Ein Besuch auf der MIF International Money Fair
von Sebastian Wieschowski
Valkenburg aan de Geul ist nicht nur eine idyllische Kleinstadt in der niederländischen Provinz Limburg, der Ortsname wurde seit 1986 synonym für eine der wichtigsten Banknotenmessen der Welt verwendet.
Inhalt
Auf dem aufsteigenden Ast
Auch wenn nicht nur der Ortsname, sondern auch das frühere Veranstaltungszentrum („Polfermolen-Halle“) durchaus einen provinziellen Klang haben, entwickelte sich die „Paper Money Show“ in den Niederlanden in den vergangenen Jahrzehnten von einem Geheimtipp zu einem weltweit relevanten Pflichttermin für Händler und Sammler. Und mit dem Umzug in das moderne „Maastrichts Expositie en Congres Centrum“ und der Umbenennung in „MIF International Money Fair“ hat Veranstalter Dimitri Waltmans selbstbewusst seinen Anspruch deutlich gemacht, in einer Liga mit der „World Money Fair“ in Berlin oder der US-amerikanischen „World’s Fair of Money“ zu spielen.
Fans aus aller Welt
Und es ist ihm gelungen: Bei der jüngsten Ausgabe der MIF, die zweimal im Jahr stattfindet, kamen am 23. und 24. September über 220 Händler nach Maastricht – viele davon handelten bereits in den Tagen zuvor auf der „Pre Show“ miteinander und nutzten die gesamte Veranstaltungsdauer von sechs Tagen: „Die Sammler waren sehr lokal, jetzt ist das Publikum sehr international“, sagt Waltmans rückblickend auf die Entwicklung der Veranstaltung. Und egal, ob in der Messehalle, auf dem Parkplatz vor dem Veranstaltungszentrum oder abends in der Altstadt – überall wurde deutlich, dass die Banknotenbörse ein Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt ist: 64 Nationalitäten waren nach Angaben des Veranstalters vertreten, darunter Händler aus dem arabischen Raum, aus Asien und dem mittleren Osten. Sogar aus Australien und Neuseeland nahmen Aussteller den weiteren Weg auf sich – Rekordhalter war ein Fachbesucher aus Neukaledonien.
Was das Herz des Banknotensammlers begehrt
Auf der Herbst-Ausgabe der MIF war alles zu sehen, was das Herz eines Banknotensammlers begehrt: Prächtige Geldscheine aus westafrikanischen Kolonien, bevorzugt im Grading-Slab der US-amerikanischen Zertifizierungsdienste und durchaus im fünfstelligen Preisbereich, originalverpackte Banknoten-Bündel im Ziegelsteinformat (deshalb auch „brick“ genannt), französische Assignaten aus der Zeit vor der Revolution (bereits ab 7,50 Euro zu bekommen), daneben Wühlkisten mit Zahlungsmitteln aus aller Welt ab einem Euro (am letzten Messetag per Kilo verkauft) und Null-Euro-Souvenirbanknoten – für Einsteiger wie Profis wurde der Messebesuch zu einem kurzweiligen Vergnügen. Apropos Einsteiger: Seit vielen Jahren bemüht sich Messeveranstalter Dimitri Waltmans, auch Schulklassen aus der näheren Umgebung für einen Besuch zu gewinnen – denn die bunten Scheine mit prächtigen Farben und spannenden Spezialeffekten kommen auch bei der jungen Generation an, weil sie darauf viele Themen wie Tiere oder Technik finden, für die sie sich ohnehin interessieren.
Familiäres Flair
Trotz der internationalen Bedeutung der MIF-Messe, dem deutlichen Wachstum (220 Aussteller entsprachen einem Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und einem hohen Grad der Professionalisierung hat sich die Veranstaltung ein familiäres Flair bewahrt: Viele Helfer sind alte Schulfreunde von Dimitri Waltmans, der in Maastricht aufgewachsen ist. Zu der gemütlichen Stimmung trug auch die Gestaltung der Halle bei: Breite Gänge, eine übersichtliche Anordnung der Tische, dazu Teppichboden und eine Deckenbeleuchtung mit violetten Farbtupfer – dieses Ambiente kam nicht nur bei Händlern und Besuchern gut an, sondern auch bei anderen Messeveranstaltern wie Götz-Ulf Jungmichel von der World Money Fair, der sich auf Einladung der niederländischen Messeveranstalter in Maastricht umsah und die Arbeit von Dimitri Waltmans und seinem Team in den höchsten Tönen lobte.
Wer als Sammler oder als fachfremder Besucher nach Maastricht fährt, muss wissen: Die MIF ist in erster Linie eine B2B-Messe, einen Ansturm von zehntausenden Besuchern wie auf der World Money Fair in Berlin wird man dort nicht erleben – und das ist auch gut so, denn so kann man in Ruhe mit Händlern und fortgeschrittenen Sammlern fachsimpeln, stundenlang in einer Endlosschleife durch die Gänge flanieren und immer wieder etwas Neues entdecken. Populäre Sammelgebiete wie die Null-Euro-Banknoten waren eine Randerscheinung, stattdessen standen klassische Banknoten aus vergangenen Jahrhunderten im Mittelpunkt. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Fachvorträge der Spezialdruckerei Royal Joh. Enschedé, die offizielle Dokumente, Briefmarken und Banknoten herstellt, sowie einem Vor-Ort-Grading-Angebot des Zertifizierungsdienstleiters „PMG“ und einer Auktion von „Stacks Bowers“ im Anschluss an die Banknoten-Börse.