Goldrausch in Kalifornien: Teil 3
Zahllose Geschichten berichten vom kalifornischen Goldrausch, der Tausende von Männern ins gelobte Land Amerika brachte. Doch nur wenige hat das Gold reich gemacht. Die meisten starben an den Strapazen der Reise, der Arbeit und der Enttäuschung, wenn sie ärmer in ihre Heimat zurückkehrten als sie gekommen waren. Ihre Geschichte soll hier erzählt werden.
Norris, Grieg & Norris. Private Prägung in Gold 1849 im Gewicht von einem „half eagle“, also 5 $. Aus Auktion Hess-Divo AG 309 (2008), 706.
Münzen für Kalifornien
Natürlich hat der kalifornische Goldrausch auch numismatische Spuren hinterlassen. Die ersten Goldmünzen Kaliforniens wurden von der Privatfirma Norris, Grieg & Norris geprägt. Thomas H. Norris, Charles Grieg und Hiram A. Norris waren Ingenieure, Kollegen, die erkannt hatten, dass man vor Ort Münzen als bequeme Zahlungsmittel brauchte. Sie gründeten ihre eigene Firma und begannen private Goldprägungen im Gewicht und mit dem Feingehalt der offiziellen 5-Dollar-Stücke herzustellen. Allzu erfolgreich waren sie allerdings nicht. Sie stellten ihren Betrieb noch im selben Jahr ein. Nur ein einziges Stück, ein Unikum aus dem Jahr 1850, weist auf weitergehende Pläne hin.
Weitaus mehr Erfolg hatte John Little Moffat, ein Metallurg aus New York, der in San Francisco seine Dienste anbot. Zusammen mit einigen Freunden gründete er die Firma Moffat & Co., wo er nicht nur das eingelieferte Gold auf seinen Feingehalt hin untersuchte, sondern daraus kleine Goldbarren anfertigte.
Als diese sich für den Umlauf als nicht geeignet erwiesen, begann er, Anfang August 1849 nach dem Vorbild der staatlichen Goldmünzen eigene Stücke herauszugeben, die sich nur durch ihre Aufschrift SMV (= Standard Mint Value) CALIFORNIA GOLD unterschieden.
Moffat & Co. war nicht die einzige, nur eine besonders erfolgreiche private Münzstätte. Andere Firmen wie Templeton Reid, Cincinnati Mining & Trading Co. Massachusetts & California Co., Miner’s Bank, J. S. Ormsby und wie sie alle heißen, prägten in den Anfangsjahren des Goldrausches munter Goldmünzen, die heute höchst gesuchte Raritäten sind und auf Auktionen Höchstpreise bringen.
Moffat & Company. Achteckiges 50 Dollar Stück von 1851. Aus Auktion Hess-Divo 323 (2013), 887.
Aber die glücklichen privaten Zeiten näherten sich allmählich ihrem Ende. Am 30. September 1850 ermächtigte der Kongreß den Sekretär des Schatzamtes, eine staatliche Stelle zur Goldprüfung und zum Goldeinkauf einzurichten. Da Moffet & Co. schon so gut im Geschäft waren, holte man sie mit ins Boot und schickte ihnen Augustus Humbert, einen Uhrmachermeister aus New York, um sie zu überwachen. Er zeichnete verantwortlich für die ersten offiziellen Zahlungsmittel aus kalifornischem Gold, achteckige Barren, deren Rückseiten verdächtig an die maschinell gravierten Uhrgehäuse der damaligen Zeit erinnern.
Diese Barren konnten zwar parallel zu den „normalen“ US-Münzen umlaufen, waren aber kein offizielles Zahlungsmittel. Das Problem, das die Stücke hatten, war ihr zu hohes Gewicht. Sie beinhalteten im Verhältnis gesehen wesentlich mehr Gold als die untergewichtigen, offiziellen 10- und 20-Dollar-Münzen. Das ärgerte die Banken, die ihre 10- und 20-Dollar-Münzen nicht mehr loswurden. Sie „rächten“ sich, indem sie die Barren mit dem zu hohen intrinsischen Wert nur gegen 3 % Abschlag umtauschten. Damit ging wiederum die Akzeptanz der Barren zurück, Moffat & Co. musste stattdessen ihre alten 10- und 20-Dollar-Münzen prägen, diesmal im Auftrag der US-Regierung.
Staatliches Goldamt der Vereinigten Staaten von Amerika. 20 $ 1853. Aus Auktion Künker 109 (2006), 1400.
Am 14. Februar 1852 hatte John Little Moffat genug von Gold und Münzen. Er wollte sich der Entwicklung einer Tauchglocke zuwenden und schied zu diesem Zweck aus Moffat & Co. aus. So wurde seine Firma endgültig in das staatliche Gold-Büro umgewandelt, das im Auftrag der Vereinigten Staaten Münzen herausgab.
