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Münze auf Münze: Luxemburg lässt „Feierstëppler“ wiederauferstehen

Von Sebastian Wieschowski

Das Großherzogtum Luxemburg ist heutzutage vor allem für seine Funktion als Finanzzentrum bekannt, für seine multikulturelle Atmosphäre als Sitz zahlreicher europäischer Institutionen und für seine malerische Natur und Landschaft. Viele historische Stätten ziehen Touristen an, darunter Burgen und mittelalterliche Stadtzentren: Die Stadt Luxemburg, die Hauptstadt des Landes, ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und bekannt für ihre gut erhaltene Festung. In Vergessenheit geraten ist dagegen die Vergangenheit des kleinen Landes zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich in der Montanindustrie: Die Region verfügte über reiche Eisenerzvorkommen und war ein wichtiger Produzent von Stahl und Eisen. Die Montanindustrie war einer der Hauptmotoren der luxemburgischen Wirtschaft und trug maßgeblich zum Wachstum und zur Industrialisierung des Landes bei.

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Historisches Original: Der „Feierstëppler“ war mehr als ein halbes Jahrhundert in Luxemburg im täglichen Geldverkehr zu finden. Foto: Wieschowski

Historisches Original: Der „Feierstëppler“ war mehr als ein halbes Jahrhundert in Luxemburg im täglichen Geldverkehr zu finden. Foto: Wieschowski

Von 1924 bis 1981 gültig: Eine Jahrhundert-Münze für Luxemburg

Welche Bedeutung die Montanindustrie in Luxemburg einst hatte, lässt sich an einer Zwei-Euro-Gedenkmünze ablesen, die derzeit von der „Banque Centrale du Luxembourg“ in Umlauf gebracht wird und einer anderen luxemburgischen Münze ein Denkmal setzt. Der sperrige Titel der Zwei-Euro-Münze lautet: „100. Jahrestag der Einführung von in Franken lautenden Münzen mit dem Bild des Feierstëppler”.

Es handelt sich dabei um die Ein-Franc-Münzen, die von 1924 bis 1935 und dann von 1952 bis 1964 geprägt wurden. Sie zeigen einen so genannten „Feierstëppler“ bei der Arbeit, im Hintergrund sind die Hochöfen und darüber der Name des Landes in Luxemburgisch zu sehen. In der ersten Prägeperiode kamen mit den Jahreszahlen 1924, 1928 und 1935 insgesamt vier Millionen Münzen in Umlauf, zwischen 1952 und 1964 wurden sieben Jahrgänge mit Auflagezahlen zwischen einer und fünf Millionen Stück pro Jahr geprägt.

Beim Anblick des „Feierstëppler“, der wörtlich übersetzt im Feuer „stochert“, lässt sich nur ansatzweise die körperliche Anstrengung dieser Arbeit erahnen. Auf Deutsch wird der Stahlarbeiter als „Puddler“ bezeichnet. Beim Puddelverfahren wird Eisen oder Stahl in einem Puddelofen erhitzt und durch Bearbeitung mit einem Werkzeug, oft einem Puddelhammer, von Verunreinigungen befreit und zu einem homogenen Block geformt. Der Puddler spielt eine wichtige Rolle bei der Umformung des Metalls, um es für weitere Verarbeitungsschritte vorzubereiten.

Normalprägung: Mit nur 120.000 Exemplaren zählt die Münze mit dem sperrigen Titel „100. Jahrestag der Einführung von in Franken lautenden Münzen mit dem Bild des Feierstëppler“ zu den Raritäten des Jahres im Sammelgebiet der 2-Euro-Umlaufgedenkmünzen. Foto: BCL

Normalprägung: Mit nur 120.000 Exemplaren zählt die Münze mit dem sperrigen Titel „100. Jahrestag der Einführung von in Franken lautenden Münzen mit dem Bild des Feierstëppler“ zu den Raritäten des Jahres im Sammelgebiet der 2-Euro-Umlaufgedenkmünzen. Foto: BCL

Vom Stahlarbeiter zum Gelegenheits-Fotomodell

Dass ausgerechnet eine Monarchie in der europäischen Zwischenkriegszeit und erneut nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgerechnet einen leicht bekleideten Stahlarbeiter auf seine Umlaufmünzen brachte, darf im zeitgeschichtlichen Kontext durchaus als Form des Standort-Marketings verstanden werden: Im Jahr 1911 wurde der Stahlkonzern „ARBED“ als Vereinigung der Stahlhütten von Burbach (heute ein Teil von Saarbrücken), Eich (ein Vorort von Luxemburg-Stadt) und Dudelange (im Süden des Landes) gegründet. Die ARBED gehörte damals zu den zehn größten Stahlkonzernen der Welt und Luxemburg produzierte pro Kopf so viel Stahl wie kein anderes Land der Erde, in Summe lag das Großherzogtum auf Platz sechs weltweit. 1921 ging Luxemburg eine Wirtschaftsunion mit Belgien ein und konnte sich nach dem Ausscheiden aus dem Deutschen Zollverein schnell auf den Weltmarkt einen Namen als wettbewerbsfähiger Stahlproduzent machen. Die Verwendung eines Symbols aus der Montanindustrie auf den luxemburgischen Münzen lag also nahe – genauso wie in der zweiten Prägeperiode ab 1952, als die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet wurde und Luxemburg als kleinstes Mitgliedsland neben Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden an einem Tisch saß.

