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Münzen und Medaillen der Päpste: Botschafter der katholischen Kirche

Am 18. März 2024 versteigert das Auktionshaus Künker eine Spezialsammlung mit Münzen und Medaillen der Päpste. Diese Prägungen dienten dem Oberhaupt der katholischen Kirche wohl etwa seit Ende des 16. Jahrhunderts in erster Linie dazu, die kirchliche Politik weltweit bekannt zu machen. Ihre Funktion als Münzen im Zahlungsverkehr dürfte dagegen eher zweitrangig gewesen sein.

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Los 1399: Clemens X. Medaille auf das Heilige Jahre von 1675 von Giovanni Martino Hamerani. Hintergrund: Edyttka1388 via Pixabay.

Los 1399: Clemens X. Medaille auf das Heilige Jahre von 1675 von Giovanni Martino Hamerani. Hintergrund: Edyttka1388 via Pixabay.

Die vielseitigen Darstellungen inspirierten Sammler, die künstlerisch hochwertigen Stücke systematisch zu sammeln. Man kann also durchaus sagen, dass die zahlreichen Münz- und Medaillenemissionen der Päpste hauptsächlich zu repräsentativen Zwecken und zum Verkauf an Sammler geprägt wurden. Man darf darin ein ähnliches Phänomen sehen, wie wir es von den Euros des Vatikans kennen, die im täglichen Umlaufgeld ja auch nicht zu finden sind.

Pius XI. Jahresmedaille von Aurelio Mistruzzi von 1930. Prachtexemplar. Vorzüglich bis Stempelglanz / Stempelglanz. Schätzung: 100 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1817.Am 11. Februar 1929 schloss der Heilige Stuhl mit dem damaligen Königreich Italien die Lateranverträge, in denen die Frage nach dem Status der Vatikanstadt gelöst wurde. Dies war notwendig geworden, nachdem 1870 der Kirchenstaat untergegangen war. Darin stand, dass der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vatikans garantiert. Im Gegenzug erkannte der Heilige Stuhl an, dass Rom Hauptstadt Italiens sein dürfe. Der heutige Vatikan umfasst allerdings nur einen winzigen Bruchteil der Gebiete, die Mitte des 16. Jahrhunderts dem Papst unterstanden.

Pius XI. Jahresmedaille von Aurelio Mistruzzi von 1930. Prachtexemplar. Vorzüglich bis Stempelglanz / Stempelglanz. Schätzung: 100 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1817. Am 11. Februar 1929 schloss der Heilige Stuhl mit dem damaligen Königreich Italien die Lateranverträge, in denen die Frage nach dem Status der Vatikanstadt gelöst wurde. Dies war notwendig geworden, nachdem 1870 der Kirchenstaat untergegangen war. Darin stand, dass der italienische Staat die politische und territoriale Souveränität des Vatikans garantiert. Im Gegenzug erkannte der Heilige Stuhl an, dass Rom Hauptstadt Italiens sein dürfe. Der heutige Vatikan umfasst allerdings nur einen winzigen Bruchteil der Gebiete, die Mitte des 16. Jahrhunderts dem Papst unterstanden.

Der Kirchenstaat: Territoriales Herrschaftsgebiet und Zentrum des frühen Tourismus

Mitte des 16. Jahrhunderts hatte das Papsttum den Zenit seiner Macht schon längst überschritten. Aus dem unumschränkten Herrscher über die Seelen der Gläubigen war ein italienischer Territorialfürst wie jeder andere auch geworden. Doch gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam es zu einer neuen Entwicklung: Rom hatte zwar seinen Rang als Zentrum der abendländischen Politik verloren, doch galt es nun als Hotspot des frühen Tourismus, als wichtigste Station während der Grand Tour.

