Schätzpreis: 6.000 €Weimarer Republik, 5 Reichsmark 1930 G, Polierte PlatteLeipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1082578
Schätzpreis: 40.000 €10 Dukaten 1628, Johann Georg I., von allergrößter
Seltenheit, einzig im Handel bekanntes Exemplar
Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1083488
Schätzpreis: 5.000 €Danzig, 25 Gulden 1923Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1082637
Schätzpreis: 4.500 €Wilhelm II., 3 Mark 1916, F, Polierte PlatteLeipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1082481
Schätzpreis: 5.000 €Friedrich August I., der Starke, 2/3 Taler 1708, erstes im Handel
bekannte Exemplar
Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1083798
Schätzpreis: 4.000 €Friedrich August I, 1/2 Taler, 1700, äußerst seltenes und
prachtvolles Exemplar mit feiner Patina
Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1083771
Schätzpreis: 2.200 €Friedrich August II., Breiter Taler, 1753, prägefrischLeipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1083910
Schätzpreis: 2.000 €Friedrich August II., Dukat, 1756, Vorzüglich/ fast StempelglanzLeipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1083926
Schätzpreis: 3.500 €Günther XLI. Allein, Taler, 1571, äußerst seltenes und
attraktives Exemplar
Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1082016
Schätzpreis: 8.550 €Ernst August, Löser zu 1 1/4 Talern, 1680Leipziger Münzhandlung Auktion 107 & 1081653

Die Wiege der Menschheit

von Ursula Kampmann

Nur rund 50 Kilometer nordwestlich von Südafrika entfernt soll die Wiege der Menschheit gestanden haben. 2019 widmete Südafrika diesem Thema eine Münzserie, denn in Afrika ist man stolz darauf, dass der homo sapiens vor rund 200.000 Jahren aus dem Süden Afrikas kam. Heute ist die Cradle of Humankind ein UNESCO-Weltkulturerbe. Hier befindet sich die weltweit größte Ansammlung fossiler Überreste früher Menschen.

Inhalt

Einzelne Stücke der Münzserie „Cradle of Humankind“ sind in der South African Mint ausgestellt. Foto: UK.

Einzelne Stücke der Münzserie „Cradle of Humankind“ sind in der South African Mint ausgestellt. Foto: UK.

Wie es um meine körperliche Fitness stehe? Wenn ein Reiseunternehmen diese Frage stellt, dann läuten bei mir die Warnglocken. Will ich wirklich in die Höhle von Sterkfontein? Ja gut, sie ist ein zentrales Element der Wiege der Menschheit, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Aber ich werde gefragt, ob ich unter Platzangst leide, mich durch enge und niedrige Gänge quetschen kann, und all das ohne die Möglichkeit des Umkehrens! Etwas beunruhigend!

Als wir vor dem Eingang stehen, mustere ich das Publikum. Da haben ein paar Leute wesentlich mehr Pfunde auf den Rippen als ich! Und die Frau dort drüben trägt sogar ein Baby! Also, wo die durchkommt, da schaffe ich es auch!!!

Nächster Schockmoment: Der local Guide weist uns darauf hin, dass wir unbedingt auf den Wegen zu bleiben hätten, weil man im Gestrüpp eine Fülle von Giftschlangen habe: Puffottern, Kobras, Mambas und was nicht noch alles. Und dabei habe ich gelesen, dass Südafrika aktuell einen Engpass an Antiserum hat. Können Sie sich vorstellen, wie akribisch ich einen Fuß vor den andern setze, um ja keine Schlange zu übersehen!

Neues afrikanisches Selbstbewusstsein

Jetzt stellen Sie sich sicher die Frage, warum ich als Numismatikerin den Ehrgeiz entwickelt habe, den Speläologen Konkurrenz zu machen. Nun, die Sache ist einfach: Die Cradle of Humankind ist ein zentraler Punkt des (Süd-)Afrikanischen Selbstbewusstseins. Ihr und den hier entdeckten Relikten der Frühmenschen hat die South African Mint eine erfolgreiche Serie gewidmet. Die war weit mehr als ein Mitschwimmen auf der Dino-Welle, die nach Jurassic Park durch alle internationalen Münzstätten schwappte. Denn die Funde in der Wiege der Menschheit machen unbestreitbar klar, dass der moderne Mensch seine Wurzeln in Afrika hat.

Rekonstruktion der Piltdown Fälschung aus der Ausstellung in Sterkfontein. Foto: UK.

Rekonstruktion der Piltdown Fälschung aus der Ausstellung in Sterkfontein. Foto: UK.

