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25 Franken in Gold: die neue Goldmünze der Swissmint

von Ursula Kampmann

Am 1. November 2024 gibt die Swissmint ihre neueste 25 Franken-Münze aus. Sie ist bemerkenswert, wobei man sich ein bisschen in der Schweizer Münzprägung auskennen muss, um all ihre Besonderheiten zu erschließen. Die Münze ist eine Liebeserklärung an die Goldmünzenprägung der Schweiz und spielt in ihren Details auf verschiedene frühere Emissionen an.

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25 Franken in Gold, ausgegeben am 1. November 2024 von der Swissmint. Foto © Swissmint.

25 Franken in Gold, ausgegeben am 1. November 2024 von der Swissmint. Foto © Swissmint.

Die Vorderseite der 25 Franken 2024

Betrachten wir zunächst die nationale Seite, auf der Landesnamen, Landeswappen und Jahreszahl angegeben sind. Das erste, was auffällt, ist die Entscheidung, den Ländernamen nicht in einer oder allen Landessprachen zu nennen, sondern ausschließlich auf Englisch. Das ist nur konsequent. Schließlich benennt sich auch die Schweizerische Münzstätte mit dem englischen Begriff Swissmint.

Schraffuren als Farbersatz in der Heraldik

Eher etwas für Kenner ist das Wappen. Es zeigt das Schweizer Kreuz in Silber auf rotem Grund. Wie das bei einer Münze geht, die nicht befärbt ist? Nun, ganz einfach: Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich ein weltweit gültiger Code, durch den Schraffuren mit heraldischen Farben gleichgesetzt wurden. Notwendig geworden war er durch die vielen Kupferstecher, die vor dem Problem standen, wie sie die bunten Wappen des Adels ins Schwarz-Weiß ihrer Drucke übersetzen sollten. Kolorierte Bücher konnte sich schließlich nur eine elitäre Oberschicht leisten. Alle anderen wussten, wie die Schraffuren zu lesen waren:

Rot

senkrecht liniert

Blau

waagrecht liniert

Grün

quer liniert: von links oben nach rechts unten

Gelb / heraldisch „Gold“

gepunktet

Schwarz

kariert

Purpur

quer liniert: von links unten nach rechts oben

Weiß / heraldisch „Silber“

ohne Schraffur

Dieses System konnte problemlos von den Stempelschneidern übernommen werden und bürgerte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts auf Münzen ein. Im 19. Jahrhundert gehörte der Farbcode zum Standard. So zeigen noch heute die im 19. Jahrhundert entworfenen Schweizer Umlaufmünzen Helvetia mit einem Schild, der genauso schraffiert ist, wie das Wappen auf der neuen 25 Franken-Münze: Liniert für den roten Hintergrund und ohne Schraffierung für das silberne Kreuz.

Schweizerische Eidgenossenschaft. 20 Franken 1871 B, Bern. Aus Auktion SINCONA 64 (2020), Nr. 3968. Zuschlag: 17.000 CHF.

Schweizerische Eidgenossenschaft. 20 Franken 1871 B, Bern. Aus Auktion SINCONA 64 (2020), Nr. 3968. Zuschlag: 17.000 CHF.

Die ersten Goldmünzen der Eidgenossenschaft

Tatsächlich entstand das Münzdesign, das auf der Rückseite des neuen Stücks der Swissmint zu sehen ist, bereits im 19. Jahrhundert, und zwar ursprünglich nicht einmal für eine Goldmünze. Aber um das zu verstehen, müssen wir ins Jahr 1865 zurückgehen.

Damals wurde die Schweiz Mitglied der Lateinischen Münzunion (LMU). Wir dürfen uns darunter eine Währungsunion vorstellen, die nicht ganz, aber so ähnlich wie der Euro funktionierte. Es gab keine Zentralbank. Stattdessen wurden die technischen Daten der in allen LMU-Staaten kursfähigen Münzen, die Prägekontingente der Einzelstaaten und die gemeinsame Geldpolitik unter französischer Leitung in Konferenzen verhandelt.

Basis der Münzprägung war der von Frankreich übernommene gemischte Gold-Silber-Standard. Der brachte Probleme: Denn in einem gemischten Standard war das Verhältnis zwischen Silber- und Goldmünzen fixiert, während die Edelmetallpreise auf dem freien Markt fluktuierten.

Seit die Comstock Lode in Nevada mit ihren gewaltigen Silbermengen auf den Weltmarkt drängte, war der Silberpreis ins Bodenlose gefallen. Dies stellte eine wunderbare Gelegenheit für die Mitglieder der LMU dar, ihre Staatsausgaben mit billigen Silbermünzen zu begleichen. Frankreich, das die meisten Goldmünzen prägte, drängte die anderen Mitglieder der LMU, ebenfalls Goldmünzen zu prägen.

Das führte dazu, dass die Schweiz sich genötigt sah, erste Proben für 20 Franken-Stücke anzufertigen. Viel Geld wurde zunächst nicht investiert. Man nutzte den Vorderseitenstempel der alten 20 Rappen-Stücke. Und genau dieses Motiv wurde zur Grundlage der neuen 25 Franken-Münze der Swissmint.