Diese Grand Tour gehörte bald in ganz Europa unabdingbar zur Ausbildung des adligen Nachwuchses. Sie diente weniger der touristischen Erbauung. Vielmehr lernten die jungen Männer ganz praktisch, was sie brauchten, um einen der begehrten Verwaltungsposten im Fürstendienst zu ergattern. Sie schrieben und parlierten in lateinischer, italienischer und französischer Sprache, erprobten unter Anleitung ihres Begleiters, wie man sich in der feinen Gesellschaft bewegte, schlossen Freundschaften und politische Bündnisse, die viele Jahre halten sollten. Kurz, die Grand Tour erfolgreich absolviert zu haben, war Teil des Selbstverständnisses europäischer Adliger.

Natürlich legten sie Wert darauf, materielle Zeugnisse ihres Aufenthalts in der heiligen Stadt mitzubringen. Und weil der Transport teuer war, wurden kleine Gegenstände bevorzugt, und schon sind wir bei der Münzen- und Medaillenprägung der Päpste angelangt.

Innozenz XII. Testone 1695. Prachtexemplar. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzung: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1474.Der Testone zeigt eine Szene, wie sie auf päpstlichen Münzen und Medaillen immer wieder abgebildet ist: Auf der linken Seite sitzt der Papst auf der Kathedra, gekleidet in seinen Amtsornat mit Tiara. Rechts und links von ihm finden wir zwei Kardinäle, leicht erkennbar an ihren viereckigen Kopfbedeckungen, den Biretts. Im Feld rechts sehen wir zwei Musiker mit Posaunen. Sie kündigen mit lautem Schall an, was gleich passieren wird. Im Zentrum steht nämlich schon ein Mann auf einer Kanzel, der gleich eine päpstliche Bulle verlesen wird. Bei unserem Beispiel von 1695 handelt es sich um die Bulle Ecclesiae Catholicae. Sie richtete sich dezidiert an das Mainzer Domkapitel, das seine Macht als Wahlgremium zu nutzen versuchte, um sich als gleichberechtigte Institution im Mainzer Erzbistum durchzusetzen. Mit seiner Bulle untersagte der Papst einem zukünftigen Erzbischof von Mainz, Abmachungen mit dem Domkapitel einzuhalten, ohne sie vorher der römischen Kurie zur Absegnung vorzulegen.

Innozenz XII. Testone 1695. Prachtexemplar. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzung: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1474. Der Testone zeigt eine Szene, wie sie auf päpstlichen Münzen und Medaillen immer wieder abgebildet ist: Auf der linken Seite sitzt der Papst auf der Kathedra, gekleidet in seinen Amtsornat mit Tiara. Rechts und links von ihm finden wir zwei Kardinäle, leicht erkennbar an ihren viereckigen Kopfbedeckungen, den Biretts. Im Feld rechts sehen wir zwei Musiker mit Posaunen. Sie kündigen mit lautem Schall an, was gleich passieren wird. Im Zentrum steht nämlich schon ein Mann auf einer Kanzel, der gleich eine päpstliche Bulle verlesen wird. Bei unserem Beispiel von 1695 handelt es sich um die Bulle Ecclesiae Catholicae. Sie richtete sich dezidiert an das Mainzer Domkapitel, das seine Macht als Wahlgremium zu nutzen versuchte, um sich als gleichberechtigte Institution im Mainzer Erzbistum durchzusetzen. Mit seiner Bulle untersagte der Papst einem zukünftigen Erzbischof von Mainz, Abmachungen mit dem Domkapitel einzuhalten, ohne sie vorher der römischen Kurie zur Absegnung vorzulegen.

Ein wohl durchdachtes Mittel der päpstlichen Propaganda

Ob Münze, ob Medaille: die sorgsam gewählten Abbildungen entwickelten sich zu einem hervorragenden Medium, über das ein Papst seine religiösen, politischen und kulturellen Ziele kommunizieren konnte. Dank der eifrigen Souvenirjäger, die aus aller Welt nach Rom strömten, verbreiteten sich seine Botschaften auf den Prägungen in ganz Europa.

