MenschenGesichter Teil 7: Alexander der Große


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer neuen Serie entnommen sind.

Alexander in einer Schlacht in der Darstellung des sogenannten Alexandermosaiks aus Pompeji. Foto: Ruthven / Wikipedia.

Als Alexander, den man später den Großen nennen sollte, aufbrach, um das Reich der Perser zu erobern, standen den 70 Talenten Silber in seiner Schatzkammer 200 Talente Schulden gegenüber. Er hatte mit diesem Geld Vorräte für sein Heer beschafft. 30 Tage würden sie reichen, eine knappe Zeitspanne, um ein Weltreich zu erobern! Alexander war also zum Erfolg verdammt. Und tatsächlich verschaffte ihm sein Sieg beim Granikos im Mai 334 v. Chr. die Mittel, um seinen Feldzug fortan mit Hilfe der Beute problemlos zu finanzieren.

Alexander III., König der Makedonen (336–323 v. Chr.). Drachme, Sardeis, 332-323 v. Chr. Kopf des Herakles mit Löwenskalp n. r. Rs. Zeus n. l. thronend, auf der ausgestreckten rechten Hand Adler; im Feld links Münzzeichen Kantharos. © MoneyMuseum, Zürich.

Dieser erste Sieg ermöglichte Alexander den Zugriff auf die reichen Städte des bisher von den Persern kontrollierten Kleinasien. Nach der Eroberung von Sardeis und Tarsos im Jahre 333 v. Chr. dürfte es gewesen sein, dass Alexander ein eigenes Bild für seine Silbermünzen einführte und damit eine Münzprägung initiierte, die alles bisher Gewesene in den Schatten stellte. Er wählte für die Vorderseite Herakles, den Stammvater seines Geschlechts, der als Vorkämpfer des Guten gegen das Böse galt und von Alexander persönlich verehrt wurde.
Alexander sollte noch mehr als genug Silber für seine Münzen erbeuten: Susa brachte 50.000, Persepolis 120.000 und Ekbatana 180.000 Talente Silber.
Hätte Alexander allein den letzten Betrag ausgemünzt, so hätte er damit – ein Talent zu 6.000 Drachmen gerechnet – 1.080 Millionen Drachmen wie die hier abgebildete oder 270 Millionen Tetradrachmen prägen können. Stellen wir diesen Summen die Kosten gegenüber, die heutige Forscher für den Feldzug berechnen: Man schätzt, das Heer Alexanders habe am Tag 20 Talente Silber benötigt, also aufs Jahr gerechnet 7.500 Talente. Die Kosten des gesamten Feldzuges gegen die Perser schätzt man auf 80.000 Talente.

Mit Alexanders Soldaten verteilten sich seine Münzen in der ganzen damals bekannten Welt. Ihr Bekanntheitsgrad und ihr gleichbleibendes Gewicht machten sie zu einem beliebten Zahlungsmittel im Fernhandel. Bald gaben „freie“ Städte solche Münzen sogar ohne königlichen Auftrag im Namen Alexanders heraus.
Bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. prägte man Münzen nach dem Vorbild der Tetradrachmen und Drachmen Alexanders. Das heißt, Stempelschneider schnitten neue Stempel zu einer Zeit, als sich bereits niemand mehr vorstellen konnte, dass ein Herrscher nicht sein Porträt auf eine Münze setzen wollte. Und so statteten viele Künstler den Herakles mit den Zügen Alexanders aus. Damit entstand die paradoxe Situation, dass Münzen, die zu Alexanders Lebzeiten herausgegeben wurden, nicht sein Porträt zeigen, während spätere Stücke zum Teil Porträtähnlichkeit aufweisen.

In der nächsten Folge erfahren Sie, welche Bedeutung noch den sterblichen Überresten Alexanders des Großen zukommen sollte.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.