Drachme, Dirhem, Taler, Pfund
mit freundlicher Genehmigung von Dr. Jürg Conzett
Geld und Währungen in der Geschichte
Teil 1: Von den Anfängen bis zum byzantinischen Reich
Numismatik ist etwas für Spezialisten! Die meisten Münzsammler sind eingeschworen auf ihr kleines Sammelgebiet und wissen kaum etwas über Nachbardisziplinen. Und doch möchte man manchmal gerne eine Übersicht haben, wann wie auf der Welt gezahlt wurde. Das MoneyMuseum in Zürich hat zu diesem Thema vor einigen Jahren eine beliebte Broschüre vorgelegt, die mittlerweile völlig überarbeitet wurde. Wir stellen den neuen Text mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Jürg Conzett in der MünzenWoche vor.
Erläuterung: Jeder Text ist festgelegt nach der Seite, auf der er den alten Text ersetzen soll – die blauen Zahlen am Ende des Textes geben zunächst die alte Zeichenzahl an, dann die neue
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Der Alte Orient
Das 3. Jahrtausend v. Chr. – erste Vorformen von Geld
Die ältesten Hochkulturen der Menschheit entstanden, wo Flüsse die Felder fruchtbar machten, in Mesopotamien und Ägypten. Dort finden wir auch die ältesten Wurzeln für dasdessen, was wir heute als Geld kennen. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. benutzte manwurden in Mesopotamien Silber, um Rechnungen zu mit Silber begleichen. Allerdings bediente man sich dafür keiner „Münzen“, sondern wog das Metall ab. Die dafür benutzten Gewichte wurden von den Obrigkeiten streng überwacht.
Der kleine Mann rechnete in Mesopotamien übrigens nicht in Silber, sondern in Getreide, das ebenfalls als eine Art Geldersatz in genau abgewogenen Mengen benutzt verwendet wurde.
Tontafel aus der Zeit Hammurabis von Babylon (um 1750 v. Chr.)
Tontafel aus der Zeit Hammurabis von Babylon (um 1750 v. Chr.)
Das griechische Wort für Schreiben „graphein“ bedeutet eigentlich “einritzen” (in diesem besonderen Fall würde ich gerne das Wort eigentlich beibehalten, denn „graphein“ bedeutet ja schreiben, nur hat es eine ältere Bedeutung, die durch die neue Bedeutung überlagert wurde – man könnte auch umformulieren: Das griechische Wort für Schreiben bedeutete ursprünglich „einritzen“… Der Grund dafür liegt in der Geschichte der Schrift. Die älteste Schrift, die Keilschrift, wurde gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. in Mesopotamien (heute Irak) entwickelt: Man schrieb, indem man schräg gestutzte Griffel in feuchten Ton drückte, was keilförmige Zeichen hinterliesshinterließ. Festgehalten wurde, was die Menschen bewegte, und das waren natürlich auch wirtschaftliche Vorgänge: Verkäufe und Warenlisten, Steueraufstellungen und Kreditverträge. Apropos Kredit, durch ähnliche Täfelchen sind wir darüber informiert, dass zur Zeit Hammurabis der Tempel Silber gegen jährliche Zinsen in Höhe von 20 % auslieh.
Die Geburt der Münze
Zwischen Persern und Griechen
In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstanden in Kleinasien, im Grenzbereich zwischen dem Persischen Imperium und der griechischen Welt, die ersten Münzen. Es handelte sich um kleine, nach einem genormten Gewicht ausgebrachte Klümpchen aus Elektron, einer Mischung von Gold und Silber. Sie wurden durch ein Motiv als Produkt einer bestimmten Quelle gekennzeichnet. Ob hinter diesen ersten Münzen Händler stehen, Handwerker, Herrscher oder Priester, wissen wir nicht.
Sardis (Lydien), Stater, Gold (8,08 g), nach der Mitte des 6. Jh. v. Chr.
