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Carl Theodor in Bayern: Alter Adel in einer neuen Rolle

von Ursula Kampmann

Im Rahmen der Künker-Ordensauktion Ende Oktober versteigert das Osnabrücker Auktionshaus den Ordens-Nachlass von Carl Theodor Herzog in Bayern. Carl Theodor zählt zu den interessantesten Gestalten der bayerischen Geschichte. Im Gegensatz zu seiner Schwester Sisi gelang es ihm, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen: als Augenarzt.

Inhalt

Hochzeitsbild von Carl Theodor und seiner zweiten Frau Maria José von Portugal. Links davon: Medaille auf den Tod von Carl Theodor am 30. November 1909. Aus Auktion Künker 415 (28. Oktober 2024), Los 308.

Hochzeitsbild von Carl Theodor und seiner zweiten Frau Maria José von Portugal. Links davon: Medaille auf den Tod von Carl Theodor am 30. November 1909. Aus Auktion Künker 415 (28. Oktober 2024), Los 308.

Die Eltern des am 9. August 1839 geborenen Carl Theodor führten alles andere als eine glückliche Ehe. Sie hatten heiraten müssen, nicht etwa weil ein Kind unterwegs war, sondern weil so die beiden Wittelsbacher Linien enger zusammengeführt wurden. Während Ludovica eine relativ spät geborene Tochter des regierenden Herrschers Max I. Joseph war, stammte Max in Bayern aus der jüngeren Pfälzer Linie, die keine Ansprüche auf den bayerischen Thron hatte, solange die ältere Linie existierte. Nun war Max zum Zeitpunkt der Ehe gerade einmal 20 Jahre alt und sträubte sich heftig gegen eine frühe Heirat; und Ludovica liebte von ganzem Herzen Dom Miguel, den portugiesischen Thronprätendenten. Der liebte sie ebenfalls und hatte bereits offizielle Schritte unternommen, um sie zur Königin von Portugal zu machen. Doch die Familien waren dagegen. Sie befahlen Max und Ludovica die Heirat, und so gehorchten sie.

Geschwister der Kaiserin Elisabeth von Österreich auf der Veranda des Schlosses Possenhofen, von links: Sophie (1847-1897), Max Emanuel (Mapperl, 1849-1893), Carl Theodor (Gackel, 1839-1909), Helene (Nené, 1834-1890), Ludwig Wilhelm (Louis, 1831-1920), Mathilde (Spatz, 1843-1925) und Marie (1841-1925), Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1855.

Geschwister der Kaiserin Elisabeth von Österreich auf der Veranda des Schlosses Possenhofen, von links: Sophie (1847-1897), Max Emanuel (Mapperl, 1849-1893), Carl Theodor (Gackel, 1839-1909), Helene (Nené, 1834-1890), Ludwig Wilhelm (Louis, 1831-1920), Mathilde (Spatz, 1843-1925) und Marie (1841-1925), Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1855.

Eine Erziehung zwischen Pflicht und Selbstverwirklichung

Pflichtschuldigst zeugte Herzog Max alle ein bis zwei Jahre ein Kind. Liebevoll zog Ludovica ihre Kinder in Schloss Possenhofen auf und kümmerte sich um ihre Erziehung. Ihren Mann bekam sie dabei kaum zu Gesicht. Der zog es vor zu reisen, zu jagen und in einfachen Gasthäusern Zither zu spielen. Er baute sich ein prachtvolles Palais in München mit einer Zirkusmanege, in der er selbst als Kunstreiter auftrat. In der bayerischen Hauptstadt unterhielt er seine zweite Familie. Seine drei unehelichen Kinder dürften ihn öfter gesehen haben als seine Ehefrau Ludovica.

Carl Theodor sah also im engsten Familienkreise, welch unterschiedliche Lebensmodelle die moderne Zeit dem alten Hochadel bot. Auf der einen Seite seine Mutter: ganz den Idealen von Pflicht und Familie verschworen; auf der anderen Seite sein Vater, der tat, was er wollte, ganz gleich wie sehr es andere verletzen mochte.

Los 362: Offizielle Erinnerungs-Medaille von Konrad Lange auf die Vermählung von Kaiser Franz Joseph I. mit Elisabeth, Herzogin in Bayern am 24. April 1854 in Wien. Medaillenpaar der Silbernen Medaille in originaler Präsentations-Schatulle. Wohl aus dem Nachlass von Carl Theodor in Bayern als Erinnerung an die Hochzeit. Stempelglanz. Schätzung: 2.000 Euro.

