Fundsachen: Carsten Niebuhr berichtet über Schatzfunde im wilden Kurdistan
Carsten Niebuhr (1733-1815) reiste in den Jahren zwischen 1761 und 1767 im Dienste des dänischen Königs durch den Orient. Angeregt hatte die Reise ein Göttinger Orientalist, der sich von einer wissenschaftlichen Expedition Hinweise darauf erhoffte, ob die Bibel nicht vielleicht doch recht habe. Er begeisterte den dänischen König Frederik V. dafür und der finanzierte ein Team von fünf Wissenschaftlern und einem Diener, dem Niebuhr als Kartograph angehörte.
Bis auf Niebuhr starben alle Expeditionsteilnehmer. Er allein kehrte zurück, unter anderem mit der exakten Kopie mehrerer Inschriften in Keilschrift, die er in Persepolis angefertigt hatte. Diese Kopien bildeten die Grundlage für die Entzifferung der Keilschrift durch Grotefend.
Carsten Niebuhr (1733-1815), Zeichnung von Julius Fürst.
Nach seiner Heimkehr publizierte Niebuhr mehrere Bücher, auf die ein Band der Edition Erdmann zurückgreift, wenn er Niebuhr selbst seine Reisen durch den Orient schildern lässt. Aus diesem Band möchten wir Ihnen eine Lesefrucht nicht vorenthalten, die sich mit dem wilden Kurdistan und dem Umgang seiner Bewohner mit antiken Münzen beschäftigt:
Porträt von Carsten Niebuhr in Landestracht.
Als ich mich in Mosul nach alten römischen, griechischen und persischen Münzen erkundigte, sagte man, diese Münzen seien in Kurdistan, wo Mangel an türkischen Scheidemünzen herrscht, so häufig, dass man sie dort als ordentliche Münzen verwendet. Kaufleute, die Galläpfel einkaufen, verwenden sie nämlich als Zahlungsmittel.
Wenn ein türkischer Pascha oder Kadi erfährt, dass jemand alte Münzen verkaufen will, dann wird diesem Übeltäter nicht nur alles abgenommen, nein, er wird auch noch ins Gefängnis geworfen und geprügelt. Die Prügelstrafe wird vor allem in Bagdad häufig angewendet.
Alte arabische Münzen sind in den Morgenländern nicht selten. Denn da es hier Mode ist, den Kindern ganze Reihen von Goldstücken um den Hals zu hängen, wählen die Mohammedaner hierzu lieber die alten Münzen, auf welchen Sprüche des Korans und nicht der Name des Regenten steht.
Viele Kostbarkeiten werden vergraben. Dabei kommt es vor, dass manche ihren Angehörigen nicht einmal auf dem Krankenbett verraten, wo sie den Schatz nach ihrem Tode suchen sollen. Man erzählte mir, dass ein Kurde seinem Sohn erst sagte, wo er sein Geld hatte, als er schon in den letzten Zügen lag. Aber da vermochte er nur mehr das Wort Hügel über die Lippen zu bringen.
Der Sohn ließ auf verschiedenen Hügeln graben, konnte aber nichts finden.
Wir verdanken diese Lesefrucht Herrn Dr. Burkard von Roda.
Wenn Sie sich für die Reiseberichte Carsten Niebuhrs interessieren. Sie können das Buch, dem der Text entnommen ist, hier bestellen.