Der Kaiser Probus – Münzbilder seiner Herrschaft

Die schriftlichen Quellen verraten nicht allzu viel über den Kaiser Probus (276-282). Am ausführlichsten widmet sich ihm noch die Historia Augusta, eine in der Spätantike verfasste Sammlung von Biographien, die nicht als historisches Werk zu verstehen ist, sondern als nette Unterhaltungsliteratur. Die Münzen sind bei einer so dürftigen literarischen Überlieferung eine entscheidende Quelle. 

Nr. 1537. Antoninian, Siscia, 2. Em. 276. Aus Auktion Jacquier 45. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 2.000,- Euro. Man muss viel wissen, um die Raritäten in der Prägung des Probus zu erkennen. Diese Rückseitendarstellung ist von größter Seltenheit!

So wählte Philippe Gysen weise, als ihm ein Sammlerfreund riet, sich auf einen Herrscher zu beschränken. Er sagt: „Jene [Münzprägung] von Probus, noch wenig gesammelt, schien ideal zu sein: Seine Münzprägung ist sehr reich und vielfältig durch die Büstendarstellungen und die Rückseiten… und die Stücke waren auf den Börsen und in den Auktionskatalogen noch relativ günstig.“

Nr. 1458. Antoninian, Ticinum, 6. Em. Ende 279. Aus Auktion Jacquier 45. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 850,- Euro. Bei den Antoninianen des Probus bestimmt die Vorderseite oft den Preis. Sonderbüsten wie diese, auf der der Kaiser eine Trophäe schultert, sind unter Sammlern sehr gesucht.

Nr. 1688. Probus, 276-282. Antoninian, Serdica, 4. Em. 280. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 500,- Euro. Als der „Gral“ der Probus-Sammler gelten die Antoniniane aus Serdica mit den seltenen Vorderseitenlegenden wie dieser: DEO ET DOMINO PROBO INVICTO AVG (= dem Gott und Herren, dem unbesiegbaren Probus, dem Kaiser.

Diese Argumente gelten bis heute. Auch wenn die seltenen Sonderbüsten und Sonderlegenden, wie es sie zahlreich unter Probus gibt, inzwischen stark im Preis gestiegen sind. Doch wer bereit ist, sich einzuarbeiten, kann immer noch Trouvaillen machen. Und bald selbst Forschung treiben wie Philippe Gysen. 

Nr. 1511. Denar (Bronzeabschlag vom Aureusstempel), Siscia, 276. Aus Auktion Jacquier 45. Unediertes Unikum. Fast vorzüglich / Sehr schön. Taxe: 850,- Euro.

Nr. 1555. Antoninian, Siscia, 4. Em. 1. Phase 277. Aus Auktion Jacquier 45. Unediert. Vorzüglich. Taxe: 500,- Euro. In der Sammlung Gysen befinden sich zahlreiche unedierte Münzen des Probus bzw. Stücke, die nun in den numismatischen Schlüsselwerken zitiert und abgebildet sind.

Der veröffentlichte 1997 seinen ersten numismatischen Artikel und fiel damit auf. Sylviane Estiot, die große Kennerin der Münzprägung der Soldatenkaiser, sprach Philippe Gysen an und ermöglichte es ihm, in ihrem Forschungsteam mitzuwirken. Eine eindrucksvolle Sammlerkarriere, die mit dem Interesse für einen rätselhaften Kaiser begann, mit Probus.

Nr. 1521. Antoninian, Siscia, 2. Em. 276. Aus Auktion Jacquier 45. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 125,- Euro. Diese Prägung aus Siscia (= heute Sisak / Kroatien) ehrt Probus wegen seiner illyrischen Herkunft als einen der ihren mit der Aufschrift „AVG NOSTRI“ – Unserem Kaiser. In Sirmium, dem eigentlichen Geburtsort, gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Münzstätte.

