Heinrich VIII. – Der Mann mit den sechs Frauen
mit freundlicher Genehmigung von Barbara Balz / World Money Fair
Wie ein italienischer Renaissancefürst ließ sich Heinrich VIII. auf dieser Münze darstellen: Wallende Locken, ein Porträt mit realistischen Zügen, wie man es bis dahin noch nicht auf Münzen gesehen hatte. Mit seinem Herrschaftsantritt 1509 war eine neue Zeit angebrochen. Die Untertanen waren dem Jüngling hoffnungsvoll zugetan. Heinrich war ein begeisterter Sportler, gebildet und hoch gewachsen – spätestens der Generalpardon für alle Schuldner seines verstorbenen Vaters machte aus ihm den Liebling der Nation.
Heinrich VIII. (1509-1547). Groat, London, o. J. (1509-1526). Seaby 2316. Aus Auktion Künker 119 (2007), 799.
Doch seine Jugend hatte ihn geprägt: Die Erfahrung der Kriege, entstanden aus Unklarheiten bei der Thronfolge, hatten den König vorsichtig werden lassen. Als erstes brauchte er einen männlichen Erben. Sein Vater hatte noch für einen Dispens des Papstes gesorgt, damit Heinrich VIII. Katharina von Aragon heiraten konnte, die Witwe seines Bruders. Doch auf eine Tochter folgten nur noch Todgeburten und Kinder, die jung starben: Der benötigte männliche Nachkomme blieb aus. Heinrich fand eine Erklärung: Mit dieser Ehe hatte er gegen Gottes Gebot verstoßen.
Aus politischen Gründen blieben jedoch Heinrichs Bemühungen um eine Annullierung der Ehe ergebnislos. Zwei Jahre lang trat seine Geliebte, Anne Boleyn, wie die neue Königin an seiner Seite auf. Dann setzte sie ihm das Messer auf die Brust: Entweder Heirat oder gar nichts. Der König konnte nicht mehr widerstehen und ließ die Beziehung durch den Erzbischof von Canterbury mit dem Segen der Kirche besiegeln. Wie erwartet wurden alle Beteiligten vom Papst exkommuniziert, doch Heinrich nahm das Los für sein Land auf sich. Wenig später kam ein Kind zur Welt: ein Mädchen. Es dauerte nicht lange, dann wurde seine Mutter unter dem Vorwand des Ehebruchs hingerichtet.
Porträt Heinrich VIII. ca. 1539-1540 von Hans Holbein dem Jüngeren (1498-1543). Quelle: Wikipedia.
Anders als frühere Herrscher, die der Bannstrahl Roms getroffen hatte, bemühte sich Heinrich nicht um eine Aussöhnung mit der Kirche. Er ahnte wohl, dass seine Ehepolitik jede Einigung schnell wieder torpedieren würde. Er gründete daher die Englische Staatskirche, deren Oberhaupt er bequemerweise war. Somit vereinigte Englands König weltliche und kirchliche Macht in seinem Territorium, wie alle seine Nachfolger bis auf den heutigen Tag.
Die nächste Frau gebar endlich einen Sohn, starb aber im Wochenbett. Eine weitere Kandidatin wurde aus Deutschland geholt, der berühmte Holbein hatte ein vielversprechendes Porträt vorausgeschickt. Es war wohl zu gut, Anna von Kleve konnte Heinrichs Erwartungen nicht gerecht werden. Doch sie blieb ja nicht die letzte Gattin … Um die sechs Ehen noch ordnen zu können, erfanden die Engländer den Merkreim: „Geschieden, Geköpft, Gestorben, Geschieden, Geköpft, Überlebt.“
Dieser Artikel entstand für den Katalog der World Money Fair 2012 mit dem Ehrengast Großbritannien. Mehr zur World Money Fair 2012 lesen Sie hier.