Während der „Feierstëppler“ in Luxemburg vor allem den älteren Bürgern aus der Zeit des Luxemburgischen Francs ein Begriff ist, gerieten die Personen dahinter schnell in Vergessenheit: Auguste Trémont, ein luxemburgischer Künstler und Bildhauer, soll von der stämmigen Statur des Stahlarbeiters Mathias Gaasch derart beeindruckt gewesen sein, dass er ihn als Modell engagierte. Laut einem Artikel, der am 2. März 2002 im „Luxemburger Wort“ veröffentlicht wurde, wurde Trémont an Silvester 1892 geboren und studierte in Paris, musste aber wegen des Ersten Weltkriegs seine akademische Karriere beenden und in seine Heimat zurückkehren. Dort erhielt er dem Bericht zufolge von der „Aciérie de Dudelange“ den Auftrag, Arbeitsszenen in der Stahlfabrik in Düdelingen in Gemälden festzuhalten. Dort traf er auf Mathias Gaasch. Die Verwendung als Münzmotiv war damals noch nicht absehbar, sondern später von dem belgischen Künstler Armand Bonnetain als Gravur umgesetzt. Mathias Gaasch starb im Jahr 1939 im Alter von 67 Jahren.

Reliefprägung: Die Sonderausführung mit herausgehobenen Motiv-Details wird ausschließlich in Coincards zu finden sein. Foto: BCL

Reliefprägung: Die Sonderausführung mit herausgehobenen Motiv-Details wird ausschließlich in Coincards zu finden sein. Foto: BCL

Auch wenn die Münzen mit dem „Feierstëppler“ im Jahr 1991 außer Kurs gesetzt wurden, lebt die Legende weiter: Am 25. Oktober 2002 wurde vor der Zentralbank von Luxemburg in der gleichnamigen Landeshauptstadt eine Skulptur von Yvette Gastauer-Claire (die auch für die Gestaltung der luxemburgischen Euro-Umlaufmünzen verantwortlich zeichnet) mit dem Namen „De Feierstëppler“ enthüllt. Die Skulptur erinnert an den luxemburgischen Franken und an die Stahlindustrie erinnern – beide gelten als Wohlstandsbringer für das Großherzogtum. Auffällig ist: Die Skulptur hat keinen Kopf, sondern überdimensionale Hände. Bei der Enthüllung erklärte die Künstlerin, dass die großen Hände aufgrund ihrer starken Ausstrahlung in all ihren Skulpturen wiederkehren.

Fotoprägung: Wie auch im Vorjahr haben Sammler alle Hände voll zu tun, wenn sie alle Varianten der luxemburgischen Gedenkmünzen besitzen möchten. Diese Spezialausgabe, die nur in Kursmünzensätzen ausgegeben wird, weist ein Latentbild auf. Foto: BCL

Fotoprägung: Wie auch im Vorjahr haben Sammler alle Hände voll zu tun, wenn sie alle Varianten der luxemburgischen Gedenkmünzen besitzen möchten. Diese Spezialausgabe, die nur in Kursmünzensätzen ausgegeben wird, weist ein Latentbild auf. Foto: BCL

Italienische Handschrift und Spezialeffekte hoch drei

Die 2 Euro Gedenkmünzen, die im Jahr 2024 den „Feierstëppler“ würdigen, stammen aus der Feder der italienischen Künstlerin Chiara Principe: „Ich fand es schön und vor allem sehr bedeutsam, dass ein europäisches Land eine Euro-Münze widmen wollte, und nicht einfach eine einfache Gedenkmünze für Sammler, zur Feier des Jahrestages einer historischen Münze, die eine wichtige Phase des Landes symbolisiert. Man bat mich ausdrücklich, die gesamte Feiersteppler-Münze innerhalb der 2 Euro darzustellen. Ich lächelte und dachte daran, dass der Autor, der Belgier Armand Bonnetain, sicherlich nie gedacht hätte, dass er hundert Jahre später seine Münze auf der Vorderseite einer europäischen Währung finden würde und – irgendwie – wieder in den Händen aller. Am Ende entschied sich Luxemburg unter den verschiedenen Designvorschlägen für eine sehr einfache, klare und direkte Komposition, die mit der Zahl 100 des Jubiläums spielt. „Es war wirklich eine Ehre, diese wichtige Münze zu signieren und dem schönen numismatischen Werk, das von Bonnetain geschaffen wurde, Tribut zu zollen.“

Die Münze wird nach aktuellem Stand in vier verschiedenen Ausführungen geprägt:

  1. Die Normalversion wurde mit einer Auflage von 120.000 Stück von der Monnaie de Paris hergestellt, deshalb ist auf diesen Münzen auch das Münzmeisterzeichen von Joaquin Jimenez zu sehen.
  2. De Koninklijke Nederlandse Munt wird die Sonderprägungen für Coincards mit einer besonderen Reliefprägung in einer Auflage von 7.500 Stück herstellen.
  3. Ebenfalls aus Utrecht stammt die Sonderanfertigung für die Kursmünzensätze des Jahres 2024. Besonderheit hier: Die Münzen mit einer Auflage von nur 2.500 Stück weisen ein Latentbild auf. Im Vorjahr waren die Kursmünzensätze, die ursprünglich für rund 40 Euro ausgegeben wurden, wegen dieser Sonderprägung auf einen Wert von 150 bis 200 Euro gestiegen.
  4. Zu einem späteren Zeitpunkt erscheint eine Sonderprägung in „Polierte Platte“, die sowohl in einem PP-Kursmünzensatz als auch in einer PP-Kollektion zu finden sein wird. Die Gesamtauflage der PP-Münzen ist noch unbekannt, dürfte jedoch bei insgesamt 3.500 Stück liegen.

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