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Volltreffer: Die Schweizer Sondermünzen 200 Jahre Schiesssportverband

von Ursula Kampmann

Woran denken Sie, wenn Sie den Begriff Schweizer Schützen lesen? An Schützentaler, Wilhelm Tell und / oder das Eidgenössische Feldschießen? Was Vito Noto so alles einfiel, als er das Design der neuesten Sondermünze der Swissmint entwickelte, das erzählte er Ursula Kampmann.

Inhalt

Vom 16. bis zum 18. August 2024 findet in Aarau das große Jubiläumsfest anlässlich 200 Jahre Schweizer Schiesssportverband statt. Rund 130.000 Mitglieder sind eingeladen, daran teilzunehmen. Ein Großereignis! Immerhin ist der Schweizer Schiesssportverband der viertgrößte Sportverband der Schweiz.

Um Ihnen einen kleinen Anhaltspunkt auf dem riesigen Festgelände zu geben: Am besten steuern Sie auf das „Aussteller-Zelt zu, denn dort wird Punkt 19.00 mit dem Verkauf der neuesten Sondermünze der Swissmint begonnen. Gleich links neben dem Zelteingang können Sie drei Tage lang eines von 5.000 Exemplaren „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“ erwerben. Und keine Angst: Es wird nicht alles am ersten Tag ausverkauft sein. Jan Niklas Betz, Leiter Marketing & Sales der Swissmint, sagt: „Wir haben für jeden der drei Tage ein Kontingent reserviert, genauso wie es ein Kontingent für unseren Swissmint Online Shop gibt, auf dem ebenfalls exakt um 19.00 Uhr mit dem Verkauf begonnen wird. Übrigens, die beliebten Vorzugsausgaben mit Künstlerzertifikat sind nur über den Swissmint Shop erhältlich.“

Was ist das für eine Sondermünze, bei der schon Wochen im voraus über Kontingente nachgedacht wird? Es handelt sich um eine der beiden Sondermünzen in Gold, die die Swissmint jährlich herausgibt. Davon werden pro Ausgabe nur 5.000 Stück geprägt, und die waren in den letzten Jahren schnell ausverkauft, vor allem wenn der Erstverkauf bei einem großen Anlass stattfand. 130.000 Mitglieder im Schweizer Schiesssportverband und 5.000 Münzen, da ist die Rechnung einfach.

Schweiz. 50 Franken in Gold 2024 „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“. .900 Gold. 11,29 g. 25 mm Durchmesser. Auflage: 5.000 Stück in Polierter Platte.

Schweiz. 50 Franken in Gold 2024 „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“. .900 Gold. 11,29 g. 25 mm Durchmesser. Auflage: 5.000 Stück in Polierter Platte.

Die Goldmünze „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“

Aber werfen wir zuerst einen Blick auf das Design. Das 50 Franken-Stück in Gold zeigt auf der Bildseite das, was eine Kugel sehen würde, wenn sie denn Augen hätte zu sehen. Vom Inneren des Laufs aus umgibt sie der schraubenförmig geschnittene Zug, dank dem sie den Drall erhält, um ihren Flug ins Ziel zu stabilisieren. Gerichtet ist die Spitze der Patrone direkt auf die Mitte der Zielscheibe, deren Aufschrift den Anlass der Münzprägung zitiert. 1824 2024 SSV – FST, links davon 200 ANS / ANNI / ONNS / JAHRE. SSV steht für Schweizer Schiesssportverband, FST ist die Abkürzung in italienischer resp. französischer Sprache: Federazione sportiva svizzera di tiro, Fédération sportive suisse de tir.

Schweiz. 20 Franken in Silber 2023 „Schweizer Schiesssportverband“. .999 Silber. 20 g. 33 mm Durchmesser. Auflage: 15.000 Stück unzirkuliert. 5.000 Stück in Polierter Platte.

Schweiz. 20 Franken in Silber 2023 „Schweizer Schiesssportverband“. .999 Silber. 20 g. 33 mm Durchmesser. Auflage: 15.000 Stück unzirkuliert. 5.000 Stück in Polierter Platte.