Die Rückseite gestaltete der Graveur Karl Voigt in Anlehnung an die anderen Umlaufmünzen mit Kranz und Nominal. Rund 200 Proben wurden damals geprägt. Zur Massenprägung kam es allerdings nie, denn im gleichen Jahr, 1871 gründete Deutschland sein Kaiserreich und führte den Goldstandard für die neue, gemeinsame Währung ein. Damit sank der Silberpreis noch schneller. Als kleines Land Goldmünzen in Kurs zu setzen, wäre mit unkalkulierbaren Verlusten verbunden gewesen. Also tat die Schweiz das nicht. Sie führte erst dann Goldmünzen ein, als alle Finanzminister der LMU gemeinsam beschlossen, dass die Wirtschaft wieder stabiles Geld brauche.

Schweizerische Eidgenossenschaft. 20 Franken 1886 B, Bern. Aus Auktion SINCONA 68 (2020), Nr. 5550. Zuschlag: 300 CHF.

Schweizerische Eidgenossenschaft. 20 Franken 1886 B, Bern. Aus Auktion SINCONA 68 (2020), Nr. 5550. Zuschlag: 300 CHF.

Deshalb setzte man die Silberprägung aus und ersetzte lediglich die unbenutzbar gewordenen Münzen im Zahlungsverkehr, und zwar durch 20 Franken-Stücke in Gold. Allerdings sollten diese in Massen geprägten Stücke dann ganz anders aussehen als die ersten Proben.

Waren nie im Umlauf: 50 Franken und 25 Franken von 1955. Foto © Swissmint

Waren nie im Umlauf: 50 Franken und 25 Franken von 1955. Foto © Swissmint

Die enigmatischen 25 Franken von 1955

Greift die nationale Seite den Beginn der eidgenössischen Umlaufmünzen in Gold auf, erinnert die Wertseite an ihr Ende. Nach dem Zweiten Weltkrieg planten die Schweizer Politiker nämlich tatsächlich noch, kursfähige Goldmünzen auszugeben. Damals konnte man das Vreneli bei der Nationalbank noch zum Nominalwert kaufen. Da sich abzeichnete, dass die staatlichen Vorräte an Vrenelis zu Ende gingen, gab man neue Münzen in Auftrag. 1955, 1958 und 1959 entstanden pro Jahr 5 Mio. 25 Franken-Stücke und 2 Mio. 50 Franken-Stücke. In den Umlauf gelangten sie nie.

Die Vrenelis wurden nämlich bereits Anfang der 1960er auf dem freien Markt mit 19-25% Aufpreis gehandelt und das gleiche wäre mit den neuen Schweizer Goldmünzen geschehen. Deshalb blieben sie als Teil der Währungsreserve in den Tresoren der Nationalbank.

Die Volksabstimmung von 1999, mit der die Schweiz die Golddeckung des Schweizer Franken aufgab, führte – mit einigen kleinen Restbeständen – zu ihrem Umschmelzen in Barren.

Andere Zeiten, andere Designs

Auch wenn so mancher Sammler das bedauern mag, kann man die Entscheidung der Nationalbank doch verstehen. Die Designs der Münzen entstanden im kalten Krieg. Sie passten nicht zum Image der modernen Schweiz! Eine Parole wie „In Armis Libertas et Pax“ – Freiheit und Frieden durch Waffen – war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs unakzeptabel. Nicht umsonst entschied sich die Swissmint, nicht die Bild-, sondern die Wertseite der Münzen zu zitieren.

25 Franken in Gold, ausgegeben am 1. November 2024 von der Swissmint. Foto © Swissmint.

25 Franken in Gold, ausgegeben am 1. November 2024 von der Swissmint. Foto © Swissmint.

Eine neue Schweizer Goldmünze

2024 erscheint also die neue 25 Franken-Goldmünze der Swissmint mit einer Auflage von 5.000 Stück in der Qualität „Polierte Platte“. Sie ist damit die dritte 25 Franken-Gedenkmünze, die jährlich von der Swissmint ausgegeben wird. Erstmals wird sie eine Randinschrift aufweisen, und zwar das für die Schweizer Numismatik so typische DOMINUS PROVIDEBIT (der Herr wird [für uns] sorgen) mit den gewohnten 13 Sternen. Dabei haben diese 13 Sterne keinen symbolischen Gehalt. Sie waren eine technische Notwendigkeit des 19. Jahrhunderts: Die gesamten Zeichen des Prägerings mussten gefüllt werden, wenn nicht mit Buchstaben, so mit Sternen.

Eine kleine numismatische Sensation

Wenn man Ronnie Mocker, den Geschäftsleiter der Swissmint darauf anspricht, wie sich die 25 Franken-Serie weiterentwickeln wird, lächelt er geheimnisvoll. „Sie sind ja etwas ganz besonderes, unsere Schweizer 25 Franken. Sie haben den alten Goldgehalt der Vrenelis, also nicht .9999er Gold, sondern 900er. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.“

Das sieht auch Jan Niklas Betz, Leiter Marketing & Verkauf der Swissmint: „Ich darf unseren Kunden jetzt schon verraten, dass wir planen, die 25 Franken auch 2026 herauszugeben, dann aber nicht in Polierter Platte, sondern in Umlaufqualität und in größeren Mengen. Das bedeutet, dass wir sie möglichst nahe am Goldwert verkaufen können. Die 5.000 Stück von 2024 sind ein ganz besonderer Proto-Typ.“

Eine neue Goldmünze der Swissmint in der Nachfolge des Vreneli? Das könnte ein Erfolg werden! Erst am 22. Oktober 2024 erschien eine Studie, der man entnehmen konnte, dass die Schweizer rund 200 Tonnen Gold im Wert von knapp 15 Milliarden Franken zu Hause aufbewahren.

Wie ich persönlich die Schweizer kenne, würden sie das gerne in Goldmünzen des eigenen Landes tun.

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