Eine Herkunft aus dem Nichts

Woher nun dieser Marcus Aurelius Probus eigentlich kam, darüber wusste schon der Autor der Historia Augusta ziemlich wenig. Kein Wunder, dass er in die literarische Trickkiste griff und phantasievoll eine erfundene Laufbahn zusammenschusterte. Geboren am 19. August 232 im pannonischen Sirmium, soll Probus bereits im Alter von höchstens 28 Jahren das Kommando über eine Legion erhalten haben. Unter Gallien soll er gar zum Oberbefehlshaber aller illyrischen Streitkräfte ernannt worden sein. Aurelian soll ihm die 10. Legion anvertraut und ihn als seinen Nachfolger vorgeschlagen haben. Nachweisen lässt sich all dies – mit Ausnahme des Geburtstages – nicht.

Nr. 1354. Florian. Antoninian, Cyzicus, 1. Em. Juli 276. Aus Auktion Jacquier 45. 2. bekanntes Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 250,- Euro.

Wir wissen also praktisch nichts über die militärische Karriere des Probus, auch wenn gelegentlich darauf hingewiesen wird, dass er sich wahrscheinlich in der Kavallerie ausgezeichnet hatte. Tatsache allerdings ist, dass Probus im Jahr 276 eine militärische Machtbasis im Osten gehabt haben muss, andernfalls wäre es ihm unmöglich gewesen, den im Westen des Reichs anerkannten Kaiser Florianus herauszufordern.

Nr. 1472. Antoninian, Rom, 1. Em. Herbst 276. Aus Auktion Jacquier 45. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 150,- Euro. Probus wurde schnell vom Senat anerkannt. Bereits im Herbst 276 prägte die Münzstätte Rom für ihn.

Kampf um die Macht

Probus muss etwa im Juli 276 von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen worden sein. Ob es wirklich, wie die Historia Augusta berichtet, durch göttliche Eingebung und einmütig gewesen ist, darf man dahinstellen. Auch die Geschichte, wie eine Tempelstatue entkleidet wurde, um einen Purpurmantel für den neuen Kaiser zu haben, dürfte erfunden sein.
Nicht erfunden ist es dagegen, dass die beiden Kontrahenten, Florianus und Probus, beim heute türkischen Tarsos aufeinander trafen. Florianus hatte sich in der Stadt verbarrikadiert. Probus belagerte mit seinen Truppen die Stadtmauern. Als sich die Belagerung hinzog, ergriffen die Vertrauten von Florianus die Initiative: Sie beseitigten ihn und anerkannten Probus. Dies dürfte sich Ende September, Anfang Oktober 276 ereignet haben.

Nr. 1407. Antoninian, Ticinum, 3. Em. 277. Aus Auktion Jacquier 45. Fast vorzüglich. Taxe: 500,- Euro. Am 1. Januar 277 trat Probus sein erstes Konsulat an. Diese spektakuläre Büste mit Adlerszepter, Globus und der Trabea, dem typischen Amtsgewand der Konsuln, erinnert daran.

Eilmarsch an die germanische Front

Zeit, seinen Sieg zu feiern, blieb Probus nicht. Germanische Völker hatten die Wirren, die durch den Bürgerkrieg entstanden waren, für ihre Zwecke genutzt. Sie hatten den Rhein überschritten, plünderten und verwüsteten römisches Gebiet. Doch zunächst beseitigte Probus am Bosporus die versprengten Reste des gotischen Heeres. Schon Florian hatte gegen sie gekämpft, aber nur einen kleinen Teilsieg errungen.

Nr. 1531. Antoninian, Siscia, 2. Em. 276. Aus Auktion Jacquier 45. Fast vorzüglich / Sehr schön. Taxe: 250,- Euro. Diese Festprägung entstand anlässlich der Ankunft des Kaisers in seiner Heimat.

Auf dem Weg in den Westen bezog Probus mit seinem Heer Winterquartier in Siscia oder in seiner Geburtsstadt Sirmium. 

Nr. 1480. Antoninian, Rom, 2. Em. 277. Aus Auktion Jacquier 45. Fast vorzüglich / sehr schön. Taxe: 200,- Euro. Es ist strittig, ob Probus persönlich einen Abstecher nach Rom machte, während sein Heer an den Rhein zog. Die Münzen sprechen dafür.

Von dort brach man im Mai 277 auf, um an der Rhone entlang nach Lyon zu ziehen. Während die Truppen unterwegs waren, dürfte Probus einen kurzen Abstecher nach Rom gemacht haben, um sich mit dem Senat zu beraten.

