Womit man in Südafrika zahlte
von Ursula Kampmann
Münzen? Das ist nur das letzte von vielen Zahlungsmitteln, die man am Kap anwendete, und trotzdem gibt es noch genug über die numismatische Vergangenheit Südafrikas zu erzählen. Hier finden Sie die Geschichte der südafrikanischen Zahlungsmittel von der Glasperle bis zum Rand.
Inhalt
Um Handel zu treiben, braucht es keine Münzen, das wussten die Seefahrer, die im Auftrag der portugiesischen und niederländischen Händler die Meere befuhren. Es war wesentlich profitabler, Waren gegen Waren einzutauschen, bevorzugt gegen Waren, die eine andere Nation brauchte oder schätzte.
Erste Anfänge eines Geldwesens
Dazu gehörte auf jeden Fall Metall. Und so brachten die Portugiesen Kupfer bzw. Bronze nach Afrika. Sie importierten es in Form von schweren, nach Form und Gewicht normierten Armreifen, den Manillen. Solche Stücke sollen auch in Südafrika gefunden worden sein.
Wir verbinden dieses prämonetäre Zahlungsmittel allerdings mehr mit den Gegenden an der Goldküste Afrikas. Die Manillen wurden vor allem als Material für die heute so umstrittenen Benin-Bronzen benutzt. Die kunstvoll gefertigten Tafeln zeigen die unterschiedlichsten Szenen aus dem Alltag des Königs von Benin und seiner Höflinge. Unser Beispiel bildet einheimische Sklavenhändler ab, die Manillen hochhalten, die sie im Austausch für Sklaven erhalten haben.
Auch Perlen kamen im afrikanischen Handel zum Einsatz, wobei wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht verstanden haben, wie sie genau eingesetzt wurden. Ganz sicher nicht als einfache Schmuckbestandteile, die afrikanische Handelspartner schön fanden. Stattdessen gehörten die Perlen zu einem komplexen Geldsystem, bei dem unterschiedliche Farben und Sorten bei unterschiedlichen Völkern für verschiedene Waren und Dienstleistungen in Zahlung genommen wurden.
Eine erste Kolonie am Kap: Die Vereinigte Ostindische Kompanie (1652-1795)
Der Vereinigte Ostindische Kompanie revolutionierte den Übersee-Handel. Nun waren es nicht mehr vereinzelte Händler, die sich für die eine oder die andere Unternehmung zusammentaten. Jetzt gab es eine Aktiengesellschaft fast im modernen Sinne mit festen Angestellten und dem Willen, möglichst viele profitable Handelspartner unter ihren Einfluss zu bringen.
Eines der vielen Handelsschiffe der VOC strandete in der Tafelbucht, wo die Überlebenden ein Jahr später gerettet wurden. Ihre begeisterten Berichte von der Fruchtbarkeit des Landes, veranlassten die Firmenleitung in Amsterdam eine Station am Kap einzurichten. Dort sollten Nahrungsmittel erzeugt werden, um vorbeifahrende Schiffe zu verproviantieren. Ein lukratives Geschäft. Jan van Riebeeck landete am 6. April 1652 am Kap der Guten Hoffnung, um diese Kolonie aufzubauen.

Spanisches Weltreich. Cob zu 8 Reales, Mexico City. Gefunden auf einem vor der Ostküste Floridas gesunkenen Schiff der Silberflotte von 1715. Aus Auktion Sedwick 23 (2018), 1699.
Womit man damals am Kap zahlte? Nun vermutlich mit dem Geld, mit dem damals überall gezahlt wurde: mit spanischen Silbermünzen zu acht Reales. Wobei wir davon ausgehen können, dass die Händler der VOC von den vorbeifahrenden Schiffen, die am Kap Proviant einkauften, jede Währung nahmen, solange sie aus gutem Silber und Gold bestand. Um die Bücher ordentlich führen zu können, gab es – wie überall in Europa – eine gemeinsame Buchwährung, den Riks Daller, in den eingenommene und ausgegebene Münzen umgerechnet wurden, um so Gewinn und Ausgaben jederzeit bilanzieren zu können.

Großbritannien für die Kap Kolonie. Gegenstempel mit dem Kopf Georges III. auf einem spanischen 8 Reales-Stück von 1791. Aus Auktion SINCONA 63 (2020), 1072.
Britische Eroberung
Die Kapkolonie war von zu großer strategischer Bedeutung, um nicht Begehrlichkeiten beim expandierenden Großbritannien zu wecken. 1795 eroberten die Briten die holländischen Besitzungen. Doch auch wenn nun eine andere Fahne über Kapstadt wehte, blieb das Problem der Bargeldversorgung drängend. Die Briten nutzten zu diesem Zweck gerne alle spanischen Münzen, derer sie habhaft werden konnten. Sie versahen sie mit einem Gegenstempel, der das Porträt von George III. zeigte und immer auf dem Nacken des spanischen Königs aufgebracht wurde.

