Römisches Schiffswrack in der Adria gefunden

Kroatiens malerische Adriaküste ist berühmt für all ihre Buchten und Inseln, die jährlich Millionen Touristen anziehen. Ein Paradies ist dieses geschichtsträchtige Gebiet nicht nur für Urlauber, sondern auch für Unterwasserarchäologen, die hier Schiffswracks aus allen Epochen zutage fördern. Kürzlich wurde die Entdeckung eines besonders alten Schiffes publik gemacht. Es ist bald 2000 Jahre alt und außergewöhnlich gut erhalten.

Die Ausgrabungsstätte auf dem Meeresboden vor Sukošan. Foto: ICUA Zadar.

Der Hafen von Barbir

Der Entdeckung vorausgegangen waren Unterwasserausgrabungen in der Nähe. Dort, wo heute der beliebten Ferienort Sukošan liegt, befand sich in antiken Zeiten der Hafen Barbir. Dessen Überreste, heute im Meer verschwunden, wurden 1973 entdeckt und seit 2017 umfangreich ausgegraben. Das Team besteht aus Archäologen des International Centre for Underwater Archaeology (ICUA) im nahegelegenden Zadar, der dortigen Universität und dem dortigen archäologischen Museum sowie internationalen Mitgliedern der Universität Oxford und des Deutschen Archäologischen Instituts.

Viel war bis dahin ist nicht über den antiken Hafen bekannt. Die Archäologen schlussfolgern aus ihren Funden, dass der Hafen im 1. Jahrhundert n. Chr. entstand und Mitte des 4. Jahrhunderts ausgebaut wurde. Funde wie Amphoren, Öllampen und Glasfragmente aus dem gesamten Mittelmeerraum legen nahe, dass Barbir in diesen Phasen ein bedeutender Handelsposten war.

Münzen führen zum Wrack

Zu den Funden aus dem. 4. Jahrhundert gehören auch 30 Bronzemünzen, die die Archäologen 1,50 Meter unter dem heutigen Meeresboden ausgruben. Sie stammen aus der Zeit der Söhne Konstantins I.: Konstantin II., Constantius II. und Constans. Beim Bergen dieser Münzen stieß man nebenbei außerdem auf eine Planke mit einem Nagel. In der Hoffnung, auf ein Schiffswrack zu stoßen, begannen daraufhin weitere Ausgrabung in diesem Bereich – und führten zu einem Volltreffer.

Die Archäologen stießen auf ein großes und ungewöhnlich intaktes Schiff aus römischer Zeit, das nur zwei Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt. Die geringe Tiefe erlaubte den Tauchern, lange am Stück an dem Fund zu arbeiten und schnell einen guten Teil davon freizulegen. Das Wrack ist drei Meter breit. Da das Schiff noch nicht vollständig ausgegraben wurde, ist die genaue Länge noch unbekannt. Bisher wurden 9 Meter freigelegt und erfasst – die Archäologen gehen davon aus, dass das etwa der Hälfte des Wracks entspricht. Der Direktor des International Centre for Underwater Archaeology in Zadar, Mladen Pesic, stellte den Fund im November 2022 der Öffentlichkeit vor. Den ungewöhnlich intakten Zustand des Rumpfs erklärt er dadurch, dass es vollständig von Sand bedeckt und so geschützt war. Die Unterwasserausgrabungen am Schiff werden dieses Jahr fortgeführt. Fragmente des Holzes wurden zur Analyse nach Frankreich geschickt, um mehr über die Herkunft des Holzes zu erfahren.

Bei dem Wrack wurde eine Münze des Trajan gefunden. Foto: ICUA Zadar.

Mit den Münzen der Söhne Konstantins, die indirekt zur Entdeckung des Wracks geführt hatten, scheint das Schiff übrigens nicht im Zusammenhang zu stehen. Die Archäologen datieren es nämlich deutlich früher, auf das späte 1. / frühe 2. Jahrhundert nach Christus, und damit auf die erste Blütephase des Hafens, nicht auf die zweite. Dafür spricht auch eine weitere Bronzemünze, die man im Wrack des Schiffes fand. Sie zeigt Kaiser Trajan, der von 98 bis 117 n. Chr. regierte.

 

Hier kommen Sie zur Seite des International Centre for Unterwater Archaeology Zadar.

Video von den Unterwasserarchäologen in Aktion finden Sie auf YouTube: Hier und hier.

Ebenfalls auf YouTube finden Sie eine Rekonstruktion des Hafens von Barbir aufgrund der ersten Funde mit Luftbildaufnahmen der Fundgegend.