Die Silbermünze „Schweizer Schiesssportverband“

Stilistisch gleich das Design der Silbermünze „Schweizer Schiesssportverband“, die bereits am 2. Juni 2023 von der Swissmint lanciert wurde. Auf ihr ist ein riesiges Auge zu sehen, dessen Pupille ganz Zielscheibe wird.

Die Wertseite: Einmal das Vorbild, dann die Umsetzung in Silber und Gold.

Die Wertseite: Einmal das Vorbild, dann die Umsetzung in Silber und Gold.

Die Wertseite

Auch die Wertseite hält die beiden Sondermünzen zusammen. Sie ist ein Zitat und erinnert an einen Vorläufer der Schweizer Schützentaler, an ein 4 Franken-Stück, das anlässlich des Eidgenössischen Freischießens in Chur 1842 herausgegeben wurde. Alle Rückseiten zeigen ein Ensemble, wie es damals auf vielen Münzen Verwendung fand: Das Wappen der Eidgenossenschaft aufgesetzt auf eine malerisch drapierte Zusammenstellung aus Fahnen, Gewehren, einem Eichen- und einem Lorbeerzweig, darunter sind zwei Reminiszenzen an das frühneuzeitliche Schützenwesen: Ein Pulverhorn und das Barett eines Landknechts, von dem drei Federn schwanken.

Graubünden. Schützentaler zu 4 Franken, 1842, Chur. Aus Auktion SINCONA 80 (2022), Nr. 5584.

Graubünden. Schützentaler zu 4 Franken, 1842, Chur. Aus Auktion SINCONA 80 (2022), Nr. 5584.

Das Vorbild aus Graubünden

Damit schlägt die Swissmint den Bogen zur Vergangenheit, denn die Tradition, anlässlich der eidgenössischen Schützenfeste Münzen auszugeben, datiert bis ins Jahr 1842 zurück. Damals erschien eine Silbermünze, die auf der Vorderseite die Wappen der drei Bünde mit dem symbolischen Handschlag zeigt und auf der Rückseite mit der Umschrift Eidgenössisches Freischiessen in Chur 1842 genau die Rückseite, die wir von den Sondermünzen der Swissmint kennen.

1842 war die Idee, regelmäßig Schützen aus der ganzen Schweiz an einem Ort zu einem Wettschießen zu versammeln, bereits nicht mehr neu. Das erste gesamtschweizerische Schützenfest fand 1827 statt und griff eine Entwicklung auf, die sich nach dem Sieg über Napoleon in ganz Europa abzeichnete. Frankreich hatte der Welt gezeigt, dass ein Volksheer jedem Söldnerheer weit überlegen ist. Der Kampf gegen Frankreich hatte nationale Gefühle geweckt und die Notwendigkeit der eigenen Wehrhaftigkeit bewiesen.

Die Konsequenz waren zunächst lokale Schützenvereine und damit verbunden Schützenfeste. Sie begeisterten das Bürgertum. Denn so brachen sie in eine bisherige Domäne des Adels ein, das Militär, und förderten darüber hinaus die nationale Idee, indem sich Schweizer aus verschiedenen Kantonen kennenlernten. Bald eilten Menschen aus allen Ecken und Enden der Schweiz zu den Orten, an denen Schützenfeste gefeiert wurden.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Das Festgelände von verschiedenen eidgenössischen Schützenfesten des 19. Jahrhunderts. Dokumente im Schützenmuseum Bern. Fotos: UK.