Doch am 14. Dezember 1853 schloss das staatliche Gold-Büro bereits wieder seine Türen. Schließlich hatte der Kongress schon 1852 eine eigene Münzstätte für San Francisco beschlossen und die sollte 1854 ihre Tätigkeit aufnehmen. Was vorläufig nicht möglich war. Die für den Prozess der Legierung benötigten Mineralien waren nicht rechtzeitig in San Francisco eingetroffen.
Kellogg & Company. 20 Dollar 1854. Aus Auktion Hess-Divo 309 (2008), 707.
So sprang die Firma Kellogg & Co. in die Lücke, gegründet von einem ehemaligen Angestellten von Moffat & Co. und dem staatlichen Goldbüro. Sie prägte bis 1855, als die Münzstätte von San Francisco endlich genug Münzen produzierte, um den Bedarf zu decken.
Noch 1854 waren Goldmünzen im Wert von $4.084.207 mit dem Münzzeichen S für San Francisco entstanden. Es sollten von Jahr zu Jahr mehr werden. Bald wurde das kleine Backsteingebäude der ersten Münzstätte zu klein.
Das Gebäude der zweiten, 1874 eingeweihten Münzstätte von San Francisco.
1874 wurde deshalb eine neue, imposante Fabrik in Gestalt eines griechischen Tempels errichtet.
Private Prägung eines 1/2 Dollar 1857. Aus Auktion Hess-Divo 323 (2013), 891.
Doch trotz des staatlichen Münzamtes blieb eine kleine Nische für die privaten Prägungen. In Kalifornien fehlte nämlich das Kleingeld, und so ließ die Regierung es zu, dass Goldschmiede 1/4- und 1/2-Dollarmünzen anfertigten, die heute relativ häufig im Münzhandel zu finden sind. Sie liefen weiterhin um, auch wenn der so genannte „Private Coinages Act“ (= das Gesetz über private Münzprägung) des Jahres 1862 alle privaten Prägungen verbot.
Das Ende des Goldrausches
Schon 1855 war abzusehen, dass in Kalifornien der einzelne Goldsucher nicht mehr reich werden konnte. Und so legte sich die Hysterie, und der Alltag begann. Minengesellschaften wurden unter großen Kapitaleinlagen gegründet. Hier fanden viele ehemalige Goldsucher eine Anstellung. Rechtsanwälte und Ärzte besannen sich auf ihre ursprünglichen Berufe und übten sie in dem vielversprechenden und aufstrebenden neuen Staat aus. Die arrivierten Männer ließen ihre Frauen und Familien nachkommen. Recht, Gesetz und Ordnung zogen ein. 1860 war vom ganzen Spuk kaum mehr etwas zu merken.
Was hatte der Goldrausch gebracht? Neben Gold im Wert von 639 Millionen Dollar, die Erschließung eines neuen Staates im Schnellverfahren. Und das an einer für die USA unglaublich günstigen geographischen Lage. Durch den Goldrausch besaß die USA mit Kalifornien einen Stützpunkt auf der Westseite des Kontinents. Von beiden Seiten konnte sich nun die so genannte Zivilisation langsam ausdehnen, bis auch das letzte bisschen Amerika von Weißen besiedelt war.
Aber auch ein neuer Weg über den Pazifik stand den USA nun offen. Mit San Francisco besaßen die Vereinigten Staaten einen Hafen, der sich für den Asienhandel besser eignete als die traditionellen europäischen Häfen. Und so scheint es nur logisch, dass bereits 1852 Präsident Fillmore eine amerikanische Flotte schickte, die die Öffnung Japans für den Handel erzwingen sollte.
Und Sutter?
Was aus Kapitän Sutter geworden ist? Er hatte Klage eingereicht gegen die Bundesregierung in Washington und gegen 17.221 Personen wegen gesetzwidriger Niederlassung. 1855 entschied das Oberste Gericht in Kalifornien zu Gunsten Sutters, aber während er nach Washington reiste, um das Urteil durch das Oberste Bundesgericht bestätigen zu lassen, wurde das Gerichtsgebäude in San Francisco niedergebrannt und alle Akten vernichtet. Der wegen des Urteils wütende Mob zog auf die Plantagen Sutters und verwüstete sie, einen Sohn erschlugen sie, der andere brachte sich um aus Scham, nicht in der Lage gewesen zu sein, das Unheil zu verhindern. Sutter kämpfte weiter um sein Recht, aber der Sezessionskrieg kam 1861 dazwischen. Danach war Sutters einstmals riesiges Vermögen zusammengeschrumpft, und trotzdem gab er nicht auf. Er zog nach Washington, um seine Ansprüche zu verfechten, doch immer und immer wieder wurde sein Antrag vertagt. Als ein befreundeter Senator den inzwischen 77-jährigen Sutter am 16. Juni 1880 besuchte, um ihm mitzuteilen, dass seine Entschädigung auf der nächsten Kongresssitzung sicher durchkommen würde, fand er Sutter tot. Der Tote besaß gerade noch 22 Cents.
Die beiden vorherigen Teile finden Sie zum Nachlesen hier: Teil 1 und Teil 2.