Vom Taler zur Mark und darüber hinaus
Künker
Auktionen 387-388
Münzen
20.-22. Juni 2023
D-Osnabrück
Vom 20. bis zum 24. Juni 2023 führt Künker seine umfangreichen Sommer-Auktionen durch. Wir widmen uns in diesem Vorbericht ausschließlich den beiden Saalauktionen, die vom 20.-22. Juni in Osnabrück stattfinden Die beiden eLive Premium Auctions werden in einem eigenen Vorbericht behandelt.
Auktion 387 startet mit schwedischen Raritäten aus der Sammlung Gunnar Ekström, der bedeutendsten Privatsammlung schwedischer Münzen und Medaillen, die je zusammengetragen wurde. Es folgen Prägungen aus aller Welt mit einem Schwerpunkt auf Altdeutschland, darunter etliche hochrangige Einzelstücke. Ferner finden Sie in Auktion 387 einen weiteren Teil der Sammlung Friedrich Popken von ausgewählten Lösern und eine kleine Serie Mecklenburg.
Auktion 388 enthält herausragend erhaltene deutsche Münzen aus norddeutschem Privatbesitz, die in den Jahren zwischen 1800 und 1918 entstanden. Darunter sind alle Seltenheiten und natürlich der berühmte Friedrich der Weise.
Raritäten aus der Sammlung Gunnar Ekström
Gunnar Ekström ist die zentrale Gestalt der schwedischen Numismatik. Er trug in mehreren Jahrzehnten seiner aktiven Sammlertätigkeit die bedeutendste Privatsammlung von schwedischen Münzen und Medaillen zusammen. Seine Frau entschied sich, diese Sammlung zu verkaufen und mit dem Erlös eine Stiftung einzurichten, die seitdem die schwedische Numismatik nachhaltig prägt. So wird nicht nur die Professur für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Stockholm damit finanziert, sondern auch die Numismatische Forschungsgruppe, die das Wissen um wikingerzeitliche und andere mittelalterliche Funde in Nordeuropa revolutioniert hat. Bedeutende Numismatiker wie Britta Malmer, Kenneth Jonsson und Jens Christian Moesgaard konnten dank der Gunnar-Ekström-Stiftung ohne Geldsorgen forschen. Das Beispiel dieses Sammlers zeigt, dass eine Einzelperson durchaus in der Lage ist, Einfluss zu nehmen auf eine positive Forschungsentwicklung.
Die Partie von Prägungen aus der Sammlung Gunnar Ekström, die jetzt bei Künker angeboten wird, stammt aus dem Besitz der Ekström-Stiftung, die damit eine Vitrine im ehemaligen Museum für Wirtschafts- und Geldgeschichte in Stockholm ausgestattet hatte. Da dieses Museum nun geschlossen hat und am neuen Standort des königlichen Münzkabinetts kein Raum mehr für diese Vitrine ist, hat sich der Stiftungsrat entschlossen, die ehemals zurückgehaltenen Raritäten der Sammlung auf dem freien Markt anzubieten, um so das Stiftungskapital zu erhöhen. Freuen Sie sich auf äußerst seltene Münzen und Medaillen, darunter Stücke, die der schwedische König Gustav III. höchstpersönlich seinem Cousin Peter Friedrich Ludwig, dem späteren Herzog von Oldenburg, schenkte!
Ausländische Prägungen
Münzen und Medaillen von allen Kontinenten, geprägt vom Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit finden sich in Auktion 387. Egal, für welches Gebiet Sie sich interessieren: Versäumen Sie nicht, einen genauen Blick in diesen Katalog zu werfen. Es gibt aus fast jedem numismatischen Gebiet ein paar interessante Objekte. Wir beschränken uns in diesem Vorbericht auf wenige besondere Stücke, die Ihnen das Niveau des Angebotenen illustrieren. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Es werden auch zahlreiche Lose mit dreistelligen Schätzungen angeboten. Es ist also wirklich für jeden etwas dabei.
Beginnen wir für die Liebhaber von Münzen aus Großbritannien mit einer äußerst seltenen Probe zum 2 Guineas-Stück aus dem Jahr 1777. Sie zeigt das Porträt von George III. auf der Vorderseite und wurde von NGC mit der Erhaltung PF63 CAMEO beschrieben, also eine absolute Rarität, die von den vergeblichen Versuchen der britischen Münzstätte zeugt, eine schwerere Goldmünze für den Umlauf zu gestalten. Dieselbe Funktion hatte auch die viel später entstandene und wesentlich berühmtere „Una and the Lion“. Diese Probe datiert ins Jahr 1839, also an den Beginn der Herrschaft der jugendlichen Königin Victoria. Künker kann ein Exemplar dieses beliebten Münztyps in PF61 CAMEO anbieten.
