Es tut sich was in der Swissmint!
von Ursula Kampmann
Neue Website, neuer Webshop, neues Layout der Kundenzeitschrift, dies sind nur einige der Neuerungen, mit denen uns die Swissmint überrascht. Sie hat sich in den letzten zwei Jahren radikal gewandelt. Ursula Kampmann erzählt, in wie fern.
Inhalt
Da staunten Bundesangestellte und Besucher, als sie am frühen Morgen des 1. Juli 2023 zur Offenen Bundesmeile kamen: Statt wie erwartet vor Bundeshaus oder Nationalbank hatte sich die längste Schlange vor dem Eidgenössischen Finanzdepartement gebildet. Interessieren sich wirklich so viele Schweizer für die staatlichen Finanzen, mag sich mancher Politiker gefragt haben. Aber nein! Verantwortlich für das große Interesse war etwas anderes. Die Swissmint hatte dort ihren Verkaufsstand aufgebaut. Sie bot im Rahmen des großen Jubiläums ihre Sondermünze zu 175 Jahren Bundesverfassung an. Ein großer Erfolg, nicht nur wegen der hohen Verkaufszahlen. Mancher Bundesangestellte realisierte erst durch diesen Andrang, welch zentrale Rolle die Münzprägung immer noch in der staatlichen Kommunikation spielt.
Der geglückte Spagat
Denn jede staatliche Münzstätte ist mit einem grundlegenden Problem konfrontiert: Wie schafft sie es, auf der einen Seite die staatlichen Werte zu vermitteln und gleichzeitig attraktive Produkte für Sammler und (Noch)-Nicht-Sammler zu schaffen? Für den Sammler braucht es eine emotionale Verbindung zwischen Münze, Münzstätte und ihm selbst, die ihn veranlasst, alles zu kaufen, was eine Münzstätte herausgibt. Für (Noch)-Nicht-Sammler braucht es packende Themen und interessante Designs, um sie zum Kauf zu verlocken und vielleicht irgendwann selbst Sammler zu werden.
Was so leicht klingt, ist eine schwierige Aufgabe. Schließlich gilt es einen Spagat zu bewältigen. Ach was, einen, gleich mehrere! Schließlich gibt es einen Mentalitätsunterschied zwischen langjährigen, loyalen Sammlern und jungen Menschen, die man für das Sammeln gewinnen will. Dazu existiert eine tiefe Kluft zwischen Themen, die für hohe Verkaufszahlen sorgen, und unserer modernen Welt, in der man eben nicht mehr mit Windjammer und Dampflokomotive reist. Zusammengefasst: Man muss eine Brücke zwischen staatlichen Werten und den verschiedenen Segmenten der Popkultur bauen. Kurz: jedes Jahr Sondermünzen herauszugeben, die allen gefallen, ist genauso schwer wie die Quadratur des Kreises.
Dass es der Swissmint trotzdem gelungen ist, ein eher „trockenes“ Thema wie 175 Jahre Bundesverfassung so breitenwirksam unterzubringen, ist eine große Leistung. Ronnie Mocker, Geschäftsleiter der Swissmint, erklärt den Erfolg folgendermaßen: „Uns ist wichtig, die Schweizer Münzprägung an die Entwicklungen und Notwendigkeiten der heutigen Zeit anzupassen, ohne unsere Identität dabei zu verlieren. Wir nutzen die modernsten Mittel der Kommunikation sowie die klassischen Kanäle, um allen Schweizer Bürgern unsere Begeisterung für die Numismatik zu vermitteln. Und nicht nur den Schweizern. Wir möchten den Sammlern weltweit zeigen, dass die kleine Schweiz tolle Münzen macht. Technisch und künstlerisch.“
Ein wirksamer Auftritt bei der WMF
Ja, die Swissmint orientiert sich um, und zwar ganz stark in Richtung ihrer Sammler. Sie will ihnen auf Augenhöhe begegnen, im virtuellen Raum des Internets genauso wie in der realen Welt der Münzenmessen. Und dabei soll sie niemand übersehen! Umgesetzt wurde das erstmals bei der World Money Fair 2024 in Berlin. Niemand ging am neuen Stand der Swissmint vorbei. Die im knalligen Schweizerrot gehaltene Rückwand mit dem weißen Kreuz wurde zu dem Orientierungspunkt der Halle. Der Zustrom war dementsprechend. Jan Niklas Betz, stellvertretender Leiter der Swissmint und verantwortlich für ihr Marketing, meint dazu: „Ich wollte, dass man den Stand der Swissmint von überall sehen kann. Das ist uns gelungen. Wir hatten viele Besucher und gute Gespräche. Viele hatten uns vorher am alten Ort mit der zurückhaltenden Dekoration kaum wahrgenommen. Ich weiß, traditionell lieben Schweizer eher ein gewisses Understatement. Aber das können wir uns heute im internationalen Vergleich nicht mehr leisten. Schließlich hat die Schweiz so viel, auf das wir stolz sein können. Deshalb möchten wir unsere Geschichten sichtbarer erzählen.“
Neues Design, attraktivere Angebote
Das tut die neue Swissmint – und zwar auf allen Kanälen. Zuerst erfuhr das Design der beliebten Swissmint Kundezeitschrift ein zeitgemäßes Update. Dann wurden die Auftritte in den sozialen Netzwerken überholt und erweitert. Schauen Sie sich selbst den Facebook Auftritt der Swissmint an: Mit seinen witzigen Filmchen ist er eine echte Bereicherung für jeden Sammler, der auf dem Laufenden bleiben will.
