Bericht vom 18. Tag der Antiken Numismatik in Münster 2024
von Claire Franklin-Werz
Jedes Jahr freut man sich über das Zusammenkommen von jungen und nicht so ganz jungen Freunden der antiken Numismatik an die Universität Münster, und in diesem Jahr war es nicht anders. Mehr als 50 Interessierte trafen sich trotz winterlicher Temperaturen für die Tagungen, die mit einer Führung für die Früh-Angereisten durch die am 25. Oktober eröffnete Ausstellung, „Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart“ im archäologischen Museum der Universität Münster (Zusammen mit der Bibel Museum Münster) anfing, die mehrere Verbindungen zwischen Religion(en) und anderen Bereichen des Lebens in der Antike und Gegenwart mit Hilfe hochwertiger Exponate knüpfte und Leihgaben aus einer Reihe anderer Museen in Paris, Berlin, Wien und Salvador präsentierte.
Die Tagung begann am Abend des 22. November mit der Verleihung des Walter-Hävernick-Preises für Numismatik an Stefanie Baars (Berlin) für ihre Dissertation über die Silbermünzprägung von Kroton im 5.-6. Jahrhundert v. Chr. Für diese Arbeit hat die Preisträgerin einem Corpus von über 4000 Silbernominalen aus Museen in Unteritalien zusammengetragen und kommentiert diese mit Blick auf stilistische und typologische Aspekte der Münzen, einschließlich Bildanalyse und Diskussion der technischen Besonderheiten. Professor Fleur Kemmers hielte eine Laudatio an Frau Baars und der Preis wurde von Professor Dr. Bernhard Weisser von der Münzkabinett Berlin überreicht. Anschließend hat die Preisträgerin über ihre eigene Arbeit berichtet.
Es folgte ein Vortrag von Simone Killen vom Deutschen Archäologischen Institut über „Die Fundmünzen von Olympia: Von der hand-schriftlichen Inventarliste zur Onlinedatenbank.“ Die Referentin erzählte über die komplexe Geschichte der Ausgrabungen von Olympia, die früh anfingen und ab 1875 von Archäologen aus Deutschland, vor allem Ernst Curtius, Friedrich Adler und Wilhelm Dörpfeld durchgeführt wurden. Obwohl der erste Münzfund bereits 1875 im Grabungsbuch notiert wurde, fand eine kritische Erfassung und Bearbeitung der Münzen nicht statt. Da fast nur schlecht erhaltene Bronzemünzen gefunden wurden, wurden diese meist nur in Sammelangaben erfasst und blieben jahrelang unpubliziert. Eine geplante Gesamtpublikation durch Peter Robert Franke (1926-2018) kam auch nicht zustande, obwohl unterdessen mehr als 18,000 Münzen und Gipsabgüssen in Berlin lagen. Frau Dr. Killen zeigte eindrücklich mit Blick auf die zahlreichen Grabungsberichte und Unterlagen, wie kompliziert es jetzt ist, die genauen Fundstellen und Provenienzen dieser Fundmünzen nachzuvollziehen, und wie neuere Technologien, wie umfassende Datenbanken, die Arbeit weiterbringen können. Ihr Vortrag zeigte, dass nicht nur Münzen selber, sondern auch die Wissenschaftsgeschichte dahinter – wie Funde aufarbeitet und ihre abwechslungsreichen Methoden, mit denen sie in der Vergangenheit behandelt wurden – auch ein wichtiger Teil der Numismatik und ihrer Geschichte sind.
Nach einem angenehmen Abendessen im Restaurant Lazzaretti mit vielen Gesprächen zwischen den Teilnehmern, ging es am Samstag, den 23. November, mit den Vorträgen weiter.
Claire Franklin-Werz hat ihr Versprechen aus dem vorigen Jahr eingelöst und über „Geld/Münzen und Humor in der Antike: ein seriöses Thema?“ mit Blick auf verschiedene unterschiedliche Verbindungen zwischen Geld und Humor vorgetragen, danach folgte Julienne Schrauder mit einem Überblick der Isisdarstellungen auf Münzen der römischen Kaiserinnen und ihre geschichtliche und ikonografische Bedeutung. Leonhard Brey berichtete über einen wichtigen und interessanten deutschen Münzfund, in „Der große Denarhort aus Augsburg – Erste Einblicke und Erkenntnisse.“
Nach der Mittagspause rückten die Poster in den Fokus, darunter „Digitale Numismatik in Bulgarien und die Perspektive für die Forschungen zum antiken Thrakien“ (von Dilyana Boteva, Julia Tzvetkova & Lily Grozdanova, die auch nach Münster angereist kamen) und „Methodische Überlegungen zum Fundplatz Bad Wimpfen“ (Matthias Kalisch). Poster sind immer eine beliebte Art, essenzielle Information über ein Studiengebiet oder Projekt zu verbreiten. Danach ging es mit Kurzberichten aus Museen und Sammlungen über die Projekte „Cash! Neugestaltung einer Münz- und Antikensammlung“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg (Andrea Gropp), sowie „Kölner Münzforschungsportal zum antiken Ägypten: Entwicklung einer Erfassungs-systematik für numismatische Bildkonzepte“ (Stephanie Lindner & Gregor Staab) weiter.
Es folgten zwei Vorträge zu Museumssammlungen und die heutige Aufgabe, sie zu dokumentieren und digitalisieren, in „Die universitäre Münzsammlung in Münster: Sammlungsgeschichte und (digitale) Provenienzforschung“ (Katharina Martin) und „Die Minimaldatensatz-Empfehlung für Museen und Sammlungen. Ihre Relevanz für die Numismatik“ (Domenic Städtler). Der letzte Teil des Tages befasste sich mit Münzen der Nachantike (die trotzdem vieles von der antiken Welt übernommen hatten). Im Vortrag „Arabisch-byzantinische Münzen in der Bachmann-Sammlung der Universität Göttingen,“ stellte Huda Subeh ihre neue Überarbeitung von diesem Teil der Sammlung vor, während in „Jenseits von Konstantinopel: die Münzprägung armenischer Funktionsträger im byzantinischen Anatolien 1050–1198,“ Stefan Moeller eine Reihe interessanter und für die meisten Anwesenden unbekannte Prägungen der spätbyzantinischen und armenischen Welt vorstelle.
Ein letztes gemeinsames Abendessen war der perfekte Abschluss eines wieder dank Katharina Martin, Achim Lichtenberger und des Teams sehr gelungenen Treffens.