Was unterscheidet billiges Wolfram von edlem Gold?
Vor acht Jahren, während der internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse in München, hatte ich die Möglichkeit, einen Vortrag zu präsentieren, dessen Thema „Die Fälschungen von Münzen und Barren“ war.
Damals waren unsere große Sorge die neu auf dem Markt erschienenen Wolframfälschungen von Münzen und Barren. Die Produkte, die problemlos über das Internet zugänglich waren, haben in gleichem Maße die Händler wie auch die potenziellen Investoren verunsichert. Wir haben uns alle die Frage gestellt: Wie kann man sich vor dieser Art von Fälschung sicher und effektiv schützen? Bei der Betrachtung der damaligen Prüfmethoden war es offensichtlich, dass auf Grund des fast gleichen Wertes des Spezialgewichts (Dichte) bei Gold und Wolfram eine der zuverlässigsten und am häufigsten benutzten Prüfmethoden – die Dichtemessung – komplett nutzlos war.
Wolframfälschungen – die neue große Gefahr?
Ob die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) anwendbar wäre, war auch nicht eindeutig geklärt. Auf Grund der geringen Eindringungsmöglichkeiten von Röntgenstrahlung in Gold (ca. 8 – 10 µm) konnten die Prüfungsergebnisse nicht als zuverlässig oder endgültig bezeichnen werden. Bei einer Kopie, die vergoldet ist, konnten die Resultaten der Analyse richtig sein, aber bei einer Ummantelung aus Goldblech wurde das Ergebnis vollständig unkorrekt.
Die einzige Prüfmethode, die tatsächlich noch zur Anwendung geeignet war, war die Ultraschallprüfung. Aber auch hier waren die Einschränkungen bedeutsam. Das Prüfungsverfahren ist grundsätzlich nur bei der Barrenkontrolle (wegen der benötigten glatten Kontaktfläche) effektiv und nur dann, wenn die Prüflinge unverpackt sind.
Die damals am Markt existierenden Leitfähigkeitsprüfgeräte waren zudem nicht dafür konstruiert, um das Problem zu lösen. Das Prüfungsverfahren hat sich auf die Analyse der Oberfläche konzentriert.
Die Sorge, dass falsche Krügerränder, Maple Laefs etc. sowie Barren jeglicher Gewichtseinheiten den Markt überfluten, war berechtigt. Man konnte die Entwicklung der Marktsituation nur abwarten.
Die Zeit verging, doch es ist nicht viel passiert, außer:
- Sieben Stück dick vergoldeter Krügerränder aus Wolfram, die im Ausland einem Bekannten angeboten wurden und folgende drei Goldbarren:
- Manipulation durch Einführung vom Wolframstäben, was auf einen geschickten Handwerker und nicht auf eine Massenproduktion aus dem fernen Osten deutet.
- Barren, die mit ein paar dünnen Wolframblechen gefüllt waren.
- Professionell gemachte Kopie, die aus massivem Wolframkern und einer relativ dicken Ummantelung aus Feingold hergestellt wurde.
Das sind alle Wolframfälschungen, die mir bekannt sind. Wenn man das mit der jährlichen Menge an Münzen, die ich prüfe (ca. 35.000), vergleicht, dann kann man sagen, dass sie so selten waren, dass sie heute eher als ein interessanter Fall und nicht als Bedrohung betrachtet werden können.
Übersehene Entwicklungen bei den Fälschungen
Im Laufe der letzten Jahre sind neue Prüfgeräte entwickelt worden. Diese kann man ohne größeren finanziellen Aufwand erwerben. Sie sind in der Lage, die Wolframfälschungen mit einer Sicherheit von fast 100% zu erkennen. Diese – wie sich herausgestellt hat – trügerische Sicherheit hat eine Situation verursacht, in welcher nicht wirklich wahrgenommen wurde, dass sich in diesem Zeitraum andere Arten von Fälschungen gut entwickelt und verbreitet haben. Das beste Beispiel ist die Fälschung von 1 Oz. Gold Fa. Perth Mint. Heute haben wir mit der 3. Generation dieser Fälschung zu tun. Die Qualität der Kopie hat sich im Laufe der letzten Jahre enorm verbessert und es ist wirklich nicht einfach, ohne eine genaue Überprüfung, die neuesten Repliken vom Original zu unterscheiden. Die Verpackung und die Oberfläche zeigen eine täuschende Ähnlichkeit mit dem echten Produkt. Die ersten Exemplare wurden in einem grünen Blister und mit einer mattierten Oberfläche angeboten, die nur eine grobe Gleichartigkeit mit dem Original hatten. Die zweite Generation hat eine Seriennummer auf die Blister bekommen, die Prägung wurde mit einer matt/glänzenden Technik hergestellt. Die dritte Auflage hat auf dem Zertifikat neben den Ziffern nun auch Buchstaben als Identifikator. Geprägt wird in der Qualität „Polierte Platte“.
Die Kopie ist aus Kupfer gemacht, was zwangsläufig zu Unterschieden im Parameterbereich führt. Die Barren sind dicker als die Originale, aber alle anderen Parameter stimmen fast perfekt überein. Der Kupferkern der Kopie ist mit Zink beschichtet, was den Prägeeffekt wirklich hochqualitativ aussehen lässt. Die Blister bekommen eine zusätzliche, sehr dünne Schutzfolie, so wie bei dem Original.
Die fast perfekte optische Täuschung und die fast gleichen Parameter macht eine Einführung solcher Stücke in den Umlauf nicht wirklich schwierig. Die fast perfekt nachgemachte Verpackung und die Barren mit dem Logo des Produzenten, der weltweit bekannt ist, weckt keinen Verdacht. Der beschriebene „Verbesserungsprozess“ betrifft nicht nur die Firma Perth Mint, auch andere Hersteller können gleichermaßen betroffen sein. Obwohl eine Analyse mit zwei verschiedenen Prüfmethoden durchführbar ist, die eine Kopie sofort enttarnen können, befinden sich die Fälschungen in größerer Menge im Umlauf.