So entwickelte sich im Vatikan ein genau durchdachtes Emissionsprogramm, das alle Päpste nutzten. Es bestand nicht nur aus verschiedenen Münznominalen, sondern auch aus verschiedenen Typen von Medaillen. Diese waren häufig mit einem ganz bestimmten Anlass gekoppelt. So kennen wir Medaillen, die anlässlich der Wahl oder der Machtergreifung, der Fußwaschung, des heiligen Jahres oder von Heiligsprechungen geprägt wurden. Wir wissen von Verdienstmedaillen und Jahresmedaillen, nicht zu vergessen die vielen Sondermedaillen, wie zum Beispiel die Stücke mit Architekturdarstellungen, die eigens produziert wurden, um sie in die Fundamente von Gebäuden einzumauern.

Innozenz XIII. Medaille 1721 von Ermenegildo Hamarani. Originalprägung. Vorzüglich. Schätzung: 300 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1543.Medaillen wie diese verteilte Papst Innozenz XIII. im Rahmen seiner Possessio, nachdem er vom Vatikan zum Lateran gezogen war. Die Rückseite zeigt allerdings keine Prozession, sondern ist als Kommentar zur beabsichtigten Politik zu verstehen: Wie der auf der Medaille dargestellte hl. Michael will Innozenz den Teufel – symbolisiert durch den siebenköpfigen Drachen - vertreiben, um wie der Erzengel die Kirche zu schützen. Der Geist Gottes, symbolisiert in der Taube, ruht auf diesem Werk. Die Umschrift ist Psalm 104 entnommen und lautet in Übersetzung „Du wirst das Antlitz der Erde erneuern.

Innozenz XIII. Medaille 1721 von Ermenegildo Hamarani. Originalprägung. Vorzüglich. Schätzung: 300 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1543. Medaillen wie diese verteilte Papst Innozenz XIII. im Rahmen seiner Possessio, nachdem er vom Vatikan zum Lateran gezogen war. Die Rückseite zeigt allerdings keine Prozession, sondern ist als Kommentar zur beabsichtigten Politik zu verstehen: Wie der auf der Medaille dargestellte hl. Michael will Innozenz den Teufel – symbolisiert durch den siebenköpfigen Drachen – vertreiben, um wie der Erzengel die Kirche zu schützen. Der Geist Gottes, symbolisiert in der Taube, ruht auf diesem Werk. Die Umschrift ist Psalm 104 entnommen und lautet in Übersetzung „Du wirst das Antlitz der Erde erneuern.

Die Medaille der Machtergreifung

Beginnen wir mit der Medaille, die anlässlich der Machtergreifung, italienisch Possessio, hergestellt wurde. Sie spielte beim offiziellen Amtsantritt jedes Papstes eine enorme Rolle. Der dokumentierte sich durch eine prachtvolle Prozession. Der neu gewählte Papst zog – selbstverständlich nach einer gebührenden Vorbereitungszeit – auf einem weißen Maultier oder einem Schimmel an der Spitze all seiner Geistlichen vom Vatikan nach San Giovanni in Laterano. Dort erwartete ihn eine geistliche Abordnung, die ihm die Schlüssel zur Kirche aushändigte. An dieser Prozession wirkte ganz Rom mit. Jede soziale Gruppe übernahm ihre Rolle. Die Gilden und Nationen dekorierten die von ihnen bewohnten Straßenzüge und Stadtteile. Die Stadtverwaltung errichtete einen Triumphbogen. Und alle, die sonst keinen Anteil am Umzug hatten, standen am Straßenrand und jubelten.

Nachdem der Papst sich im Lateran niedergelassen hatte, verteilte er die so genannte Presbyteriumspende an alle Kardinäle. Dabei erhielt jeder eine goldene und eine silberne Medaille. Die dafür notwendigen Stücke bewahrte der oberste Schatzmeister in einem roten und einem weißen Damastsäckchen auf. Bei der Zeremonie nahm er für jeden die Stücke heraus, reichte sie dem Kardinaldiakon, der sie seinerseits an den Papst weitergab, der sie dann huldvoll in die aufgehaltenen Hände des Kardinals fallen ließ.

