Frankreichs Geschichte in Münzen – Teil 3: Ein neuer Napoleon
von Aila de la Rive, mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseums
Mit einer Wahlbeteiligung von über 80 Prozent wird Louis Bonaparte, der Neffe Napoleon Bonapartes, im Dezember 1848 zum Präsidenten der Republik gewählt. Doch nach einem inszenierten Staatsstreich lässt er sich erst zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen, ein Jahr später dann als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen ausrufen.
Inhalt
Der neue Napoleon
Der neue Kaiser der Franzosen hat große Pläne: Frankreich soll endlich wieder als europäische Führungsmacht etabliert werden. Zunächst macht sich Napoleon III. daran, seine Hauptstadt zu erneuern – die malerische, aber in sanitärer Hinsicht sehr unzulängliche Altstadt von Paris wird nahezu vollständig abgebrochen und neu erbaut. Und Napoleon beginnt, Frankreich zu erneuern. Das Zweite Kaiserreich beschert dem Land eine wirtschaftliche Blütezeit im Innern und einen enormen Macht- und Prestigegewinn nach außen.
Durch einen glücklichen Zufall fällt der Machtantritt Napoleons III. mit einem deutlichen Umschwung der wirtschaftlichen Lage zusammen. Goldfunde in Kalifornien und Australien heizen den Weltmarkt an, und ein stabiles Preisniveau bietet Unternehmern neue Investitionsanreize. Bis zum Ende des Zweiten Kaiserreichs verdoppelt sich der Wert der Industrieproduktion in Frankreich: Sie ist damit höher als die Leistung sämtlicher Länder auf dem europäischen Kontinent zusammengenommen. Die Baumwollproduktion ist nach der englischen die größte in Europa.
Die wirtschaftliche Blüte hängt eng mit der Entwicklung von Banken zusammen, die Kredite in nie gesehenem Ausmaß vergeben – so wird zum Beispiel im Jahre 1863 der Crédit Lyonnais gegründet, eine Institution, die schnell zu einer von Frankreichs größten und einträglichsten Banken wird. Sparer und Sparerinnen bringen ihr Geld jetzt zu Sparkassen und Banken, anstatt es in der Matratze zu horten; dadurch können die Kreditinstitute wesentlich zur Finanzierung des nationalen Wachstums beitragen.
Das Zweite Kaiserreich ist die Zeit großer Reichtümer: Banken, Dampfer, Eisenbahnen und Fabriken bilden ein Aktien- und Obligationenkapital von 20 Milliarden Franc – ein Kapital, das sich in der Hand von 183 Financiers befindet.