuchsbau am Holstentor 2006. Schätzung 6 Euro. Foto: © Angela Graff.
2-Euro Holstentor, 2006
Und schon sind wir mittendrin. Grundsätzlich wurde diese Ausgabe noch mit der alten Wertseite hergestellt, allerdings gibt es wenige Stücke, die bereits mit der neuen Wertseite geprägt wurden. Zuerst tauchte ein Stück davon in einem Set für Sammler auf, doch später fand man auch einige Stücke im Umlaufgeld. Es könnten davon also noch immer einige Stücke zu finden sein. Wer solch ein Stück mit neuer Wertseite findet, dem zahlt ein Sammler dann bis zu 1000 Euro!
Detail Holstentor ohne zusätzliche Linien. Normal. Foto: © Angela Graff.
Detail Holstentor mit zusätzlichen Linien. Schätzung 50 Euro. Foto: © Angela Graff.
Zu Fehlprägungen ist es auf der Gedenkmünze ebenfalls gekommen. Kleine Stempelausbrüche haben unten an den Türmen Materialerhebungen hinterlassen, die vom Sammler liebevoll als „Fuchsbau“ bezeichnet werden. Achten Sie dabei an den Türmen auf die zwei geheimnisvollen zusätzlichen Linien. Sie sind sehr selten anzutreffen und daher beim Sammler begehrt. Wie sie dorthin kamen und warum, keine Ahnung. Allerdings ist es durchaus möglich, dass sich hier der Stempelschneider ein kleines Denkmal setzen wollte. Was ja auch gelang. Solche heimlichen Zeichen auf die Münze gebracht, sind nicht neu, es gab sie bereits im Mittelalter.
Münze mit Farbauftrag. Wertlos. Foto: © Angela Graff.
2-Euro Schloss Schwerin, 2007
Hier wurde schon mit der neuen Wertseite geprägt. Trotzdem gibt es einige interessante Materialerhebungen auf der Bildseite zu beobachten, welche der Sammler, je nach Größe, gern mit 5 bis 10 Euro bewertet. Sonst ist das Stück eher selten im Umlauf zu finden. Vorsicht ist angebracht bei einer auffälligen Verfärbung der Pille (Innenteil).
Münze mit Farbauftrag. Wertlos. Foto: © Angela Graff.
Es handelt sich dabei um keine angebliche Materialverwechslung, sondern es wurde bemalt, um etwas „Besonderes“ zu schaffen. Die Manipulation auf der Oberfläche ist schnell erkannt und hat zudem keinen Wert.
Münze mit Farbauftrag. Wertlos. Foto: © Angela Graff.
Viele der von den einzelnen Ländern ausgegebenen 2-Euro-Gedenkmünzen wurden und werden heute leider noch immer mit unterschiedlichen Farbgestaltungen versehen um sie teuer zu verkaufen. Was nur wenige wissen: Mit dem Farbauftrag hat man die Münze entwertet. Sie ist im Umlauf also keine zwei Euro mehr wert, Verkäufer müssen solche Farbmünzen nicht mehr annehmen. Daher Hände weg davon. Wem es gefällt, sollte sich später nicht wundern, wenn er diese Stücke nicht mehr los wird.
2-Euro Römische Verträge, 2007
Die erste gemeinsame Ausgabe der Euroländer mit dem gleichen Motiv war ebenfalls begehrt und ist daher kaum im Umlauf anzutreffen. Besonders die Stücke aus den anderen ausgebenden Ländern sind rar und je nach Land bis zu 10 Euro wert. Achten Sie auch hier auf Fehlprägungen und Stempelrisse, die besonders bei Stücken aus Belgien, Frankreich und Spanien vorkommen. Sammler zahlen dafür bis zu 15 Euro.
Römische Verträge, Italien, mit vertieften Unterschriften. Schätzung 8 Euro. Foto: © Angela Graff.
Auf eine spezielle Besonderheit sollten Sie beim italienischen Stück aus der Serie achten. Es gibt hier die im Bild dargestellten Unterschriften vom Vertragswerk, einmal erhaben und einmal vertieft! Dabei sind die erhaben vorkommenden Stücke sehr selten und können bis 200 Euro kosten. Immerhin, die Stücke mit vertieften Unterschriften, sind beim Sammler trotzdem 8 Euro wert.
Übrigens haben alle Länder damals die Unterschriften erhaben ausgeführt, nur aus Italien kommen beide Varianten. Weiterhin sollten Sie bei der Ausgabe noch auf das Buch (Vertragswerk) selbst achten. Einmal ist es dicker und mit mehr Seiten und einmal ist es dünner. Solche Unterschiede sind leicht erkennbar und man bekommt für recht „dünne Werke“ bis zu 5 Euro. Auch die weiteren Gemeinschaftsausgaben der Euroländer sind ziemlich selten und man sollte daher besonders gut erhaltene Stücke eventuell für den Tausch aufheben.
2-Euro Hamburger Michel (Hauptkirche St. Michaelis), 2008
Bei dieser Ausgabe sollte man nach den Stücken der Prägestätte F (Stuttgart) suchen. Wieder kam es bei einigen Stücken zu einer Verwechslung der Stempel (falsche Stempelkopplung). Etwa 600.000 Exemplare wurden dabei noch mit der alten Wertseite geprägt. Wer solch ein Stück findet, der kann je nach Erhaltung zwischen 12 und 30 Euro dafür bekommen.