Der allgemeinbekannte Ankauf von mehreren, so gefälschten Produkte, durch eine Sparkasse beweist das am besten. Und das war nicht das einzige Unternehmen, das solch ein Geschäft abgewickelt hat. Das Problem betrifft gleichermaßen große Firmen sowie die kleinen Händler.
Schwachpunkt Verpackungsfolie
Wenn man betrachtet, welche Möglichkeiten den Fälschern jetzt zur Verführung stehen, um unechte Ware vor der Enttarnung besser zu schützen, sollte man wirklich vorsichtig sein.
Eine effektive Vorgehensweise von Fälschern ist es, die chemische Zusammenstellung der Verpackungsfolie so zu anpassen, dass die Werte der ELV-Prüfung – durchgeführt durch die Verpackung – fast identisch wie bei echten Barren sind. Das ist möglich, weil sich die ELV-Werte des beschichteten Kupfers und die der Verpackung auf eine Zahl summieren, die dem ELV-Wert von Gold entspricht.
Auch wenn die Entwicklung der Prüfgeräte ständig vorangetrieben wird, sollte man nicht vergessen, dass sich „die andere Seite“ ebenfalls weiterentwickelt und die Möglichkeiten nutzt, die die moderne Kopiertechnik mit sich bringt. Dass die Fälscher bei ihrer Arbeit die gleichen Prüfmethoden anwenden können wie die Prüfer, um die Effektivität der eigenen Produktion zu kontrollieren und zu verbessern, sollte niemanden wundern. Trotzdem kann man optimistisch sein. Die Prüfmethoden für Goldbarren haben die aktuell höchste Sicherheitsstufe erreicht. Wenn kein Material- oder technischer Fehler vorkommt und der Prüfer genug Erfahrung hat, um sich durch diverse Tricks nicht täuschen lassen und er die durch die Geräte angezeigten Werte richtig interpretieren kann, dann steht dem richtigen Ergebnis nichts mehr im Weg.
Fälschungen historischer Münzen
Ein anderer beunruhigender Fakt ist, dass die Fälschungen von Münzen, die als „Klassiker“ der Fälschungen gelten, sich ebenfalls geändert und verbessert haben. Als bestes Beispiel kann man die 20 Reichsmark Wilhelm II Preußen nehmen.
Die bekannten Fälschungen von Hausmann/Schmidt wurden systematisch aus dem Verkehr gezogen und geschmolzen. In letzter Zeit jedoch hat sich eine neue Art der Kopie gezeigt. Im Vergleich zu Hausmann/Schmidt ist der Rand wesentlich besser nachgemacht und fast identisch mit dem Original (gleiche Form und Tiefe der geprägten Buchstaben und Arabesken). Beim Einfassen ist die Randkante so scharf; das gesamte Bild ist einwandfrei. Die Oberfläche von Buchstaben, graphischen Elementen und dem Hintergrund ist gleichmäßig. Die Farbe und Erhaltung entsprechen einer Münze, die nur kurz im Umlauf war. Bei der ELV-Prüfung bleiben die Werte in der Toleranzgrenze.
Prüfgeräte testen nur das Material, nicht die Echtheit
Bitte vergessen Sie nicht, dass alle Prüfgeräte nur konzipiert sind, um die Zusammenstellung der Materialmischung, aus welcher die Münze besteht, zu überprüfen und zu identifizieren, nicht aber die Echtheit. Das heißt wenn die Kopie aus der gleichen Metalllegierung wie das Original hergestellt wurde, dann ist für die Prüfgeräte alles ok. Das traurige und mögliche Endergebnis: Wir haben eine Münze, die zwar aus Gold gemacht wurde, aber nicht echt ist und auch nur den Materialwert einer Schmelzware hat. Und noch eine unerfreuliche Nachricht, besonders für die Slabs Fans. Der Grading-Prozess birgt Sicherheit nur in einem begrenzten Rahmen. Das Problem bei dieser Art von Verpackung ist, dass keine Prüfgeräte in der Lage sind, durch so dickes Plastik und bei so großem Abstand zwischen Münze und Prüfkopf zuverlässige Ergebnisse zu liefern. Wenn man betrachtet, dass jemand in der Lage ist, Münzen so gut zu fälschen, dann fälscht diese Person ohne größere Probleme die Verpackung, das Hologramm und Zertifikat. Vor kurzem habe ein Exemplar in der Hand gehalten, bei dem alles gefälscht war, was nur gefälscht sein kann. Das heißt: Plastik-Etui, Zertifikat, Hologramm und die Münze.
Man stellt sich oft die Frage: Warum fertigt jemand die Fälschungen aus dem gleichen Material wie sie beim Original zu finden sind? Die Antwort ist einfach: Wenn der Ankaufspreis des zur Fälschung verwendeten Goldes deutlich unter dem Spot liegt (z. B. die alte beschädigte Münze oder das alte Schmuckstück, welche als Schmelzware gekauft wurden) aber der Verkaufspreis der gefälschten Münzen über dem Spot liegt, dann erzeugt man einen klaren Gewinn.
Mehr über Peter Zgorzynski erfahren Sie in seinem Who’s who.
Ein britischer Händler wurde vor kurzem verurteilt, weil er in großem Stil historische Orden und Ehrenzeichen gefälscht hat – auf besonders perfide Weise.
In einer vierteiligen Serie erfahren Sie, wie Sie Fälschungen historischer Münzen erkennen können: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4.