MenschenGesichter Teil 4: Philipp II. als Hegemon Griechenlands
mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich
Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“ dem die Texte unserer neuen Serie entnommen sind.
Alexander III., König der Makedonen (336-323 v. Chr.). Goldstater vom Typus der unter seinem Vater Philipp II. (359-336 v. Chr.) eingeführten Goldstatere, Kolophon (Ionien), 324 v. Chr. © MoneyMuseum.
Delphi, wo der Gott Apollon den Menschen durch die Pythia den Willen der Götter verkündete, war eines der reichsten Heiligtümer Griechenlands. Unzählige Städte hatten dort wertvolle Weihegaben deponiert. Dieser Reichtum verlockte im Jahre 355 v. Chr. die Phoker, das Heiligtum zu erobern. Bis dahin hatte eine Vielzahl von Städten, zusammengefasst in der so genannten Delphischen Amphiktyonie, über das Schicksal des Orakels bestimmt. Sie erklärte den Phokern den „Heiligen Krieg“. Doch da die neuen Herren Delphis über die schier unbegrenzten Mittel des Tempelschatzes verfügten, konnten sie ein riesiges Söldnerheer bezahlen, an dem die Streitkräfte ihrer Gegner immer wieder scheiterten. Erst das Eingreifen Philipps II., König der Makedonen in den Jahren 359 bis 336 v. Chr., brachte die Wende. Auf der Seite der Amphiktyonen trat er in den Kampf ein und zwang die Phoker im Jahre 346 v. Chr. zu kapitulieren.
Delphi war nicht nur unter den Griechen umkämpft. Schon die Götter stritten darum. So stahl Herakles einst den Dreifuß, den Apollo sich erst wieder zurückholen musste, wie auf dieser schwarzfigurigen Athener Oinochoe des Taleides-Malers zu sehen ist. Um 520 v. Chr. Quelle: Jastrow / Wikipedia.
Natürlich nutzte der ehrgeizige König seinen Sieg. Nicht nur, dass er die strategisch wichtigen Festungen der Phoker mit seinen eigenen Soldaten besetzte und für sich selbst gleich eine Vielzahl an Stimmen im Rat der Amphiktyonen reservierte, was ihm einen enormen Zuwachs an Einfluss brachte. Er nutzte seinen Sieg auch propagandistisch. Hortfunde bestätigen, dass Philipp kurz nach seinem Sieg wohl schon im Jahre 345 v. Chr. einen neuen Münztyp einführte, der auf der Vorderseite das Bild des Herren von Delphi zeigte: Apollon. Bereits im Jahre 357 v. Chr. hatte Philipp die Herrschaft über das Pangeiongebirge im Norden Griechenlands gewonnen, wo ergiebige Goldlagerstätten ausgebeutet wurden. Die Gewinne aus dem Bergbau galt es nun auszumünzen, um mit deren Hilfe die Anhänger der Makedonen in Griechenland zu stärken, und natürlich, um Söldner anzuwerben. Als Münztyp für die Vorderseite wählte Philipp nicht Zeus, der als besonderer Schutzgott der Makedonen galt, oder Herakles, den Stammvater der Argeaden, zu deren Geschlecht Philipp gehörte. Er entschied sich für Apollon, dessen Kopf allen Griechen verkündete, dass Philipp gegen die frevelnden Phoker in den Kampf gezogen war und dass die Götter ihm und der gerechten Sache zum Sieg verholfen hatten.
Stamm der Helvetier. Goldstater in Anlehnung an Prägungen Philipps. Zwischen 300 und 100 v. Chr. © MoneyMuseum.
Dieser Münztyp wurde in der ganzen antiken Welt so beliebt, dass auch der Nachfolger und Sohn Philipps, Alexander der Große, ihn weiter prägte. Ja, als Lohn keltischer Söldner gelangten einzelne Stücke sogar bis weit ins Innere Europas, wo zahlreiche keltische Prägungen die Münzen Philipps imitieren.
In der nächsten Folge erfahren Sie noch mehr über die frühen keltischen Münzen, die von griechischen Vorbildern beeinflusst waren.
Alle Teile der Reihe finden Sie hier.
Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.