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Daten-Leck bei Verkauf von 2-Euro-Münze in Zypern: So lassen sich Server-Abstürze vermeiden

von Sebastian Wieschowski

Ein kleines Euroland und eine 2-Euro-Gedenkmünze mit einer kleinen Auflage – diese Kombination war in den letzten Jahren wiederholt ein zuverlässiger Auslöser für Technik-Chaos und Sammler-Frust. Doch die besonders beliebten Ausgabeländer wie Monaco, Kroatien oder Portugal haben in den letzten Jahren aufgerüstet und die Bestellprozesse in ihren Onlineshops auf einen Ansturm von Bestellern vorbereitet – mit zusätzlichen Serverkapazitäten oder Warteschleifen.

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Das Objekt der Begierde – und des Unmutes: Zypern gab eine 2-Euro-Gedenkmünze aus, die ausschließlich in PP-Qualität mit einer Mini-Auflage erscheint – Monaco lässt grüßen. Foto: Central Bank of Cyprus

Das Objekt der Begierde – und des Unmutes: Zypern gab eine 2-Euro-Gedenkmünze aus, die ausschließlich in PP-Qualität mit einer Mini-Auflage erscheint – Monaco lässt grüßen. Foto: Central Bank of Cyprus

Die Central Bank of Cyprus hat auf diese Maßnahmen verzichtet, als sie Ende November 2024 den Verkauf ihrer neuen 2-Euro-Münze zum 20. Jahrestag des EU-Beitritts ausgab. Dass die Nachfrage stark sein würde, war frühzeitig zu erwarten – die Münze wird ausschließlich in einer Sammlerausführung in „Polierte Platte“ mit einer Mini-Auflage von 7.000 Stück erhältlich sein, sie ist somit mehr als doppelt so selten wie die 2-Euro-Gedenkmünzen aus Monaco – die in den letzten Jahren zuverlässig von einem Ausgabepreis um 100 Euro auf rund 300 bis 400 Euro hochgeschossen waren. Was würde wohl bei einer Münze passieren, deren Auflage mehr als halb so hoch ist und für 20 Euro verkauft wird?

Mini-Auflage trifft auf Rekord-Nachfrage

Man konnte es am Morgen des 26. November bereits ab 6:30 Uhr morgens erleben. In ganz Europa warteten offenbar zehntausende Sammler vor ihren Computern, manche hatten ausweislich ihrer Beiträge in Onlineforen und Facebook-Gruppen die Arbeit oder sogar die Schule sausen lassen, um beim offiziellen Verkaufsstart um 7:30 Uhr ein Exemplar zu ergattern. Doch sie sahen: Nichts. Der eShop der Bank of Cyprus war stundenlang nicht erreichbar. Erst gegen Mittag war die Nutzeroberfläche zwischenzeitlich wieder sichtbar, allerdings ohne Login- und Bestellmöglichkeit.

Entschuldigung für jegliche Unannehmlichkeiten

Kurz darauf gab das „Numismatic Service Team“ ein Lebenszeichen auf der Website der Zentralbank ab: „Due to a technical problem, the e-shop of the Central Bank of Cyprus is currently out of service. We assure you that we are making every possible effort to resolve the problem, as soon as possible. We apologise for the inconvenience and we thank you for your understanding.“

Datenschutz-Panne: Deutsche Sammler sehen Daten internationaler Besteller

Gegen 13:15 Uhr war der Shop dann endlich wieder online – doch wer zu diesem Zeitpunkt bestellen wollte, traute seinen Augen kaum: Die 2-Euro-Münze war immer noch nicht im Shop zu finden, stattdessen bekamen die Besteller anstelle ihres Nutzerkontos die Daten von wildfremden Kunden des Numismatik-Shops zu sehen – so war beispielsweise der Autor dieses Artikels völlig unfreiwillig unter dem Namen eines serbischen Amateur-Fußballtorwarts eingeloggt. Ein ähnliches Phänomen wurde vielfach in Facebook-Gruppen beschrieben, auch dort konnten die Besteller munter auf die Benutzerdaten von fremden Konten zugreifen.

Unser Redaktionsmitglied wurde beim Bestellversuch unfreiwillig zu einem serbischen Amateur-Fußballtorwart. Auf diesem Screenshot wurde der Klarname unkenntlich gemacht. Foto: Wieschowski.

Unser Redaktionsmitglied wurde beim Bestellversuch unfreiwillig zu einem serbischen Amateur-Fußballtorwart. Auf diesem Screenshot wurde der Klarname unkenntlich gemacht. Foto: Wieschowski.

Besteller entdecken Trick – doch die Zentralbank schlägt zurück

Nachdem sich auch bis zum späten Nachmittag nichts tat, entdeckten einzelne Online-Surfer einen Trick: Man müsse lediglich die Internetadresse (URL) für ein anderes, aktuell verfügbares Produkt aus dem Onlineshop der Central Bank of Cyprus eingeben, und in diesem langen und kryptischen Code die Produkt-ID austauschen. Gesagt, getan – und tatsächlich lag mit dieser Methode die ersehnte und zu diesem Zeitpunkt in Auktionen bereits für mehrere hundert Euro gehandelte 2-Euro-Münze im Warenkorb einzelner findiger Besteller. Doch kurz darauf kam die Ernüchterung in Form einer E-Mail der Zentralbank: „Can you please advise where did you find the item in our e-shop to add it in your basket?“

 Dumm gelaufen: Viele Sammler probierten über Umwege, an die begehrte Münze zu kommen. Doch die Verkaufsstelle bemerkte das Hintertürchen schnell. Foto: Wieschowski.

