50 Jahre Celtic Coin Index

von Chris Rudd
übersetzt

Wann und warum wurde der Celtic Coin Index gegründet? Und was gibt es hier zu feiern? Die Idee, ein Verzeichnis aller in Großbritannien gefundenen keltischen Münzen zu erstellen, kam im Jahr 1959 dem Archäologen Professor Sheppard Frere, Ausgräber von Verulamium und Autor von  Britannia (1967) und dem Numismatiker Derek Allen (1910-1975), der fünf Bücher über keltische Münzen verfasste, vier davon für das British Museum, dem unbestrittenen „König der keltischen Münzen“ für dreißig Jahre…

Begründer des CCI: Derek Allen (kleines Bild) und Sheppard Frere, hier 1958 in Verulamium, dem ehemaligen Hauptort des Königs Tasciovanus, des „Dachstöters“. Foto: Institute of Archaeology, London / British Museum.

Frere und Allen hatten zuvor schon zusammengearbeitet bei der Erstellung eines geografischen Ortsverzeichnisses für Münzen für das Projekt Problems of the Iron Age in Southern Britain (1960), eine Sammlung von Vorträgen, die an der CBA-Konferenz am Archäologischen Institut in London 1958 gehalten wurden. Frere gab diesen Band heraus, der auch einen zentralen Aufsatz Allens enthielt: „The origins of coinage in Britain: a reappraisal“.

John Sills, Forscher zu keltischen Münzen lädt zur Zeit zu einer Konferenz nach Oxford ein, hier mit seinen Zeichnungen von Münzstempeln zweier Gallo-Belgischer sogenannter Broad Flan Goldstatere, ABC 1 und 4, ca. 175-120 v. Chr. Foto: John Sills.

Philip de Jersey schreibt: „Als Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit Allen an diesem geografischen Ortsverzeichnis und der Entdeckung, dass viele Münzen von ihren Fundorten entfernt worden waren, erkannte Frere, dass keltische Münzen (im Unterschied zu modernen, in Massen produzierten Münzen) eine jeweils einzigartige Identität besitzen, dass sie einzeln geprägt wurden mit leichten Unterschieden, die auf die Position der Prägestempel zurückgehen. Daraus schlussfolgerte er, dass eine fotografische Dokumentation jede Münze mit ihrem Zusammenhang verbinden würde – sogar für den Fall, dass ihre Herkunft eines Tages in Vergessenheit geraten sollte – und so das detaillierte Studium von Münzstempelkopplungen vereinfachen könnte. Anfang 1959 erdachten Allen und Frere so den CCI: ein Verzeichnis jeder britannischen keltischen Münze sowie aller kontinentalkeltischen Münzen, die in Großbritannien gefunden wurden. Jede Münze erhielt eine Karteikarte von 8 auf 5 Zoll mit einer Fotografie von Vorder- und Rückseite in zweifacher Größe sowie Informationen zu Gewicht, Herkunft und anderen Details – ein System, das praktisch bis auf den heutigen Tag beibehalten wurde.“ (Ancient British Coins, S. 161).
Die ersten Karteikarten fertigte Frere 1960 an. Sechs Jahre später, mit seiner Ernennung zum Professor für Archäologie des Römischen Reichs in Oxford und seinem damit verbundenen Umzug vom Archäologischen Institut in London zum Archäologischen Institut in Oxford, nahm er auch das CCI mit. Seitdem blieb es in Oxford, „und wuchs nach und nach von einem Besenschrank hin zu einem kleinen Büro“, wie Philip es ausdrückt.

Hier sieht man das zunehmende Anwachsen der CCI-Einträge über fünf Jahrzehnte. Seit 1990 haben sich die Datensätze verdreifacht und spiegeln die stärkere Zusammenarbeit zwischen professionellen Archäologen und Amateursondengängern wider. Quelle: Chris Rudd.

1983 wurde die allgemeine Verantwortung für den Celtic Coin Index (Sir) Barry Cunliffe übertragen, Professor für Europäische Archäologie an der University of Oxford (1972-2007), der dessen Sache tapfer und tatkräftig für ein Vierteljahrhundert vertrat und dafür Geld sammelte, Jahr für Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt. 1992 bat er Philip de Jersey, Autor von Coinage in Iron Age Armorica (OUCA 1994) den CCI zu leiten.
Während der sechzehn Jahre, die Philip den CCI leitete, wandelte er ihn von einem kaum bekannten Karteikasten mit bekritzelten Karten zu einer international anerkannten, computergestützten Datenbank, die intensiv genutzt wird von Archäologen, Numismatikern, Museumskuratoren, Sammlern, Händlern, Autoren, Forschern und Studenten. Er verdreifachte den Umfang der im CCI aufgenommenen Münzen von 14.000 im Jahr 1992 zu 40.000 im Jahr 2007. Das geschah nicht etwa, weil in diesem Zeitraum dreimal so viele antike britische Münzen gefunden oder gehandelt wurden; nein, es geschah, weil Philip durch sein diplomatisches Geschick, seine Hingabe und sein schnell antwortendes Informationssystem – er beantwortete oft zwanzig unterschiedliche Anfragen am Tag, meistens von Sondengängern – mehr Menschen dazu brachte, noch mehr Münzen zu melden.