Großbritannien. George III. 2 Pence 1797, Soho Mint. Cartwheel Coinage. Aus Auktion SINCONA 83 (2023), Nr. 2055.
Wir wissen, dass auch die britischen 2-Penny-Stücke am Kap kursierten, denn sie hatten einen eigenen Spitznamen: Die frommen Buren bezeichneten sie als Teufelspfennige. Schließlich trägt Britannia darauf als Zeichen der Seeherrschaft den Dreizack, genau dasselbe Attribut, mit dem auch der Teufel gerne dargestellt wird.

Batavische Republik. Halbgulden in Gold 1802, Enkhuizen. Aus Auktion Hess-Divo AG 291 (2002), Nr. 68.
Die Batavische Republik
1803 übernahm während des Kriegs gegen Napoleon kurzfristig die mit Frankreich verbündete Batavische Republik wieder die Kontrolle über das Kap und Kapstadt. Im Zeichen der Reorganisation plante der militärische Kommandant ein neues, eigenes Münzwesen und die dazugehörige Münzstätte. Letzteres war zu aufwändig, also wurden die neuen Münzen im niederländischen Enkhuisen bestellt. Es gab Silbermünzen und Bronzemünzen. Dass wir hier eine Goldmünze zeigen, hängt damit zusammen, dass einige seltene Goldabschläge von den Stempeln der silbernen Gulden hergestellt wurden. Diese wurden zunächst als Kapgulden bekannt, um in der Numismatik wegen der schönen Schiffsdarstellung später als Schiffsgulden bezeichnet zu werden. Diese Kapgulden können als die ersten südafrikanischen Münzen bezeichnet werden.
Die britische Herrschaft
Aus Mangel an Bargeld benutzten die Briten nach der Rückeroberung des Kaps die Münzen der Batavischen Republik weiter. Erst am 6. Juni 1825 erließ der Gouverneur ein Gesetz, das das britische Pfund zur alleinigen Währung am Kap machte. Theoretisch. Praktisch blieb nichts anderes übrig, als die Truppen mit der Währung zu bezahlen, die vor Ort zu haben war, und das waren meist spanische 8 Reales Stücke. Wir wissen das, weil sich der Gouverneur bei der britischen Regierung darüber beschwerte, dass diese den Wechselkurs der 8 Reales gegenüber dem Pfund auf 4 Shilling 8 Pence festgesetzt hatte, was in der Realität viel zu niedrig war. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es genügend britische Münzen, um tatsächlich alle Soldaten mit ihnen zu entlohnen.
Griqua Tokens
Griqua lautet die Bezeichnung für Gesellschaften im südlichen Afrika, die sich aus der Verbindung von Khoikhoi, Nama und Buren entwickelten. Mit eben diesem Namen bezeichnete Reverend John Campbell von der Londoner Missionsgesellschaft auch eine Gruppe von Chariguriqua, Basters, Koranna und Tswana. Als er 1813 eine von zwei Missionaren der gleichen Gesellschaft gegründete Missionsstation besuchte, überzeugte er die Geistlichen ihre Station nicht mehr Klaarwater, sondern Griquatown zu nennen.
Auch das Geld für Griquatown war eine Idee von Campbell. Er ließ es für die Schützlinge der Missionare eigens anfertigen. Natürlich keine richtigen Münzen, sondern Tokens. Sie wurden 1815 in Kurs gesetzt und 1817 schon wieder abgeschafft.
Die Banknote von Griqualand aus dem Jahr 1868 gehört in einen anderen Zusammenhang. Sie wurde für die britische Kolonie Griqualand West herausgegeben. Dort waren 1867 Diamanten gefunden worden, was die Briten dazu veranlasste, die Griqua zu zwingen, ihr Gebiet an Großbritannien abzutreten.

