MenschenGesichter Teil 1: Göttervater Zeus in Olympia


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer neuen Serie entnommen sind.

Olympia. Münze der Hüter des Heiligtums, der Eleer (Peloponnes). Stater, um 360 v. Chr. Kopf des bärtigen Zeus von Olympia mit Lorbeerkranz n. l. Rs. Adler n. r. sitzend. © MoneyMuseum, Zürich.

Heute denken wir bei Olympia sofort an die Olympischen Spiele. Im Geiste sehen wir edle Jünglinge um die Wette laufen oder sich im Ringkampf messen, und doch fing es einst ganz anders an.

Rekonstruktion des Zeus-Tempels in Olympia, wie man ihn sich früher vorstellte. Quelle: Wilhelm Lübke / Max Semrau, Grundriß der Kunstgeschichte. Paul Neff Verlag, Esslingen, 14. Aufl. 1908.

Apollon und Herakles sollen in mythischer Vorzeit dem Zeus in Olympia ein Heiligtum eingerichtet haben, in dem ein Sohn des Apollon aus den Flammen des Opferfeuers die Zukunft weissagte. Die Nachkommen dieses ersten Priesters von Olympia begleiteten in historischer Zeit als eine Art Feldgeistliche griechische Heere und Siedler in die ganze damals bekannte Welt. Wir wissen zum Beispiel, dass die Auswanderer, die in Syrakus eine neue Heimat finden sollten, von einem olympischen Priester begleitet wurden, und dass vor der Schlacht von Plataiai, wo im Jahre 479 v. Chr. die vereinten griechischen Streitkräfte die Perser besiegten, ein Priester aus Olympia den Willen der Götter erkundet hatte.

Antike Liste von Olympiasiegern von 480-468 und 456-448 v. Chr., 3. Jh. n. Chr. Quelle: Wikipedia.

Viele politische Gemeinschaften verdankten dem Zeus von Olympia, der durch seine Priester wirkte und half, ihr Bestehen. Und natürlich revanchierten sie sich. Sie sandten dem Gott reiche Weihgeschenke und schickten anlässlich des alle vier Jahre stattfindenden großen Festes zu seinen Ehren eine Festgesandtschaft. Und da zu jedem ordentlichen griechischen Fest Wettspiele gehörten, waren in den Wettkämpfen von Olympia natürlich die besten Sportler jeder Stadt vertreten. Das war der Ursprung der Berühmtheit der Olympischen Spiele, die die besten Sportler aus allen von Griechen besiedelten Weltgegenden anzogen.

Zeusstatue des Phidias, Umzeichnung einer Münze aus Elis. Quelle: Baumeister, Denkmäler des klassischen Altertums Bd. 3, 1888, S. 1316 / Wikipedia.

Das Bild von Zeus, der uns hier als bärtiger Mann in seinen besten Jahren entgegentritt, ist beeinflusst durch die berühmte Darstellung des Zeus, die Phidias Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. für den Tempel von Olympia schuf. Diese Gold-Elfenbein-Statue, die übrigens nie ein verehrtes Kultbild, sondern lediglich eine kostbare Weihegabe an den olympischen Zeus war, zählte in der Antike zu den sieben Weltwundern. Unzählige Griechen sahen sie. Sie alle waren von ihr so beeindruckt, dass sich bald niemand mehr in Griechenland Zeus anders vorstellen konnte, als ihn die Statue des Phidias zeigte.

Das nächste Mal steht Zeus’ Tochter Athena, die Beschützerin der Stadt Athen, im Mittelpunkt.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.