Traditionell bringt man die Statere, die auf ihrer Vorderseite das Vorderteil eines mit einem Stier kämpfenden Löwen zeigen, in Verbindung mit dem lydischen König Krösus in Verbindung, der etwa von(ca. 560 bis– 547 regierte). Sein Name ist uns heute noch als Bezeichnung für einen besonders reichen Mann gegenwärtig. Tatsächlich verfügte dieser letzte lydische König über große Ressourcen an Edelmetall, vor allem über das Gold aus dem Paktolosfluss. Doch auch die Tribute der ihm unterworfenen reichen Handelsstädte an der Küste Kleinasiens trugen zu seinem Reichtum bei.
So ist es durchaus möglich, dass er um das Jahr 560 eine Münzreform durchführte und die alten Elektronmünzen durch ein bimetallischen bimetallisches Nominalsystem ersetzte. Darin standen zum ersten Mal in der Geschichte Münzen aus Gold und Silber in einem festen Verhältnis zueinander. Die neue Währung basierte auf dem Goldstater zu etwa 8 g, der 10 Silberstateren entsprach. Der Stater wurde in unterschiedlichen Teilstücken ausgeprägt, um leichter kleine Summen zahlen zu können – wobei selbst die kleineren Teilstücke, die 1/48 Statere mit einem Gewicht von etwa 0,16 g, noch wertvoll waren. Die neue Münze war so beliebt, dass die Perser nach der Eroberung des lydischen Reichs im Jahr 547 die Prägung beibehielten. Deshalb steht es nicht eindeutig fest,vielleicht besser: Deshalb wissen wir nicht genau, ob unser Stück nicht erst nach Krösus von den Persern für den Handel mit den griechischen Städten geprägt wurde.
Von Kleinasien aus trat die Münze als Tauschobjekt einen Siegeszug durch die griechischen Städte im ganzen Mittelmeerbecken an. Innerhalb von nur zwei Generationen beherrschte sie alle Marktplätze, auf denen Griechen ihre Waren anboten. Die Gründe dafür waren vielschichtig. Sie dürften unter anderem in der etwa gleichzeitigen politischen Umgestaltung der griechischen Städte zu sehen sein: Aus vom Adel geführten Stämmen entwickelten sich städtische Gemeinschaften, deren Bürger ihren sozialen Status nicht mehr ausschließlich nach ihrer Geburt, sondern auch nach ihrem Reichtum bemaßen. Gleichzeitig nahmen der innerstädtische Handel und der Fernhandel zu. Nicht zuletzt förderte – außerdem wurde durch die Versorgung des Marktes mit Kleingeld die Entstehung einer arbeitsteiligen Gesellschaft gefördert.
Das neue Medium Münze bot den aufstrebenden Städten viele Vorteile, und trotzdem existierten noch Jahrhunderte lang rund ums Mittelmeer Gemeinschaften, die ohne jegliche eigene Münzprägung auskamen.
Sardis (Lydien), Stater, Silber (3,45 g), nach der Mitte des 6. Jh. v. Chr.
Auch wenn die goldenen Statere beeindruckender wirken – zu dem Münzmetall des antiken Griechenland wurde das Silber. Glücklich die Städte und Stämme, die über eigene Silbervorkommen auf ihrem Gebiet verfügten! Der Reichtum Athens und seine militärische Stärke gehen unter anderem auf die Silbervorkommen im benachbarten Laurion zurück.
Wer selbst kein oder nicht genügend Silber abbaute, musste das Rohmaterial für seine Münzen auf dem freien Markt kaufen oder die Münzen anderer Städte einschmelzen, um sie nach dem eigenen Standard und mit dem eigenen Münzbild neu auszuprägen.
Die Drachme
Athen als griechische Hegemonialmacht
Die Perserkriege (500–448 v. Chr.) begründeten Athens Stellung als Schutzmacht der griechischen Städte gegen die Perser. Mit seiner starken Flotte schützte Athen seine Verbündeten, erlegte ihnen aber gleichzeitig die Pflicht auf, entweder selbst Schiffe zum Kampf zu stellen oder Tribut an die Bundeskasse zu zahlen.
War der erste Attische Seebund, der 477 gegründet wurde, zunächst noch ein Bündnis unter Gleichen, entwickelte sich Athen bald durch seine überlegenen Machtmittel zu einer aggressiven Herrscherin, welche die Tribute der Bundesgenossen nach eigenem Gutdünken verwendete.
