Die 100. Auktion von SINCONA: Jürg Richter erinnert sich
Münzsammler haben schon fast vergessen, dass es die SINCONA erst seit dem 1. Mai 2011 gibt. 2025 führt das Unternehmen seine 100. Auktion durch. Wir haben Jürg Richter gebeten, einige seiner Erinnerungen, mit uns zu teilen.
von Ursula Kampmann
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Das SINCONA-Team bei der NYINC in New York. Von links nach rechts: Michael Hardmeier, Jürg Richter, Arne Kirsch. Foto: UK
SINCONA ist eigentlich kein Name, sondern eine Abkürzung und steht für Swiss International Coin Auction AG. Tagelang hat Jürg Richter gegrübelt, bis er sich für diesen Namen entschied: „Als ich am 1. Mai 2011 mein Auktionshaus gründete, brauchte ich noch einen unverwechselbaren Namen, der sich zudem in allen Sprachen leicht aussprechen ließ. Ich habe Dutzende von Ideen gehabt und wieder verworfen. Irgendwann kam dann die Idee mit SINCONA. Und mit diesem einprägsamen Namen ist sie dann ein Teil der numismatischen Welt geworden.“
Eine Bankenkrise führt zur Gründung von SINCONA
Aber wie kam es überhaupt dazu, dass die SINCONA entstand? Um das zu verstehen, müssen wir einige Jahre zurückgehen, als Jürg Richter noch Geschäftsführer der numismatischen Abteilung der UBS war. In dieser Funktion erlebte er auch eine der dunkelsten Phasen der Schweizer Bankengeschichte. 2008 litt die UBS unter den Folgen der Subprime-Krise; sie musste im ersten Quartal 2008 große Abschreibungen tätigen, und dazu kamen viele negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit der Betreuung ihrer amerikanischen Kunden.
Jürg Richter berichtet: „Darunter hatte auch die numismatische Abteilung zu leiden, obschon wir überhaupt nichts mit der Privatkundenberatung zu tun hatten. Das Ganze eskalierte dann im Januar 2009: Damals wollte ich zur internationalen Münzenmesse in New York und wurde bei der US-Immigration aufgehalten. Zwei Stunden ließ man mich ohne Pass sitzen. So unhöflich der Beamte auch war, letztendlich musste er mich gehen lassen, denn offensichtlich bestand mit den damaligen Anschuldigungen der UBS und meiner Person kein Zusammenhang. Diese einschüchternde Erfahrung wollte ich aber nicht noch einmal machen.
Münzhandel unter erschwerten Bedingungen
Jürg Richter fährt fort: „Nach 2009 wurden viele Prozesse innerhalb der Bank neu angeschaut und überprüft; was früher über viele Jahrzehnte hinweg einwandfrei funktioniert hatte, musste neu definiert werden. Da viele dieser geplanten Anpassungen und Veränderungen – insbesondere im Bereich Compliance – nicht immer den Gepflogenheiten in der numismatischen Branche entsprachen, musste dafür eine passende Lösung gefunden werden.
Die UBS wollte in der Folge aus geschäftspolitischen Gründen die numismatische Abteilung nicht mehr weiterführen, und so setzten wir uns gemeinsam an den runden Tisch und haben eine für beide Seiten faire Win-Win-Lösung gefunden.

