Gold für den Kaiser
mit freundlicher Genehmigung des Berliner Münzkabinetts
anläßlich seiner Ausstellung „Goldgiganten“
Schöpfer des Alchemistischen Medaillons ist der aus Südtirol stammende und in Wien tätige Johann Permann. Der ungewöhnliche Name Alchemistisches Medaillon leitet sich aus dem Umstand ab, dass dieses zunächst silbrig aussehende Stück im Beisein Kaiser Leopolds I. am Festtag des heiligen Leopold des Jahres 1677, also dem Namenstag des Kaisers (15. November), in eine Flüssigkeit getaucht wurde und dabei – wie die lateinische Inschrift vermerkt – eine goldene Farbe annahm.
Alchemistisches Medaillon, 1677. Kaiser Leopold I. (1657-1705) und seine dritte Gemahlin Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg (1655 -1720), Medailleur: Johann Permann (tätig um 1657 bis zumindest 1694), Gold-Silber-Kupfer (Guss), 7200,4 g, hochoval, Höhe 374 mm, Breite 301 mm. Münzkabinett Wien, Inv.-Nr. 27 bß.
Leider liegen keine modernen analytischen Untersuchungen vor. Eine aus heutiger Sicht unzureichende quantitative Analyse erfolgte 1932 am mikroanalytischen Institut der Technischen Hochschule in Wien. Dieser zufolge besteht das Stück aus einer Gold-Silber-Kupfer-Legierung, die etwa 43,18 % Silber und 56,82 % Gold enthält, wobei aber der Kupfer-Zinn-Anteil nicht mitberechnet wurde, der etwa 8 % ausmacht. Offenbar lässt sich die scheinbare Umwandlung durch das Verhalten der Metalle erklären, zumal Silber auch bei starker Legierung seine Farbe behält, Gold hingegen bereits durch geringe Beimengungen markant in seinem Aussehen verändert wird. Das Medaillon hatte infolgedessen trotz des hohen Goldanteils zunächst ein silbriges Aussehen. Als es schließlich im Beisein des Kaisers in eine Flüssigkeit, vielleicht Salpetersäure, getaucht wurde, lösten sich an der Oberfläche Silber und Kupfer, so dass lediglich Gold zurückblieb. Damit schien es, als sei das zunächst silberne Objekt plötzlich zu purem Gold geworden. Der oberste Teil, der mit der Flüssigkeit nicht in Berührung kam, blieb auch unverändert und bewahrt noch heute die ursprüngliche, hellere Silberfarbe. Am oberen und unteren Rand finden sich jeweils zwei kleine, dreieckige Einkerbungen, welche von Proben herrühren, die wohl schon 1677 entnommen worden sind.
„Dem Geheiligsten, mächtigsten und unbesiegbarsten Römischen Kaiser Leopold I. dem sorgfältigen Erforscher der Geheimnisse der Natur widmet und bringt diese echte Probe wahrer und vollkommener metallischer Umwandlung als geringes Denkzeichen des jährlichen Namensfestes mit dem Wunsche jeglicher Beglückung ein untertänigster Diener Seiner Erhabenheit, Hoheit und Majestät ganz ergebenster Johann Wenzel von Reinburg im Jahre Christi 1677, am Feste des heiligen Leopold, dem Beinamen des einstigen frommen Markgrafen von Österreich, jetzt aber des gnädigsten Schutzherrn des allerhöchsten österreichischen Hauses.“
So lautet die 21-zeilige Widmung an Leopold I. durch den Alchemisten Johann Wenzel Seiler von Reinburg, einen aus Böhmen stammenden, wohl in Prag geborenen Bettelmönch. Seiler wurde in Brünn von einem Mitaugustiner in die Geheimnisse der Alchemie eingeweiht; es gelang ihm, mit einer Substanz zu fliehen, die angeblich der wahre Schlüssel zum Stein der Weisen war. Er gewann die Gunst verschiedener Potentaten, darunter auch Kaiser Leopolds I., dem er wertvolle Handschriften widmete. In die Reihe der Zuwendungen an den Kaiser ist auch das Alchemistische Medaillon zu stellen. Die Bildseite nimmt auf die Genealogie Kaiser Leopolds I. Bezug. Im Zentrum befinden sich die gestaffelten Brustbilder Kaiser Leopolds I. und dessen dritter Gemahlin Eleonore Magdalenas, um die in drei konzentrischen Folgen Brustbildnisse sowohl von tatsächlichen als auch von erfundenen Vorfahren, beginnend mit einem Frankenkönig Pharamund bis hin zu seinem Vater Ferdinand III. (reg. 1637–1657), angeordnet sind.
Dieser Goldgigant kann derzeit in der gleichnamigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts besichtigt werden. Mehr dazu hier.