Natürlich erhielten nicht nur die Kardinäle solche Medaillen. Sie wurden an all die Bischöfe, wichtigen Beamten, Botschafter, römischen Adligen, hochrangigen Pilger und viele andere mehr verteilt. Die europäischen Herrscherhäuser erhielten ihr Exemplar durch den Nuntius, den päpstlichen Botschafter. Er übergab persönlich das kostbare Stück in der Audienz, in der er die Machtübernahme des neuen Papstes offiziell verkündete.

Wer immer es sich leisten konnte, bewahrte so eine Medaille als Zeichen der päpstlichen Gunst auf. Je nach Wertschätzung wurde sie entweder in die Münzsammlung gelegt, oder stolz an einer goldenen Kette getragen. So mancher versah seine Medaille sogar mit ein paar Löchern und nähte sie an seinen Hut.

Wer den Geldwert, den so eine Medaille besaß, brauchte, der verkaufte das kostbare Stück. Nachfrage gab es in Rom genug. Es hatte sich dort ein reger Münzhandel etabliert. Wer keine persönlichen Verbindungen zur katholischen Kirche besaß und deshalb bei Feierlichkeiten keine Medaille erhielt, kaufte die begehrten Stücke im Münzhandel. Jedenfalls wenn er über genügend Geld verfügte.

Clemens VIII. Jahresmedaille im Bronzeguss aus dem Regierungsjahr VII (=1598/99) von Giorgio Rancetti. Sehr schön. Schätzung: 100 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1348.1597 beanspruchte Clemens VIII. Ferrara als vakantes Lehen, weil Alfonso II. d’Este in diesem Jahr ohne Nachkommen gestorben war. Er zog Ferrara 1598 als erledigtes Lehen ein und integrierte es in den Kirchenstaat. Welch hohen Stellenwert dieses Vorgehen für Clemens hatte, zeigt die Tatsache, dass er es auf seiner Jahresmedaille thematisierte.

Clemens VIII. Jahresmedaille im Bronzeguss aus dem Regierungsjahr VII (=1598/99) von Giorgio Rancetti. Sehr schön. Schätzung: 100 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1348. 1597 beanspruchte Clemens VIII. Ferrara als vakantes Lehen, weil Alfonso II. d’Este in diesem Jahr ohne Nachkommen gestorben war. Er zog Ferrara 1598 als erledigtes Lehen ein und integrierte es in den Kirchenstaat. Welch hohen Stellenwert dieses Vorgehen für Clemens hatte, zeigt die Tatsache, dass er es auf seiner Jahresmedaille thematisierte.

Die Jahresmedaille

Auch am 29. Juni, am Fest der Heiligen Peter und Paul, fand jedes Jahr so eine Verteilung päpstlicher Medaillen statt. Das war in der frühen Neuzeit nicht ungewöhnlich. Jeder große Fürst, jeder kleine Adlige veranstaltete in der frühen Neuzeit mindestens einmal im Jahr eine Gabenzeremonie, bei der alle, mit denen er sich irgendwie verbunden fühlte, eine Gabe von ihm erhielten. Münzen und Medaillen waren dabei äußerst beliebt. Der Papst ließ zu diesem Anlass eine Medaille in drei verschiedenen Metallen ausgegeben, in Gold, Silber und Bronze. Ihre Rückseite bezog sich auf das wichtigste Ereignis des vergangenen Pontifikaljahres.

Wer nicht zu denen gehörte, die vom Papst bedacht wurden, konnte die Medaille beim päpstlichen Stempelschneider erwerben. Der durfte nämlich die von ihm geschnittenen Stempel behalten und nach Lust und Laune Nachprägungen anfertigen. Er verfügte über sie, konnte sie vererben und verkaufen. Das erklärt, warum es so viele wesentlich spätere Nachprägungen von päpstlichen Medaillen gibt.

