Weitere Highlights aus der ersten Online-Auktion der Münzgalerie München
Münzgalerie München
Online-Auktion 1
Münzen
20. Oktober 2024
Online
Die Münzgalerie München (MGM) hatte bereits in den Jahren 1976 bis 1983 mehrere größere Auktionen durchgeführt, hinzu waren zwischen 1981 und 1983 drei Mail-Bid-Auktionen gekommen. Ansonsten hatte sie ihren Bestand im Ladengeschäft am Stiglmaierplatz in München und über Lagerlisten angeboten, die seit 1987 den Titel „Intermünz-Kurier“ getragen hatte.
An diese Tradition der Auktionen möchte die Firma jetzt wieder anknüpfen, natürlich in der heute zeitgemäßen Form der E-Auktion. Am 20. Oktober 2024 findet daher die erste Online-Auktion der Münzgalerie München statt. In der letzten Ausgabe hatten wir bereits ausführlich darüber berichtet. Dort waren auch eine ganze Reihe der angebotenen Stücke einzeln erwähnt und besprochen worden. Hier können jetzt noch weitere Glanzstücke aus der Auktion vorgestellt werden.
Antike
Aus dem süddeutschen Raum stammt eines der berühmten Regenbogenschüsselchen im Gewicht von einem Stater (Nr. 2). Den Namen haben diese keltischen Münzen, weil die Legende erzählt, dass man am Ende eines Regenbogens eine Schüssel mit Gold finden könnte, und man die Legende auf diese Münzen bezogen hat.
Ein besonderes Stück aus der römischen Zeit ist ein Sesterz des berüchtigten Kaisers Nero etwa aus dem Jahr 66 (Nr. 160). Auf der Rückseite ist eine sog. „adlocutio“ dargestellt, also eine Ansprache des Herrschers an seine Truppen. Dies ist in antiken Schriften nirgends erwähnt, wird aber auf diversen Triumphbögen und der Antoninus-Säule in Rom sowie eben auf Münzen dargestellt. Der Herrscher hielt eine solche Ansprache bei wichtigen Veranstaltungen wie einem Regierungsantritt, der Adoption eines Nachfolgers oder vor seiner Abreise nach einer Schlacht und zur Belobung der Truppen.
Neuzeit
Im 18. Jahrhundert versuchte man, aus den bayerischen Flüssen Gold zu waschen. Man wusste, dass Goldflitter aus den Alpen im Flusssediment mitgeschwemmt werden und hoffte, dieses Gold herauswaschen zu können. Die Ausbeute war damals jedoch sehr gering, entsprechend selten sind die aus diesem Gold geprägten Münzen. Hier kann ein solcher Isargold-Dukat von 1780 angeboten werden (Nr. 310).
Aus der Zeit des bayerischen Königs Ludwig II. (reg. 1869-1886) stammt eine Gold-Medaille im Gewicht eines Doppeldukaten von 1869 auf das 200j. Bestehen der Königliche Leibgarde der Hartschiere (Nr. 347). Die militärische Truppengattung der „Hartschiere“ hat seine Bezeichnung aus dem Italienischen, wo „Arciere“ den Bogenschützen bezeichnet. Die bayerische Leibgarde geht auf die sog. „Leibguardi-Schützenreiter“ aus der Zeit des Kurfürsten Wilhelm dem Frommen (reg. 1579-1597) zurück, die unter Ferdinand Maria (reg. 1651-1679) den Namen „Leibguardi der Hätschiere“ erhielten. Im Österreichischen Erbfolgekrieg 1740-1748 begleiteten diese den Monarchen letztmals ins Feld und dienten danach bis zum Ende der Monarchie nur mehr als innere Palastwache, seit 1802 dann ohne Pferde. Zuletzt hatten sie nur noch repräsentative Aufgaben.
Ein Dukat von 1582 aus Danzig (Nr. 431) zeigt die Schönheit der frühneuzeitlichen Münzprägung. Die Stadt Danzig besaß seit 1457 eigenes Münzrecht, nachdem sie sich drei Jahre zuvor – wie auch die Stadt Elbing – vom Deutschen Orden gelöst und dem polnischen König unterworfen hatte. Das Königreich Polen hat das eigenständige städtische Münzrecht stets anerkannt, die Stadt hat bis 1793 Münzen prägen können. Erkennbar sind sie an dem städtischen Wappen mit den zwei gekrönten Kreuzen.