Der nächste Coup war die neue Website im modernen Design. Das kam für viele Kenner der Szene überraschend. Schließlich ist die Swissmint eine Bundesbehörde und muss sich den graphischen Vorgaben der Schweizerischen Bundesverwaltung anpassen. Sie tut es: Es gibt eine Website mit dem traditionellen Auftritt und eine andere für die Vermarktung der Sondermünzen. Jan Niklas Betz lacht: „Warum nicht das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wir können beides: Zeitgenössisches Auftreten UND eidgenössische Solidität.“
Der neue Swissmint Webshop mit dem CH-Login
Seit dem 2. April 2024 ist auch der virtuelle Shop der Swissmint neu. Ganz abgesehen von der attraktiveren Optik ist die Technik dahinter wesentlich moderner und erlaubt den Kunden gerade bei höherer Frequenz ein wesentlich besseres User-Erlebnis. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass das System zusammenbricht, weil zu viele Kunden gleichzeitig ihre neuen Sondermünzen bestellen, ist wesentlich niedriger als beim alten Shop.
Wenn also am 22. April 2024 der Erstverkaufstag für die Silbermünze Luftseilbahn Schilthorn ansteht, ist der neue Shop bestens auf den zu erwartenden Ansturm gerüstet. Wobei potentielle Käufer sofort etwas tun sollten, um später den Kaufvorgang zu beschleunigen: Sich bei eGovernment eine Identität anlegen.
Als Bundesbehörde ist die Swissmint nämlich am System eGovernment beteiligt. Mit anderen Worten, wer seine Daten bei eGovernment hinterlegt, kann problemlos mit seinem Passwort bei der Swissmint Münzen bestellen – und noch auf so manch andere staatlichen Dienstleistungen zugreifen.
Natürlich muss ein potentieller Käufer keine solche Identität haben. Er kann auch als Gast bestellen. Aber wer die Abkürzung eGovernment nimmt, erspart sich Zeit und Mühe. Sollten Sie also planen, sich am 22. April 2024 ihre Sondermünze zu sichern, dann melden Sie sich schon jetzt für die eGovernment Identität an.
Dabei sein, wenn das Schweizer Geld entsteht
In der Nacht vom 15. auf den 16. März 2024 drängten sich die Berner vor der Swissmint, weil sie glaubten, nur so einen Blick in die Münzstätte werfen zu können. Tatsächlich muss man nicht auf eine besondere Gelegenheit warten, um die Swissmint zu besichtigen. Seit neuestem bietet sie regelmäßige Führungen an. Die Buchung ist kinderleicht über die Website zu erledigen. Wobei man sich schon beizeiten entschließen sollte, vor allem wenn man mit mehreren Personen teilnehmen will. Die Führungen sind ziemlich schnell ausgebucht.
Wer an so einer Führung teilnimmt, erfährt nicht nur, wie das Schweizer Geld entsteht. Er hat auch die Möglichkeit, danach die neue Boutique der Swissmint zu sehen. Dort gibt es die aktuellsten Schweizer Münzen zu kaufen – und einige besondere Highlights aus der Schweizer Münzprägung zu besichtigen.
Es tut sich also was in der Swissmint, und dazu sagt Ronnie Mocker, Leiter Swissmint: „Es ist für uns von entscheidender Bedeutung, dass wir mit der Zeit gehen. Natürlich hören wir immer wieder von langjährigen Kunden, dass sie sich schwer tun mit der Veränderung. Das tut uns leid, und wenn möglich kommen wir ihnen entgegen. Aber wir dürfen nicht nur an unsere Stammkundschaft denken. Es geht um die Zukunft der Schweizer Numismatik. Die bleibt nur so lange attraktiv, wie es uns als Münzstätte gelingt, uns auf die neue Zeit einzustellen. Denn unsere langjährigen Kunden sind zumeist männlich, im fortgeschrittenen Alter und werden weniger. Durch die Verjüngung und Modernisierung möchten wir eine neue und jüngere Kundschaft für die Münzen der Swissmint begeistern. Wenn wir nichts tun würden, dann würde sich das irgendwann rächen. Vielleicht nicht in den nächsten fünf Jahren, aber in zehn, zwanzig oder dreißig. Schon viele staatliche Münzstätten wurden mit einem Federstrich aufgelöst, obwohl sie seit Jahrhunderten existiert haben. Das wird uns nicht passieren. Deshalb haben wir es zu unserem zentralen Anliegen gemacht, dass die Schweizer stolz sind auf ihre Münzstätte!“
Jan Niklas Betz fügt hinzu: „All diese Änderungen in so kurzer Zeit waren ein großes Wagnis. Aber wir haben für unseren Wandel so viel positives Feedback bekommen, dass wir sicher sind, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir freuen uns über jeden einzelnen Sammler und jeden neuen Kunden, der sich darauf einlässt, diesen Weg mit uns zu gehen!“