Münzhändler Richard Beale gesteht Schuld ein
von Björn Schöpe
Richard Beale hat sich in zentralen Anklagepunkten schuldig bekannt. Bei einer Anhörung vor dem New York Supreme Criminal Court am 14. August 2023 gestand der Inhaber des britischen Auktionshauses Roma Numismatics nach Medienberichten, verschiedene Straftaten im Sinne der Anklage begangen zu haben, darunter Verschwörung in zwei Fällen und strafbarer Besitz von Diebesgut in drei Fällen.
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Gefälschte Provenienz des Eid-Mar-Aureus
Zwei Münzen standen von Anfang an im Mittelpunkt der Medienberichte: ein Eid-Mar-Aureus und eine silberne Tetradrachme aus Naxos. Beide Münzen wurden am 29. Oktober 2020 von Roma Numismatics in London verkauft. Der Aureus erzielte 3,24 Millionen britische Pfund, die Tetradrachme 240.000 britische Pfund. Der Aureus galt damit als teuerste antike Münze der Welt (bis zu einem neuen Rekordergebnis eines Goldstaters in einer NAC-Auktion im Mai 2023).
In beiden Fällen gestand Beale nun, die Provenienzen gefälscht zu haben. Die BBC berichtet unter Berufung auf Gerichtsunterlagen, Beale habe 2015 eine Abmachung mit dem italienischen Münzhändler Italo Vecchi getroffen. Gemeinsam seien sie nach München gereist und hätten dort die Goldmünze mit unklarer Provenienz für 450.000 Euro gekauft. Im August 2020 schickte Beale den Aureus in die USA, um ihn dort authentifizieren zu lassen. Um die Aufmerksamkeit der Behörden nicht zu wecken, habe er als Herkunft „Türkei“ angegeben.
Im September 2020 bot Beale beide Münzen in einer Auktion an, als Provenienz nannte er die Sammlung eines Barons Dominique de Chambrier mit einer beeindrucken Liste alter Sammlungen. Was bisher nicht bekannt war: Dieser Baron schrieb offenbar noch im Oktober 2020 an Beale eine E-Mail und einen Brief und forderte ihn auf, diese falsche Provenienz zurückzuziehen. Es war bislang nur bekannt gewesen, dass Beale für eine gefälschte Provenienz eine hohe Summe angeboten hatte – offenbar eben diesem Baron, der aber ablehnte. Beale änderte die Angaben dennoch nicht und verkaufte die Münze zum damaligen Rekordpreis.
Gefälschte Provenienzen der Alexander-Dekadrachmen
Nicht weniger kriminell war Beales Vorgehen bei einer anderen Gruppe von Münzen, wie es BBC News Arabic bereits 2020 dokumentiert hatte. Demnach fanden Fischer 2017 in den Gewässern Palästinas vor Gaza zahlreiche antike Silbermünzen, fortan bekannt als „Gaza Hoard“. Der Archäologe Fadel Alatol, der die Münzen noch vor Ort begutachtete, datierte sie in das 4. Jahrhundert v. Chr. und erkannte in einigen von ihnen seltene Alexander-Dekadrachmen. Von diesem Typus waren zuvor nur zwanzig Exemplare bekannt gewesen. Kurz darauf verschwanden die Münzen. Wenige Monate später tauchten in Auktionen plötzlich neunzehn solcher Alexander-Dekadrachmen auf, elf davon in Auktionen von Roma Numismatics. Als Provenienz nannten die Kataloge eine „private kanadische Sammlung“ oder eine „private europäische Sammlung“. Im September 2017 habe Roma Numismatics eine solche Münze für 100.000 britische Pfund verkauft.
2019 konfrontierten BBC-Reporter Beale mit ihrem Verdacht, dass diese Münzen aus dem Gaza Hoard stammten. Beale soll der BBC schriftlich erklärt haben, dass er die Einlieferer gut kenne und ihnen vertraue. Die Münzen seien aus einem unverdächtigen Land eingeführt worden. Roma Numismatics habe danach weitere dieser Dekadrachmen angeboten.
Nun soll Beale vor Gericht erklärt haben, ihm sei bekannt gewesen, dass die Provenienz dieser Dekadrachmen gefälscht war und dazu diente, die wahre Herkunft aus dem Gaza Hoard zu verschleiern. Trotz der Ermittlungen der BBC habe er bewusst weiter Münzen aus dem Gaza Hoard verkauft.
Die Richterin Althea Drysdale wird von der BBC zitiert, sie habe Beales Verhalten „beklagenswert falsch und illegal“ genannt und „zum Schaden sowohl der Käufer als auch der Länder, deren Kulturgüter er illegalerweise angekauft“ habe. Der Eid-Mar-Aureus und die Tetradrachme aus Naxos wurden Anfang 2023 an Griechenland und Italien zurückgegeben.
Beale muss im März 2024 vor dem New York Supreme Criminal Court erscheinen.