Los 362: Offizielle Erinnerungs-Medaille von Konrad Lange auf die Vermählung von Kaiser Franz Joseph I. mit Elisabeth, Herzogin in Bayern am 24. April 1854 in Wien. Medaillenpaar der Silbernen Medaille in originaler Präsentations-Schatulle. Wohl aus dem Nachlass von Carl Theodor in Bayern als Erinnerung an die Hochzeit. Stempelglanz. Schätzung: 2.000 Euro.

Die Kinder von Herzog Max und Ludovica wuchsen in einer Zeit auf, in der sich die Welt so schnell änderte, wie sie es nie zuvor getan hatte. Plötzlich wurden andere Lebensentwürfe möglich. Ludwig Wilhelm zum Beispiel, der älteste Sohn von Herzog Max, verzichtete auf sein Erstgeburtsrecht, um die Schauspielerin Henriette von Wallersee zu heiraten. Schwester Sisi dagegen wurde widerstrebend Kaiserin und sollte sich Zeit ihres Lebens, wann immer möglich, den imperialen Pflichten entziehen. An ihre Hochzeit erinnern zwei Medaillen in einer Präsentations-Schatulle. Sie stammt wahrscheinlich aus dem Besitz Carl Theodors, der sie wie die anderen adligen Hochzeitsgäste als Souvenir erhielt.

Los 355: Orden vom Goldenen Vlies. Halsdekoration der Ordensritter mit Coulant, kleinere Ausgabe. Aus dem Besitz von Carl Theodor in Bayern. Schätzung: 10.000 Euro.

Los 355: Orden vom Goldenen Vlies. Halsdekoration der Ordensritter mit Coulant, kleinere Ausgabe. Aus dem Besitz von Carl Theodor in Bayern. Schätzung: 10.000 Euro.

Der Kaiser scheint seinen jüngeren Schwager sehr geschätzt zu haben. Jedenfalls nahm er ihn am 4. März 1859 feierlich als 968. Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies auf. Dies war eine große Ehre, die in den Jahren 1853 bis 1861 jeweils nur ein bis zwei Männern zuteil wurde.

Carl Theodor in Uniform. Kabinettsfotographie aus dem 19. Jahrhundert.

Carl Theodor in Uniform. Kabinettsfotographie aus dem 19. Jahrhundert.

Carl Theodors militärische Karriere

Mit 14 Jahren war Carl Theodor alt genug, die ihm zugeteilte militärische Laufbahn zu ergreifen. Genau wie seine beiden Brüder wählte er die damals angesehenste Waffengattung: die Kavallerie. Am 12. Oktober 1853 wurde er Unterlieutenant im Königlich Bayerischen 4. Chevaulegers-Regiment. Für die verschiedenen Stationen der militärischen Laufbahn des jungen Wittelsbachers vergleichen Sie bitte Michael Autengrubers Text im Künker Ordenskatalog.

 Los 325: Prunkvoller Chevaulegers-Geschenk-Säbel, angefertigt und verschenkt zum 50-Jahr-Jubiläum des Dienstantritts von Carl Theodor im Bayerischen Heer. Schätzung: 10.000 Euro.

Los 325: Prunkvoller Chevaulegers-Geschenk-Säbel, angefertigt und verschenkt zum 50-Jahr-Jubiläum des Dienstantritts von Carl Theodor im Bayerischen Heer. Schätzung: 10.000 Euro.

Ein Zeugnis dieses Lebensabschnittes ist ein prunkvoller Chevaulegers-Geschenk-Säbel, den das königlich bayerische 3. Chevaulegers Regiment seinem Inhaber Herzog Carl Theodor in Bayern am 11. Oktober 1903 anlässlich seines goldenen Dienstjubiläums überreichte. Der prunkvolle Säbel aus Damaszenerstahl wurde in Solingen angefertigt und zeigt neben einem prachtvollen Jugendstil-Dekor auf der Klinge eine Widmung von den Offizieren des Regiments an ihren General. Zu diesem Zeitpunkt lag der aktive Dienst von Carl Theodor natürlich schon lange zurück. Er war – wahrscheinlich im Jahr 1867 – aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.