Zuid Afrikaansche Republiek. Burgerspond 1874, Stempel von L. Wyon. Nur 695 Stück geprägt. Aus Auktion SINCONA 80 (2022), Nr. 3277.
Münzen aus südafrikanischem Flussgold
1872 wählten die Buren den Pastor Thomas François Burgers zu ihrem vierten Präsidenten. Burger plante eine eigene Währung für sein Land und beauftragte die private Münzstätte von R. Heaton & Sons im englischen Birmingham damit, für ihn Münzen herzustellen, die in Gewicht und Feingehalt den gleichzeitigen britischen Münzen entsprachen. Als Material soll er Flussgold benutzt haben, das am nördlichen Ausläufer der Drakensberge gefunden worden war. Bereits ein Jahr später entstand am Fundort die Siedlung Pilgrim’s Creek.
Nur wenige Hundert Stück vom Burgerspond wurden geprägt, ehe der Volksraad seine weitere Produktion verbot.
Eine eigene Münzstätte für Südafrika
Die Entdeckung von Gold im Jahr 1886 im Gebiet des heutigen Johannesburg ermöglichte es der ZAR ihre eigenen Münzen in größeren Mengen herauszugeben. 1890 machte der Volksraad den Weg frei für die Gründung einer Nationalbank, die gleichzeitig das Recht haben sollte, Münzen und Banknoten zu emittieren. Das Geldsystem basierte auf dem britischen Pfund, auch wenn die ersten Probeprägungen in der Münzstätte von Berlin erfolgten.
Die Nationalbank wurde an der Nordwestecke des Church Square in Pretoria erbaut und am 6. Juli 1892 eröffnet. Münzen konnte man in der am gleichen Ort angesiedelten Münzstätte erst etwas später herstellen. Übrigens, den Eckstein der Nationalbank kann man heute noch in Pretoria besichtigen.
Notgeld im Burenkrieg
1900 eroberten die britischen Streitkräfte Pretoria. Die Münzstätte war zu diesem Zeitpunkt schon wieder geschlossen. Stattdessen benutzte man gerne ungeprägte Ronden im Gewicht der britischen Sovereigns. Diese Stücke wurden als „naked pounds“, nackte Pfunde, bezeichnet.
Etwas später kam die verlassene Münzstätte von Pilgrim’s Rest wieder zum Einsatz. Dort wurden – sehr unfachmännisch – einfache Stempel geschnitten und eine improvisierte Münzpresse benutzt, um Ponds von praktisch reinem Gold mit einem Materialwert von 22 Shilling herzustellen. Doch die Prägung war nicht so einfach wie gedacht: Mit einem Satz Stempel konnten lediglich 986 Exemplare geprägt werden. Außerdem kamen die Münzen zu spät – als sie fertig waren, hatten sich die Buren bereits den Engländern ergeben.
Unter britischer Herrschaft
Und damit kam nicht nur die britische Herrschaft, sondern auch das britische Geldsystem. Wobei die Bergwerksbetreiber und Inhaber der Bankhäuser darauf drangen, vor Ort eine Münzstätte zu gründen, um so die hohen Kosten und Risiken eines Transports des Goldes zu vermeiden. Schließlich besaßen auch andere goldproduzierende Kolonien der Briten ihre eigene Münzstätte. Warum also nicht Südafrika? Der erste Antrag auf eine eigene Münzstätte datiert ins Jahr 1902, aber erst der Pretoria Mint Act von 1919 erlaubte ihre Gründung. Die Maschinen wurden aus Großbritannien importiert. Die Matrizen fertigte Kruger Gray in London an. Selbstverständlich entsprachen die in Südafrika hergestellten Münzen ihren britischen Vorbildern exakt hinsichtlich Größe, Feingehalt und Nominal.
Der erste Sovereign wurde vom Generalgouverneur, Prince Arthur of Connaught, am 3. Oktober 1923 geprägt. Und damit begann auch die Geschichte des Sammelns von südafrikanischen Münzen, denn die ersten Proof Sets wurden bereits 1923 an Sammler verkauft.
Ein Zwischenspiel als Munitionsfabrik
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wandte sich die Leitung der königlichen Münzstätte von Pretoria an den britischen Finanzminister, um ihn darauf hinzuweisen, dass die freien Kapazitäten der Fabrik dazu benutzt werden könnten, Munition herzustellen. Die Produktion wurde 1938 aufgenommen und mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs intensiviert. Nun entstanden auch 18 und 25 Pfund Granaten, Zündbolzen und Sprengkapseln in der Münzstätte von Pretoria. Der Rüstungsbetrieb drängte die Münzherstellung an den Rand. 14.300 Personen wurden neu angestellt, um an fünf verschiedenen Standorten Munition für die britischen Truppen zu fabrizieren.
In den frühen Stunden des 1. März 1945 ereignete sich eine verheerende Explosion im Hauptbetrieb in Pretoria. Da Unglück kostete 146 Mitarbeiter der Münzstätte das Leben. Übrigens, erst im Jahr 1964 beendete die South African Mint die Produktion von Munition.
Ein dezimales Münzsystem für Südafrika (1961-1964)
Mit dem Balfour Bericht erlangte Südafrika 1926 faktisch seine Souveränität, allerdings übernahm die südafrikanische Regierung erst 1941 die Kontrolle über die Münzstätte von Pretoria. 1961 beendete Südafrika seine Mitgliedschaft im British Commonwealth und entschied sich, dies auch mit einem Wechsel der Währung zu dokumentieren. Südafrika führte ein dezimales Münzsystem ein.
Seit damals zahlt man in Südafrika mit Rands und Cents. Die werden heute schon längst nicht mehr in Pretaoria hergestellt, sondern in der South African Mint in Gateway, Centurion. Die wurde im Oktober 1992 feierlich eröffnet.