Athen (Griechenland), Tetradrachmon, Silber (17,2 g), um 455 v. Chr.
Zwischen 510 und 500 führten die Athener das Münzbild ein, mit dem ihre Drachmen weltberühmt werden sollten: die Eule, heiliges Tier der göttlichen Schützerin der Stadt Athen, Athena. Sie nannten ihre neue Münze Drachme und teilten sie in sechs Oboloi ein. Dieses System scheint in der vormünzlichen Vergangenheit zu wurzeln, als in Griechenland noch Metallspieße als Tauschmittel galten. Ein Metallspieß war ein Obolos, und sechs Metallspieße ergaben eine „Handvoll“, also – auf griechisch – eine Drachme.
Die frühen Eulen sind sehr selten, die im Verlauf des 5. Jahrhunderts geprägten dagegen überaus häufig. Dies liegt daran, dass Athen das Silber aus der Kasse des Attischen Seebundes dafür verwendete, Münzen zu prägen und damit den Ausbau der Infrastruktur Athens zu bezahlen. Während des goldenen Zeitalters unter Perikles wurde nicht nur die Demokratie aus den Mitteln der Bundesgenossen finanziert, die ganze Akropolis wurde völlig neu gestaltet! 1.000 Talente, also 6 Millionen Drachmen, sollen allein der Parthenon und die Propyläen gekostet haben. Für die berühmte Athenastatue des Phidias sollen zwischen 600 und 1.000 Talente aufgewendet worden sein. Jeder, der im Dienst der Demokratie nicht zur Arbeit gehen konnte, wurde entlohnt. So erhielt ein Richter am Tag 2 Obole, er hätte also 12 Tage zu Gericht sitzen müssen, um ein Tetradrachmon wie das unsere zu verdienen.
Die Drachme von Athen wurde zu einer der beliebtesten Handelsmünzen der klassischen Antike – ihr Gewichtsstandard breitete sich im ganzen Mittelmeerbecken aus. Zahlreiche Münzherren ahmten sie nach, ehe die Drachmen Alexanders des Großen die athenische Drachme ablöste.
Syrakus (Sizilien), Dekadrachmon, Silber (43,3 g), um 405 v. Chr.
Münzen waren im antiken Griechenland nicht nur Tauschobjekte. Die Stadtväter engagierten die besten Stempelschneider ihrer Zeit und waren stolz auf die Kunstwerke, die diese schufen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Münzprägung von Syrakus, der bedeutendsten Handelsstadt auf Sizilien.
Das Motiv auf den Großsilbermünzen von Syrakus blieb gleich – und das während mehr als hundert Jahren. Seit etwa 510 zeigten die Münzrückseiten Arethusa, eine Quellnymphe, welche die wichtige Festung Ortygia, die von Salzwasser umgeben auf einer Insel lag, mit Süßwasser versorgte. Die Syrakusaner sahen in diesem Geschenk der Natur ein Zeichen der göttlichen Gnade und dankten es der Quellnymphe durch ihre Verehrung und dadurch, dass sie sie als Münzbild wählten. Sie bildeten die junge Frau aber nicht einfach nur ab. Arethusa veränderte sich, wurde mit unterschiedlichen Frisuren und Physiognomien dargestellt.
Ein besonders schönes Beispiel ist unser Dekadrachmon, dessen Stempel von Kimon geschnitten wurden. Ihm wurde die Ehre zuteil, seinen Namen auf dem Stempel zu verewigen: Der Delphin unter dem Hals von Arethusa trägt die Aufschrift Kimon und auf dem Haarband der Arethusa lesen wir direkt über ihrer Stirn den ersten Buchstaben des Namens des Stempelschneiders, K. Solche Signaturen sind eine Ausnahme. Bis weit in die Neuzeit hinein blieben die Künstler, welche die Münzen schufen, anonym.
Die Eleer für Olympia (Peloponnes), Stater, Silber (12,2 g), um 350 v. Chr.