Identitätskrise

Am 11. Februar 1865 heiratete Carl Theodor die 19-jährige Sophie von Sachsen. Am 24. Dezember 1865 kam ihr gemeinsames Kind auf die Welt. Nur wenige Monate später rückte Carl Theodor ein, denn der Deutsche Krieg hatte begonnen. Ohne groß dessen Ablauf zu skizzieren, soll an dieser Stelle nur erwähnt werden, dass dieser heute fast vergessene Krieg für das Habsburgerreich und Süddeutschland eine demütigende Niederlage darstellte. Auf dem Schlachtfeld von Königgrätz verloren die Verbündeten 5.658 Männer. Von 7.410 Soldaten wurde das Verbleiben nie geklärt. 22.170 Personen gerieten in Gefangenschaft.

Ende August 1866 war der Spuk schon wieder vorbei. Die bayerischen Truppen kehrten deprimiert in ihre Quartiere zurück. Carl Theodor eilte heim zu seiner Gattin Sophie, die seit der Geburt ihrer Tochter dahinsiechte. Der geschlagene Soldat verlor auch den Kampf um das Leben seiner Frau. Sie starb am 9. März 1867 mit nicht ganz 22 Jahren an einer Grippe.

Ihr Tod traf Carl Theodor schwer. Er schied aus dem aktiven Heeresdienst aus und begann in München ein Studium. Zunächst war er sich nicht sicher, auf welches Fach er sich konzentrieren sollte: Die philosophische Fakultät mit Geschichte und allen ihren anderen schöngeistigen Fächern? Jura oder Nationalökonomie? Erst nach einiger Zeit kristallisierte sich Carl Theodors Begeisterung für die Medizin heraus. Diese Entscheidung dürfte auf große Überraschung und wohl auch Widerstand gestoßen sein. Der Münchner Professor Theodor von Bischoff zum Beispiel äußerte große Vorurteile gegen den Spätberufenen: „Ich nehme Sie, aber nicht weil sie ein Prinz sind, sondern obwohl Sie das sind“, soll er gesagt haben.

Theodor Billroth operiert, Gemälde von Franz Seligmann aus dem Jahr 1888-1890. Zu diesem Zeitpunkt hatte Carl Theodor bereits als Augenarzt von sich reden gemacht. Der Maler porträtierte Carl Theodor unter den Studenten. Vielleicht war das ein Grund für den großen Erfolg des Gemäldes, das 1890 im Münchner Glaspalast ausgestellt wurde.

Theodor Billroth operiert, Gemälde von Franz Seligmann aus dem Jahr 1888-1890. Zu diesem Zeitpunkt hatte Carl Theodor bereits als Augenarzt von sich reden gemacht. Der Maler porträtierte Carl Theodor unter den Studenten. Vielleicht war das ein Grund für den großen Erfolg des Gemäldes, das 1890 im Münchner Glaspalast ausgestellt wurde.

Eine ganz anderes Leben

1870/1 musste Carl Theodor als Oberst der Reserve wieder einrücken. Er nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil, nur um danach sofort die Uniform wieder auszuziehen und weiterzustudieren. Weil damals Wien das Zentrum der modernen Medizin war, studierte Carl Theodor einige Semester dort. Er zählte zu den Studenten des berühmten Chirurgen Theodor Billroth. Es war aber nicht die Chirurgie, die Carl Theodor faszinierte, sondern die Ophtalmologie, die Augenheilkunde.

Wir können es uns heute nicht mehr vorstellen, was es für Menschen bedeutete, wenn ihr Augenlicht plötzlich nachließ. Eine Brille oder gar eine teure Operation konnten sich nur die Reichen leisten. Wer wie die meisten Menschen damals von der Hand in den Mund lebte, wurde invalide und ein Bettler. Und da entdeckte eine kleine Gruppe von Ärzten plötzlich, wie einfach es war, den Betroffenen zu helfen. Ferdinand Arlt zum Beispiel, der damals in Wien unterrichtete, erkannte die Ursache der Kurzsichtigkeit und perfektionierte die Star-Operation. Zu seinen Schülern gehörte der in der Numismatik bestens bekannte Josef Brettauer, der nicht nur die damals größte Münz- und Medaillensammlung zu medizinischen Themen zusammentrug, sondern auch 1884 die Lokalanästhesie am Auge mittels Kokain einführte. Eduard Jaeger von Jaxtthal, damals ebenfalls in Wien tätig, unterschied die verschiedenen Formen von Star und entwickelte die bis heute noch in jeder Augenarztpraxis verwendeten Schriftskalen. Damit besaßen die Ärzte einen gleichbleibenden Maßstab, um das Nachlassen des Sehvermögens zu bewerten.

