Ilisch, Lutz

Numismatiker und Islamkundler, ehem. Leiter der Forschungsstelle für Islamische Numismatik der Universität Tübingen (1990-2017/18)

Lutz Ilisch (*1950) beendete sein Studium der Arabistik/Islamwissenschaft, Ur- und Frühgeschichte sowie Historischen Hilfswissenschaften mit Schwerpunkt Numismatik an der Universität Münster 1979 mit einer Magisterarbeit über Geschenkmünzen und Münzgeschenke in der islamischen Welt. Den Doktortitel erwarb er 1985 mit seiner Dissertation „Die Geschichte der Artuqidenherrschaft von Mardin zwischen Mamluken und Mongolen 1260-1410 AD“. Bereits als Student wirkte er am „Corpus Nummorum Saeculorum IX-XI qui in Suecia reperti sunt“ mit, das die wikingerzeitlichen Funde verzeichnet, die viele islamische Münzen beinhalten.

Als Schüler durch Münzen zur Geschichte der islamischen Welt gekommen stand er seit 1968 in regelmäßigem Austausch mit Nicholas Lowick vom British Museum. Neben seinen Studien bei Peter Berghaus sammelte Lutz Ilisch Erfahrungen im Münzhandel. So arbeitete er 1979-1980 für die Münzhandlung Holger Dombrowski, die er als Redakteur der Münsterschen Numismatischen Zeitung noch bis 1985 fortsetzte. Dort veröffentlichte er einen Teil seiner Magisterarbeit. Nach seiner Promotion wechselte er zur Münzen und Medaillen AG / Basel. Dort nahm er gleichzeitig Lehraufträge in Freiburg und Basel wahr.

Als die Universität Tübingen die 30.000 Stücke zählende Islam-Sammlung des amerikanischen Münzhändlers Stephen Album übernahm, erhielt Lutz Ilisch 1990 den Posten als Leiter der neugegründeten Tübinger „Forschungsstelle für Islamische Numismatik“ (FINT). Unter seiner Führung entwickelte sich die Tübinger Sammlung zu einer der bedeutendsten weltweit.

Als Kurator war Lutz Ilisch bis 2018 für rund 75.000 islamische Münzen verantwortlich, die in der Reihe „Sylloge Nummorum Arabicorum Tübingen“ veröffentlicht werden. Die Bände „Palästina. IVa Bilad as-Sam I“ und „Gazna/Kabul. XIVd Hurasan IV“ wurden von der Royal Numismatic Society und der ANS ausgezeichnet. Daneben hat er an der Universität Tübingen zahlreiche junge Numismatiker mit islamischen Münzen vertraut gemacht und einige Doktorarbeiten an den Universitäten London/SOAS und Paris I/Sorbonne mitbetreut. 2018 übernahm Sebastian Hanstein die Leitung der Forschungsstelle für islamische Numismatik Tübingen, die wir in der MünzenWoche bereits vorgestellt haben.

Lutz Ilisch hat zahlreiche Artikel in nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht. Als Mitherausgeber zeichnet er verantwortlich für „Dirham und Rappenpfennig“, eine zweiteilige Publikation in der „ Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters“ zur mittelalterlichen Münzprägung in den Bergbauregionen bzw. in Südwestdeutschland.

Innerhalb der islamischen Numismatik versteht er sich als Generalist mit Spezialisierungen in der Münzgeschichte des syrischen Raumes und Nordmesopotamiens. Als Berghaus-Schüler ist Lutz Ilisch insbesondere der Fundnumismatik verpflichtet. In Deutschland bearbeitet er regelmäßig seit dem Ende der 90er Jahre die arabischen Schatz-, Einzel- und und Grabungsfundmünzen der Bodendenkmalpflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus der Wikinger-, bzw. Slawenzeit.

Als Fachgebietsvertreter für Islamische Numismatik gehörte Lutz Ilisch 1996-2019 der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland an.

Sie können Lutz Ilisch per Email kontaktieren.

Lutz Ilisch hat seinen eigenen Eintrag bei Wikipedia.

Auch bei academia.edu können Sie ihn finden.

Den „Silberstein und Sklaven“ betitelten Artikel der Stuttgarter Nachrichten über Lutz Ilisch lesen Sie hier.

Und den MünzenWoche-Bericht anlässlich der Feier seines 65. Geburtstages können Sie hier lesen.

Auf Google Books gibt es übrigens einen Einblick in die ausführliche Bestandsaufnahme der Islamischen Numismatik in Deutschland, die Stefan Heidemann herausgegeben hat, und zu der Lutz Ilisch einen Beitrag über die Tübinger Sammlung geliefert hat.

*Stand: 2. März 2020