Proben der Swissmint bei Numismatica Genevensis SA
von Ursula Kampmann im Auftrag von Numismatica Genevensis
Proben sind ein wichtiger Bestandteil im Rahmen des Herstellungsprozesses von Münzen. Proben sind die Prägungen, die entstehen, wenn die Münztechniker ihre verschiedenen Möglichkeiten austesten, um die schönste aller Münzen anzufertigen.
Inhalt
Jan Niklas Betz, Stellvertretender Geschäftsleiter und Leiter Marketing & Verkauf der Swissmint erklärt ihre Bedeutung folgendermaßen: „Bei diesen Proben handelt es sich um Einzelstücke, die auf dem Weg zur definitiven Ausführung einer Gedenkmünze in unserer Münzstätte hergestellt werden. Hierbei werden Aspekte wie die Mattierung, die Veredelung, die Ausprägung, das Aussehen, der Prägedruck sowie andere Qualitäts- und optische Merkmale geprüft, um sicherzustellen, dass jede Münze, die unsere Münzstätte verlässt, von höchster Güte ist. Bislang wurden diese Proben nach Abschluss der Produktion jeweils vernichtet.“
Das hat sich 2024 geändert. Seit diesem Jahr verkauft die Swissmint in Zusammenarbeit mit Numismatica Genevensis und SINCONA ihre Proben. Eine großartige Gelegenheit für Sammler, Stücke zu erwerben, die den Entstehungsprozess der offiziellen Schweizer Gedenkmünzen dokumentieren. Aber auch Investoren sollten sich für diese Stücke interessieren. Schließlich handelt es sich um seltene Einzelstücke, die von einer staatlichen Münzstätte in Kleinstauflagen produziert wurden. Numismatica Genevensis bietet Unikate an sowie Münzen, von denen nur zwei, drei oder vier Exemplare existieren.
Technische Proben – der Prägedruck
Proben erzählen also davon, wie Münzen auch hätten aussehen können. Die Schweiz hat dabei eine reiche Tradition. Das Stirnlocken-Vreneli, die Durussel-Probe, all dies sind begehrte Raritäten bei Schweizer Sammlern. Zu den zeitgenössischen Proben gibt es allerdings einen entscheidenden Unterschied: In der Vergangenheit wurden Motivproben hergestellt. Anhand dieser entschieden Politiker, ob das Design einer neuen Umlaufmünze ihren Vorstellungen entsprach. Das ist heute nicht mehr notwendig. Zum einen ist der Entscheidungsprozess ein anderer, zum anderen sind die bildgebenden Verfahren heute so gut, dass eine Überprüfung am geprägten Stück entfällt.
Deshalb begleiten heutzutage ausschließlich technische Proben den Prägeprozess. Zumeist geht es darum, wie viel Druck mittels der Prägepresse appliziert werden muss, um das technisch optimale Ergebnis zu erhalten. Denn je weniger Druck aufgewandt wird, umso weniger Stempel müssen produziert werden, umso Energieeffizienter ist eine Emission.
Sehen wir uns das am Beispiel der 25 Franken von 2024 an. Diese Serie, die in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren herausgegeben wurde, ist eine Hommage an die Schweizer Münzprägung.
Das Design der Wappenseite knüpft an Proben an, die für eine geplante erste Goldmünzen-Emission der Schweiz herausgegeben wurden. Jürg Richter geht heute davon aus, dass 1871 rund 200 Stück davon entstanden. Gehandelt werden sie aktuell mit Preisen weit über 15.000 Franken. Die Rückseite der 25 Franken-Gedenkmünze von 2024 erinnert an die enigmatischen 25 Franken von 1955, die nach 1999 bis auf winzige Restbestände eingeschmolzen wurden.
Als die Swissmint die Prägung der Gedenkmünzenserie vorbereitete, testeten die Münztechniker einen Minimal-Druck von 60 Tonnen. Das Ergebnis zeigt, wie wenig Spuren dieser niedrige Druck hinterlässt. Während die leicht erhöhten Motive noch zu sehen sind, reicht er nicht, um die Schrift wiederzugeben. Bei 160 Tonnen ist dagegen alles bis ins Detail zu sehen, inklusive der Schraffur des Wappenschilds.
Man entschied sich übrigens bei der endgültigen Prägung für keine der beiden Lösungen: Um möglichst wenig Stempel zu verbrauchen, wurde sie mit 99 Tonnen durchgeführt, weil dadurch aber das Motiv nicht klar genug hervortrat, wiederholte man den Vorgang dreimal pro Stück.
Übrigens, die für dieses Stück entstandenen Proben könnten sich zu besonders interessanten Objekten entwickeln, weil die Geschichte dieser Gedenkmünze vielleicht weitergehen wird: Man liest, dass die Swissmint überlegt, ab 2026 motivgleiche 25 Franken in Gold ohne Auflagenbegrenzung zu einem Preis möglichst nahe dem Goldwert anzubieten, bei denen sich lediglich die Jahreszahl ändern wird.
Während die Technik bei einer nur einmal im Jahr hergestellten Goldmünze ein breiteres Spektrum austestet, weiß man relativ genau, wie viel Druck ungefähr für die Herstellung einer 20 Franken-Gedenkmünze in Silber notwendig ist. Deshalb wird innerhalb eines engen Spektrums getestet. Im Fall der Gedenkmünze „Schilthorn“ reichte es „nur“ von 110 bis 121 Tonnen.
Mattierungen
Neben dem Prägedruck ist eine der häufigsten Entscheidungen, wie ein Stempel mattiert sein muss, um bei der Prägung die beste Wirkung zu erzielen. Ein gutes Beispiel ist der Blick durchs Zielfernrohr, den uns die Gedenkmünze anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Schweizer Schießsportvereins bietet. Einmal ist die Mattierung wesentlich stärker, einmal kaum zu sehen.
Prägeproben für ein neues Nominal
2025 wird die Swissmint nach exakt 100 Jahren erstmals wieder eine 100 Franken-Münze in Gold prägen. Erste Tests mit den neuen Ronden wurden bereits 2024 durchgeführt. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung hinsichtlich des Motivs vorlag, griff man dafür auf ein bereits vorhandenes Motiv zurück. 2022 wurde eine goldene Gedenkmünze zu 50 Franken anlässlich der letzten Ausgabe des 10 Franken-Vreneli von 1922 geprägt. Ausgehend von dem damaligen Stempel wurde ein Stempelpaar mit größerem Durchmesser angefertigt, das für die neue Rondengröße passt. Mit ihm wurden erste Proben geprägt. Diese technischen Proben halfen bei den Vorgaben für die Entwicklung der endgültigen Stempel, die erst nächstes Jahr vorgestellt werden.
Das „E“ für Essai
Alle Proben der Swissmint zeigen an dezenter Stelle ein E mit dem Schweizerkreuz im Kreis. Es ist immer vorhanden, auch wenn es manchmal bei Prägungen, bei denen ein reduzierter Stempeldruck appliziert wurde, kaum zu sehen ist.
Alle Proben der Swissmint finden Sie im Katalog 20 von Numismatica Genevensis. Die NGSA Auktionen 19 bis 21 finden vom 9. bis 10. Dezember 2024 statt. Alle Kataloge sind im Internet zu finden.
Die gedruckten Kataloge können bestellt werden bei Numismatica Genevensis SA, Rue François-Bellot 4, CH-1206 Genève, Tel: +41 / 22 / 320 46 40, E-Mail.