Ein numismatischer Streifzug durch das Fürstentum Monaco
Von Sebastian Wieschowski
Die Norddeutschen geben normalerweise nicht viel auf gekrönte Häupter – doch wenn Fürst Albert II. und Fürstin Charlène an die Elbe kommen, ist es mit der hanseatischen Zurückhaltung nicht weit her. Immerhin liegt der letzte Besuch der Staatsoberhäupter von der Côte d’Azur ganze sechs Jahre zurück – und der Anlass ihrer Stippvisite ist ausnahmsweise mal kein Gala-Dinner, sondern ganz bodenständig: Die Grimaldis besuchen eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Hansestadt, nämlich das „Miniatur-Wunderland“ in der Speicherstadt. Dort wird ein eigener Bereich eröffnet, der die monegassische Hauptstadt Monte Carlo maßstabsgetreu nachbildet.
Inhalt
Ein Land der Superlative
Bei der Enthüllung wird es unweigerlich um Rekorde gehen, um Superlative, um Extreme. Denn Monaco ist das am dichtesten besiedelte Land der Welt, das Reichste (pro Kopf) und das Land mit dem größten Weinkeller der Welt im Hôtel de Paris Monte-Carlo. Und auch in numismatischer Hinsicht ist Monaco auf den ersten Blick gleichbedeutend mit Glanz und Glamour, Reichtum und Luxus, Exklusivität und Superlativen: Als einer der so genannten „Euro-Kleinstaaten“ ist das Fürstentum mehrfacher Rekordhalter und sorgt für Lust und Frust bei Euro-Sammlern: Die 2 Euro Gedenkmünze zum 25. Todestag von Fürstin Gracia Patricia, früher bekannt als Hollywood-Ikone Grace Kelly, wurde zu einer numismatischen Ikone und gilt als Sinnbild für das Sammelgebiet der 2 Euro Münzen – und als eine der teuersten 2 Euro Münzen der Welt, auch wenn eine spätere Emission aus dem Fürstentum noch wertvoller ist: Der Katalogpreis der Grace-Kelly-Münze liegt bei 5.000 Euro, die Gedenkmünze aus dem Jahr 2015 mit dem Bildnis der Festung auf dem Felsen kommt auf 5.500 Euro.
Lange Tradition der Münzprägung
Diese Superlative lenken jedoch davon ab, dass das Fürstentum Monaco über eine lange Tradition der Münzprägung verfügt –Fürst Honoré II. gab die ersten Münzen im Jahr 1640 aus und seit 1641 war das monegassische Münzsystem an das französische System angebunden. Im Zuge der Französischen Revolution kam es im Jahr 1793 zur Annexion von Monaco und der Einführung des französischen Francs. Nach der Wiederherstellung der Herrschaft der Grimaldi im Jahr 1814 dauerte es fast zwei Jahrzehnte, bis 1837 erneut monegassische Münzen unter Fürst Honoré V (1819-1841) in Monaco geprägt wurden. Auch Fürst Charles III (1856-1889) nahm dieses Recht in Anspruch und gab die Prägeaufträge an die Pariser Münze – bis heute bleiben die Monegassen ihren Nachbarn bei der Auswahl der Prägestätte treu.
Die heutige Verwendung des Euro auf dem Staatsgebiet von Monaco, das nicht zur Europäischen Union gehört, geht auf das Jahr 1865 zurück. Damals nahm Monaco den französischen Franc als offizielle Währung an, Frankreich akzeptierte im Gegenzug die monegassischen Münzen im benachbarten Département Alpes-Maritimes. Zur Einführung des neuen Franc in Frankreich im Jahr 1960 war auch Monaco dabei – und die Zusammenarbeit wurde am 1. Januar 1999 fortgeführt – seitdem verwendet Monaco den Euro als offizielle Währung und darf seit 2002 auch eigene Euro-Münzen prägen. Hierfür wurde eine Grenze von 1/500 der in Frankreich geprägten Münzen festgelegt.
Heutzutage nutzt Monaco die Gelegenheit, jährlich eine 2 Euro Gedenkmünze auszugeben, um seine Sehenswürdigkeiten und Geschichte in den Fokus der Sammlerwelt zu rücken. So ist beispielsweise auf der teuersten 2 Euro Gedenkmünze der Welt die majestätische Festung auf dem Felsen, auch bekannt als der Prinzenpalast, zu sehen. Hoch über dem Mittelmeer gelegen, bietet diese historische Festung einen atemberaubenden Blick auf die Küste und die glitzernden Yachten im Hafen von Monaco. Im Inneren des Palastes können Besucher die prächtigen königlichen Gemächer erkunden und die reiche Geschichte der Grimaldi-Familie kennenlernen, die seit Jahrhunderten die Herrscher von Monaco sind.
Ein weiteres Ziel für Touristen sind die Carabiniers du Prince, die königliche Leibgarde des Fürsten von Monaco. Diese eindrucksvollen Wachen, gekleidet in traditionelle Uniformen, stehen still wie Statuen vor dem Prinzenpalast und bewachen die königliche Residenz mit Stolz und Hingabe. Ihre präzisen Bewegungen und ihr beeindruckendes Auftreten ziehen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich und verleihen dem Palast eine zusätzliche Aura des Royalen.
Museum für Briefmarken (und Münzen) der Spitzenklasse
In Monaco gibt es jedoch noch viel mehr zu entdecken, von glamourösen Casinos und luxuriösen Boutiquen bis hin zu malerischen Gärten und exquisiten Restaurants – und nicht zu vergessen: Das Musee des Timbres et des Monnaies. Während es für deutsche Münzensammler in erster Linie als offizielle Verkaufsstelle der monegassischen Gedenkmünzen bekannt ist, beherbergt es die fürstliche Briefmarkensammlung – und die Kollektion von Rainier III. ist nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinne, fürstlich:
Vor allem für die Freunde der Boulevardpresse ist womöglich das Fürstenpaar höchstpersönlich die wichtigste Sehenswürdigkeit – und auch Albert II. und Charlène sind Rekordhalter in der Welt der Münzen: Kein anderes Paar wurde gleich zweimal auf 2 Euro Münzen abgebildet. Monaco gab jedoch zur Hochzeit im Jahr 2011 eine Gedenkmünze aus und im Jahr 2021 zum 10. Hochzeitstag ein überarbeitetes Bildnis der Staatsoberhäupter aus.
Während die Rekordhalter am 25. April die Miniatur-Ausgabe des Fürstentums in Hamburg enthüllen, warten Sammler von 2 Euro Münzen auf die Fortsetzung der numismatischen Rekordjagd bei Monaco-Münzen: In diesem Jahr wird erneut eine 2 Euro Gedenkmünze mit einer geringen Auflage von nur 15.000 Stück ausgegeben, die eine prominente Figur der monegassischen Geschichte würdigt. Auf den Münzen, die bereits zu Jahresbeginn anlässlich einer Erstabschlagszeremonie in der Monnaie de Paris in Pessac zu sehen waren, ist König Karl V. zu sehen. Der Kaiser des Römischen Reiches schloss im Jahr 1524 den Vertrag von Burgos mit Augustin Grimaldi und stärkte dadurch die Souveränität Monacos – die Vereinbarung wird als eine der Ausgangspunkte für die heutige Unabhängigkeit von Monaco verstanden.