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Frankreichs Geschichte in Münzen – Teil 1: Könige, Konsuln und Kaiser

von Aila de la Rive, mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseums

„Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten.“ Jean-Jacques Rousseau, Schriftsteller und Philosoph, *1712, †1778

Der Gedanke der Aufklärung prägte Frankreich im 18. Jahrhundert immens, bis mit der Französischen Revolution 1792 ein neues Zeitalter eingeläutet wurde. Diese spannende Zeit spiegelt sich in bemerkenswerter Weise in den Zahlungsmitteln dieser Zeit wider. Mit dem Blick auf die Münzen und Geldscheine Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts startet unsere mehrteilige Reise durch die Geschichte Frankreichs.

Inhalt

Jean Duplessis-Bertaux, Der Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792, 1793.

Jean Duplessis-Bertaux, Der Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792, 1793.

Von der Revolution zur Restauration

Die französische Neuzeit beginnt am 22. September 1792, dem ersten Tag des Jahres eins nach dem Revolutionskalender: Frankreich ist eine Republik!

Gut drei Jahre sind vergangen, seit am 14. Juli 1789 unter dem Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ eine hungrige Volksmenge in Paris die Bastille gestürmt, die Wachen überwältigt und die Gefangenen befreit hat. Nun ist der König abgesetzt; viele Adelige sind ins Ausland abgewandert – und mit ihnen sind große Summen an Bargeld abgeflossen: Frankreich steht vor dem Bankrott.

Die Erste Republik währt nicht lange. Im Jahre 1799 reißt ein junger General das Ruder im zerrütteten Frankreich an sich. Napoleon Bonaparte (1799–1815) setzt die schwache Regierung – das so genannte Direktorium – ab und sich selber als Ersten Konsul an die Spitze des Staates. Fünf Jahre später krönt er sich darüber hinaus zum Kaiser der Franzosen. Damit tritt der kleine Korse in die Fußstapfen Karls des Großen: Sein Ziel ist die Erneuerung des Heiligen Römischen Reichs – diesmal unter französischer Vorherrschaft.

Dass sich das übrige Europa für diese Großmachtpläne nicht begeistern kann, versteht sich von selbst. Preußen, England, Russland, Schweden und Österreich schließen sich zu einer Allianz zusammen; im März 1814 rücken die Verbündeten in Paris ein. Damit ist die Zeit der politischen Experimente in Frankreich vorerst vorüber: Die Monarchie der Bourbonen wird restauriert – mit Ludwig XVIII. (1815–1824) besteigt ein Bruder des nach der Revolution hingerichteten Königs den Thron.

Bis das Land im Jahre 1848 erneut von einer Revolution erschüttert wird.

Königreich Frankreich. Assignat für 500 Livres 1790, Papier, Assemblée nationale und Ludwig XVI. Foto: Gemeinfrei.

Königreich Frankreich. Assignat für 500 Livres 1790, Papier, Assemblée nationale und Ludwig XVI. Foto: Gemeinfrei.

Das Geld der Ersten Republik

Nach der Revolution ist das französische Währungssystem völlig zerrüttet, eine Geldreform unumgänglich. Die französischen Gold- und Silbermünzen sind im Ausland oder unter den Matratzen der Bevölkerung verschwunden; es ist kaum mehr Geld in Umlauf. Um den Staatsbankrott aufzuhalten, schafft die Regierung im Jahre 1789 die so genannten Assignaten – Papiergeldscheine, deren Ausgabe zur katastrophalsten Inflation führt, die die europäische Geschichte bis dahin erlebt hat. Erst Anfang des Jahres 1796 wird die Ausgabe der mittlerweile völlig wertlosen Assignaten eingestellt.

Frankreich, Erste Republik. Konsul. 5 Franc Jahr 8 (1799–1800). Aus Künker Auktion 190 (2011), Los 3313.

Frankreich, Erste Republik. Konsul. 5 Franc Jahr 8 (1799–1800). Aus Künker Auktion 190 (2011), Los 3313.

Im August 1795 führt das Direktorium die Dezimalwährung ein – den silbernen Franc zu 100 Centime. Das 1-Franc-Stück soll 5 Gramm wiegen, mit einem Feinsilbergehalt von 90 Prozent – die neuen Francs werden also 4,5 Gramm reines Silber enthalten. Ausgeprägt werden vorerst aber lediglich 5-Franc-Stücke, deren Gewicht 25 Gramm beträgt.