Ein Doppeldukat aus Regensburg ohne Jahresangabe, der zwischen 1754 und 1765 geprägt wurde (Nr. 513) zeigt in fein ausgearbeiteten Darstellungen ein Brustbild des Kaisers Franz I. Stephan (reg. 1745-1765) und eine schöne Stadtansicht mit der berühmten „Steinernen Brücke“.
Die Schützengilde in Liegnitz (Schlesien) hat anlässlich ihres Schützenfestes im Jahre 1936 eine wertvolle tragbare Gold-Preismedaille verliehen (Nr. 708). Die Gestaltung der Medaille stammt noch aus der Zeit der Monarchie, die Medaillen wurden jedoch nach 1918 weiterverliehen, das jeweilige Jahr auf der Rückseite eingepunzt. Viele dieser Medaillen werden im Krieg eingezogen und eingeschmolzen worden sein.
Wenn der Regent die Münzstätte besucht und besichtigt hat, ist oft auf diesen Anlass ein besonderes Schaustück geprägt worden. Häufig wiesen diese Gedenkprägungen auf der Vorderseite die normale Münzgestaltung und auf der Rückseite eine den besonderen Anlass würdigende Inschrift auf. Hier können gleich drei solcher Münzbesuchsprägungen aus dem Königreich Sachsen angeboten werden (Nrn. 990, 995, 1001), die 1892 unter Albert (reg. 1873-1902), 1903 unter Georg (reg. 1902-1904) bzw. 1905 unter Friedrich August III. (reg. 1904-1918) geprägt wurden.
Während des Ersten Weltkriegs wurden die deutschen Kolonien schnell von alliierten Truppen besetzt. Lediglich die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika konnte sich noch bis nach dem Kriegsende 1918 der Kapitulation entziehen. Da man vom Mutterland abgeschnitten war, musste man auch bei der Münzprägung mit „Bordmitteln“ auskommen. 1916 wurden in der provisorischen Münzstätte in der Stadt Tabora Münzen zu 5 und 20 Hellern sowie zu 15 Rupien geprägt. Das goldene 15-Rupien-Stück (Nr. 1168) zeigt einen Elefanten vor dem Vulkan Kilimandscharo. Es ist als Notmünze aus Gold eine singuläre Erscheinung in der Numismatik des 20. Jahrhunderts.
Aus China finden wir mehrere übergroße Panda-Münzen zu 50 bzw. 100 Yuan aus den seltenen Jahren 1990, 1992, 1994 und 1995 mit der Darstellung des bekannten Tempels des Himmels in Peking auf der Rückseite (Nrn. 1341-1345). Der Tempel des Himmels, der im 15. Jahrhundert erbaut worden war, wurde von den chinesischen Kaisern für die alljährlich zwei Mal stattfindende Zeremonie der Bitte um eine gute Ernte aufgesucht. Nur zu diesem Anlass durfte der Kaiser –der „Sohn des Himmels“ – die Residenz in der Verbotenen Stadt verlassen. Seit 1998 ist der Tempel Weltkulturerbe. Die putzigen Pandas auf chinesischen Edelmetall-Anlegermünzen sind überaus beliebt.
Zum Schluss sei noch auf eine historisch interessante deutsche Silber-Medaille auf den chinesischen Kaiser Guangxu (Kwang Su, reg. 1875-1908) und dessen Tante, die hintertriebene Regentin Cixi (Tsu-Hi, 1835-1908), hingewiesen (Nr. 1710). Cixi hat viele Jahrzehnte lang in der chinesischen Politik im Hintergrund die Fäden gezogen, u. a. beim Boxeraufstand 1900, und ihren Neffen schließlich 1908 – selbst auf dem Sterbebett liegend – vergiften lassen, um dem minderjährigen Puyi (reg. 1908-1912) auf den Thron zu verhelfen.