FA auf der Rückseite der Münze ist die Abkürzung von Faleion und bedeutet Münze der Eleer. Die Eleer waren das Volk, dem die Aufsicht über das Heiligtum von Olympia anvertraut war. Sie organisierten alle vier Jahre die großen Opfer zu Ehren des Zeus. Diese waren verbunden mit den Olympischen Spielen, die ganze Massen von Griechen aus allen Teilen des Mittelmeerraumes anlockten. Die Besucher mussten natürlich mit einer einheitlichen Währung versorgt werden, um den Handel zwischen den Festbesuchern zu erleichtern. Und so prägten die Eleer vom zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts an anlässlich der Olympischen Spiele Münzen. Natürlich keine Gedenkmünzen – die Idee der Gedenkmünze blieb der Neuzeit vorbehalten.
Das Alexander-Reich
Als Alexander seinen großen Feldzug gegen die Perser begann, standen den 70 Talenten in seiner Kriegskasse 200 Talente Schulden gegenüber. Nur wenige Jahre später hatte sich seine desolate Finanzlage völlig ins Gegenteil gewandelt. Die Eroberung Susas brachte ihm 50.000 Talente Silber ein, die von Persepolis 120.000, die von Ekbatana 180.000. Damit verfügte Alexander über mehr Silber als je ein Grieche vor ihm. Er vergrub die Schätze nicht, wie es die Perser getan hatten, in seinen Schatzkammern, sondern initiierte die größte Münzemission, die es bis dahin gegeben hatte.
Philipp II., König der Makedonen 359-336 v. Chr., Stater, Gold (8,6 g)
Unter dem Vater Alexanders, Philipp II., wurde Gold in Griechenland wieder zu einem gleichberechtigten Münzmetall, das als Stater neben den allgegenwärtigen Tetradrachmen kursierte. Die Eroberung der Goldbergwerke des Pangaiongebirges in Nordgriechenland hatte die Ausprägung von Goldmünzen im großen Stil möglich gemacht.
Philipp wählte damals für seine Münzen ein Motiv von propagandistischem Wert. Auf der Vorderseite sehen wir Apoll, in dessen Namen Philipp gegen die Phoker gekämpft, auf der Rückseite das Gespann, mit dem er in Olympia gesiegt hatte. Mit diesen Münzen zahlte der größte aller makedonischen Könige nicht nur seine Söldner, sondern auch die Politiker, die in Griechenland seine Interessen vertraten.
Sein Sohn Alexander ließ diesen Münztyp weiterprägen. Und bei diesem besonderen Stück mit dem delikaten Gesicht des Apollon möchten einige Archäologen sogar an ein Porträt Alexanders denken.
Alexander III., König der Makedonen 336-323 v. Chr., Tetradrachmon, Silber (17,1 g), Memphis (Ägypten)
Millionen von Tetradrachmen mit dem Kopf des Herakles auf der Vorderseite und der Figur des Zeus auf der Rückseite wurden unter der Herrschaft Alexanders geprägt. Und trotzdem sind die zu Lebzeiten Alexanders herausgegebenen Tetradrachmen nur eine Randerscheinung, verglichen mit der Massenemission, die nach dem Tod Alexanders entstand. Denn die Händler in der ganzen damals bekannten Welt hatten sich an diese Münzen gewöhnt. So prägten also alle wichtigen Handelsstädte Tetradrachmen nach dem Alexandertyp, und das bis ins 1. Jahrhundert v. Chr.
Kleine Unterschiede der Darstellung zeigen uns, wann und wo diese Münzen entstanden sind. So weist das Münzzeichen – in diesem Fall die Rose für Memphis – auf den Prägeort hin. Das Gesicht des Herakles ähnelt, je später die Münze geprägt wurde, umso mehr dem Alexanderporträt. Das hat einen guten Grund. Alexander selbst ließ sein Antlitz noch nicht im Münzbild darstellen. Dies änderte sich jedoch unter seinen Nachfolgern. Das menschliche Gesicht eroberte das Münzbild so sehr, dass sich spätere Stempelschneider nicht mehr vorstellen konnten, dass Alexander sein Portrait nicht auf Münzen hatte setzen lassen. Deshalb glichen sie die Züge des Herakles den bekannten Gesichtszügen Alexanders an.