Das Team der SINCONA bei der Münzenmesse in Basel 2025. Von links nach recht Timur Demiral, Michael Otto, Inge Otto, Monika Richter, Ruedi Kunzmann, Jürg Richter. Foto: KW
Die erste eigene Auktion
Am 1. Mai 2011 gründete Jürg Richter also die SINCONA und stand gleich vor dem nächsten Problem. Woher sollten seine Kunden von diesem doch sehr wichtigen Schritt erfahren? Die UBS konnte wegen des Bankkundengeheimnisses die numismatischen Kundenadressen nicht herausgeben. Jürg Richter erzählt: „Wir waren in der glücklichen und komfortablen Situation, bereits am 29. Juni 2011 unsere erste eigene SINCONA-Auktion durchzuführen. Und wir fanden mit der UBS eine sehr gute Lösung. Die Bank schickte selbst die beiden ersten Kataloge für uns an die damaligen Numismatik-Kunden. Wir legten den Katalogen nur einen Brief bei, in dem wir den Kunden die Situation erklärten und sie baten, uns ihre Adressen mitzuteilen. Im Oktober fand dann auch schon unsere zweite Auktion statt. Dafür hatten wir bereits eine attraktive Sammlung von russischen und byzantinischen Goldmünzen erhalten. Es wurden großartige Ergebnisse erzielt, und die SINCONA war somit international in den Medien präsent.“
Das Unternehmen wächst
Bereits im Februar 2013 gründete Jürg Richter die SINCONA Trading AG für den physischen Edelmetallhandel sowie andere Dienstleistungen. Er füllte damit eine wichtige Lücke, die entstanden war, weil sich immer weniger Schweizer Banken mit dem physischen und kuranten Goldhandel beschäftigen wollten.
Im gleichen Jahr erfolgte der Umzug ans Limmatquai 112. Jürg Richter erinnert sich: „Irgendjemand hatte mir erzählt, dass am Limmatquai ein ganzes Gebäude zum Verkauf stand. Es war ideal, weil dort eine Bankfiliale gewesen war, und es gab auch bereits einen großen Tresorbereich. Als ich mich wegen des Preises erkundigte, kam ich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein Kauf stand leider nicht zur Debatte, aber ich lernte persönlich den Käufer kennen und wurde in der Folge ein sehr zufriedener Mieter am Limmatquai.“
Zur international aufgestellten SINCONA gehören übrigens nicht nur das Schweizer Mutterhaus, sondern auch zwei deutsche Ableger, die SINCONA Deutschland in Weil und seit 2018 die Frankfurter Münzhandlung Nachf. GmbH.
Jürg Richter freut sich über viele sehr glückliche personelle Entscheidungen, welche die SINCONA unter die Elite des europäischen Münzhandels einreihten: „Mir war die familiäre Atmosphäre immer sehr wichtig. Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, die nicht nur fachlich versiert sind und Freude haben an dem, was sie tun, sondern mit denen ich auch menschlich harmoniere. Mit Ruedi Kunzmann hatte ich ja schon viele Bücher geschrieben. Da wusste ich, dass wir gut zusammenarbeiten. 2012 kam Michael Hardmeier dazu. Er bringt seinen juristischen Hintergrund und seine Begeisterung für die Numismatik ein. Auch Arne Kirsch passt als erfahrener Numismatiker großartig ins SINCONA-Team; er stieß 2014 zu uns. Damals war er Präsident der IAPN. Er hat uns viele internationale Kontakte gebracht und die SINCONA in der numismatischen Gilde noch bekannter gemacht. Unser jüngster Zuwachs ist der ebenfalls sehr erfahrene Berliner Numismatiker Michael Otto.
Mit Benoît Schöni und Jochen Schmälzle, welche teils langjährige Weggefährten schon zu UBS-Zeiten waren, wie auch mit meiner Tochter Angela Richter ist auch die SINCONA Trading personell perfekt aufgestellt.“

Das Publizieren von numismatischen Fachbüchern ist ein Teil der Unternehmensphilosophie der SINCONA. Von links nach rechts: Ruedi Kunzmann, Karl Weisenstein, Jürg Richter. Foto: KW
Freude an Münzen als Teil der Unternehmensphilosophie
Jürg Richter und Ruedi Kunzmann kennen viele Schweizer Sammler wegen ihrer zahlreichen Standardwerke zur Schweizerischen Numismatik. Ihr „Neuer HMZ-Katalog“ gilt als eine Art Bibel des Schweizerischen Münzwesens. Aber auch andere Themen liegen Jürg Richter am Herzen. „Ich habe mich mit Schützenmedaillen, Schweizer Banknoten und Schweizer Proben beschäftigt. Mir macht es Spaß, Kataloge zu erarbeiten und so den Sammlern etwas zurückzugeben. Sie sollen an dem Wissen, das ich täglich bei der SINCONA erwerbe, teilhaben.“
Überhaupt steht bei SINCONA die Freude an den Münzen im Mittelpunkt. Jürg Richter meint: „Wenn ich irgendwann einmal aufstehe und keine Lust mehr habe, ins Geschäft zu gehen, dann ist es Zeit aufzuhören. Aber so weit bin ich noch lange nicht, im Gegenteil. Denn tagtäglich erwarten mich neue Überraschungen. Jeder Kunde könnte ein aufregendes Stück dabei haben. Schauen Sie sich nur unser Titelstück zur Jubiläumsauktion an. Da ruft mich jemand drei Tage vor Redaktionsschluss an, er habe eine Münze. Keine Ahnung, was. Eine Stadt sei drauf, wahrscheinlich Zürich. Und dann packt er die Münze aus! Ich habe ihm gleich gesagt, die nehmen wir in unsere Auktion 100. Natürlich hat er sich gefreut. Und ich mich auch.“
Das irdische Paradies der Numismatik
Auf die Frage, ob er nicht doch lieber eine Karriere im Bankwesen gemacht hätte, schmunzelt Jürg Richter: „Meine Vorstellung vom „Paradies“ ist es, bei einem guten Wein mit lieben Freunden zusammenzusitzen, um über Münzen zu sprechen.“
Wir wünschen Jürg Richter und seinen Kollegen, dass sie alle dazu noch oft Gelegenheit haben werden.
Hier kommen Sie zur Website von SINCONA und den aktuellen Auktionen der Swiss International Coin Auction AG.
Die Auktion 100 finden Sie über diesen Link.
1/2 Reichstaler 1621,
unter Wilhelm V. von Hessen-Kassel
als Administrator.
Erhaltung: vz+


Stadt Besancon,
3 Pistolen 1666 mit Titel Karl V.
Erhaltung: f.st

Chaise d'or (Kaiserschild) 1328-1347
unter Kaiser Ludwig IV.
Erhaltung: vz

Ostkelten,
Tetradrachme (3-2 Jhd. v. Chr.).
Erhaltung: vz

Reichstaler 1654-1668
unter Graf Guidobald von Thun.
Erhaltung: ss-vz

Solidus (491-518) unter
Anastasius der Gerechte.
Erhaltung: ss-vz
