Nr. 1368. Antoninian, Lugdunum, 5. Em. Ende 277 bis Anfang 278. Aus Auktion Jacquier 45. 2. bekanntes Exemplar. Vorzüglich / Sehr schön. Taxe: 200,- Euro.

In Lyon kam Probus Ende August / Anfang September an. Münzen erinnern an die kaiserliche Ankunft. Lyon war nicht nur günstig gelegen; hier gab es auch eine große Münzstätte, die in der Lage war, genug Münzen zu produzieren, um die Soldaten zu entlohnen.
Von Lyon aus organisierte der Kaiser die Befriedung Galliens und Germaniens. Er marschierte gegen die Alamannen. Der Kampf mit den Franken zog sich noch bis 278 hin. Mit diesen Siegen gelang es ihm, den Einmarsch der Germanen am Rhein fürs erste einzudämmen.

Nr. 1415. Antoninian, Ticinum, 4. Em. 278. Aus Auktion Jacquier 45. Unediert. Vorzüglich / Fast vorzüglich. Taxe: 400,- Euro. Darauf, dass Probus auf seinem Weg vom Rhein nach Raetien Oberitalien durchquerte und Ticinum (= Pavia) besuchte, weisen nur die Münzen hin.

Neue Einfälle an den Grenzen

Aus Germanien eilte Probus mit seinem Heer im Frühjahr des Jahres 278 nach Raetien. Dort hatten Burgunder und Vandalen die Donau überschritten. 

Nr. 1418. Antoninian, Ticinum, 4. Em. 278. Aus Auktion Jacquier 45. Unediert. Vorzüglich. Taxe: 200,- Euro.

Auch sie konnte der Kaiser besiegen. All diese militärischen Erfolge thematisierte Probus natürlich auch in seiner Münzprägung.

Nr. 1433. Antoninian, Ticinum, 4. Em. 278. Aus Auktion Jacquier 45. Selten. Vorzüglich. Taxe: 250,- Euro.

Nr. 1596. Antoninian, Siscia, 6. Em. 281. Aus Auktion Jacquier 45. Äußerst selten und bisher unediert. Fast vorzüglich. Taxe: 1.000,- Euro.

Im Sommer kämpfte er im Illyricum gegen die Sarmaten, in Thrakien gegen die Goten. Kein Wunder, dass Probus sich wie Hercules vorkam, der eine Aufgabe nach der anderen zu bewältigen hatte. Auf seinen Münzen verglich er sich gerne mit ihm. 

Nr. 1572. Antoninian, Siscia, 4. Em. 278. Aus Auktion Jacquier 45. Selten. Sehr schön / Vorzüglich. Taxe: 350,- Euro.

Den Winter des Jahres 278/79 verbrachte der Kaiser im Illyricum, wahrscheinlich in der Stadt Siscia, der ein äußerst seltener Rückseitentypus des Jahres 278 gewidmet ist: Die Stadtgöttin sitzt zwischen den Flussgöttern Savus und Colapis. Damit wird die geographische Lage ins Bild umgesetzt, Sisak, das antike Siscia, liegt an der Mündung der Kupa (= Colapis) in die Save (= Savus).

Nr. 1674. Antoninian, Serdica, 4. Em. 280. Aus Auktion Jacquier 45. Äußerst selten. Vorzüglich / Fast vorzüglich. Taxe: 500,- Euro. Eine Fülle von Münzen assoziiert Probus mit dem Sonnengott Sol. Diese Münze ist darüber hinaus vor allem wegen der ungewöhnlichen Vorderseitenumschrift bemerkenswert. Übersetzt lautet sie „Dem guten Feldherrn und Caesar Marcus Aurelius Probus, dem unbesiegten Kaiser.“

Ein Sieg über die Sasaniden?