Der Denar
Roms Aufstieg zur Weltmacht
Von einer unbedeutenden Stadt in Mittelitalien, am Schnittpunkt der verschiedenen Kulturen gelegen, entwickelte sich Rom zur mächtigen Herrscherin Italiens, um von dort aus die damals bekannte Welt zu erobern. Sizilien, Spanien, Kleinasien, Gallien – bald verfügte Rom über die Einkünfte reicher Handelsstädte und noch reicherer Metallvorkommen.
Mit der römischen Herrschaft verbreitete sich die römische Münze, der Denar, der mitten in einer Zeit der höchsten Bedrohung, während der Kämpfe gegen Hannibal im 2. Punischen Krieg, kurz vor 211 v. Chr. entstanden war und bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. ausgeprägt wurde.
Römische Republik, Denar, Silber (4,5 g), 211 v. Chr.
Am Höhe- und Wendepunkt des 2. Punischen Krieges gegen Hannibal, kurz nach der Eroberung von Syrakus, machten die Römer in den Jahren zwischen 213 und 211 einen radikalen Währungsschnitt. Sie führten den Denar ein, eine Silbermünze von ca. 4,5 g, die 10 bronzene Asse galt, wie das X, also die römische Zehn, hinter dem weiblichen Kopf zu erkennen gibt. Diese Frau mit Helm wird traditionell mit Roma, der Personifikation des römischen Stadtstaates, gleichgesetzt. Die Rückseite zeigt die Dioskuren, die den Römern als eine Art göttlicher Helfer in höchster Gefahr galten.
Der Denar löste ein höchst komplexes Gefüge an römischen Prägungen ab: Die Stadtväter hatten seit Ende des 4. Jh. v. Chr. für unterschiedliche Zwecke unterschiedliche Münzen ausgegeben. Da gab es Silbermünzen nach griechischem Standard für die griechischen Städte im Süden Italiens und Bronzebarren für die italischen Gemeinden in Mittelitalien. Um 280/275 begann man in Rom selbst, schwere Bronzemünzen herzustellen, das Aes grave. All diese Münzformen kursierten mit mehr oder minder großen Schwierigkeiten nebeneinander, ehe durch die Münzreform des 2. Punischen Krieges das römische Münzsystem für Jahrhunderte vereinheitlicht wurde.
Der Denar wurde zur erfolgreichsten Währung aller Zeiten. Sein Name wurde zum Inbegriff der Münze und lebt in vielen modernen Bezeichnungen fort.
freigestellt
C. Julius Cäsar, Denar, Silber (3,7 g), März 44 v. Chr.
Caesar Dictator Perpetuo – Caesar Alleinherrscher auf Lebenszeit, das war neu für die Römer. Die städtische Verfassung kannte das Amt des Dictators, der in Krisenzeiten gewählt wurde, um während eines genau festgelegten Zeitraums die alleinige Befehlsgewalt auszuüben. Aber dass so ein Amt ohne Begrenzung verliehen wurde, das erschien den Römern als ein großer Skandal. Ähnlich sahen sie die Tatsache, dass Caesar sein Porträt auf Münzen darstellen ließ. So etwas hatten bisher nur die griechischen Herrscher getan, die man in Rom als Tyrannen betrachtete. Das Gesicht eines lebenden Römers auf einer Münze muss damals in den Kreisen der Oberschicht als Fanal gewirkt haben. Nur wenige Tage nach der Prägung unserer Münze wurde Caesar ermordet.
Das römische Volk freilich hatte anders auf diesen Mann reagiert, der nach der schrecklichen Zeit des Bürgerkriegs wieder Ordnung in das Leben brachte. Sie verehrten Caesar und unterstützten seinen Erben Octavian, der als Augustus die Herrschaft der römischen Kaiser begründen sollte.