Clemens X. Medaille auf das Heilige Jahre von 1675 von Giovanni Martino Hamerani. Vorzüglich. Schätzung: 50 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1399.Münzen und Medaillen mit der Darstellung der zentralen Zeremonie des Jubeljahres waren bei Touristen besonders beliebt. Die Münze präsentiert die offene Heilige Pforte, die normalerweise vermauert war und nur im Heiligen Jahr als Durchgang in die Kirche diente. Sie versprach demjenigen, der sie reuig durchschritt einen ganz besonderen Ablass. Um ihn zu gewinnen, strömen von allen Seiten Pilger herbei. Die Medaille zeigt den Papst beim Öffnen eben dieser Pforte. Hamerani bildet ihn in voller Amtstracht mit dem rituellen Hammer ab. Hinter ihm stehen die Bischöfe; noch weiter dahinter sehen wir die Hellebarden der Schweizer Garde. Rechts im Feld knien die Pilger und jubeln angesichts der offenen Pforte.

Clemens X. Medaille auf das Heilige Jahre von 1675 von Giovanni Martino Hamerani. Vorzüglich. Schätzung: 50 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1399. Münzen und Medaillen mit der Darstellung der zentralen Zeremonie des Jubeljahres waren bei Touristen besonders beliebt. Die Münze präsentiert die offene Heilige Pforte, die normalerweise vermauert war und nur im Heiligen Jahr als Durchgang in die Kirche diente. Sie versprach demjenigen, der sie reuig durchschritt einen ganz besonderen Ablass. Um ihn zu gewinnen, strömen von allen Seiten Pilger herbei. Die Medaille zeigt den Papst beim Öffnen eben dieser Pforte. Hamerani bildet ihn in voller Amtstracht mit dem rituellen Hammer ab. Hinter ihm stehen die Bischöfe; noch weiter dahinter sehen wir die Hellebarden der Schweizer Garde. Rechts im Feld knien die Pilger und jubeln angesichts der offenen Pforte.

Münzhandel in Rom

Wer also Münzen und Medaillen kaufen wollte, um sie über die Alpen zu bringen, der ging zunächst in die Via del Pellegrino, wo die Goldschmiede ihre Geschäfte hatten. War ihm die Neuprägung zu teuer, konnte er es in der Via dei Coronari versuchen, die ihren Namen nach den Rosenkränzen trägt, die Devotionalienhändler dort anboten. Selbstverständlich hatten die auch Medaillen im Portfolio. Und dann gab es da natürlich auch die Straßenhändler. Bei ihnen konnte man Glück haben und tatsächlich ein originales Stück erwerben, wesentlich häufiger erwarb man allerdings einen mehr oder weniger guten Abguss, wie sie sich ebenfalls noch heute in Sammlungen finden.

Clemens X. Piastra 1675. Fast vorzüglich. Schätzung: 500 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1387.

Clemens X. Piastra 1675. Fast vorzüglich. Schätzung: 500 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1387.

Mit anderen Worten, man war als Laie gut beraten, sich einen Kenner zu holen. Nicht allen, die sich so nannten, konnte man trauen. Zu viele Cicerones machten hervorragende Geschäfte, indem sie die ihnen Anvertrauten zu teuren Fehlkäufen animierten. Wohl dem, der sich wie die großen Herrscher Europas auf einen erfahrenen Antiquar als Münzhändler verlassen konnte. Ein Jacopo Strada, ein Fulvio Orsini oder ein Francesco Gottifredi kannte alle Tricks der halbseidenen Westentaschenhändler! Solche Faktoren, wie man sie damals nannte, kauften lieber ganze Sammlungen und vermittelten diese mit gutem Gewinn an ihre Auftraggeber.

