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Frankreichs Geschichte in Münzen – Teil 3: Ein neuer Napoleon

von Aila de la Rive, mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseums

Mit einer Wahlbeteiligung von über 80 Prozent wird Louis Bonaparte, der Neffe Napoleon Bonapartes, im Dezember 1848 zum Präsidenten der Republik gewählt. Doch nach einem inszenierten Staatsstreich lässt er sich erst zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen, ein Jahr später dann als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen ausrufen.

Inhalt

Napoleon III., Gemälde von Alexandre Cabanel, um 1865. Es war das Lieblingsporträt Kaiserin Eugénies, weil es seine Person am getreusten darstellte.

Napoleon III., Gemälde von Alexandre Cabanel, um 1865. Es war das Lieblingsporträt Kaiserin Eugénies, weil es seine Person am getreusten darstellte.

Der neue Napoleon

Der neue Kaiser der Franzosen hat große Pläne: Frankreich soll endlich wieder als europäische Führungsmacht etabliert werden. Zunächst macht sich Napoleon III. daran, seine Hauptstadt zu erneuern – die malerische, aber in sanitärer Hinsicht sehr unzulängliche Altstadt von Paris wird nahezu vollständig abgebrochen und neu erbaut. Und Napoleon beginnt, Frankreich zu erneuern. Das Zweite Kaiserreich beschert dem Land eine wirtschaftliche Blütezeit im Innern und einen enormen Macht- und Prestigegewinn nach außen.

Durch einen glücklichen Zufall fällt der Machtantritt Napoleons III. mit einem deutlichen Umschwung der wirtschaftlichen Lage zusammen. Goldfunde in Kalifornien und Australien heizen den Weltmarkt an, und ein stabiles Preisniveau bietet Unternehmern neue Investitionsanreize. Bis zum Ende des Zweiten Kaiserreichs verdoppelt sich der Wert der Industrieproduktion in Frankreich: Sie ist damit höher als die Leistung sämtlicher Länder auf dem europäischen Kontinent zusammengenommen. Die Baumwollproduktion ist nach der englischen die größte in Europa.

Die wirtschaftliche Blüte hängt eng mit der Entwicklung von Banken zusammen, die Kredite in nie gesehenem Ausmaß vergeben – so wird zum Beispiel im Jahre 1863 der Crédit Lyonnais gegründet, eine Institution, die schnell zu einer von Frankreichs größten und einträglichsten Banken wird. Sparer und Sparerinnen bringen ihr Geld jetzt zu Sparkassen und Banken, anstatt es in der Matratze zu horten; dadurch können die Kreditinstitute wesentlich zur Finanzierung des nationalen Wachstums beitragen.

Das Zweite Kaiserreich ist die Zeit großer Reichtümer: Banken, Dampfer, Eisenbahnen und Fabriken bilden ein Aktien- und Obligationenkapital von 20 Milliarden Franc – ein Kapital, das sich in der Hand von 183 Financiers befindet.

Zweite Republik Frankreich. Louis Napoléon Bonaparte (1848-1852). 2 Francs, 1851, Paris. Aus Künker, Auktion 255 (2014), Los 4529.

Zweite Republik Frankreich. Louis Napoléon Bonaparte (1848-1852). 2 Francs, 1851, Paris. Aus Künker, Auktion 255 (2014), Los 4529.

Zweite Republik Frankreich. Louis Napoléon Bonaparte (1848-1852). 1 Franc, 1852, Paris. Aus Künker, Auktion 190 (2011), Los 3735.

Zweite Republik Frankreich. Louis Napoléon Bonaparte (1848-1852). 1 Franc, 1852, Paris. Aus Künker, Auktion 190 (2011), Los 3735.

Republikanisches Intermezzo

Nach der Verfassung von 1848 ist Louis Napoléon für eine einmalige Amtszeit von vier Jahren gewählt. Der republikanische Präsident denkt jedoch gar nicht daran, sein Amt so schnell wieder abzugeben. Im Dezember 1851 löst er mit einem Staatstreich die parlamentarischen Kammern auf und gibt Frankreich eine neue Verfassung: Der Präsident ist jetzt für zehn Jahre gewählt. Das Münzbild wird sofort angepasst. Auf der Vorderseite erscheint nun nicht mehr die fruchtbarkeitspendende Ceres, sondern der Kopf des Präsidenten und sein Name. Die Legende „REPUBLIQUE FRANÇAISE“ wird auf die Rückseite verwiesen.

Königreich Frankreich. Napoleon III. 1 Franc, 1870, Straßburg. Aus Künker Auktion 110 (2006), Los 3100.

Königreich Frankreich. Napoleon III. 1 Franc, 1870, Straßburg. Aus Künker Auktion 110 (2006), Los 3100.

Die Gründung der Lateinischen Münzunion

Durch die Entdeckung riesiger Goldvorkommen in Kalifornien ab 1848 und in Australien ab 1851 – zur Zeit des so genannten Gold Rush – wird das Gold deutlich billiger und verdrängt das Silber: Plötzlich lohnt es sich, Silbermünzen einzuschmelzen und das Silber zum Tageskurs zu verkaufen. Zwischen den Ländern, die ihre Münzen auf der Basis des Franc prägen – Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz –, kommt es durch diesen Silberhandel zu Wechselkursschwankungen und Währungsspekulationen. Vom Viertelfranc bis zum 2- Franc-Stück verschwinden die Silbermünzen aus dem Geldverkehr – die Folge ist ein empfindlicher Kleingeldmangel.

Unter diesen Umständen wird im Dezember 1865 in Paris die Lateinische Münzunion gegründet. Mitglieder sind all jene Länder, die sich der Franc-Währung angeschlossen haben; 1868 tritt auch Griechenland der Union bei. Silber- und Goldstücke aller Mitgliedstaaten sollen in Größe und Feingehalt identisch und im ganzen Vertragsgebiet gesetzliche Zahlungsmittel sein. Der Feinsilbergehalt aller Münzen unterhalb des 5-Franc-Stücks wird herabgesetzt, sodass sich ein Einschmelzen nicht mehr lohnt.

Die Idee einer Münzunion findet weitherum Anklang: Spanien, Rumänien, Serbien, Bulgarien und Finnland führen in den folgenden Jahren Währungen ein, die auf dem Franc-System basieren; auch viele Staaten Mittel- und Südamerikas prägen zumindest zeitweise Münzen nach den Normen der Münzunion – und selbstverständlich die Kolonien der Mitgliedsländer. Die Mitgliedschaft in der Lateinischen Münzunion bleibt jedoch auf die fünf europäischen Staaten beschränkt. Die Union funktioniert bis zum Ersten Weltkrieg; offiziell aufgelöst wird der erste moderne Versuch einer Vereinheitlichung des europäischen Münzsystems jedoch erst 1927.

Lesen Sie in der nächsten Folge, wie Frankreich zur zweitgrößten Kolonialmacht avancierte.

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