Caracalla, römischer Kaiser 198-217, Antoninian (= doppelter Denar), Silber (5,1 g)
Die Verteidigung der römischen Grenzen gegen die beginnende Völkerwanderung überforderte die Mittel des Imperiums. Solange neue Gebiete dem Reich hinzugefügt wurden und damit ständig neue Gesellschaften monetarisiert werden mussten, hatte es noch keine Rolle gespielt, dass der Nominalwert des Denars weit über seinem Metallwert lag. Dies änderte sich jedoch in der Zeit der Soldatenkaiser. Sie brachten die immensen Mittel zur Bezahlung des Heeres auf, indem sie den Silbergehalt des Denars radikal reduzierten. Caracalla beteiligte sich an dieser Entwicklung, indem er einen doppelten Denar herausbrachte, der nur das 1 1/2fache Gewicht eines Denars hatte. Dieses neue Nominal heizte die Inflation weiter an – erst Diocletian, der große Reformator des römischen Reichs, sollte versuchen, durch eine Währungsreform wieder gesicherte Geldverhältnisse herzustellen. Er scheiterte kläglich.
Der Solidus
Die Erben Roms – Das Byzantinische Reich
Während das weströmische Reich in den Stürmen der Völkerwanderung unterging, überlebte die römische Verwaltung, das römische Wirtschafts- und Heerwesen im Ostteil des römischen Reiches, der nach dem alten Namen seiner Hauptstadt Byzanz von modernen Historikern als das Byzantinische Reich bezeichnet wird. Trotz erheblicher Gebietseinbußen auf dem Balkan, im Vorderen Orient und in Afrika existierte das Byzantinische Reich nach dem Fall Westroms 476 noch knappe 1.000 Jahre, bis zu einer Eroberung durch die Türken im Jahr 1453.
Constantin I., römischer Kaiser 307-337, Solidus, Gold (4,45 g), 314, Trier
Im Jahr 324 gründete der römische Kaiser Constantin eine neue Stadt, die seinen Namen trug, Constantinopolis. Diese am Schnittpunkt zwischen West- und Ostreich gelegene Metropole sollte das alte Rom als Hauptstadt des römischen Reichs ablösen.
Die Gründung der neuen Stadt fällt zeitlich etwa zusammen mit der Einführung des Solidus, der neuen Goldmünze des römischen Reiches, die zunächst ab 309 in Trier geprägt wurde, von 324 an im gesamten römischen Reich. Der Solidus wurde – wie schon sein Name versprach – eine überaus stabile Münze, die mehr als 1.000 Jahre lang fast unverändert blieb und damit die umliegenden Währungssysteme nachhaltig prägte. So imitierten die Stämme der Völkerwanderungszeit den Solidus zunächst, ehe die Merowinger ihre Münzprägung auf der Basis der Drittelstücke, der Tremisses, aufbauten.
Ehe die ersten westlichen Handelsgoldmünzen in Italien geprägt wurden, war der Solidus die Goldmünze, die auch im Abendland kursierte.
Justinian II., byzantinischer Kaiser 685-695 und 705-711, Solidus, Gold (4,4 g), Constantinopel, nach 705
Ab dem Jahr 44 v. Chr. hatten die Köpfe der römischen und byzantinischen Herrscher die Vorderseiten der Münzen eingenommen. Erst Justinian II. sollte mit dieser Konvention brechen. Er bemühte sich, den inneren Zusammenhalt seines Reiches gegenüber den äußeren Feinden zu stärken, indem er sein Kaisertum als göttliche Institution feierte. In seinen Münzen spiegelt sich diese Politik wider: Die Büste des Kaisers wurde von der Vorderseite der Münzen auf die Rückseite versetzt. Die Vorderseite wurde Christus überlassen.
Doch dies blieb nicht lange so. 726 begann die Epoche des Bilderstreits. Darin versuchten vom Islam beeinflusste Kleriker die byzantinische Bilderverehrung zu beenden. Mehr als 100 Jahre lang war das Bild Christi umstritten. Erst im Jahr 843 bekamen die Ikonodulen, also die Bilderverehrer, das politische Übergewicht. Sie anerkannten auf einem Konzil die Ikonen und ihre Verehrung als rechtmäßigen Ausdruck des christlichen Glaubens.
Hier geht’s zur Fortsetzung: Teil II: Mittelalter
Und den dritten und letzten Teil zur Neuzeit finden Sie hier.