Die Menschenmassen, die da herbeiströmten, konnten sich durchaus mit modernen Großveranstaltungen messen. Damit verbunden waren Fragen des Budgets. Die Schützen zahlten natürlich für ihr Recht, beim Wettbewerb mitschießen zu können. Aber trotzdem reichte es nicht für die enormen Ausgaben, die mit dem Festdorf verbunden waren. In diesen Zusammenhang gehört die Idee der Schützenmedaillen und Schützentaler, die ausgegeben wurden, um zusätzliche Mittel frei zu machen. Wurden zunächst nur Medaillen verkauft, ging man 1842 zu Gedenkmünzen über, von der wesentlich größere Mengen abgesetzt werden konnten. Wie gesagt, 1842 prägte man anlässlich des Eidgenössischen Schützenfestes in Chur 6.000 Schützentaler mit einem Nominalwert von 4 Franken. An jedem Stück gewann Graubünden den Schlagschatz, also Nominalwert abzüglich Entstehungskosten. Da viele ihre Münzen während der Veranstaltung nicht ausgaben, sondern stattdessen in die eigene Sammlung legten, gewann Graubünden noch einmal. Das gab einen hübschen Zustupf zu den Kosten des Festes. Knapp 130 Jahre später wurden die Olympischen Spiele in München ganz genauso mitfinanziert.

Übrigens, wenn wir es ganz genau nehmen, zählt der Graubündner Vierfränkler gar nicht zu den eigentlichen „Schützentalern“, denn die wurden von der Eidgenossenschaft herausgegeben, nicht von einem einzelnen Kanton.

Vito Noto, hochdekorierter Italo-Schweizer Designer und verantwortlich für das Design der beiden Swissmint Sondermünzen „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“ und „Schweizer Schiesssportverband“. Foto: ©Vito Noto.

Vito Noto, hochdekorierter Italo-Schweizer Designer und verantwortlich für das Design der beiden Swissmint Sondermünzen „200 Jahre Schweizer Schiesssportverband“ und „Schweizer Schiesssportverband“. Foto: ©Vito Noto.

Vom Thema zum Design: Herr Noto, wie haben Sie’s gemacht?

Seit 1842 wurden unzählige Münzen und Medaillen anlässlich unzähliger Schiesssportveranstaltungen ausgegeben. Eigentlich wurde so ziemlich jedes Motiv, das man nur irgendwie mit dem Thema Schießen verbindet, in den letzten 200 Jahren numismatisch umgesetzt. Und damit stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, trotzdem einen neuen, frischen Blick auf das Thema zu werfen. Wir haben darüber mit Vito Noto gesprochen, der das Design der beiden Sondermünzen entworfen hat.

Vito Noto gehört zu den profiliertesten Industrie-Designern der Schweiz. Die Liste an Auszeichnungen, die er und sein Designstudio erhalten haben, ist endlos; er ist ein gefragter Referent, der Designer rund um den Globus mit seinen Vorträgen und Workshops beeinflusst hat. Doch wie kommt jemand, der sich beruflich mit Koffersystemen, Pipettiergeräten und Schussfadenspeichern beschäftigt, dazu, Münzdesigns zu liefern? „Nun“, sagt Vito Noto, „eigentlich hat alles mit den Briefmarken angefangen. Ich habe schon als kleines Kind Briefmarken geliebt. Wie kann man nur auf einer so kleinen Fläche so bunte Geschichten erzählen? Das hat mich auch als Designer fasziniert. Irgendwann Ende der 1990er Jahren kam dann ein Kontakt zur Schweizer Post zustande. Ich wurde zu einem ersten Wettbewerb eingeladen, Briefmarken zu gestalten. Inzwischen sind es ziemlich viele geworden, nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Liechtenstein. Und als dann die Swissmint die kleine Serie zu den bekanntesten Schweizer Pässen herausgab, hat man mich angefragt. Und jetzt wieder.“

Die drei Münzen, die Klausenpass, Furkapass und Sustenpass darstellen, erschienen in den Jahren 2018 bis 2020. Sie zeigen alle eine recht gegenständliche Abbildung, mit der jeweiligen Passstraße und einem Oldtimer. Stilistisch gesehen ist die neue Münze da etwas ganz anderes. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, wie denn der künstlerische Prozess abläuft. Mit anderen Worten: Wie kommt man von einem Schützenverband auf ein Auge und einen Lauf?

Erstes Brainstorming für die neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

Erstes Brainstorming für die neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

Erste grobe Entwürfe für die neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

Erste grobe Entwürfe für die neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

Reduktion auf die endgültigen Themen der neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

Reduktion auf die endgültigen Themen der neuen Gedenkmünzen „Schweizer Schützenverband. ©Vito Noto.

