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Wir Klauberinnen – Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg

Die Ausstellung Wir Klauberinnen beleuchtet ein wichtiges, bislang wenig beachtetes Kapitel der steirischen Industriegeschichte: Die Arbeitswelt der Klauberfrauen. Von 1912 bis 1967 schieden überwiegend Frauen an Förderbändern oder ruhenden Klaubtischen der Aufbereitungsanlagen des steirischen Erzberges den gewonnenen Verhau in Erz und taubes, wertloses Gestein. Die Ausstellung spiegelt die Vielschichtigkeit der Lebens- und Arbeitswelt dieser Frauen wider.

Das älteste Bild von Klauberinnen an Sortierbändern, zw. 1910 und 1920. Foto: Stadtmuseum Eisenerz Archiv.

Das älteste Bild von Klauberinnen an Sortierbändern, zw. 1910 und 1920. Foto: Stadtmuseum Eisenerz Archiv.

Seit Anbeginn des Bergbaus haben Frauen ihren Beitrag zur Gewinnung, Aufbereitung und zum Vertrieb geleistet. Deutlich sichtbar wurde dies zwischen 1912 und 1967 am Erzberg. Die zunehmende maschinelle Erzgewinnung führte in diesen Jahren zur Errichtung von zwölf Sortier- und Klaubanlagen, in denen vorwiegend Frauen händisch das erzhaltige vom tauben, wertlosen Gestein trennten. Abertausende Tonnen von Gestein gingen durch ihre Hände, bevor es zur Weiterverarbeitung abtransportiert wurde. Gearbeitet wurde sechs Tage die Woche im Schichtbetrieb.

Klauberinnen in der Klaubanlage Nr. 9 bei ihrer Tätigkeit dem Scheiden des erzhaltigen Gesteins vom tauben, wertlosen Gestein. Anfang der 1950er-Jahre. (c) Privatbesitz Emilie Goldgruber.

Klauberinnen in der Klaubanlage Nr. 9 bei ihrer Tätigkeit dem Scheiden des erzhaltigen Gesteins vom tauben, wertlosen Gestein. Anfang der 1950er-Jahre. (c) Privatbesitz Emilie Goldgruber.

Klauberinnen in der Klaubanlage Nr. 9; Abschiedsfoto für eine Klauberin, die wegen ihrer neuen Liebe nach England ging. (c) Privatbesitz Emilie Goldgruber.

Klauberinnen in der Klaubanlage Nr. 9; Abschiedsfoto für eine Klauberin, die wegen ihrer neuen Liebe nach England ging. (c) Privatbesitz Emilie Goldgruber.

Sortieranlage Nr. 3 mit vorgelagerten Waschtrommeln für den gemischten Verhau. (c) Stadtmuseum Eisenerz Archiv.

Sortieranlage Nr. 3 mit vorgelagerten Waschtrommeln für den gemischten Verhau. (c) Stadtmuseum Eisenerz Archiv.

Das Leben. Die Arbeit. Die Geschichten. Die Topografie. Das Gestein.

Wie viele Frauen am Erzberg in den Klaub- und Sortieranlagen gearbeitet haben, ist nicht bekannt. Die Laufzeit aller Anlagen und die Annahme eines durchschnittlichen Arbeiterinnenstandes pro Anlage sowie durchschnittlicher Arbeitsjahre lassen eine stattliche Zahl vermuten. Dies auch deshalb, weil die für die damaligen Verhältnisse gut dotierte Arbeit als Klauberin in den entbehrungsreichen Nachkriegs- und nachfolgenden Wirtschaftswunderjahren für viele Frauen attraktiver schien als eine Anstellung als Verkäuferin oder Friseurin. Die meisten Klauberinnen mussten aber schlichtweg aus Not am Erzberg arbeiten.

Vogelperspektive auf die Klaubanlage Nr. 9 mit übergeordnetem Brecher, 1956. (c) Archiv Erich Salzer.

Vogelperspektive auf die Klaubanlage Nr. 9 mit übergeordnetem Brecher, 1956. (c) Archiv Erich Salzer.

Klauberinnen bei ihrer Tätigkeit in der Klaubanlage Nr. 7, 1962. (c) Archiv Erich Salzer.

Klauberinnen bei ihrer Tätigkeit in der Klaubanlage Nr. 7, 1962. (c) Archiv Erich Salzer.

Klauberinnen an einem von drei Sortierbändern in der Sortieranlage Nr. 3. Diese Anlage war die am längsten in Betrieb stehende Anlage, 1950. (c) Archiv Erich Salzer.

Klauberinnen an einem von drei Sortierbändern in der Sortieranlage Nr. 3. Diese Anlage war die am längsten in Betrieb stehende Anlage, 1950. (c) Archiv Erich Salzer.

Viele der Klauberinnen trugen ob ihrer Tätigkeit wesentlich zum Familieneinkommen bei. Einige konnten sich mit ihrer Familie ein Eigenheim schaffen oder ihren Kindern eine höhere Schulbildung zuteilwerden lassen. Unbewusst trugen die Klauberfrauen aber auch ein Stück weit zur Emanzipation bei, waren sie doch weniger das Abziehbild bürgerlicher Vorstellung von Weiblichkeit als vielmehr gestandene Persönlichkeiten im Spannungsfeld zwischen dem patriarchalen Modell der Versorgungsehe, geschlechtsspezifischen Benachteiligungen, Kinderbetreuung und Doppelbelastung mit schwerer körperlicher Lohnarbeit, ständig der Kälte, Nässe und dem Schmutz ausgesetzt.

Kuratorin Karin Hojak-Tabeler und die Ausstellungsgestalterinnen Annabell Spötl und Sigrid Bürstmayr. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Kuratorin Karin Hojak-Tabeler und die Ausstellungsgestalterinnen Annabell Spötl und Sigrid Bürstmayr. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Wir Klauberinnen“. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Wir Klauberinnen“. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Wir Klauberinnen. Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg“. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Ausstellungsansicht „Wir Klauberinnen. Wirtschaftsgeschichte vom Erzberg“. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek.

Basierend auf einer Publikation

Die sehr zeitgemäß gestaltete Schau fußt auf der 2021 von Karin Hojak-Talaber herausgegebenen Publikation „Rund um den Erzberg. Die beeindruckende Geschichte der Klauberfrauen.“ Die Ausstellung vermittelt Besucher*innen anhand von originalen Arbeitsutensilien, Schautafeln und großflächigen Fotos sehr anschaulich, was es hieß, Klauberin am Erzberg zu sein. Die Vielschichtigkeit der Ausstellung basiert maßgeblich auf der Bereitschaft der ehemaligen Klauberinnen und deren Angehörigen, ihre Erinnerungen, persönlichen Fotografien und Lebensgeschichten zu teilen. Historische Quellen, Skizzen der Klaub- und Sortieranlagen, eine Installation mit Kopftüchern und einige Leihgaben aus Privatbesitz ergänzen den sehr persönlichen Aspekt der Schau und ermöglichen einen berührenden Zugang. Die Ausstellung, die ein Stück steirische Industriegeschichte vermittelt, wurde im Rahmen von eisenerZ*ART von Karin Hojak-Talaber und den Ausstellungsgestalterinnen Sigrid Bürstmayr und Annabell Spötl für den FreiRaum Eisenerz entworfen und dort 2021/2022 gezeigt. In adaptierter Form und mit einigen neuen Elementen angereichert ist sie nun im Museum für Geschichte zu sehen.

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