Dumm gelaufen: Viele Sammler probierten über Umwege, an die begehrte Münze zu kommen. Doch die Verkaufsstelle bemerkte das Hintertürchen schnell. Foto: Wieschowski.

Am Ende des Tages blieben viele frustrierte 2-Euro-Sammler zurück – und einzelne, die nun fürchten müssen, dass ihre Bestellung nachträglich für ungültig erklärt wird. Ob die Central Bank of Cyprus einen zweiten Versuch wagt, ist fraglich – parallel zum Online-Verkauf waren die Münzen auch vor Ort bei der Zentralbank in Nikosia erhältlich und einzelne Sammler warteten dem Vernehmen nach bis zu sechs Stunden, um ein Exemplar zu ergattern. Für sie hat sich die Wartezeit gelohnt: In Online-Auktionen wird die Münze derzeit für rund 700 Euro verkauft.

Unterdessen ist der Onlineshop der Central Bank of Cyprus weiterhin nicht erreichbar. Die Central Bank of Cyprus teilt auf Anfrage der MünzenWoche mit:

„Wie bereits erwähnt, sind uns die technischen Probleme bewusst, die während des Online-Verkaufs der 2-Euro-Münze aufgetreten sind, und wir führen derzeit eine umfassende Untersuchung durch. Wir nehmen diese Angelegenheiten sehr ernst und setzen alles daran, sie zu lösen.

Eine beträchtliche Menge dieser Münze ist weiterhin verfügbar, und Einzelheiten zum überarbeiteten Verfahren für den Online-Verkauf werden in Kürze auf unserer Website bekannt gegeben. Angesichts Ihres besonderen Interesses an der 2-Euro-Münze werden wir Sie entsprechend informieren.

Bitte seien Sie versichert, dass die gründliche Prüfung aller Aspekte für uns höchste Priorität hat, da wir bestrebt sind, Sammlern und der Öffentlichkeit den bestmöglichen Service zu bieten.“ Zu der Datenschutz-Problematik äußerte sich die Central Bank of Cyprus nicht.

Gründe für einen Server-Crash

Doch warum kommt es beim Verkauf von begehrten Euro-Sammlermünzen gelegentlich zu einem Server-Zusammenbruch? Es sind mehrere Gründe denkbar:

  1. Überlastung der Server: Wenn die Anzahl der gleichzeitigen Zugriffe die Kapazität der Server übersteigt, kann es zu Verzögerungen oder einem kompletten Ausfall kommen. Oft sind Shops auf normalen Traffic ausgelegt und nicht auf plötzliche Spitzen.
  2. Fehlende Skalierbarkeit: Viele Onlineshops nutzen Hosting-Lösungen, die nicht flexibel auf wachsende Anforderungen reagieren können. Dies führt dazu, dass die Infrastruktur bei einem plötzlichen Ansturm an ihre Grenzen stößt.
  3. Unvorbereitete Datenbanken: Große Anfragenmengen können Datenbankzugriffe verlangsamen oder blockieren. Besonders problematisch ist das, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig versuchen, Informationen wie Lagerbestände oder Zahlungsdaten abzurufen.
  4. Schwachstellen in der Programmierung: Nicht optimierte Skripte, unnötige Datenbankabfragen oder ineffiziente Prozesse können die Ladezeiten verlängern und die Nutzererfahrung beeinträchtigen.

Strategien für einen reibungslosen Münzverkauf

Andere Prägestätten haben bereits auf die Herausforderung eines virtuellen Bestell-Ansturms reagiert. Eine weit verbreitete Lösung im Bereich der Numismatik ist insbesondere ein so genanntes „Warteschlangen-Management“. Virtuelle Warteschlangen lenken den Traffic gezielt und verhindern, dass alle Nutzer gleichzeitig auf den Shop zugreifen. Nutzer werden informiert, wie lange sie warten müssen, bis sie an der Reihe sind. Dieses Procedere hat sich beispielsweise beim jährlichen Verkauf der 2-Euro-Gedenkmünze aus Monaco bewährt.

Zudem sind einzelne Prägestätten dazu übergegangen, eine cloud-basierte Infrastruktur oder so genannte Content Delivery Networks (CDN) zu nutzen: Cloud-Lösungen bieten die Möglichkeit, Serverkapazitäten bei Bedarf automatisch zu skalieren. Dies verhindert, dass ein plötzlicher Traffic-Anstieg die Systeme überlastet. Content Delivery Networks (CDN) entlasten den Hauptserver, indem Inhalte wie Bilder oder Skripte über ein globales Netzwerk verteilt werden. Dadurch reduziert sich die Last auf den Server des Onlineshops. Und wenn diese Lösungen zu teuer oder zu kompliziert sind, hilft natürlich weiterhin der gute alte „Pre-Sale“ oder die Vorab-Reservierung.

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