Maxentius, Vorkämpfer für Rom
Es war ein bewegtes Jahr, das Jahr 307 n. Chr., in dem die vierfache Goldmünze mit dem Porträt des Maxentius in Karthago geprägt wurde, die Hess-Divo in seiner Auktion 334 anbieten kann.
Maxentius, 306-312. Quaternio (4 aurei), Karthago, 307. Spektakuläres Unikum aus dem Partinico-Hort der späten 50er. Aus Auktion Hess-Divo 334 (29. Mai 2018), Nr. 135. Vorzüglich. Taxe: 100.000 CHF.
Sie zeigt auf der Rückseite den Mars Conservator, Mars den Bewahrer. Nun darf der römische Gott Mars auf keinen Fall mit seinem griechischen Äquivalent, dem, wie die Ilias ihn nennt, „Männer mordenden Ares“, verwechselt werden. Mars ist der Kriegsgott, der diejenigen unterstützt, die ihre Heimat verteidigen. Mars kämpft mit all seiner Virtus, mit allen Tugenden, die den wahren Mann ausmachen. Mit Tapferkeit, Frömmigkeit und mit der Ehrfurcht vor dem Althergebrachten. Mars ist die Inkarnation des gerechten Krieges, den die Römer geradezu für sich gepachtet zu haben scheinen.
Maxentius hat diese Darstellung nicht willkürlich gewählt. Im Gegenteil, mit ihr setzte er sich von seinen Konkurrenten ab und verkündete ein politisches Programm. Welches? Um das zu verstehen, müssen wir ins bewegte Jahr 307 zurückkehren.
Der Ausgangspunkt im Jahr 305 n. Chr.: Aufteilung des römischen Reichs unter Diocletian. Hellerick / Wikipedia, cc-by 4.0.
Viele rangen damals um die Macht über das römische Reich. Diocletian war am 1. Mai des Jahres 305 zurückgetreten und hatte seine Nachfolger benannt. Constantius Chlorus sollte mit Unterstützung des Severus den Westen, Galerius zusammen mit Maximinius Daia den Osten betreuen. Zu kurz kam dabei nicht nur der Kollege des Diocletian, Maximianus Herculius, der mit zusammengebissenen Zähnen seinen Rücktritt akzeptierte, sondern vor allem die Söhne von Constantius Chlorus und Maximianus Herculius. Der kinderlose Diocletian hatte die Situation falsch eingeschätzt und deren Ansprüche übergangen.
Wir wollen hier nicht all die Schlachten und politischen Winkelzüge verfolgen, die eben diese Söhne, Constantin I. und Maxentius, zu entscheidenden Machtfaktoren werden ließen. Wir springen gleich mitten hinein ins Jahr 307. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Constantin I. bereits als Machthaber über Gallien, Spanien und Britannien etabliert. Maxentius saß in Rom. Er hatte sich die Tatsache zunutze gemacht, dass Galerius versuchte, die Steuerfreiheit der Bewohner Roms aufzuheben. Gleichzeitig bekannt zu geben, dass die Praetorianer ihre gemütliche Garnison in Rom aufgeben sollten, um an der Front Kriegsdienst zu leisten, war dumm von Galerius. Bürger und Soldaten gemeinsam riefen nämlich Maxentius zu Hilfe, eine Maßnahme, die Galerius sich nicht gefallen ließ. Er befahl dem Severus, das Problem zu lösen.
Nun hatte Maxentius einen Trumpf in der Hinterhand: Seinen Vater Maximianus Herculius. Der saß schmollend in Lukanien. Als sein Sohn ihm die Nachricht sandte, dass er ihn brauche, eilte Maximian sofort nach Rom, begierig darauf, wieder die Fäden der internationalen Politik in Händen zu halten.
Maxentius hatte darauf gehofft, dass sein Vater beim Heer immer noch beliebter war als Galerius oder Severus. Das stimmte. Doch Maximian wollte selbst wieder Kaiser sein. Und so schob er nach seiner Ankunft in Rom Maxentius einfach auf die Seite und ließ sich im Februar 307 von Volk und Senat erneut zum Augustus ausrufen.