The Missing Link

Nun könnte man durchaus die Meinung vertreten, dass es heute keine Rolle mehr spielt, wo vor ein paar Hunderttausend Jahren der moderne Mensch durch die Savanne zog. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts sah man das anders. Da hatten die Deutschen 1856 ihren Neandertaler entdeckt; die Franzosen brüsteten sich seit 1908 mit einem eigenen Schädelfragment; und schon diskutierten die Paläontologen eifrig, ob nun die deutschen oder die französischen Frühmenschen älter seien. Wer sich darüber aufregte? Natürlich die Briten. Sie stürzten sich begeistert auf eine der größten Fälschungen der Paläontologie, den Piltdown Menschen. Sein Schädel hätte nämlich nachgewiesen, dass das British Empire eben schon im Paläolitikum die Nase vorn hatte…

Abstieg in die Höhle von Sterkfontein. Foto: UK.

Abstieg in die Höhle von Sterkfontein. Foto: UK.

Die Höhle von Sterkfontein

Diese Diskussion liegt rund ein Jahrhundert zurück, wirkt aber immer noch nach. Eine neue, auf Afrika ausgerichtete Geschichtsschreibung ist stolz darauf, dass die ersten Menschen schwarz waren. Deshalb ist die Wiege der Menschheit für das neue südafrikanische Selbstbewusstsein so wichtig, und deshalb lassen sich mit mir zusammen vier, fünf Dutzend Südafrikaner einen Helm geben, um so bewehrt in die Höhle von Sterkfontein hinunterzusteigen.

Die gehört zu den rund 15 Höhlen, die 1999 als „Cradle of Humankind“ ins UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen wurden. Aus diesen Höhlen stammen rund ein Drittel aller heute bekannten Funde von Vormenschen, also von den Hominiden, die wir wohl als Missing Link (zum Affen) bezeichnen würden.

Sterkfontein steuerte einige besonders interessante Fragmente bei. So stammt „Mrs. Ples“ von hier, die ihren Namen der Gattung Plesianthropus (= Fast-Mensch) verdankt. Auch Little Foot, das vollständigste bisher existierende Skelett eines Australopithecus prometheus, kommt aus Sterkfontein. Die Universität von Witwatersrand widmet ihm 2025 eine Sonderausstellung, die ich mir interessiert ansehe, bevor ich den Helm überstülpe und mit den anderen Besuchern die steile Treppe hinuntersteige.

Die Fundstelle von Little Foot liegt hinter diesem Gitter. Foto: UK.

Die Fundstelle von Little Foot liegt hinter diesem Gitter. Foto: UK.

Eigentlich finde ich es zunächst nicht weiter bedrohlich. Ich habe genau die richtigen Schuhe an. Ich muss vielleicht ein, zweimal den Kopf beugen, und bin dann doch froh um den Helm, weil ich natürlich einige weit hineinhängenden Felsen übersehe. Aus der Puste komme ich kaum, denn unser Guide hält immer wieder an, um uns auf die verschiedenen Besonderheiten aufmerksam zu machen. Er zeigt uns zum Beispiel ein Gitter und verrät, dass dahinter die Fundstelle von Little Foot liegt, die wir natürlich nicht sehen dürfen. Das fehlte ja noch, dass eine Horde neugieriger Touristen die einzigartige Ausgrabungsstätte zertrampelt!

Bevor man menschliche Überreste fand, war hier eine Kalkgrube.

Bevor man menschliche Überreste fand, war hier eine Kalkgrube.

Die Tropfsteinhöhle

So geht es in der Höhle von Sterkfontein mehr um den Genius Loci als um das, was ich tatsächlich sehe. Und das ist eine durchschnittliche Tropfsteinhöhle, nicht gerade spektakulär. Gut, ich habe die Höhlen von Postojna gesehen und das Schulerloch bei Kelheim. Ich kenne Peche Merle und Niaux. Es reißt mich also nicht gerade vom Hocker, was wir im Rahmen der Führung gezeigt bekommen.

Kein Wunder! Die Stalagmiten und Stalaktiten sind zum größten Teil verschwunden. Während die Grotten von Postojna sich im 19. Jahrhundert zu einer bestens geschützten Touristenattraktion entwickelten, hatte man nahe der Goldgräberstadt Johannesburg für solch überflüssigen Humbug keine Verwendung. Dagegen brauchte man Kalk für den Goldbergbau. Folglich kratzten seit den späten 1890er Jahren Arbeiter in Sterkfontein den Kalk herunter, um damit einen hübschen Gewinn zu erzielen. Sie erzählten ihren Vorarbeitern immer wieder von menschlichen Knochen, die sie dabei fanden. Und die leiteten das an den Geologen Guglielmo Martinaglia weiter. Der versuchte, Paläontologen mit ins Boot zu holen. Doch die waren viel zu beschäftigt mit ihrer Streiterei um das Missing Link, um sich um den Ort zu kümmern, der ihr Problem hätte lösen können. 