Im Herbst des Jahres 279 nahm Probus den Titel Persicus Maximus an. Einen großen Krieg hat er dafür wohl eher nicht geführt. Wir wissen nicht genau, wie er die Annahme des Titels begründete, aber – wie der Bau einer Stadtmauer um das arabische Bostra in den Jahren 278/9 zeigt –, dürfte wohl die reale Gefahr eines sasanidischen Angriffs bestanden haben. Probus konnte sie vielleicht durch Verhandlungen oder andere Machtdemonstrationen abwenden. Persönlich dürfte Probus dafür nicht in den Osten gereist sein.

Nr. 1502. Denar, Rom, 6. Em. 281. Aus Auktion Jacquier 45. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 500,- Euro.

Nr. 1504. Quinar, Rom, 6. Em. 281. Aus Auktion Jacquier 45. Selten. Sehr schön. Taxe: 200,- Euro.

Triumph

Um den Jahreswechsel 281/2 feierte Probus einen Triumph in Rom. Geschenke wurden an das Volk und die Soldaten verteilt und zu diesem Zweck eine umfangreiche Münzemission emittiert, zu der auch selten geprägte Nominale wie Denare und Quinare gehörten.
Die üblichen Spiele fanden statt, und bald war die ganze Stadt im Aufruhr, weil es 80 Gladiatoren gelungen war, aus den Unterkünften zu fliehen. Doch nur zu schnell wurden sie wieder eingefangen.

Probus und der Weinbau

Während die breite Öffentlichkeit die Namen der meisten Soldatenkaiser längst vergessen hat, erfreut sich Probus gerade in deutschen Weinanbaugebieten eines hervorragenden Rufes. Man weist gerne darauf hin, dass die eigenen Weinberge unter seiner Herrschaft entstanden seien. Dieses Detail will man der Historia Augusta entnehmen, die Probus eine große Fürsorge für den Weinbau zuschreibt. Hier das Zitat dazu: „In der Folge gestattete er [Probus] in ganz Gallien, Spanien und Britannien die Anlage von Rebkulturen und die Herstellung von Wein. Er selbst ließ das Almagebirge in Illyricum in der Gegend von Sirmium durch Soldatenhände umgraben und mit auserlesenen Rebstöcken bepflanzen.“ (HA Probus 18, 8.)
Soldaten als Winzer? Eine merkwürdige Vorstellung! Wobei es durchaus zutreffen kann, dass Probus seine Soldaten für Bau- und Schanzarbeiten einsetzte. Er ließ die Aurelianische Stadtmauer um Rom fertigstellen. Außerdem schreibt man ihm Befestigungsanlagen in Gallien und einen Kanal in England zu.

Nr. 1749. Carus. Antoninian, Vor-Emission, Sept. bis Okt. 282. Aus Auktion Jacquier 45. 3. bekanntes Exemplar. Vorzüglich. Taxe: 350,- Euro.

Der Aufstand des Carus

282 führte Probus seine Truppen wieder auf den Balkan, nach Pannonien, wo die Donaugrenze von den Sarmaten bedroht wurde. Eine Lebensmittelknappheit und die unter Soldaten so unbeliebten Schanzarbeiten sorgten für Unruhe. Eine Unruhe, die Marcus Aurelius Carus nutzte, der zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich die Streitkräfte von Raetien und Noricum kommandierte.

Das Ende des Probus

Probus schickte Truppen gegen Carus. Diese kämpften nicht, sondern liefen zu dem Usurpator über. Als die Nachricht davon in Sirmium eintraf, brach auch dort – ausgerechnet in der Geburtsstadt des Kaisers – ein Aufruhr aus, der Probus das Leben kostete. Er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, entweder im September oder im Oktober 282. Carus oder später Diocletian sorgten dafür, dass er unter die Götter aufgenommen wurde.

Auch wenn die Herrschaft des Probus nur sechs Jahre und zwei oder drei Monate gedauert hat, ist seine Münzprägung so vielschichtig und interessant, dass man ihr ein ganzes Sammlerleben widmen kann.

Die Auktion Paul-Francis Jacquier 45 findet am Freitag, dem 14. September 2018 ab 16.00 statt. Sie können den Auktionskatalog bei Paul-Francis Jacquier gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 15 Euro bestellen oder die Münzen bei Sixbid oder NumisBids einsehen. Um live im Internet mitbieten zu können, registrieren Sie sich bitte rechtzeitig online.