Heute übernehmen die erste Aufnahme von Funden mit Herkunftsangaben Beamte des PAS; parallel dazu verzeichnet das Archiv in Oxford vor allem Münzen ohne Herkunftsangabe aus Händlerlisten, Auktionskatalogen und dem Internet. Mittlerweile steht der CCI unter der Leitung von Chris Gosden, Professor für Europäische Archäologie an der Universität Oxford und Mitherausgeber von Communities and Connections: Essays in Honour of Barry Cunliffe (Oxford 2007) und Rethinking Celtic Art (Oxbow 2008). Der CCI beherbergt jetzt außerdem eine der besten Bibliotheken zur keltischen Numismatik und das CCI selbst umfasst momentan über 50.000 Exemplare – ein angemessenes Ergebnis zu einem 50. Geburtstag.

Wickham Market Hort, Suffolk, 2008. 840 Goldstatere, fast alle von den Iceni ca. 20 v. Chr.-20 n. Chr. Gefunden von den Sondengängern Michael Dark und Keith Lewis, die Fundstätte ist archäologisch ergraben. Die Münzen haben eine Wert von GBP 300.000 und befinden sich jetzt im Ipswich Museum. Photo: Judith Plouviez (C) Suffolk County Council Archaeology Service.

Seit fünfzig Jahren leistet der Celtic Coin Index in Oxford nun unauffällig und leise einen beeindruckenden Dienst für die britische Archäologie, Numismatik, für die britischen Museen, das Erziehungs- und Bildungssystem und für die britischen Sondengänger. Es ist wohl der Erwähnung wert, dass 80 Prozent der Münzen, die das CCI verzeichnet, also vier von fünf Münzen, seit den 1970er Jahren von Sondengängern gefunden wurde. Das Anwachsen des Celtic Coin Index zeugt von der zunehmenden Zusammenarbeit zwischen professionellen Archäologen und Amateursondengängern.

Seltene sogenannte „linear potin“-Münze der Cantiaci, ABC 159, gegossen in Lehmform ca. 80-50 v. Chr., gefunden von Sondengängern (CCI 05.0218). Unbekannter Typus bis zum Fund des Thurnham Hort, Kent, 2003, vielleicht um die Zeit von Caesars Feldzügen 55 und 54 v. Chr. vergraben. Hort gefunden von den Sondengängern Peter und Christine Johnson, Platz von Archäologen ergraben; die Münzen sind nun im Maidstone Museum. Foto: Peter Johnson / Chris Rudd.

Philip de Jersey sagt: „Der Celtic Coin Index stand seit jeher konstruktiv in Verbindung mit allen Mitgliedern der „Kelten-Community“ und setzte sich für eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Mitglieder ein, insbesondere mit Archäologen und Sondengängern – lange bevor Großbritanniens innovatives Portable Antiquities Scheme 1997 an den Start ging. Obwohl wir alle unterschiedliche Tätigkeiten verfolgen, glaube ich doch, dass unsere Unterschiede eher auf der Wahrnehmungsebene liegen, als dass es sie tatsächlich gibt. Was uns verbindet, das ist unser Respekt vor der Vergangenheit, unser gemeinsames Interesse an Geschichte und Vorgeschichte, und unsere geteilte Freude am Umgang mit und am Studium von antiken Münzen und Altertümern. Seit einem halben Jahrhundert hat der Celtic Coin Index einen riesigen Einfluss auf Großbritanniens eisenzeitliche Archäologie und Numismatik. Ich schätze, dass über 300 Bücher, Artikel, wissenschaftliche Aufsätze, Vorträge und Münzkataloge im Celtic Coin Index oder seinem Leiter Unterstützung fanden – mal nur ein wenig, mal sehr viel. Wir müssen fortfahren, eisenzeitliche Münzen zu registrieren und den Wert des CCI deutlich zu machen. Er ist da, damit wir ihn benutzen, sei es persönlich oder über die Datenbank im Internet: Nutzt ihn und wir werden ihn nicht verlieren.“

Brighstone Hort, Isle of Wight, 2005. 967 Silberstatere des Durotriges, ABC 2157 und 2160, ca. 55-30 v. Chr. Gefunden von dem 74-jährigen Albert Snell, oben, und anderen Sondengängern. Die Stelle wurde von dem Archäologen Frank Basford ergraben, die Münzen vom British Museum untersucht und den Findern und Grundstückseigentümern zurückgegeben. Photo: (C) Isle of Wight County Press.

Durch seinen Anteil an der Rekonstruktion der Namen von elf vorrömischen Herrschern im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre denke ich, dass wir sehr wohl behaupten können, dass der Celtic Coin Index dabei geholfen hat, die Geschichte des späteisenzeitlichen Britannien neu zu schreiben. Allein diese Tatsache genügt meiner Ansicht nach, seinen Platz in der britischen Archäologie auch in den nächsten zwanzig Jahren zu sichern.

Möchten Sie eine Münze in der Datenbank des CCI suchen? Dann klicken Sie hier.

Anlässlich des 50. Geburtstages des CCI organisiert das Archäologische Institut der Universität Oxford eine Konferenz. Details dazu finden Sie hier.

Wenn Sie weitere Informationen zu Chris Rudd möchten, besuchen Sie seine Internetseite.