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Giant’s Causeway: Ein Naturschauspiel in Gefahr – wegen Münzen?

Von Sebastian Wieschowski

Jährlich besuchen hunderttausende Touristen das Naturdenkmal an der Nordküste Nordirlands und hierzulande ist der „Giant’s Causeway“ auch als beliebtes Beispiel für Reiseziele in Englisch-Schulbüchern bekannt. Wie die BBC berichtet, folgen viele Besucher einer vermeintlich harmlosen Tradition: Sie lassen – ähnlich wie Liebesschlösser an Brücken – Münzen als Symbol für Glück oder Verbundenheit zurück. Doch das, was als durchaus liebenswertes Ritual begann, hat inzwischen gravierende Auswirkungen auf das Gestein des UNESCO-Welterbes.

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Korrosion im Eiltempo: Die Glücksbringer, die Touristen in die Gesteinsformation des Giant’s Causeway gesteckt haben, sind nach kurzer Zeit nicht mehr ansehnlich. Foto: National Trust

Korrosion im Eiltempo: Die Glücksbringer, die Touristen in die Gesteinsformation des Giant’s Causeway gesteckt haben, sind nach kurzer Zeit nicht mehr ansehnlich. Foto: National Trust

Basaltsäulen unter Druck

Der Giant’s Causeway besteht aus etwa 40.000 sechseckigen Basaltsäulen, die durch vulkanische Aktivität vor rund 60 Millionen Jahren entstanden sind. Besonders betroffen ist laut BBC die Formation „The Loom“ – eine markante Gruppe mit etwa drei Meter hohen Säulen. In die Ritzen dieser Strukturen werden die Münzen eingesteckt – häufig mit improvisierten Werkzeugen in Form von Steinen, die in der Umgebung aufgesammelt werden. Doch diese Prozedur hinterlässt Spuren in Form von Abplatzungen und Rissen.

Chemische Reaktionen setzen dem Gestein zu

Die Münzen verursachen nicht nur physische Schäden, sondern hinterlassen auch sichtbare chemische Spuren. „Die Münzen beginnen zu rosten, und durch die salzhaltige Meeresluft verläuft dieser Prozess besonders schnell“, erläutert Dr. Cliff Henry vom National Trust gegenüber der BBC. „Die entstehenden Rostprodukte wie Eisen, Nickel und Kupfer verfärben das Gestein unansehnlich rötlich-braun.“ Zudem dehnen sich die Münzen beim Korrodieren aus, was zusätzlichen Druck auf das Gestein ausübt und zu weiteren Abplatzungen führt.

Appell an die Vernunft der Besucher

Die Verwaltung der Stätte, der National Trust, appelliert nun eindringlich an alle Besucher, keine weiteren Münzen in die Steine zu stecken. Laut BBC wurden bereits Hinweisschilder aufgestellt, und auch Tourguides wie Mark Adams bitten in ihren Führungen darum, auf das Münzritual zu verzichten. Stattdessen rät Adams: „Wenn Sie etwas hinterlassen möchten, machen Sie ein Foto und teilen Sie es online – das bleibt für immer.“

Restaurierungsmaßnahmen angelaufen

Um den Schaden zu begrenzen, wurde laut BBC ein spezialisierter Steinmetz beauftragt, die fest steckenden Münzen vorsichtig zu entfernen. Bei ersten Versuchen gelang dies, ohne das Gestein zusätzlich zu beschädigen. Ziel sei es, nicht nur die sichtbaren Schäden zu beheben, sondern auch durch die Entfernung der Münzen zukünftige Nachahmer von dieser Praxis abzuhalten.

Auch die Geological Survey of Northern Ireland unterstützt die Maßnahmen. Dr. Kirstin Lemon erklärte gegenüber der BBC, dass die Entfernung der Münzen nicht nur die mechanische, sondern auch die chemische Belastung der Steine verringern soll. Damit hofft man, das empfindliche Ökosystem langfristig zu erhalten.

Der Giant’s Causeway – geologische Ikone

Der Giant’s Causeway ist ein geologisches Wunderwerk. Die Säulen entstanden durch das Abkühlen vulkanischer Lava, wobei durch natürliche Kontraktion die charakteristischen sechseckigen Formen entstanden. Die Struktur gilt als Paradebeispiel für sogenannte „säulige Basaltbildung“ und ist weltweit einzigartig. Seit 1986 steht sie unter dem Schutz der UNESCO als Weltnaturerbe. Der Giant’s Causeway verdankt seinen Namen einer irischen Legende, der zufolge der Riese Fionn McCumhaill einen steinernen Damm nach Schottland gebaut haben soll, um seinen Rivalen herauszufordern.

Mit über 680.000 Besuchern allein im Jahr 2023 ist der Giant’s Causeway nicht nur ein Naturphänomen, sondern auch ein wichtiger Pfeiler des nordirischen Tourismus. Der National Trust sieht im verantwortungsvollen Umgang mit diesem Erbe eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dr. Henry mahnt laut BBC: „Wenn wir nicht einmal dieses Wahrzeichen schützen können – was sagt das über unseren Umgang mit anderen Kulturgütern aus?“

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