Gold aus Kohle und Stein: Ernst III. von Holstein-Schauenburg
Ein Renaissancefürst mit einem Talent für die Ökonomie
Ernst III. wurde, wie uns der Schaumburger Hofhistoriker Cyriacus Spangenberg überliefert, am 24. September des Jahres 1569 zwischen 6 und 7 Uhr morgens geboren. Viel Brimborium wird man damals um die Geburt nicht gemacht haben. Ernst war der jüngste Sohn, und sein Vater hatte zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits vier Söhne aus erster Ehe. Damit standen Ernsts Chancen auf eine eigene Herrschaft denkbar schlecht.
Deshalb schickten ihn seine Eltern bereits im Alter von 15 Jahren auf die Universität von Helmstedt, um Jura zu studieren. Das war damals üblich, peilte ein junger Mann eine Karriere im Dienst des Kaisers, bedeutender Fürsten oder in der Reichsverwaltung an. Dazu gehörte auch die anschließende Grand Tour, während der ein junger Mann nicht nur mehrere Sprachen lernte, sondern auch höfisches Benehmen. Außerdem galt es Verbindungen zu knüpfen, sicher politische, aber vielleicht auch wirtschaftliche.
So reiste Ernst III. nicht nur nach Italien und an den Kaiserhof, sondern auch in die Niederlande, damals einer der wichtigsten Abnehmer für den heimischen Sandstein. Er machte sich vor Ort sicher nicht nur mit den neuesten künstlerischen Entwicklungen vertraut, wie von Kunsthistorikern oft wiederholt, sondern auch mit dem, was man damals den Kameralismus nannte. Darunter verstand man zur Zeit des frühen Absolutismus eine Wirtschaftspolitik, die es einem Herrscher ermöglichen sollte, dank gezielter Förderung verschiedener Erwerbszweige die Kosten für Repräsentation und ein stehendes Heer zu aufzubringen.
Ernst III. scheint vielversprechende Anlagen gezeigt zu haben, denn Landgraf Moritz von Hessen-Kassel willigte ein, ihm seine Schwester zur Gemahlin zu geben. 1597 heiratete Ernst III. Hedwig von Hessen-Kassel.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass Ernst III. im Juli 1602 das Erbe seines Bruders antreten sollte. Für ihn war es ein Glücksfall, dass der 16jährige Sohn von Graf Adolf XIV. kurz vor seinem Vater starb, so dass die Grafschaften Schaumburg und Holstein-Pinneberg überraschend Ernst zufielen.
Und das war nicht die einzige Überraschung: Ernst wandte an, was er auf seiner Grand Tour gelernt hatte. Er optimierte die wichtigsten Erwerbszweige von Schaumburg. Bereits am 19. Oktober 1601 erließ er seine erste, wohl durchdachte Verordnung zur Reorganisation der Steinkohlebergwerke. Sie sollte nicht die einzige bleiben.
Der Kohlebergbau
Seit dem Mittelalter herrschte im Deutschen Reich die Rechtsüberzeugung, dass das, was unter der Erde liegt, dem Herrscher gehört. Und das waren eben nicht nur Silber und Gold, sondern auch Kohle.
Fossile Kohle wurde – genau wie das Konkurrenzprodukt Holzkohle – zu Beginn der frühen Neuzeit kaum zum Heizen verwendet. Dafür war sie zu kostbar. Sie spielte mit ihrer lang anhaltenden, gleichmäßigen Hitze eine entscheidende Rolle in der Erzgewinnung. Kohle war existentiell, um Gold, Silber und Eisen zu schmelzen. Mit anderen Worten: Ein Kohlebergwerk auf eigenem Grund und Boden war für einen klugen Fürsten genauso wertvoll wie Silberminen.
Und Ernst sorgte dafür, dass die Kohlegewinnung professionalisiert wurde. So gewannen unter ihm mehr als 300 Mann etwa 30.000 Tonnen Kohlen pro Jahr. Ein wesentlicher Teil davon wurde an die Braunschweiger Silberminen geliefert. Auch Bremen war ein wichtiger Abnehmer.
Sandstein aus dem Bückeberg
Ernst kümmerte sich nicht nur um Kohle, sondern auch um den Sandstein, der auf dem Bückeberg abgebaut wurde. Wir dürfen nicht vergessen, dass Europa damals einen Bauboom erlebte. Um seinen Sandstein optimal zu vermarkten, richtete Ernst III. im Jahr 1607 bei Petershagen an der Weser einen Flusshafen ein, von dem aus der Sandstein nach Bremen verschifft wurde. Von dort aus wurde er in die Niederlande, die nordischen Länder, das Baltikum und die Schweiz exportiert. Dort war er als „Bremer Stein“ oder „Grauwerk“ bekannt.
Die reichen Einkünfte aus Kohle und Stein ermöglichten es Ernst III., seine Grafschaften zu sanieren. Er galt bald als so wohlhabend, dass ihn Kaiser Ferdinand II. um ein Darlehen in Höhe von 100.000 Gulden bat. Ernst willigte ein, und erhielt 1619 den nicht vererbbaren Titel eines Reichsfürsten und das Recht, eine eigene Universität zu gründen.
Ernst III. als Bauherr
Wir müssen an dieser Stelle nicht alle Bauten erwähnen, die Ernst III. mittels seiner Einkünfte aus den Kohlebergwerken und den Steinbrüchen finanzierte. Wir erinnern an dieser Stelle an das Bückeburger Schloss, an die Bückeburger Stadtkirche und das fürstliche Mausoleum in Stadthagen, eines der Hauptwerke des manieristischen Bildhauers Adriaen de Vries.
Die Grafschaft Holstein-Schauenburg wird geteilt
Am 17. Januar 1622 starb Ernst III. kinderlos. Sein Besitz fiel an einen Cousin. 1642 starb auch dessen Linie aus. Damit wurden die Grafschaften Holstein-Schauenburg zerschlagen. Holstein-Pinneberg teilten sich der König von Dänemark und der Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf. Die Grafschaft Schaumburg fiel, abgesehen von einem Anteil für den Landgrafen von Hessen-Kassel, an Philipp von Lippe. Damit endete die Geschichte von Holstein-Schauenburg, und die von Schaumburg-Lippe begann.
Was Schleswig-Holstein und Schaumburg verbindet
Doch ob Schleswig-Holstein oder der Landkreis Schaumburg, das Geschlecht der Schauenburger hat bis heute Spuren hinterlassen, und zwar nicht nur im Stadtbild. Das Nesselblatt bildet eine heraldische Klammer zwischen dem Bundesland im Norden und dem Landkreis in Niedersachsen. Es ist dasselbe Nesselblatt, das auch auf dem 10fachen Dukaten des Grafen Ernst III. von Holstein-Schauenburg zu sehen ist.
Hier lesen Sie den ausführlichen Auktionsvorbericht.
Auf der Künker-Seite finden Sie den kompletten Auktionskatalog.