Clemens IX. Fußwaschungsmedaille von Alberto Hamerani 1667/68. Sehr schön bis vorzüglich. Schätzung: 200 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1380.Fußwaschungsmedaillen oder Medaglia della Lavanda, wie sie bei der päpstlichen Kammer hießen, wurden am Gründonnerstag verteilt. Noch heute wäscht der Papst in Nachahmung des Vorbilds Christi während der kirchlichen Zeremonie zwölf auswählten Männern die Füße. Erhielten sie zunächst eine Goldmünze als Geschenk, ließ Papst Leo X. (1531-1521) als erster eigene Medaillen für diesen Zweck prägen. Bis 1870 wurden diese Medaillen ausgegeben.

Clemens IX. Fußwaschungsmedaille von Alberto Hamerani 1667/68. Sehr schön bis vorzüglich. Schätzung: 200 Euro. Aus Auktion Künker 403 (18. März 2024), Nr. 1380. Fußwaschungsmedaillen oder Medaglia della Lavanda, wie sie bei der päpstlichen Kammer hießen, wurden am Gründonnerstag verteilt. Noch heute wäscht der Papst in Nachahmung des Vorbilds Christi während der kirchlichen Zeremonie zwölf auswählten Männern die Füße. Erhielten sie zunächst eine Goldmünze als Geschenk, ließ Papst Leo X. (1531-1521) als erster eigene Medaillen für diesen Zweck prägen. Bis 1870 wurden diese Medaillen ausgegeben.

London als Zentrum des Handels mit Münzen und Medaillen des Papstes

Was Mitte des 16. Jahrhunderts begann, wurde Ende des 18. Jahrhunderts zu einer weit verbreiteten Mode. Die Jahre nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und vor den Feldzügen Napoleons gelten heute als die Goldene Zeit der Grand Tour. Vor allem die englischen Lords reisten nach Rom und kauften dort auf, was nicht niet- und nagelfest war. Und so entwickelte sich London zu einem Zentrum von Auktionen mit Münzen und Medaillen der Päpste. Im 18. Jahrhundert fanden fast 100 solche Auktionen in London statt. Wobei die Auktionskataloge nicht immer den Unterschied zwischen Münze und Medaille machen. Kein Wunder, noch heute fällt diese Unterscheidung dem Neuling schwer. Die Münzen mit ihren wunderschönen Rückseitenmotiven sind nur zu leicht mit Medaillen zu verwechseln und wurden genauso gerne als Souvenirs nach Europa exportiert.

Eine unerschöpfliche Quelle von Bildern

Die päpstliche Produktion von Münzen und Medaillen wurde natürlich durch die Nachfrage der Rombesucher stimuliert. Nur zu gerne entschied man sich bei den Darstellungen für Bilder, von denen man wusste, dass sie den Gästen gefallen würden. Natürlich stand der Glauben im Mittelpunkt, aber die Fülle von Gebäuden und von Szenen, auf denen viele Figuren zu sehen sind, fällt auf. Sie werden einfach besser angekommen sein! Auch hier erinnert vieles an moderne Phänomene der Gedenkmünzenprägung, bei denen die Bedürfnisse und Wünsche der Sammler im Mittelpunkt stehen. Uns zeigt die päpstliche Prägung das Bild von Rom, das die Rombesucher erwarteten und das sie ihren Lieben daheim vorführen wollten.

Der Katalog zur kommenden Künker Auktion 403 gibt Ihnen die Möglichkeit einzutauchen in eines der ältesten Sammelgebiete der Numismatik. Und wenn mehr über den historischen Hintergrund erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen das 2021 im Hirmer Verlag erschienene Werk der Staatlichen Münzsammlung München mit dem Titel „Die Silberne Stadt – Rom im Spiegel seiner Medaillen“, herausgegeben von Matteo Burioni und Martin Hirsch. Ihm haben wir viele Details dieses Artikels entnommen. Ebenfalls lesenswert ist das 2019 im Herder Verlag erschienene Buch von Kay Ehling und Jörg Ernesti mit dem Titel „Glänzende Propaganda – Kirchengeschichte auf Papstmedaillen“.

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