Hamburger Michel mit besonderen Sternen. Schätzung 20 Euro. Foto: © Angela Graff.
Zwei Besonderheiten möchte ich Ihnen mit Bild vorstellen. Achten Sie genau auf die Europasterne auf der Bildseite, denn sie könnten wie ein Komet mit Schweif aussehen. Dafür zahlt der Sammler gern bis zu 20 Euro.
Hamburger Michel, U nicht umschlungen. Normal. Foto: © Angela Graff.
Hamburger Michel, U umschlungen. Schätzung Liebhaberpreis. Foto: © Angela Graff.
Auf der Wertseite vom „Hamburger Michel“ wurde vor Jahren ein Phänomen mit dem umschlungenen „U“ von „EURO“ gefunden. Ist es ein Zufall oder nicht? Es gibt tatsächlich einige Stücke, auf denen man deutlich ein umschlungenes „U“ sehen kann, was aber so nicht richtig ist. Also, eine Besonderheit. Noch wurden derartige Stücke nicht im Handel angeboten, daher ist eine Preisangabe auch schwer und muss mit „Liebhaberpreis“ bestimmt werden.
Nullserie ohne Jahr und Prägebuchstaben. (Liebhaberpreis). Foto: © Angela Graff.
Weitere Besonderheiten
Es gibt wirklich sehr viele Raritäten beim Medium 2-Euro-Stück. Ganz oben steht dabei die sogenannte „Nullserie“, mit den radial angeordneten Sternen, die auch gern als „drehende Sterne“ bezeichnet werden. Obwohl man fest daran glaubte, dass alle Stücke davon vernichtet sind, tauchen noch heute solche Münzen im Umlaufgeld auf. Ein solches Stück und dabei in guter Erhaltung kann bis zu 5.000 Euro oder gar einen Liebhaberpreis erzielen. Meist tragen diese 2-Euro-Stücke weder ein Prägejahr noch einen Prägebuchstaben. Anhand der Sterne sind sie leicht erkennbar und stammen alle vermutlich aus dem Jahre 1998.
Das R ist ausgefüllt Finnland 2001. Schätzung 5 Euro. Foto: © Angela Graff.
Ring um Münze bei Finnland 2007. Schätzung 20 Euro. Foto: © Angela Graff.
Achten Sie bitte auch auf die 2-Euro-Umlaufmünzen aus Finnland von 2006. Einige 2-Euro-Stücke (55.000) zeigen schon die erst ab dem Jahre 2007 erlaubte neue Wertseitengestaltung (Europa ohne Grenzen). Dafür zahlen Sammler bis zu 30 Euro. Aber auch sonst gibt es kuriose Dinge auf die Sie achten sollten.
Österreich mit dicker Nase. Foto: © Angela Graff.
Eine „dicke Nase“, welche recht lustig anzuschauen ist, kann man öfters auf den 2-Euro-Münzen aus Österreich entdecken. Ein kleiner Stempelausbruch ist daran schuld, dass die Nase nun dick geworden ist. Dem Sammler gefällt es allerdings und er lässt sich solche amüsanten Kleinigkeiten bis zu 20 Euro kosten.
Hier wurde ohne Pille geprägt. Schätzung Liebhaberpreis. Foto: © Angela Graff.
Es sollte zwar nicht vorkommen, tut es aber! Manchmal kommen aus der Prägemaschine auch Stücke heraus, die keine Pille haben und trotzdem geprägt wurden. Werden sie nicht gleich bemerkt, landen sie zur Freude der Sammler im Umlaufgeld. Das passiert extrem selten, aber warum sollten Sie nicht auch einmal Glück haben und etwas Derartiges finden? Entweder man behält dann solch ein Stück für sich selbst, oder ein Sammler bietet dafür einen Liebhaberpreis.
Natürlich können Sie unter den 2-Euro-Stücken auch Fälschungen finden. Oftmals erkennt man sie beim genauen Betrachten recht schnell. Mit Lupe, Waage und Magnet sind diese Übeltäter schnell überführt. Doch was dann? Sie können damit machen, was Sie wollen. Eins bitte tun Sie nicht: Nur nicht wieder ausgeben! Sie sollten auf alle Fälle die Bundesbank darüber informieren, was Ihnen da ins Netz gegangen ist. Damit können Sie aktiv an der Falschgeld-Erkennung mitarbeiten und der Behörde unter Umständen wichtige Infos geben.
Schoko-Euros. Schätzung Nährwert. Foto: © Angela Graff.
Zum Schluss noch ein weiterer wichtiger Hinweis. Achten Sie besonders in der Weihnachtszeit und auch zum Jahreswechsel, auf so merkwürdige Eurostücke wie dieses hier. Solche Stücke haben weder einen Nominal- noch einen Sammlerwert, sondern besitzen nur einen „Nährwert“, welcher bei übermäßigem Genuss, erheblich sein könnte!
Ihnen allen Frohe Weihnachten.
Und wenn Sie die Grundlagen für das Sammeln von Umlaufschätzen im Portemonnaie auffrischen möchten, dann tun Sie das hier in Teil 1 und Teil 2.