Doch trotz der neuen republikanischen Münzen bleibt der Geldumlauf noch jahrzehntelang von den alten royalistischen Münzen bestimmt: Die letzten vorrevolutionären Silbermünzen werden 1834 außer Kraft gesetzt, die Kupfermünzen der Könige ersetzt erst Napoleon III. ab 1853.

Das Münzbild des abgebildeten 5-Franc-Stücks zeigt die so genannte Herkulesgruppe mit der Umschrift „UNION ET FORCE“. Dominiert wird die Gruppe von einem nur dürftig mit einem Löwenfell bekleideten Herkules als dem Sinnbild der Stärke, der die weiblichen Personifikationen der Freiheit und Gleichheit beschützt. Die Freiheit hält eine Lanze, über deren Spitze eine phrygische Mütze gestülpt ist; damit wird nicht nur die Freiheit symbolisiert, sondern auch, wie sie errungen worden ist – nämlich durch Gewalt. Die Gleichheit hält in ihrer Hand zwei Freimaurersymbole – das Winkelmaß und den Zirkel; als Aufklärer gehören die Freimaurer zu den Wegbereitern liberaler Ideen. Das Winkelmaß steht für Rechtschaffenheit, der Zirkel für Brüderlichkeit und den Dienst am Menschen. Dieses Münzbild ist ursprünglich auch für die 1- und 2- Franc-Stücke vorgesehen, die aufgrund des Metallmangels aber nicht geprägt werden.

Die Herkulesgruppe taucht auch in den folgenden Republiken als Münzbild immer wieder auf – allerdings wird die Freiheitsmütze in späteren Jahren durch eine Schwurhand ersetzt, einem Sinnbild für Treue gegenüber der Republik.

Frankreich, Erste Republik. Bonaparte, Erster Konsul. 40 Franc Jahr 12 (1803–1804). Aus Künker Auktion 350 (29.06.2021), Los 39.

Frankreich, Erste Republik. Bonaparte, Erster Konsul. 40 Franc Jahr 12 (1803–1804). Aus Künker Auktion 350 (29.06.2021), Los 39.

Im April 1803 wird das „statut monétaire“ der Ersten Republik im „loi du 17 germinal an XI“ (dem Gesetz vom 17. April 1803 nach dem Revolutionskalender) gesetzlich verankert. Der Franc – 1803 werden die 1-Franc-Stücke erstmals tatsächlich ausgeprägt – wird auf der Basis von Gold und Silber festgelegt: In Gold werden Stücke zu 20 und 40 Franc mit einem Gewicht von 6,45 bzw. 12,9 Gramm und einem Feingoldgehalt von 90 Prozent geschaffen. So wird das Verhältnis von Gold zu Silber entsprechend dem damaligen durchschnittlichen Wertverhältnis der beiden Metalle auf 1:15,5 festgelegt.

Frankreich, Erste Republik. Bonaparte, Erster Konsul. 1 Franc Jahr 12 (1803–1804). Aus Heritage Auctions 2014 April CICF Auction (2014), Los 24681.

Frankreich, Erste Republik. Bonaparte, Erster Konsul. 1 Franc Jahr 12 (1803–1804). Aus Heritage Auctions 2014 April CICF Auction (2014), Los 24681.

In Frankreich kann nach dem Gesetz jeder und jede Gold und Silber in die Münzstätte bringen und vermünzen lassen, wobei nur die Prägekosten zu entrichten sind. Das ist eine der Errungenschaften der Republik – in Monarchien gilt das Münzregal als Privileg des Herrschers. Da nun das französische Geldwesen endlich wieder auf gesunden Füßen steht, kommen Gold und Silber, die in den Jahren der Instabilität gehortet worden sind, wieder zum Vorschein und fließen in großen Mengen in die Münzstätten. So macht der Franc Germinal, wie er nach seinem Geburtsdatum genannt wird, sein Debüt mit hohen Stückzahlen. Im Gegensatz zu seinen Vorläufern der letzten zehn Jahre trägt er aber nicht mehr die Embleme der Freiheit und der Republik, sondern ein klassizistisches Porträt des Ersten Konsuls Napoleon Bonaparte.

Lesen Sie in der nächsten Folge über die Ausrufung des Zweiten Französischen Kaiserreiches, und die antiken Vorbilder der französischen Münzprägung.

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