Carl Theodor war fasziniert. Er hospitierte bei Ferdinand Arlt in Wien, ging dann zu Johann Friedrich Horner nach Zürich. Der war nicht nur ein Augenarzt von Weltruf, sondern hatte auch eine eigene Privatklinik eröffnet, in der jeder zweite Patient kostenlos operiert wurde. Carl Theodor wird sich das genau angesehen haben, denn bald sollte er ähnliche Pläne verwirklichen.

Hochzeitsbild von Carl Theodor und seiner zweiten Frau Maria José von Portugal.

Hochzeitsbild von Carl Theodor und seiner zweiten Frau Maria José von Portugal.

Ein neues Glück mit einer engagierten Frau

Noch während des Studiums heiratete Carl Theodor am 29. April 1874 Maria José von Braganza, Tochter des portugiesischen Königs, also des Mannes, den seine Mutter Ludovica geliebt hatte. Maria José wurde Carl Theodor eine kongeniale Partnerin, die zwar selbst nicht Medizin studierte, aber ganz in der Arbeit ihres Mannes aufging. Dabei beschränkte sie sich nicht auf die traditionelle Rolle der Frau bei der Armenfürsorge, sondern assistierte ihrem Mann als Krankenschwester bei seinen Operationen.

Im Herbst 1879 legte Carl Theodor nämlich sein Staatsexamen in Medizin an der Ludwigs-Maximilians-Universität mit höchster Auszeichnung ab. Nach den zwei ausgedehnten Praktika in Wien und Zürich arbeitete er ab 1885 kostenlos im Distriktkrankenhaus von Tegernsee, damals eines von vielen, schlecht ausgestatteten Regionalkrankenhäusern in Bayern.

Im Frühjahr 1887 berichtete Walter Lund für die Gartenlaube über die segensreiche Arbeit des Wittelsbachers: „Der größere Theil des Jahres gehört seiner Thätigkeit in Tegernsee, dessen Distriktskrankenhaus zahlreiche Klienten des fürstlichen Arztes auf dessen Kosten beherbergt. Mit dem ersten Frühlingshauche aber kehrt der von Hunderten sehnsüchtig erwartete Herzog in der Gartenstadt an der Passer ein. In der Zeit vom 20. März bis 1. Juni 1886 hat Herzog Karl Theodor in Meran 200 Operationen vollzogen, darunter nicht weniger als 76 Staarextraktionen. Sein Ambulatorium war von 1160 augenkranken Personen besucht. … Die meisten Patienten aber werden ihm um so dankbarer sein, als sie von ihm nicht nur unentgeltliche Hilfe, sondern auch Arznei, Pflege und mannigfache Unterstützung erhalten haben.“

Unter einem Ambulatorium verstand man im 19. Jahrhundert etwa das, was wir heute als „Ärzte ohne Grenzen“ kennen: Carl Theodor brachte seine Ausstattung mit, mietete für zweieinhalb Monate Praxisräume und arbeitete dort genauso engagiert wie seine modernen Nachfolger: In den 10 Wochen seines Aufenthalts führte er durchschnittlich 116 Behandlungen inklusive 20 Operationen pro Woche durch. Dank ihm konnten Menschen ihr normales Leben wieder aufnehmen, die sonst zu Invaliden geworden wären.

 Los 284: Preismedaille des Landwirtschaftlichen Vereins für die Aussteller der Deutschen Molkerei-Ausstellung in München 1884. Goldmedaille zu 14 Dukaten von Alois Börsch im Originaletui. Aus dem Besitz von Carl Theodor in Bayern. Von äußerster Seltenheit. Polierte Platte. Schätzung: 3.500 Euro.

Los 284: Preismedaille des Landwirtschaftlichen Vereins für die Aussteller der Deutschen Molkerei-Ausstellung in München 1884. Goldmedaille zu 14 Dukaten von Alois Börsch im Originaletui. Aus dem Besitz von Carl Theodor in Bayern. Von äußerster Seltenheit. Polierte Platte. Schätzung: 3.500 Euro.

Landwirtschaftliche Interessen

Carl Theodor tat aber noch mehr. So betrieb er ein Mustergut in Kaltenbrunn, das seine Mutter Ludovica geerbt hatte und das nach ihrem Tod in seinen Besitz überging. Für seine Leistungen in der Viehwirtschaft, der Milchgewinnung und Käseherstellung erhielt er 1884 anlässlich der großen Deutschen Molkerei-Ausstellung in München eine Goldmedaille für seine Leistungen.