„Alles beginnt immer mit dem Brainstorming“, erklärt Vito Noto. „Ich suche Elemente, die wichtig für ein Gebiet sind und die Handlung – in dem Fall das Schießen – visualisieren. Aus diesen Elementen entwickeln wir in einem ersten Schritt unterschiedliche Konzepte, die wir dem Kunden vorlegen. Aus dieser ersten Präsentation ergeben sich Lieblingskonzepte, die wir anschließend weiter entwickeln und ausarbeiten. Für uns stand schnell fest, dass es keine Darstellung eines Schützen geben würde. Wir wollten den sportlichen Aspekt des Schießens betonen, und durch einen schießenden Menschen wäre eine mehrdeutige Interpretation möglich gewesen. Deshalb haben wir uns sehr schnell auf die eigentliche Aktion beschränkt. Und da heißt es Auge, Lauf und Zielscheibe auf eine Linie zu bringen. Nur so trifft man ins Ziel.“

Es standen also drei Elemente im Mittelpunkt, die in eine gemeinsame Erzählung umgesetzt werden mussten. Vito Noto: „Wir begleiten die Entstehung eines Objekts von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt. Die Zusammenarbeit mit der Swissmint lief da optimal. Das ist extrem wichtig. Wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert, geht viel verloren. Wir haben über ein 3D-Programm die Entwürfe vorbereitet, auf denen Geometrien, die Glanz- und Mattbereiche bereits sorgfältig definiert sind. Remo Mascherini war als Graveur ein kongenialer Partner, der unser Design optimal umgesetzt hat.“

So kommt es, dass Gold- und Silbermünze den kleinen Namenszug VITO NOTO tragen. Auf der Goldmünze ist er auf dem untersten Segment des Laufs zu finden, auf der Silbermünze im Feld unter der Pupille. Aber welche von beiden Münzen gefällt Vito Noto eigentlich persönlich besser? Er lacht: „Jedes meiner Kinder ist für mich etwas ganz besonderes. Sie gefallen mir alle. Was ich diesmal besonders gelungen finde, ist das Verhältnis von Größe zu Motiv. Stellen Sie sich das Auge auf der Goldmünze vor. Es wäre viel zu klein geworden. Oder den Lauf auf der Silbermünze, einfach völlig unglaubwürdig. Nein, jede der beiden Münzen ist genau richtig.“

Da bleibt einem eigentlich nur noch, ein Kompliment auszusprechen: „Herr Noto, Sie sind ein Künstler.“ Aber da widerspricht er: „Ich verstehe mich als Designer. Ein Künstler macht etwas für sich. Dem ist egal, ob die Menschen etwas damit anfangen können oder nicht. Ich arbeite nicht für mich, sondern für diejenigen, die mit einem Objekt umgehen müssen. Und dabei wende ich die Regeln und Werte der Kunst so an, dass ein breites Publikum das Objekt akzeptiert und schön findet. Ich richte meine Designs an den Bedürfnissen der Benutzer aus.“

Wo und wann kann die neue Münze erworben werden

Kann man dem noch etwas hinzufügen? Höchstens, dass die neue Sondermünze der Swissmint über den Onlineshop ab dem 16. August 2024 um 19.00 Uhr zu erwerben ist. Außerdem sind Kontingente für das Schützenfest in Aarau reserviert, die während des Aarauer Schützenfestes am Stand der Swissmint erworben werden können. Der Stand öffnet am Freitag um 19.00 Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils um 10.00 Uhr. Die Vorzugssätze mit dem Künstlerzertifikat sind nur über den Onlineshop erhältlich. Sollten Sie dort Ihre Münze kaufen wollen, empfehlen wir Ihnen, rechtzeitig Ihre Daten bei eGovernment zu hinterlegen. So können Sie nicht nur bei der Swissmint einkaufen, sondern auch andere Dienstleistungen der Eidgenössischen Verwaltung in Anspruch nehmen.

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