Erst 1936 begannen die Ausgrabungen. Sie dauern bis heute fort und haben unser Bild von der Menschheitsgeschichte revolutioniert.

Heute ist bei Sterkfontein ein großes und modernes Besucherzentrum eingerichtet. Foto: UK.

Heute ist bei Sterkfontein ein großes und modernes Besucherzentrum eingerichtet. Foto: UK.

Heute informiert ein großes, gut und modern gemachtes Besucherzentrum die Wagemutigen, die in die Höhle hinuntersteigen, über die Geschichte, die durch die Funde von Sterkfontein rekonstruiert werden konnte. Wir müssen es durchqueren, haben aber nicht wirklich Zeit, uns in die gut gemachten Vitrinen zu vertiefen. Ein paar rasche Fotos, mehr geht nicht. Ich will die Gruppe ja nicht schon jetzt aufhalten!

Herzstück der Ausstellung: eine Vitrine, in der Kopien wichtiger menschlicher Fossilien gesammelt sind. Foto: UK.

Herzstück der Ausstellung: eine Vitrine, in der Kopien wichtiger menschlicher Fossilien gesammelt sind. Foto: UK.

Herzstück der Ausstellung ist eine Rekonstruktion des schwierigen Wegs zum modernen Menschen. Kopien der wichtigsten menschlichen Fossilien sind hier zusammen mit einigen Originalen in eine Art Reihenfolge gebracht. Immer wieder wird dabei festgehalten, dass es nicht sicher ist, ob diese Reihenfolge die endgültig zutreffende sei. 

Ein unterirdischer See. Foto: UK.

Ein unterirdischer See. Foto: UK.

Viel Interesse gibt es dafür bei den Besuchern sowieso nicht. Sie wollen endlich in die Höhle und testen, ob sie wirklich keine Platzangst haben. Nun, ich bekomme fast Platzangst, als ich mich mit all den Leuten in den verschiedenen Gängen dränge. Die Höhle ist eigentlich viel zu eng für uns alle. Vor allem weil natürlich jeder das passende Selfie machen möchte. Am unterirdischen See fällt dabei fast ein Kind ins Wasser. Ich gebe zu, dass es mich mehr gefreut hätte, wenn seine mit dem Handy herumfuchtelnde Mutter dort gelandet wäre.

Und dann verstehe ich auch, wovor man uns gewarnt hat. Statt die breite Treppe direkt zurückzugehen, jagt der Guide uns durch einen engen Gang. Es ist so niedrig, die zu überwindenden Stufen so hoch, dass ich mich mehrfach mit ausgestreckten Beinen auf mein Hinterteil setze, um mich so Füße voran durch den Gang zu schlängeln. Kriechen? Vergessen Sie es! Oder wollen Sie Kopf voran ins Ungewisse? Meine heute Morgen frisch angezogene schwarze Hose nimmt allmählich die rotbraune Färbung des Höhlenbodens an. Natürlich zieht sich jetzt die Gruppe endlos auseinander, denn in engsten Gängen rund 60 Höhenmeter aufwärts zu überwinden (mit etlichen Zwischenabstiegen nach unten), ist nicht jedermanns Sache.

Ein Präparator zeigt, wie aufwändig es ist, Fossilien freizulegen. Foto: UK.

Ein Präparator zeigt, wie aufwändig es ist, Fossilien freizulegen. Foto: UK.

Aber dann schaffen wir es doch! Wir kommen alle wieder ans Tageslicht! Inklusive der Mama mit ihrem Baby im Tragetuch! Die übrigens ziemlich weit vorne in der Gruppe mithält.

Wir sehen noch, wie Knochen aus dem Gestein herauspräpariert werden, und dann hat uns der Alltag wieder. Es ist geschafft.

Ob ich nochmal in die Höhle von Sterkfontein hinabsteigen würde? Nun, den Genius Loci habe ich geschnuppert. Die Ausstellung war gut, wird aber so (oder so ähnlich) in vielen Naturmuseen der Welt angeboten. Bereut habe ich meinen Besuch trotzdem nicht. Denn wie gesagt: Sterkfontein ist ein existentieller Teil des neuen afrikanischen Selbstbewusstseins. Und dem habe ich mit meinem abenteuerlichen Besuch Tribut gezollt.

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