Ein weiteres, wirklich spektakuläres Stück – und zwar sowohl für Freunde der russischen als auch der preußischen Numismatik – ist eine perfekt erhaltene Goldmedaille, von der es wohl nur dieses einzige Stück in Privatbesitz gibt. Sie erinnert an den Vertrag von 1762 zwischen Preußen, Russland und Schweden. Der Tod von Elisabeth I. hatte Anfang des Jahres den Preußenbewunderer Peter III. auf den Zarenthron gebracht. Er sicherte durch seinen überraschenden Wechsel der Allianzen das Überleben des preußischen Königtums. Daran erinnert diese Medaille, deren Bildidee der jüdische Aufklärer Moses Mendelssohn beigesteuert haben soll. Allerdings verlor Peter durch diese Handlung viele Sympathien im eigenen Land, vor allem unter den russischen Militärs. Die waren deshalb nur allzu willig, Peters Gattin Katharina zu unterstützen. Katharina ihrerseits fürchtete, Peter werde sich u. a. wegen ihrer Untreue von ihr scheiden lassen, weswegen sie mit ihrem Liebhaber eine Palastintrige lostrat, die das Schicksal Russlands nachhaltig prägte. Was wäre nur geschehen, wenn Peter III., die geplante Befreiung der Leibeigenen tatsächlich durchgeführt hätte? Wäre es überhaupt zu einer russischen Revolution gekommen? Aber diese Überlegungen sind müßig. Die bei Künker angebotene Medaille ist ein ergreifendes Zeugnis für eine entscheidende Weichenstellung in der Geschichte.
Auch in diesem Katalog findet der Sammler zahlreiche Beispiele für Habsburger Großgold. Mindestens genauso spannend ist die kleine Serie von Medaillen – oder wie die Niederländer sagen Historie-Penninge. Unser Beispiel ist eine figurenreiche Medaille auf den Frieden von Breda im Jahr 1667.
Schließen wir mit einer weiteren Medaille, die sich auf eine historische Weichenstellung bezieht. Künker bietet aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Münzkabinett in Donaueschingen eine zeitgenössische Silbermedaille auf die Niederlage von Mohacs und den Tod des ungarischen Königs Ludwigs II. im Jahr 1526 an. Dessen Sterben machte den Weg frei für die Machtübernahme der Habsburger.
Münzen aus Altdeutschland
Wie immer offeriert Künker ein umfangreiches Angebot an altdeutschen Münzen und Medaillen. Viele Raritäten in Gold und Silber sind hier enthalten. Unter Braunschweig wird ein weiterer Teil der Sammlung Friedrich Popken von ausgewählten Lösern versteigert, deren Bildreichtum jeden Kenner erfreut. Jeder wird wohl sein besonderes Lieblingsstück finden.
Neben den zahlreichen Raritäten entdeckt der Kenner eine kleine Serie mit Münzen aus Mecklenburg. Zu ihnen gehört zum Beispiel eine äußerst seltene Pistole im Wert von 5 Talern, die anlässlich des Besuchs von Großherzog Friedrich Franz I. in der sich im Umbau befindenden Münzstätte von Schwerin geprägt wurde. Um die Leistungsfähigkeit der neuen Maschinen zu demonstrieren, wurden acht goldene und zwanzig silberne Exemplare dieses Stempels geprägt.
Katalog 388: Vom Taler zur Mark
Sammler deutscher Münzen müssen sich auch Katalog 388 ansehen, in dem eine Sammlung von Münzen aufgelöst wird, die zwischen 1800 und 1914 geprägt wurden. Vom „Taler zur Mark“ hat Künker diesen Katalog genannt, dessen Inhalt ein norddeutscher Privatsammler zusammengetragen hat.
Die Phase zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkriegs gehört numismatisch und historisch gesehen zu den spannendsten Episoden in der deutschen Vergangenheit. Damals entwickelte sich das, was wir heute als Bundesrepublik Deutschland kennen. Viele Münzen, die in Anwesenheit des Fürsten in einer Münzstätte geprägt wurden, zeugen davon, wie sehr sich die Herrscher für ein effizientes Geldsystem interessierten. Ein Deutschland ohne Zollschranken und mit einer möglichst konvertiblen Währung war das Evangelium der zeitgenössischen Wirtschaftswissenschaftler, die sich davon einen Fortschritt nach englischem Vorbild erhofften. Dafür war der Schritt von der selbstgenügsamen Subsistenzökonomie einer bäuerlichen Gesellschaft hin zur arbeitsteilig organisierten Industrienation notwendig. Die Kollateralschäden, die dabei entstanden, die vernichteten Existenzen und hungernden Arbeitslosen interessierten damals niemanden. Und das genauso wenig wie die Tatsache, dass der Handelskrieg jederzeit in einen echten Krieg umschlagen konnte.
Katalog 388 enthält all die Zeugnisse dieses Jahrhunderts: Die Konventionstaler und Erinnerungsprägungen an Münzstättenbesuche, die Fleißprämien und Gedenkmünzen. Er enthält aber auch all jene seltenen Prägungen des Deutschen Kaiserreichs, die wegen des Metallmangels während des Ersten Weltkriegs nur in winzigsten Zahlen ausgegeben werden konnten wie die Bayernhochzeit oder Friedrich der Weise.
Nicht zu vergessen sei, dass der Sammler auf herausragende Erhaltung achtete! „Vorzüglich“, „Vorzüglich bis Stempelglanz“, „Erstabschlag“ und „Polierte Platte“ sind die häufigsten in diesem Katalog vorkommenden Beschreibungen.
Für Katalogbestellungen kontaktieren Sie Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail.
Außerdem können Sie die Auktionskataloge online studieren.
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