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Ruthenium auf Euro-Gedenkmünze: Prägestätten greifen in die Trickkiste der Veredelungen – mit dem Segen der Zentralbanken

Von Sebastian Wieschowski

Haben Sie schon mal von Ruthenium gehört? An den meisten Münzensammlern und Edelmetallinvestoren dürfte das Platinmetall bislang geräuschlos vorbeigegangen sein – aus gutem Grund: das Edelmetall kommt in der Erdkruste nur in äußerst geringen Mengen vor und gilt als eines der seltensten nicht-radioaktiven Elemente auf der Erde. Es wird hauptsächlich als Zusatz in Legierungen mit anderen Platinmetallen verwendet. Münzen aus reinem Ruthenium gibt es deshalb nicht.

Drei Edelmetalle auf einer Münze – Malta erinnert an seine erste Sammlermünze mit zeitgenössischen Veredelungstechniken. Foto: Central Bank of Malta.

Drei Edelmetalle auf einer Münze – Malta erinnert an seine erste Sammlermünze mit zeitgenössischen Veredelungstechniken. Foto: Central Bank of Malta.

Stattdessen kam Ruthenium gelegentlich zur Veredelung von modernen Silbermünzen zum Einsatz – bevorzugt im Umfeld vom Teleshopping und dem Versandhandel. Hierbei handelte es sich stets um private und nachträgliche Farbveränderungen, die allerdings bei Sammlern gut ankamen: Produkte wie die „Golden Enigma“-Serie sind auf Münzenbörsen in aller Welt zu finden und haben im Jahr 2024 ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert.

Und nun erscheint erstmals eine Gedenkmünze eines Euro-Landes mit der seltenen Ruthenium-Galvanisierung: Malta gibt eine 5-Euro-Münze in Blumenform heraus, die mit Ruthenium, Gelbgold und Palladium veredelt wurde.

In aufeinanderfolgenden Schritten werden die einzelnen Teile der Münze galvanisiert. Foto: Central Bank of Malta

In aufeinanderfolgenden Schritten werden die einzelnen Teile der Münze galvanisiert. Foto: Central Bank of Malta

Dieses exotische Gesamtkunstwerk soll jedoch einen tieferen Sinn haben: Mit der Münnze erinnert Malta an seine erste Gedenkmünze im Jahr 1977, auf der die Maltesische Biene zu sehen war. Bis heute wird die historische Verbindung des Landes zur Bienenzucht und sein Engagement für den Erhalt des Naturerbes betont.

 Gilded und Antik-Finish – mit dem Segen der Zentralbank von Kroatien. Foto: Croatian Mint.

Gilded und Antik-Finish – mit dem Segen der Zentralbank von Kroatien. Foto: Croatian Mint.

Die neue Gedenkmünze aus Malta ist durchaus als Zeichen eines übergeordneten Trends in der modernen Numismatik zu verstehen: So greifen immer mehr Euro-Länder in die Trickkiste der Veredelungstechniken, die bislang eher ein Markenzeichen von privaten Prägestätten und Distributoren waren: Kroatien hat gerade erst seinen Drachen von Trsat mit einem Antik-Finish und einer Teilvergoldung („gilded“) ausgegeben – ebenfalls zwei Spezialeffekte, die man bislang eher im TV oder den bunten Prospekten der Versandhändler erwartet hätte.

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