Los 285: Prämienmedaille in Gold zu 14 Dukaten für Verdienste um die Medizin aus Anlass des 70. Geburtstags von Carl Theodor am 9. August 1909 im Originaletui. Aus dem Besitz von Maria José. Nur zwei Exemplare in Gold geprägt. Stempelglanz. Schätzung: 5.000 Euro.

Los 285: Prämienmedaille in Gold zu 14 Dukaten für Verdienste um die Medizin aus Anlass des 70. Geburtstags von Carl Theodor am 9. August 1909 im Originaletui. Aus dem Besitz von Maria José. Nur zwei Exemplare in Gold geprägt. Stempelglanz. Schätzung: 5.000 Euro.

Die Münchner Augenklinik

1888 starb Vater Max und Carl Theodor wurde Chef des Hauses. Das beinhaltete auch das Verfügungsrecht über das Familienvermögen. Und damit besaß Carl Theodor das Geld, um in München eine Augenklinik zu bauen und zu unterhalten. Zusammen mit seiner Frau erwarb er in der Nymphenburger Straße 43 ein Wohnhaus, wo er unter dem Namen „Wohltätigkeitsanstalt für unbemittelte Augenkranke“ eine Augenklinik eröffnete.

Die Einrichtung verfügte über 56 Betten, und der Aufenthalt war für minderbemittelte Patienten vollständig kostenlos. Sie erhielten dort die beste Versorgung, die damals möglich war. Carl Theodor rettete in den Jahren zwischen 1895 und 1909 mehr als 5.000 Patienten durch eine Staroperation das Augenlicht. Seine Frau Marie José übernahm neben der Schwesternrolle die Organisation der Klinik.

 Los 308: Medaille auf den Tod von Carl Theodor am 30. November 1909 im Originaletui. Aus dem Besitz von Maria José. Äußerst selten. Vorzüglich. Schätzung: 25 Euro.

Los 308: Medaille auf den Tod von Carl Theodor am 30. November 1909 im Originaletui. Aus dem Besitz von Maria José. Äußerst selten. Vorzüglich. Schätzung: 25 Euro.

Am 30. November 1909 starb Carl Theodor auf Grund eines Nierenversagens in Kreuth. Er wurde in der herzoglichen Familiengruft der Tegernseer Kirche bestattet. Seine Frau führte sein Werk weiter. Sie machte seinen Assistenten, Heinrich Zenker, zum medizinischen Leiter des Krankenhauses. Sie selbst zog sich nicht etwa zurück, sondern leitete die Klinik weiterhin.

Los 340: Gruppe von fünf verschiedenen Damenauszeichnungen des Ersten Weltkriegs. Aus dem Besitz von Maria José. Schätzung: 50 Euro.

Los 340: Gruppe von fünf verschiedenen Damenauszeichnungen des Ersten Weltkriegs. Aus dem Besitz von Maria José. Schätzung: 50 Euro.

Marie José: Viel mehr als die Frau an seiner Seite

Marie José überlebte ihren Mann um mehr als 30 Jahre. Und sie sorgte dafür, dass sein Werk fortgeführt wurde.

Als der Erste Weltkrieg begann, funktionierte sie die Augenklinik im Sommer 1914 in ein ziviles Lazarett um. Anders als viele Standesgenossinnen, die nun ebenfalls die Schwesterntracht anlegten, wusste Marie José genau, was zu tun war. So schaffte sie für ihre Klinik einen Röntgenapparat an, wie er vorher für die Augenoperationen nicht notwendig gewesen war. Mit ihm optimierte man die Behandlung der zertrümmerten, mit Schrapnell-Teilen durchsetzten Glieder. Die Herzogin scheint selbst für das Bedienen des Röntgenapparats und die Interpretation der Bilder zuständig gewesen zu sein.

Um den Bestand der Augenklinik auch nach ihrem Tod zu garantieren, richtete Marie José im Jahr 1917 eine Stiftung ein. Und so gibt es die Augenklinik Herzog Carl Theodor bis heute. Sie ist das Vermächtnis eines Ehepaars, das ihren alten Adel nicht als Privileg, sondern als Verpflichtung empfunden hat. Carl Theodor und Marie José sind ihren eigenen, unkonventionellen Weg gegangen, ohne zu vergessen, sich dabei für ihre ärmeren Mitmenschen einzusetzen.

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