Severus. Argenteus, Serdica, 305-306. Aus Auktion Hess-Divo 334 (29. Mai 2018), Nr. 134. Vorzüglich. Taxe: 3.500 CHF.
Maximians erste Aufgabe war die Verteidigung der Stadt gegen Severus. Doch da gab es nicht viel zu verteidigen. Unter Maximian hatten die Soldaten knapp 20 Jahre gekämpft, unter Severus noch nicht einmal zwei. Sobald sie ihren alten Feldherrn sahen, liefen die Soldaten in Scharen zu ihm über. Severus musste vor seinem eigenen Heer nach Ravenna fliehen und ergab sich dort dem Maximian. Der war nach diesem Sieg voll in seinem Element. Er sah die alte Macht zum Greifen nahe. Alles, was man dafür brauchte, war ein Bundesgenosse. Und wer wäre dafür besser geeignet gewesen als Constantin, Sohn seines alten Kriegskameraden?
Constantin I. Argenteus, Serdica, 305-306. Aus Auktion Hess-Divo 334 (29. Mai 2018), Nr. 133. Vorzüglich. Taxe: 750 CHF.
Maximian überließ also die Geschäfte in Rom seinem Sohn Maxentius und eilte nach Trier. Dort bot der Altkaiser dem jungen Mann an, ihn öffentlich als Augustus anzuerkennen und ihn zu adoptieren. Außerdem sollte er die Tochter des Maximian heiraten. Maximian erhoffte sich dafür militärische Unterstützung und eine eindeutige politische Stellungnahme gegen Galerius. Doch dafür war Constantin viel zu intelligent. Er hielt Maximian hin, ließ die Statuen des inzwischen sowieso verstorbenen Severus umstürzen und tat sonst nichts, was ihm als eine eindeutige Parteinahme gegen Galerius ausgelegt werden konnte.
Maximian kehrte unverrichteter Dinge zurück nach Rom und musste dort überrascht feststellen, dass sein eigener Sohn inzwischen die Stadt in der Hand hatte. Maxentius war es nämlich gelungen, ganz allein ein von Galerius geführtes Heer von einem Angriff auf Rom abzuhalten. Auch dem Galerius waren die Soldaten weggelaufen, um unter der Fahne des Sohns von Maximian zu dienen.
Nun ließ sich Maxentius vom römischen Senat den Augustustitel verleihen und übernahm offiziell die Herrschaft in den Gebieten des verstorbenen Severus. Wahrscheinlich wurde das prachtvolle Goldmedaillon geprägt, um seinen Regierungsantritt als Augustus zu feiern. Maxentius betont damit, dass er willens und in der Lage ist, mit Hilfe des Mars und dank der mit dem Gott verbundenen Tugenden die alte Hauptstadt Rom gegen alle Angriffe zu verteidigen, wie dies alle rechtmäßigen Kaiser vor ihm getan hatten. Er stellt sich damit gegen Galerius, der nicht nur versucht hatte, der ewigen Stadt ihre Privilegien zu nehmen, sondern auch ein Heer gegen die alte Hauptstadt zu führen. Maxentius nimmt damit für sich in Anspruch, der wahre Verteidiger der römischen Idee zu sein.
Gleichzeitig ließ er Münzen für den Senior Augustus Maximian und den Caesar Constantin prägen.
Galerius sah sich damit einer sich bildenden Front gegenüber, der er sich allein nicht gewachsen fühlte. Er musste etwas unternehmen, um seinen schwindenden Einfluss zu stärken, und da fiel ihm nur eine Person ein: Sein alter Förderer Diocletian sollte noch einmal mit aller Autorität einen Kompromiss zwischen den streitenden Parteien vermitteln. Auch wenn Diocletian dies tat, hielt sich niemand an seinen Vorschlag. Der Kampf um das Römische Reich ging in die nächste Runde.
In unserer Rubrik Auktionsvorschau können Sie auch einen Auktionsvorbericht zur Hess-Divo-Auktion 334 lesen.
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