Ein Fan Alexanders des Großen
mit freundlicher Genehmigung des Berliner Münzkabinetts
anläßlich seiner Ausstellung „Goldgiganten“
Caracalla (reg. 211–217 n. Chr.) ist der einzige römische Herrscher, welcher auf Münzen in dieser besonderen Weise und in einer persönlichen Beziehung zu der Person Alexanders dargestellt wird. Neben zwei Bronzemünzen aus Kaisareia in Kappadokien und Heliopolis im heutigen Libanon, welche die Panzerbüste des Kaisers mit einer Alexanderdarstellung als Emblem des hier von Caracalla getragenen Schildes zeigen, präsentieren nur das Berliner Abukir-Medaillon (und das identische, aber nicht stempelgleiche Motiv des Exemplars Dressel S) den Kaiser in einer solchen programmatischen Darstellung.
Caracalla, Goldmedaillon aus Abukir, 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr. Gold, 65,12 g, 48 mm, 1 h. Münzkabinett Berlin, aus dem Fund von Abukir, Münzkabinett Berlin Objektnr. 18200021.
Damit liefert dieses besondere Berliner Abukir-Medaillon die goldene und prachtvolle Umsetzung der historisch überlieferten Alexandermanie dieses Herrschers, der sich in Handlungen, Haltung und Aussehen an sein berühmtes Vorbild angleichen wollte. Sowohl die genannten städtischen Münzen als auch die Abukir-Medaillone sind als Reaktion auf die kaiserliche Vorliebe zu verstehen; die erst nach Caracallas Tod entstandenen Goldmedaillone zudem vor dem Hintergrund seiner Rolle als angeblicher Ahnherr der nun regierenden Kaiser Elagabalus und Severus Alexander.
Caracalla erscheint in einer Darstellungsweise, die in einer pathetischen Büstengestaltung Dynamik und Kraft ausdrücken mochte. Vorbilder dafür finden sich bereits in der Münzprägung der baktrischen Herrscher in hellenistischer Zeit sowie in vielen Porträtbüsten Caracallas und seines Vaters in der Städteprägung der Provinzen.
Die Rückseitendarstellung des Goldmedaillons ist nicht minder spektakulär. Hier wird Alexander zusammen mit einem Schild gezeigt, der eine berühmte Episode aus dem Trojanischen Krieg zeigt, die Tötung der Amazonenkönigin Penthesilea durch den griechischen Helden Achilleus. Damit ist (wie bei Dressel C) ein Schild gezeigt, den Alexander selbst verwendet, nicht, wie auf der Vs., ein Schild mit Alexanderbild in der Hand des Kaisers. Wir wissen allerdings, dass, als Alexander Troja und das Grabmal des Achilleus besuchte, er seine eigenen Waffen gegen solche aus dem dortigen Heiligtum der Athena eintauschte. Dieser ›heilige Schild‹ sollte ihm von nun an in der Schlacht voran getragen werden. Tatsachlich rettete er Jahre später das Leben des Königs.
Wie bedeutsam dieses Motiv in der Antike war, kann man daran ermessen, dass diese besondere Schilddarstellung auf spätantiken Kontorniaten ebenfalls erscheint. Damit ist allerdings die Geschichte des Motivs keinesfalls beendet: Als man 1977 in Vergina das sog. Philippsgrab entdeckte, fand man darin u. a. einen goldelfenbeinernen Schild, der genau diese Szene der Tötung der Amazonenkönigin darstellt.
Dieser Goldgigant kann derzeit in der gleichnamigen Ausstellung des Berliner Münzkabinetts besichtigt werden. Mehr dazu hier.